03/10/2020
Von wegen wir protestieren....
Ich hab vor der Mama mal ins Beet gek...t, damit sie sieht, dass ich ganz böses Bauchweh hab. Sie ist dann mit mir gleich zum Doc gefahren und ich bekam zwei Spritzen, nach denen es mir bald wieder besser ging.
Hausarrest hatte ich auch noch.
Ich hab nämlich zu viel Streusalz von meinen Pfoten geschleckt, das die Nachbarn wegen ein paar Schneeflöckchen großzügig auf den Wegen verteilt hatten (ist übrigens nicht erlaubt) - da hat die Mam sich gedacht, wär ja blöd, wenn ich gleich wieder rausmarschiere, so lange das Zeugs da noch liegt...
Hilfe meine Katze pinkelt in die Wohnung!
Sobald eine Katze ihr Katzenklo nicht mehr regelmäßig benutzt, meinen viele Halter, dass „sie aus Protest dahin pinkelt“. Die menschlichen Denkweisen werden leider immer noch viel zu oft auf die Tiere übertragen.
Das würde also heißen, dass die Katze überlegt, wie sie ihren Halter ärgern könnte. Diese überaus irrige Annahme setzt für den/die Halter/innen voraus, dass das Tier bösartig ist. DEM IST NICHT SO! DAS TIER SENDET EINEN HILFERUF und zwar einen sehr geruchsintensiven. Den Pinkelattacken muss also dringend auf den Grund gegangen werden, denn das Tier fühlt sich in jedem Fall sehr unwohl:
IST DIE KATZE KRANK?
Als erstes steht der Gang zum Tierarzt an, denn die Katze könnte an einer Blasenentzündung leiden. Wer schon einmal eine Blasenentzündung hatte, weiß, dass dies eine ausgesprochen schmerzhafte Angelegenheit ist. Das Absetzen von Urin bereitet Höllenqualen und bis der Halter dies bei seinem Tier bemerkt, vergeht meist sehr viel Zeit. Die Katze aber weiß sich zu helfen, um den Halter aufmerksam zu machen: Sie pinkelt außerhalb des Klos. Wir haben schon Tiere erlebt, die sich helle Untergründe zum Pi***ln suchten, damit die Halter/innen aufmerksam wurden. Interessanterweise handelte es sich hierbei um Tiere, die Blut im Urin hatten, was auf hellem Untergrund natürlich sofort zu sehen war.
Die Katze sucht sich auch gern einen wärmeren, weicheren Platz der am besten noch nach Herrchen/Frauchen duftet, denn Herrchen/Frauchens Duft ist tröstlich und sorgt für angenehme Gefühle bei der Katze.
Eine Blasenentzündung ist im Übrigen der häufigste Grund, weshalb eine Katze unsauber ist. Diese kommen meist von Harnsteinen in der Blase, die mitunter von falscher Ernährung herrühren. Insbesondere Kater haben aufgrund ihrer Anatomie eine erhöhte Gefahr daran zu erkranken, da bei ihnen der Harntrakt länger ist. Es ist möglich, dass ein Harnstein in der Harnröhre stecken bleibt und eine sogenannte Harnröhrenverlegung verursacht. Der Harn kann nicht mehr durch die Harnröhre nach außen dringen und staut in die Blase und dann bis in die Niere zurück. Dies bedeutet IMMER Lebensgefahr, denn das Tier wird unweigerlich an Nierenversagen sterben! Das Tier gehört sofort in ärztliche Notversorgung, wenn bemerkt wird, dass ein Urinabsatz nicht mehr stattfindet!
NORMALER HARNABSATZ oder HORIZONTALES HARNMARKIEREN?
Beim „einfachen Harnabsatz“ sucht die Katze erstmal eine geeignete Stelle, dann setzt sie sich und hinterlässt meist eine größere Pfütze. Hierbei handelt es sich meist schlicht und ergreifend um normalen Harnabsatz.
Aber hier ist evtl. auch Vorsicht geboten: Es kann durchaus sein, dass das Tier nicht selbstbewusst genug ist, um das sogenannte „Vertikale Urinspritzen“ zu vollziehen. Auf den Unterschied „normaler Harnabsatz“ und „horizontales Harnmarkieren“ gehen wir zu einem späteren Zeitpunkt ein.
VERTIKALES HARNMARKIEREN:
Beim „Vertikalen Harnmarkieren“ steht der Schwanz der Katze hoch und er zittert, manchmal treteln die Katzen sogar mit den Hinterbeinen. Der Harn wird senkrecht gegen alle möglichen Stellen gespritzt. Der Gesichtsausdruck ist meist konzentriert oder der Welt entrückt euphorisch. Je höher die Harnmarkierung vertikal an Wände, Mobiliar, Fenster, Gardinen etc. angebracht wird, desto größer ist die Drohung oder Provokation! Die Urinmengen können unterschiedlich groß sein.
Gründe für das horizontale und das vertikale Harnmarkieren sind immer emotional, hormonell und in den allermeisten Fällen territorial (revierorientiert) bedingt. Sie sollten dabei an folgende Begriffe denken:
- Frustration
- Aufregung
- Angst
- Stress
- Trauer
- Unwohlsein
- Verunsicherung
- Nicht-Geborgensein
- Unzufriedenheit
- Bedürftigkeit
Sie können sich nun vorstellen, dass ihr Tier versucht mit Ihnen zu kommunizieren? Sie ahnen, dass eine Bestrafung – wie sie leider von einigen Fachleuten gern als konsequentes Handeln propagiert werden – völlig inakzeptabel ist? Dann sind Sie jetzt schon ein großes Stück weiter, als viele Ihrer Leidensgenossen.
Der Knackpunkt ist, herauszufinden, wo nun der Grund/die Gründe bei Ihrem Tier liegen. Infrage kommen z.B.
- Die Katze / der Kater wurden nicht kastriert (sterilisiert reicht übrigens nicht!).
- Umzug in eine andere Wohnung/Haus.
- Nicht artgerechte Haltungsbedingungen (kein großer Kratzbaum als Ausguck, keine Rückzugsmöglichkeiten, falsche Ernährung usw.).
- Konfliktreiche Begegnung mit Artgenossen innerhalb und außerhalb des Hauses.
- Neues im Revier (neue Möbel, Personen, Tiere).
- Schlechtes Verhältnis zu den Haltern / kein Vertrauen.
- Freigang wurde verweigert, ohne dass ein Ausgleich geschaffen wurde.
- Katze ist krank.
usw. usw usw. – die Liste ist endlos lang und würde hier den Rahmen sprengen
Wenn Sie der Sache nicht auf den Grund gehen, könnte ein zusätzliches Problem auf Sie zukommen: Ab einem bestimmten Zeitpunkt wird in einem Mehrkatzenhaushalt nicht mehr nur ein einziges betroffenes Tier markieren, sondern die anderen artgenössischen Mitbewohner werden beizeiten fleißig mitmachen! Wenn Sie Pech haben, setzen alle Katzen ihre Duftmarken übereinander, also sie pi***ln ständig auf die Flecken der anderen!
Einige Katzen markieren im Bereich des Kernreviers – also an den Grenzen innerhalb des Reviers und den Zugängen dazu. Hier darf man von einem Konflikt mit einem Artgenossen oder eines anderen lebenden Wesens ausgehen, das sich ebenfalls im oder am Revier des Tieres bewegt. Selbstbewusste Tiere markieren evtl. vor den Augen der anderen Artgenossen oder den Haltern, ein weniger selbstbewusstes lieber heimlich ohne „Zeugen“.
Das Markieren der inneren Grenzen (Außenwände, Fenster, Türen, dort in der Nähe befindliche Möbelstücke etc.) ist ein Nachricht an ortsfremde Katzen, die in das Revier eingedrungen sind und über das Grundstück schleichen
Grundsätzlich aber sollten Halter/innen wissen: Harnmarkieren verringert Stress bei ihrem Tier und dient niemals dem Protest oder ist sonst irgendeinem bösartigen Gefühl gegen den Halter!
Wenn Ihre Katze bereits die gesamte Wohnung zum Katzenklo umfunktioniert hat, sollten Sie dringend handeln. Besorgen Sie sich eine UV-Lampe (je größer desto besser) und leuchten Sie damit ihre gesamte Wohnung aus. Katzenurin wird durch UV-Licht sichtbar gemacht! Reinigen Sie ALLE Pinkelstellen gründlich mit Enzymreiniger aus dem Fachhandel. Bitte lassen Sie sich hinsichtlich des Reinigers im Zoosupermarkt beraten. Bitte verwenden Sie ausschließlich diese Enzymreiniger, denn diese spalten die im Katzenurin befindlichen organischen Stoffe (Eiweiße) auf, die den beißenden Geruch verursachen. Ein herkömmlicher Haushaltsreiniger schafft dies nicht. So mancher Halter hat das Übel sogar noch verstärkt, weil er zu ammoniakriechendem Reiniger griff, was die Katze zu noch mehr Pinkelei verführte. Grundregel lautet: So lange eine Pinkelstelle nicht mit Enzymreiniger gereinigt wurde, so lange wird die Katze dort weiter pi***ln! (Kleiner Gratistipp am Rande: Wer ein Problem mit arg riechenden Mülleimern hat und trotz aller Reinlichkeit den Geruch einfach nicht beseitigt bekommt, der möge diesen mit Enzymreiniger einsprühen und über Nacht stehen lassen – Geruchsfreiheit garantiert, denn es lassen sich alle Gerüche beseitigen, die organischen Ursprungs sind ;-))
Bitte prüfen Sie auch Ihr Katzenklo-Angebot! Als Faustregel gilt, dass Sie immer ein Klo mehr haben als die Anzahl an Katzen. Also wenn Sie 2 Katzen Ihr Eigen nennen, sollten Sie mind. 3 Klos aufstellen. Stellen Sie diese bitte nicht nebeneinander, sondern platzieren Sie diese am besten in verschiedenen Räumen. Katzen trennen Ihre Geschäfte gern voneinander. Wenn die Klos zusammenstehen, ist dies für die Katze wie eine einzige große Toilette.
Bitte bedenken Sie auch, dass die Toiletten nicht in der Nähe des Fressplatzes steht, auch nicht, wenn Sie persönlich gern im Badezimmer/auf dem Klo essen Katzen sind sehr reinliche Tiere und würden in der freien Wildbahn nie ihre Beute zum Kloplatz bringen. Stellen Sie die Katzenttoiletten an einen ruhigen geschützten Platz auf.
Gern werden Haubentoiletten gekauft, die allerdings nur den Haltern dienen und nicht der Katze. Versucht man doch damit die Geruchsbelästigung und den offenen Blick auf die Hinterlassenschaften des Tieres zu vermeiden. Die meisten Katzen mögen diese Art von Toiletten nicht, denn vergleichsweise wäre dies, als gehen Sie in eine enges stinkendes Dixieklo (die kleinen blauen Plastikklos, die Sie auf Baustellen oder bei Großveranstaltungen finden). Die Halter, die so gern behaupten, dass ihr Tier gern in das Haubenklo geht, sei gesagt, dass sich ihr Tier einfach nur mit dieser misslichen Lage arrangiert hat und sie von Glück sagen können, dass das Tier sich entschieden hat, ihnen nicht die Hütte vollzupi***ln etc. Die Frage ist: Gehen Sie eigentlich gern auf ein Dixieklo – besonders, wenn es vor Ihnen jemand benutzt hat?
Besorgen Sie ein großzügiges offenes Klo. Ihre Katze möchte darin graben und sie möchte sich darin bewegen, umdrehen können. Füllen Sie immer genug Streu ein damit sie ihre Hinterlassenschaften auch gut verscharren kann. Optimal ist eine Füllhöhe von 10- 15 cm.
Die Art von Streu ist auch entscheidend, viele Halter nutzen Marken mit Babypuder- oder Kiefernduft. Auch hier gilt: Es dient lediglich dem Halter, aber nicht der Katze. Katzen mögen diese Art der Beduftung nicht. Also: Sollten Sie zu den Haltern gehören, die sich das Klo mit ihrer Katze nicht teilen und vom duftenden Katzenstreu keinen persönlichen Nutzen haben, empfehlen wir einen gutes, geruchs-neutrales, feines Klumpstreu zugunsten Ihres Tieres In der freien Wildbahn nutzen Katzen sehr gerne weichen feinen saugfähigen Sand oder Erde. Suchen Sie also ein Katzenstreu aus, das diesem natürlichen Vorbild am ähnlichsten ist.
Die Hinterlassenschaften im Katzenklo sollten mindestens 1 mal täglich ausgeschaufelt werden – viel besser jedoch ist es, dieses 2 mal täglich zu tun. Sie möchten doch auch nicht auf eine Toilette gehen, das vor Hinterlassenschaften überquillt, oder? Eine komplette Reinigung ist je nach Streusorte mindestens einmal im Monat fällig. Das soll heißen: Die vorhandene Einstreufüllung wird komplett entsorgt und das Katzenklo wird mit einem milden Reiniger, am besten Enzymreiniger (Geruchsneutralisierung!) gereinigt und mit viel klarem Wasser ausgespült und gut abgetrocknet. Bitte verwenden Sie keine scharfen Allzweckreiniger, da diese Geruchsbelästigung für die Katzennase wieder eine Beleidigung darstellt und es sie von ihrem Klo vertreiben könnte. Katzen riechen um ein vielfaches besser wie wir Menschen. Anschließend wird komplett frische Streu eingefüllt und schon fühlt sich jede Katze wohl! Wir beobachten oft, dass die Katzen gern und sofort das frisch gereinigte Klo aufsuchen, kaum man das neue Streu eingefüllt hat Und nicht vergessen: Das was täglich ausgeschaufelt wird, muss mengenmäßig mit Streu wieder aufgefüllt werden. Die ursprüngliche Füllhöhe sollte stets erhalten bleiben.
Last but not least: Wenn Ihre Katze unsauber ist, holen Sie sich bitte eine/n Katzenpsycholog/in ins Haus. Sie wird mit Ihnen forschen, was Ihre Katze bewegt. Dies wird evtl. ein langwieriger Prozess sein, der sich aber wirklich lohnt.
© Marion Frömming
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