22/05/2015
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Degusenioren – Das Beste kommt zum Schluss
Berichte über Babys oder pubertierende Jungspunde, die ihre Halter ordentlich auf Trab halten und mit großer Ausdauer an ihren Nerven zerren, liest man immer wieder. Nur wenige Berichte gibt es jedoch von unseren Senioren. Dabei sind diese, trotz oder vielleicht auch gerade wegen ihrer Eigenheiten, oft ganz besondere Charmebolzen, die es durchaus verdient haben, auch einmal ins Licht der Öffentlichkeit gerückt zu werden.
Je nach Literatur beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung eines Degus 4-6 oder 5-8 Jahre. In Einzelfällen sind es sogar 10 Jahre oder auch mehr. Der Alterungsprozess ist sehr individuell. Einige Tiere zeigen mit 5-6 Jahren schon die ersten Zeichen: die Ohren verändern sich, werden entweder heller und bekommen Flecken, oder sie werden runzelig, faltig. Das Fell wird evtl. etwas grauer und schütterer, immer wieder gibt es kahle Stellen, die manchmal wieder zuwachsen, manchmal auch nicht. Selbst an der Schwanzquaste können Härchen ausfallen. Die Augen werden u.U. trüb, das Gehör kann nachlassen. Auch unsere felligen Mitbewohner werden vor den typischen Alterskrankheiten nicht verschont. Arthrose kann bspw. dazu führen, dass der Gang tapsiger, steifer wird. Klettern ist nicht mehr möglich, die Pfoten können schon einmal wegrutschen. Auch die Sitzhaltung wird sich verändern, die Tiere setzen sich v.a. beim Fressen deutlicher auf ihren Po und heben die Hinterbeine an. Selbst eine gewisse Vergesslichkeit ist den Tieren anzumerken. Wer seine Tiere regelmäßig wiegt und/oder gut beobachtet, wird feststellen, dass auch das Gewicht im Alter langsam abnimmt und die Tiere knochiger wirken.
Andere Tiere sehen noch mit 7-8 Jahren aus wie in der Blüte ihres Lebens, werden aber ruhiger, schlafen mehr und zeigen nur bei manchen Bewegungen, dass sie eben keine Jungtiere mehr sind.
Wer eine altersmäßig homogene Gruppe hat, was bei reinen Geschwistergruppen bspw. zwangsläufig der Fall ist, sieht sich irgendwann mit der Frage konfrontiert, was mit dem letzten Tier geschehen soll. Dies ist v.a. dann ein Problem, wenn die Deguhaltung aufgegeben werden soll. Auch wenn natürlich niemand sagen kann, wie lange das letzte Tier noch leben wird, ist es bei ansonsten gesunden Tieren keine Option, diese als Einzeltiere bis an ihr Lebensende zu halten. Es kann natürlich vorkommen, dass die Tiere in dichter Folge sterben, die Zeit des Alleinseins also nur wenige Tage oder Wochen beträgt. Es kann aber auch passieren, gerade bei noch nicht „so wirklich alten“ Tieren oder bei Tod infolge von Krankheiten, dass diese Zeitspanne mehrere Monate oder gar Jahre dauert. Auch Degusenioren haben ein Recht auf einen Lebensabend mit netten Kuschelpartnern. Vergesellschaftungen sollten mit nicht zu jungen oder agilen Tieren stattfinden (Altersunterschied max. 3 Jahre). Viele Halter berichten, dass sich diese in sich gefestigten Tiere recht einfach an neue Partner gewöhnen lassen und manchmal auch eine Sonderstellung innerhalb der Gruppe einnehmen.
Wir Halter können einiges tun, um den Lebensabend für unsere Senioren möglichst angenehm zu gestalten.
Spätestens jetzt ist es wichtig, dass der Käfig mit Volletagen ausgestattet ist, damit die Tiere ausreichend ebenerdige Fläche zum Laufen haben und nirgends herunterfallen können.
Senioren tun sich häufig schwer, steile Aufstiege oder solche, bei denen Höhen überwunden werden müssen, zu bewältigen. Mit flachen, nicht zu glatten Rampen ermöglichen wir es ihnen, ihren Käfig weiterhin wie gewohnt zu nutzen. Manchmal sind auch Geländer nötig, damit die Tiere nicht abrutschen.
Gerade sehbehinderte Tiere sind dankbar darüber, wenn in ihrem Käfig nur wenige Umbauten vorgenommen werden.
Wie bereits erwähnt, ist eine gewisse Gewichtsabnahme im Alter durchaus normal. Älteren Tieren fällt es u.U. schwer, ihre benötigten Kalorien über das normale Futter aufzunehmen. Sie fressen einfach zu langsam, schlafen auch schon mal beim Fressen ein. Oder es fällt ihnen insgesamt schwer, das Futter in den Pfötchen zu halten. Hier können wir Halter mit einer zusätzlichen Breifütterung gegensteuern. Dazu kann man bspw. das normale Futter zermahlen (es muss nicht ganz fein sein, solange der Degu noch freiwillig frisst) und mit gemahlenen Nüssen und/oder Haferflocken sowie Wasser oder Babybrei verrühren und auf einem flachen Teller anbieten. Wiegt man die Tiere jetzt wöchentlich, kann man gut sehen, ob das Gewicht stabil bleibt, die aufgenommene Kalorienmenge also ausreicht, oder ob man den Brei noch gehaltvoller gestalten muss. Das reguläre Futter sollte natürlich trotzdem in ausreichender Menge angeboten werden und wird von den Zauselchen auch zusätzlich gefressen.
Wer das Gefühl hat, dass sein alter Degu Schmerzen hat, kann in Absprache mit seinem Tierarzt ein Schmerzmittel verabreichen, um die Lebensqualität seines Seniors zu erhöhen. Im Alter können auch bei bis dahin unauffälligen Tieren Zahnprobleme auftreten (weil die Tiere weniger nagen und auch die Backenzähne nicht mehr ausreichend abgeschliffen werden), die versorgt werden müssen.
Einen Blick sollte man spätestens jetzt auch auf die Krallen werfen, denn oft sind die Tiere nun nicht mehr in der Lage, die Krallen v.a. der Hinterpfoten ausreichend zu beknabbern.
Wer diese Dinge beachtet und seinen Zauselchen ein wenig (mehr) Aufmerksamkeit schenkt, wird bemerken, wie agil und lebensfroh unsere Senioren auch im fortgeschrittenen Alter sind, wie stark sie ihren Käfig noch nutzen, trotz ihrer körperlichen Einschränkungen, wie viel Freude sie beim Laufen im Laufrad oder auf dem Laufteller haben (und wenn es nur 3 Schritte sind und dann geschaukelt wird) und wie liebevoll sie oft von ihren Artgenossen umsorgt werden.
Degubabys sind niedlich und tollpatschig, aber echten Charme strahlen doch nur unsere charakterstarken, felligen Omas und Opas aus.
Im zweiten Teil möchten wir euch einige unserer Graunasen vorstellen und euch an ihren Eigenheiten teilhaben lassen.