05/01/2022
-CHECKLISTE FÜR ELTERN-
Von Maren Grote
Wer hat Angst vorm bösen Hund? NIIIEMAND!
Und wenn er kommt? Dann laufen wir auf keinen Fall weg!
Ja, so sieht es aus. Das wirklich Schlechteste, was ein Kind tun kann, wenn es Angst vor Hunden hat, oder sich bedrängt fühlt, oder sogar wirklich bedrängt wird, ist weglaufen!
Der erste und wichtigste Punkt im Umgang mit Hunden ist also immer:
NIEMALS RENNEN!
Ein Hund kann schnell laufen. Wirklich schnell. Bis zu 60 Kmh Geschwindigkeit sind absolut erreichbar für einen normalen Hund und das ist noch nicht mal das Maximum der Möglichkeiten.
Dem Hund davon zu laufen ist also unmöglich und verschlechtert die Situation insbesondere für Kinder dramatisch.
Denn durch das Rennen kann sich der Hund erst recht angespornt fühlen und Jagdverhalten kann in ihm hochkochen, was wesentlich gefährlicher ist als Aggressionsverhalten.
Aggression ist immer eine Chance auf Kommunikation, Jagdverhalten nicht!
Jagen ist biologisch dafür da zu fressen, und man spricht nicht mit seinem Futter.
Wirklich ernsthafte Verletzungen und Übergriffe von Hunden entstehen für gewöhnlich nicht aus Aggression, sondern aus Jagdlust und deswegen ist es unbedingt notwendig seinem Kind bei zu bringen, niemals in Anwesenheit von Hunden zu rennen, oder zu kreischen und sich als potenzielles Jagdopfer zu präsentieren.
Ganz abgesehen davon finde es Hunde genauso unhöflich und dreist wie Menschen, wenn jemand laut schreiend dicht an einem vorbei rast. Ein kräftiger Knuff in die Wade zu Erziehungszwecken kann dem lauten und rennenden Kind also auch bevorstehen.
Was viele Menschen immer noch falsch vermitteln und was sich als hartnäckiges Gerücht hält, ist die Unart fremden Hunden die Hand hin zu halten. Die zweite Regel sagt also:
2. LASS DEINE HÄNDE BEI DIR!
Hunde haben eine Nase die derart bewundernswert fein ist, dass wir es uns nicht mal vorstellen können. Wollen sie an uns schnuppern, dann können sie dies ganz locker aus drei Meter Entfernung.
Nehmen sie Kontakt auf, dann ist es notwendig ERST den/die Besitzer*in des Hundes zu fragen, ob das Kind die Hand ausstrecken sollte.
Um zu riechen, wer da vor ihm steht, ist es für den Hund völlig unnötig. Es kann aber durchaus als übergriffige Annäherung betrachtet, oder vom Hund als „nach ihm greifen“ fehlgedeutet werden. Und dann kann es zu einem Abwehrschnappen Richtung Hand kommen.
Dem Hund irgendetwas hin zu halten ist also immer erst dann angebracht, nachdem er aus freien Stücken an einem gerochen hat und man eine weitere Kontaktaufnahme herstellen möchte.
Mit erwachsenen Menschen sprechen fällt vielen Kindern schwer. Der Hund wirkt da wie ein leichterer Ansprechpartner. Die allermeisten Hunde sind freundlich und vorsichtig, oder gleichgültig Kindern gegenüber.
Aber nicht alle und das ist auch völlig normal!
Es gibt auch Hunde, die Kinder nicht mögen, die sich nicht anfassen lassen wollen, oder grundsätzlich Kontakt zu Fremden als übergriffig ansehen. Um das herauszufinden nutzt nur eins:
3. FRAG IMMER ERST DIE/DEN BESITZER*IN!
Vor jedem Kontakt zum Hund sollte ein Kind immer erst den Menschen hinter dem Hund fragen. Auch wenn die Eltern bereits kontrolliert, oder erfragt haben, ob der Hund angefasst werden darf. Für jedes Kind sollte klar sein, dass jeder Kontakt zum Hund über den dazugehörigen Menschen läuft, denn der kennt sein Tier am besten.
Auch wenn die meisten Kinder Hunde lieben, sie dürfen früh lernen, dass auch Hunde, genau wie Menschen unterschiedliche Vorlieben und Bedürfnisse haben.
Sie darauf hin zu weisen, oder zu erklären, dass es in Ordnung ist keinen Kontakt zu wollen hilft ihnen auch Grenzen anderer Menschen zu wahren und ihre eigenen Grenzen zu formulieren. Wer sich nicht anfassen lassen möchte ist NICHT „böse“!
Wer sich nicht anfassen lassen möchte hat ein Recht darauf, dass Andere das akzeptieren. Deswegen gilt:
4.JEDER HAT EIN RECHT DARAUF ÜBER SEINEN KÖRPER ZU BESTIMMEN!
Diese Regel ist nicht nur im Hundekontakt pädagogisch wertvoll, sondern lehrt auch ganz grundsätzlich seine eigenen Bedürfnisse nach Körperkontakt zum Wohle des Anderen zu kontrollieren.
Angst vor Hunden ist unangebracht und führt zu dummen Entscheidungen. Respekt und Empathie sind die Fähigkeiten, die ein Kind braucht, um nicht von Hunden gebissen zu werden. Angst hilft niemanden und fördert nur emotionale und unüberlegte Reaktionen.
Als Elternteil hast Du einen Einfluss darauf Deinem Kind achtsamen Umgang und Vorsicht ohne Angst vor zu leben. Die nächsten drei Regeln sind nicht für Dein Kind, sondern für Dich:
5.BENUTZE KEINE HUNDE FÜR DEINE ERZIEHUNGSZWECKE!
„Komm mit, sonst beißt Dich der Hund“, wird oft benutzt, um das ungehorsame Kind zu überzeugen und fördert nur Angst und ein unrealistisches Bild vom bösen Hund, der Kinder zu Erziehungszwecken beißt, wenn die Eltern sich nicht durchsetzen können.
Achte also auf Deine Worte, mit denen Du Deinem Kind erklärst, weshalb es sich achtsam verhalten sollte und hilf ihm, nicht Deine Angst zu übernehmen, sondern bewusst und kontrolliert mit seinem Interesse an Tieren um zu gehen.
Anstatt mit einer aggressiven Reaktion des fremden Hundes zu drohen, erkläre ihm lieber, dass auch Hunde Gefühle haben, genauso wie das Kind selbst.
Dass auch Fifi manchmal einfach schlechte Laune, Angst, oder den Kopf voll mit anderen Dingen hat.
Der letzte Punkt hilft Dir, wenn Du Dich selbst nicht mit Hunden auskennst:
6.HOL DIR WISSEN UND HILFE!
Es gibt mittlerweile Angebote in Kindergärten, Schulen und in Hundeschulen, bei denen Profis den Kindern zeigen, wie sie sich Hunden gegenüber verhalten sollten.
Da werden Kinder spielerisch geschult und informiert und auch Du kannst dort Unterstützung bekommen. Du musst nicht alles wissen und ein paar einfache Grundregeln machen Dich direkt sicherer und helfen Dir Dein Kind an zu leiten.
Wenn Du selbst Angst vor Hunden hast, kann das eine große Hilfe sein, um Dein Kind zu lehren ohne selbst in die Situation zu müssen.
Selbstverständlich zählen auch Deine Sorgen und wenn Du nicht möchtest, dass Dein Kind mit fremden Hunden irgendwo auf der Straße in Kontakt kommt, dann darfst Du ihm beibringen, dass man fremde Hunde grundsätzlich immer in Ruhe lässt.
Belasse es dabei Deinem Kind zu erklären, dass es ruhig, langsam und leise vorbeigehen soll, nimm es an die Hand und gehen zwischen dem Kind und dem Hund und atme ruhig und entspannt, mit dem Blick nach vorne gerichtet. Den Hund lässt Du komplett links liegen, so fühlt er sich auch nicht angesprochen, oder bedroht.
7.KINDER MÜSSEN NICHT ZWANGSLÄUFIG FREMDE HUNDE ANFASSEN!
Einen guten Umgang mit Hunden kann Dein Kind auch mit den Hunden von Freunden und Bekannten lernen. Viele Hundebesitzer sind sogar dankbar, wenn sie in Ruhe spazieren gehen können und nicht nach Kontakt gefragt werden. So lange Du darauf achtest Deinem Kind Besonnenheit und Ruhe vor zu leben und nicht selbst in Angst erstarrst, kann es auch so genügend Kontakte zu ausgewählten Hunden pflegen.
Je mehr Du und Dein Kind Hunde ignorieren, desto mehr werdet auch Ihr von Hunden ignoriert. Einfach ohne Blickkontakt ruhig und entschlossen weiter zu gehen ist die sicherste Methode so wenig Kontakt wie möglich zu Hunden zu bekommen.
Hunde sind alles in allem wirklich freundliche Tiere, die Andere in Ruhe lassen, so lange sie selbst auch in Ruhe gelassen werden.
Die realistische Gefahr für Dein Kind, insbesondere wenn es sich an die Regeln hält, ist also extrem gering. Selbst wenn es mal zu unangenehmen Ereignissen kommt, sind das in den allermeisten Fällen kleine und unbedeutende Verletzungen.
Auch ein bissiger Hund beißt nicht einfach so ohne Grund.
Zum Wohle der Tiere, der Hundebesitzer und um sicher zu gehen, dass Deinem Kind wirklich nichts passiert kannst Du es mit diesen einfachen Regeln optimal schützen, um das Risiko noch mehr zu minimieren.
Selbstverständlich beruht jeder Respekt auf Gegenseitigkeit. Wenn Hundebesitzer*innen und Eltern gleichermaßen aufpassen und erziehen, ist den Kindern am meisten geholfen.
-Dieser Text darf gerne geteilt werden. Alle Rechte verbleiben bei der Autorin Maren Grote