18/05/2023
Mein geliebter Puschelbär. Erst gestern kam über Facebook eine Erinnerung von dem Tag, als wir dich kennenlernen durften.
An Christi Himmelfahrt vor acht Jahren haben wir dich in deiner Pflegestelle besucht. Abby hatten wir damals dabei und deine geliebte Joy. Sie sollten mit entscheiden, ob du zu uns passt, denn bis zu dem Moment waren wir seit acht Monaten ein reiner Mädelshaushalt. Nach Benitos plötzlichem Tod hatten wir uns schwer getan, einen "neuen Mann" ins Haus zu lassen. Doch dann teilte Helga Witt dein Bild und den Aufruf, dass du ein neues zu Hause suchst. Schon als ich auf diesem Bild in dein Gesicht schaute, wusste ich, du bist dieser Mann. Mir war sofort klar, dass du alle Jungs, die ich bis dato hatte, in dir vereint waren.
Felix, mein wuscheliger, sturköpfiger Bobtail, Cedric, mein kleiner schelmischer Macho, und Benito, der Sanfte (außer wenn sein Erzfeind Elvis draußen war, leider😢). Als wir dich dann besucht haben, waren wir erst erschrocken über deine Größe, doch du warst so sanft mit unseren Mädels, dass wir uns sofort in dich verliebt haben und klar war, du kommst zu uns. Und du bist einfach mit ins Auto geklettert und hast es dir bequem gemacht. Zu Hause dann, haben wir dich ganz langsam mit unserer Zicke Luna bekannt gemacht. Auch hier war es überhaupt kein Problem. Überhaupt hast du mit anderen Hunden nie ein Problem gehabt. Bis zu einem gewissen Punkt hast du dir alles gefallen lassen. Wenn es dir dann Zuviel wurde, hast du einfach dein tiefes grollendes Bellen ausgestoßen und alle haben Abstand gehalten. Aber niemals hast du gebissen! Das war nicht deine Art.
Wie dünn du warst, als du zu uns kamst. Du warst gerade erst aus Frankreich in die Pflegestelle nach Deutschland gekommen und mir war klar, dass ich dich erst mal aufpäppeln musste. Wie von der Pflegestelle empfohlen kaufte ich spezielles Futter. Doch das hast du nicht angerührt. Also hab ich dir das Futter der Mädels angeboten. Sie wurden schon eine Weile gebarft und siehe da, du hast ordentlich zugelangt. Allerdings brauchtest du auch noch anderes Futter um endlich deine 35 Kilo zu erreichen, aber auch das gelang uns bald. Und so konnten wir endlich in eine unendlich tolle Zeit mit dir starten. Lange Spaziergänge durch Wald und Flur waren ein Genuss mit dir. Anfangs an der Leine, doch schon bald hatte ich so viel Vertrauen zu dir und du zu mir, dass du "Offline" laufen konntest. Du warst immer in meiner Nähe, hast sie gesucht und bist in den ganzen acht Jahren nur ein einziges Mal "abgezwitschert", weil Abby genau vor deiner Nase ein Reh aufgestöbert hat. Doch du hast es nicht gejagt! Nein du hast es zu uns getrieben, in einem großen Bogen, bis es erstaunt vor uns stand. Kaum dass wir dich sicher an der Leine hatten, ist das Reh ruhig von dannen gezogen.
An deinem ersten Abend bei uns warst du ganz erstaunt, eine große, weiche Matte vorzufinden und wie selbstverständlich hast du dich darauf gelegt. Im Laufe der Zeit kamen noch weitere Matten dazu, die oft genug von den Mädels in Beschlag genommen wurden. Dann hast du Riese dich einfach in eine der Kudden zusammen gerollt. Ein Bild für die Götter - ich schwöre 🤣. Doch niemals hast du sie verjagt oder deine Matten verteidigt. Wenn du auf deiner Lieblingsmatte gelegen hast, durfte sich die Mädels auch zu dir legen. Anfangs bist du panisch aufgesprungen, doch im Laufe der Zeit machte es dir nichts mehr aus. Vor allem Joy durfte in den letzten Monaten immer bei dir liegen.
Überhaupt hast du kleine Hunde geliebt. Als Abby ihren kleinen Dakota bekam, unser adipöses Einzelkind, warst du ihm ein wahrer Onkel. Alles durfte der kleine Wonneproppen mit dir anstellen. Hast du kleine Hunde draußen gesehen, warst du hin und weg. Immer musste ich die Leute beruhigen, wenn du auf die Kleinen zugegangen bist und dich ermahnen "Otis, vorsichtig, kleiner Hund". Dann hast du mich angeschaut, als wolltest du sagen "Frauchen, ich bin immer vorsichtig" und bist ganz langsam auf die Minis zugegangen. Niemals ist etwas passiert.
Am beeindruckendsten war dein Bellen. Es war kein direktes Bellen, sondern eher ein Heulen. Alle fanden so toll, dass wir dich des Öfteren zum Bellen animiert haben, nur damit sie deine Stimme hören konnten. Eine Nachbarin fragte wenige Monate vor deinem Tod, warum du nicht mehr bellst. Die Antwort war schnell gegeben: weil es dir nicht mehr so gut ging. Du hast immer dann gebellt, wenn es dir gut ging. Vor allem wenn es Futter gab. Hast du nicht gebellt, wusste ich, du hast Schmerzen. Gefressen hast du trotzdem, bis zum Schluss, aber dein Bellen war der sicherster Hinweis, ob es dir gut ging oder nicht.
Als wir dich damals holten und deine Größe sahen, dachte ich noch „Man, nun kannst du durch den Ort gehen und alle halten Abstand bei einem so großen Hund“. Doch dem war nicht so. Ich weiß noch, dass wir in dem Jahr eine Gartenparty veranstaltet hatten und alle dich sehen wollten. Ich warnte noch und sagte, dass du sehr groß sei. Doch was passierte? Alle sagten einhellig „Oh mein Gott ist der süß“ und warfen sich auf den Boden. Dabei brauchten sie das gar nicht, denn du warst ja – groß!
Otis, du warst Einzigartig. Nele und ich haben überlegt, ob es wohl einen Griffon Nivernais als Welpen irgendwo gibt. Doch schnell war uns klar, so einen wie dich, geliebter Puschelbär, bekommen wir niemals wieder. Dein Charakter war einzigartig und dein Wesen wunderbar. So etwas kann es nicht zweimal geben. Und wir hätten einen neuen Griffon Nivernais immer mit dir verglichen. Das wäre unfair dem anderen Puschelhund gegeben über. Darum wird es keinen neuen Großen geben. Du warst einmal und wirst einmalig bleiben.
Als uns klar war, dass deine Zeit gekommen war, blieb die Welt für einen Augenblick stehen. Es hatte sich schon seit Wochen abgezeichnet und doch haben wir immer wieder gehofft, dir noch einen schönen Sommer zu bereiten. Doch das hast du nicht mehr geschafft. In den letzten Wochen warst du oft mit Joy zusammen, denn auch unserer kleinen süße Prinzessin ging es nicht mehr so gut. Das heißt, eigentlich schon, bis zu dem Zeitpunkt, als ihre Milchleistentumore zu entarten begannen. Wir standen plötzlich vor der Entscheidung, Joy sofort gehen zu lassen oder eine Operation zu wagen. Immerhin war Joy 15,5 Jahre alt. Wir haben es gewagt und Joy hat die Op so super überstanden, dass wir glaubten, jetzt wird alles gut. Doch Joys Lunge begann ihr massiv Probleme zu machen und sie drohte zu ersticken. Und so ging unsere Prinzessin, unsere alte Dame, unser Ömchen, nur wenige Tage nach dir, meinem geliebten Puschelbären über die Regenbogenbrücke. Ich bin mir sicher, du hast sie gerufen und auf sie gewartet.
Im Herzen seid ihr beide noch immer bei uns. Eure Urnen stehen auf einem Regal neben dem Sofa und jeden Morgen werdet ihr begrüßt und jedem Abend mit einem Gute Nacht Kuss verabschiedet.
Wir vermissen euch beide unendlich.
Eure zwei Frauchen Nele und Heike