30/03/2024
Rocky sucht ...
***
"Sicherstellung" steht an seiner Tür und dann ein langer Satz mit Paragraphen. Leinen, Geschirr und Maulkorb gehören wohl fest zu ihm.
Ich sitze im Freilauf und warte darauf, dass Rocky zu mir gebracht wird. Wer jetzt einen Zerberus, einen echten Höllenhund erwartet, der ist schief gewickelt. Was da auf mich zuflitzt und mich, die Fremde, sofort quirlig und freudig in Beschlag nimmt, ist alles andere, nur nicht furchteinflößend.
Rocky, der Rocket Man strahlt übers ganze runde flauschige Fell-Gesicht, verteilt und nimmt Schmuseeinheiten, tobt zwischendurch übers Gras, um sich dann wieder unvermittelt in meine und noch mehr in die Arme von Stephanie zu werfen.
Ein Höllenhund ist er dennoch, denn er ist dank des Ordnungsamtes seiner ganz persönlichen Hölle entkommen. Einer Hölle, die Menschengemacht war und die Narben hinterlassen hat. Und den kleinen, aber nicht unerheblichen Makel, dass er andere Hunde, insbesondere Rüden, nicht leiden kann. Weil man ihm sie verleidet hat.
Rocky ist leinenführig, menschenfreundlich, offen und gelehrig. Intelligent und freudig setzt er kleine Spiele um. Wir passen ihm einen neuen Maulkorb an, den zu tragen ist für ihn ein Muss, zumindest draußen beim Spaziergang.
Der Junge ist ein Herzensbrecher und ein großes Kind. Abends, wenns still wird im Tierheim weint er sich in den Schlaf. Denn er möchte doch so gern nicht mehr alleine sein. Wenn alle anderen sich an einen Fellkumpel kuscheln, sitzt er in seinem Zimmer.
Was Rocky braucht ist ein Mensch, der klar denkt, sanft und freundlich führt. Der sich nicht ins Bockshorn jagen lässt von Paragraphen. Der verantwortlich handelt und weiß, dass ein Maulkorb ein großes Stück Freiheit ist und kein Stigma. Der sein Sofa und sein Leben mit ihm teilt. Der ihm Familie ist.
Ein Mensch, dem Rocky vertrauen kann und der ihm zeigt, dass die Welt ein guter Ort ist. Auch für einen Rocketman.