Auf der einen Seite steht der Turniersport. Dieser entwickelt sich mehr und mehr weg von den überlieferten Grundsätzen der Ausbildung. Er geht hin zu einer auf schnelle Erfolge ausgerichteten Ausbildung und damit hin zu einer spektakulären Erfolgsreiterei. Dieser Ausbildungsweg ist für die Pferde mit früher oder später eintretenden gesundheitlichen Schäden verbunden. Nicht umsonst verschwinden in
immer kürzerer Zeit talentierte Pferde wieder von der reiterlichen Bühne. Im Reitsport verliert das Pferd seinen Stellenwert als Partner und Freund und wird schnell durch ein „neues“ ersetzt. Auf der anderen Seite ist im Breitensport und im Bereich der Freizeitreiterei eine andere Tendenz zu erkennen. Es entstehen täglich neue Methoden und Auffassungen. Diese werden mit den Möglichkeiten heutigen Marketings und des Internets als zukunftsweisend, schnell zu erlernen und einfach umsetzbar vermarktet. Theoretisches Hintergrundwissen über die Reitlehre, Biomechanik und Gesunderhaltung sind nicht mehr gefragt! Eine mögliche Ursache ist, dass richtig reiten lernen zu lange dauert und die Reiter kurzfristig zu wenig Erfolge wahrnehmen. Da jedoch die Ebene theoretischen Wissens für Zusammenhänge fehlt, sehen die Reiter auch die Notwendigkeit nicht, dieses unverzichtbare Basiswissen anzuwenden. Wer vermittelt heute noch, wie korrekt geritten wird und warum genau so und nicht anders. Ein Problem ist, dass gerade den vielen neuen Ansätzen oft der wissenschaftliche Hintergrund fehlt und eine Gesunderhaltung des Pferdes unmöglich gemacht wird. Und dann die Gruppe derer, die von dem „Abwenden der Reiter vom dem internationalen Sport“ profitieren. Hier trifft der Reitsport auf den Kommerz, der auf Effekthascherei abzielt. Aus den falschen Vorbildern wird der maximal mögliche Profit gezogen; alles ohne fachlichen Hintergrund oder Eignung. In allen Fällen zahlt das Pferd einen hohen Preis: nämlich den seiner Gesundheit. Frühzeitiger Verschleiß des Pferdes bis hin zur dauerhaften Unbrauchbarkeit ist die Folge. Dabei liegt das Problem des Reiters nicht darin, dass er den richtigen Weg nicht erlernen will. Vielmehr ist es bei der Vielfalt der Angebote nicht mehr möglich zu unterscheiden, was richtig und was falsch ist. Realisiert der Reiter irgendwann seinen Irrtum, ist es für die Pferde oft zu spät. Auch im Bereich der Fütterung und Haltung entstehen täglich neue Auffassungen und Ideen darüber, was richtig und was falsch ist. Für alle Lebenslagen das richtige „Pülverchen“ und das passende Kraftfutter. Auch das ist oft nicht abgestimmt auf die Bedarfe des Pferdes. Wie viele Stunden sollte mein Pferd auf der Weide verbringen? Wie sollte man das Kraftfutter zusammenstellen? Wie viel muss ein Pferd am Tag fressen? Was ist wann zu viel des Guten? Alles Fragen, bei denen man nicht selten überfordert ist.