04/03/2024
Offener Brief an das Veterinäramt Wien zum Bericht:
https://wien.orf.at/stories/3245338/
(Dieser Post kann gerne geteilt werden!)
Sehr geehrte Frau Dr. Jily,
Sehr geehrte Frau Dr. Drechsler,
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir wenden uns an Sie betreffend des ORF.at Berichts "Welpen Yoga" vom 18. Februar 2024. "Wir" sind nicht nur besorgte Bürger, sondern auch Menschen, die in der Rettungshundearbeit, dem Yoga und als Tierärztin tätig sind.
Mit Verwunderung und Bestürzung haben wir vom angeblichen neuen Trend "Welpen Yoga" gelesen. Dabei mussten wir feststellen, dass dieser so genannte Trend, weder dem yogischen Gedanken dienlich ist noch der artgerechten Haltung bzw. Aufzucht von Hundewelpen.
Der Begriff Yoga beschreibt in Wahrheit viel mehr als die reinen Körperübungen, die in der westlichen Welt kommerz- und trendmäßig als Mischung aus Sport- und Selbstoptimierungstool benutzt werden. Das Fundament des yogischen Gedankens ist vielmehr die Innenschau mit dem Ziel, mehr Selbsterkenntnis und Empathie zu erlangen um uns dadurch als ein Teil des großen Ganzen zu verstehen. Somit ist der Yogi/die Yogini in der Verantwortung und würde niemals ein Mitlebewesen als Sportgerät zur niedrigen Unterhaltung bzw. Bespaßung missbrauchen.
Auf der anderen Seite stellt sich die Frage: "wie geht unsere Gesellschaft mit der Kommerzialisierung von Tieren - also unseren schützenswerten Mitlebewesen um?" Noch nie war das Bewusstsein und der Einsatz für Tierschutz und Tierwohl so groß wie jetzt - wie rechtfertigt man dann den Missbrauch von Hundewelpen zu unserer Bespaßung? Ein Kleinkind bleibt ein Kleinkind - man käme ja auch nicht auf die Idee aus einer Krabbelstube Kinder ohne dem Wissen der Mutter zu entwenden um sie einer Yogaklasse für einen noch neueren Trend zur Verfügung zu stellen. Mit einem gewissen Zynismus muss man daher die Aussage der beiden Damen Kaur und Singh betrachten, bieten sie ja nach eigener Aussage das Welpen Yoga bereits "erfolgreich" in Bratislava/Slowakei an - in einem Land also, in dem das Töten gesunder, streunender oder gefangener Hunde erlaubt ist und Tötungsstationen noch immer gang und gäbe sind.
Natürlich sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen das Fundament Ihrer Entscheidung, aber jeder, der fair mit Tieren arbeitet weiß, dass die einzelnen Entwicklungsphasen im Welpenalter und das erste Lebensjahr das Grundgerüst für die weitere Entwicklung des Hundes bzw. seines Wesens sind. Es ist stark anzuzweifeln, dass die Zielgruppe des Welpenyoga erfahrene Hundehalter- oder Trainer sind und/oder ernsthafte Yoga-Praktizierende. Eine Win-Win-Situation ist hier nicht gegeben - der Stress für die Welpen nicht akzeptabel.
Zusammenfassend sei gesagt - diese beiden Themen ergänzen sich aus unserer Sicht leider in keinster Weise - denn: Der Yogi ist in der Innenschau und jemand, der sich um Welpen, also um ein Tierkind kümmert ist im Außen aktiv. Die Asanapraxis ist ein komplexes Thema, das eine hohes Maß an Konzentration erfordert um korrekt ausgeführt zu werden. Nur dann ist die yogische Praxis sinnvoll - nur so kann die gewünschte positive Wirkung auf Körper, Geist und Seele erreicht werden.
Sehr geehrte Damen und Herren, wir bitten Sie daher von ganzem Herzen um eine genaue Abwägung des Antrags für Welpen Yoga um nicht erst einen Trend entstehen zu lassen. Diese zwei wunderbaren Dinge - lassen sich einfach nicht auf faire und artgerechte Art und Weise für die Tiere miteinander vereinen - die wirtschaftliche und kommerzielle Motivation darf nicht im Vordergrund stehen wenn es um Tierwohl geht.
Wir freuen uns über eine Rückmeldung von Ihnen bzw. über Information zum Ausgang der Antragsprüfung!
Herzliche Grüße,
Michaela Löcker, Einsatzhundeführerin bei einer Blaulichtorganisation NGO und Yoga-Praktizierende
Martina Kreuzer, Selbstständige Yogalehrerin (RYT 500+)
Haimo Ziegeleder, Einsatzhundeführer und Trainer bei einer Blaulichtorganisation NGO, Selbstständig als Ausbildner für Suchhunde
Dr. Birgit Lidolt, Tierärztin und Tierphysiotherapeutin
„Puppy Yoga“ – also Welpen-Yoga – sorgt im Netz für Entzücken. Die Stimmen gegen den Trendsport werden allerdings zunehmend lauter. Auch in Wien könnte er schon bald angeboten werden, ein Antrag wird derzeit geprüft.