15/02/2025
Von Gebrauchshunden und solchen, die keine sein dürfen
Man stelle sich Folgendes vor:
Melanie möchte einen Hund. Sie ist nun 25, hat eine eigene Wohnung , einen festen Job und ein geregeltes Leben. Doch eins fehlt ihr noch: ein felliger Freund. Als sie klein war, hatten ihre Eltern eine Westi namens Flöckchen. Ein toller und wirklich lieber Hund, mit dem sie als Kind viel Spaß hatte. Diesen Spaß möchte sie auch wieder mit ihrem neuen Begleiter haben. Schon seit langem schwärmt sie für Dobermänner. Mit ihrem eleganten und edlen Auftreten sind sie genau das Richtige für Melanie. Und als sie zum ersten Mal einen Dobermannwelpen sah, war es um sie geschehen. Die kleinen Knubbelpfoten, die großen Schlappohren, das niedliche Gesicht- einfach bezaubernd! Außerdem sind Dobermänner ja sportlich und Melanie geht bei schönem Wetter gern mal eine Runde Joggen oder Radfahren.
Nun ist die Zeit also gekommen: Melanie durchforstet die Internetportale und wird prompt fündig: zwei Orte weiter hat jemand gerade einen Wurf. Welch Zufall! Ein kurzer Anruf und es stellt sich heraus, dass noch ein Rüde und drei Hündinnen zu haben sind. Melanie entscheidet sich natürlich für den Rüden. Die werden etwas größer und muskulöser und machen auf Fotos einfach mehr her. Für sie als Hobbymodel durchaus wichtig, man möchte ja auch mal schöne Bilder mit seinem Hund haben.
Am nächsten Tag geht’s zum Züchter. Bereits eine Stunde später fährt Melanie wieder heim. Mit Thor, ihrem neuen Welpen! Papiere hat er zwar nicht, doch darauf legt Melanie auch keinen Wert. Zuhause angekommen erkundet Thor erst einmal die Wohnung, anschließend kuschelt er mit Melanie auf der Couch und schläft dabei ein. Melanie ist glücklich!
Fünf Monate später:
Thor hat sich zu einem hübschen jungen Hund entwickelt. Sein Charakter ist allerdings alles andere als hübsch. Thor kann nicht an der Leine laufen, er geht gegen andere Hunde und fremde Menschen, kann nicht allein bleiben und hat Melanie schon öfter gezwickt. Sie war zwar mit ihm in einer Hundeschule, hat aber nach der zweiten Stunde das Interesse verloren. Außerdem hat sie ja durch Flöckchen schon Hundeerfahrung und muss daher nicht lernen, wie man einem Hund „Sitz“ beibringt. Im Internet hat sie gelesen, man muss konsequent, aber immer liebevoll sein. Daran hat sie sich gehalten und vermeidet Strenge im Umgang mit Thor. Zuhause ist Thor wie ein Duracell- Häschen: Völlig überdreht und schläft kaum. Genrell ist ere kaum kontrollierbar, zerstört ständig irgendetwas und hört überhaupt nicht. Melanies Nerven liegen blank. Bei einem Spaziergang passiert es dann: Thor will mal wieder einen fremden Hund angreifen, Melanie greift aus Reflex in Thors Halsband, zieht ihn herum- und wird prompt von Thor gebissen. Die Wunde blutet stark und Melanie muss in die Notaufnahme. Sie fasst nun endgültig den Entschluss: Der Hund muss nun weg! Irgendetwas stimmt mit dem nicht!
Doch stimmt das? Lag der Fehler bei Thor?
Was ist hier passiert?
Melanie steht beispielhaft für die vielen Menschen, die sich einen Gebrauchshund kaufen, weil dieser ihnen optisch gefällt. Es werden völlig blauäugig Malinois, Dobermänner oder Schäferhunde, meist sogar aus Leistungszuchten gekauft. Was es aber heißt, einen solchen Hund zu halten, unterschätzen die Meisten- und das ist fatal!
Die allermeisten Gebrauchshunde geben sich nicht mit gelegentlichem Joggen zufrieden. Die allermeisten Gebrauchshunde sind auch keine Couchpotatoes.
Versteht mich nicht falsch- diese Hunde können tolle Familienhunde sein. Doch nur, wenn sie auch ihrem Wesen entsprechend erzogen und gefördert werden.
Gebrauchshunde wurden für ganz bestimmte Zwecke gezüchtet. Sie bringen eine gewisse Triebstärke in bestimmten Bereichen mit. Diese Triebstärke muss man als Halter erkennen können, um sie umzulenken. Ein Hund, dessen Triebigkeit permanent unterdrückt wird, entwickelt Frust. Und aus Frust entwickelt Aggression, Depression, etc.
Was man deshalb bei diesen Hunden nie vergessen darf: Sie wurden für wichtige Jobs gezüchtet und durften sich von ihren Aufgaben nicht abbringen lassen, sondern sollten ihre Ziele höchst motiviert erreichen. Gebrauchshunde haben also einen starken Willen und auch die Fähigkeit, selbstständig Aufgaben zu übernehmen. Und diese übernehmen sie auch dann, wenn ihre Halter ihnen keinen Aufgabenbereich vorgeben. Denn dann suchen sich die Hunde einfach selbst ihre Zuständigkeit. Und genau das führt häufig zu Problemen.
Man muss sich bewusst sein, dass Gebrauchshunde eine starke und selbstsichere Führung benötigen. Dass sie sowohl körperlich als auch geistig entsprechend ausgelastet werden müssen. Und dass gelegentliches Ballspielen oder ab und an Leckerlis suchen nicht reicht, um diesen Hunden gerecht zu werden.
Wer überlegt, sich einen solchen Hund anzuschaffen, sollte sich vorher ganz genau überlegen, ob er dieser Aufgabe gewachsen ist und auf die viele Arbeit, die Gebrauchshunde meist bedeuten, Lust hat. Man muss sich über den ursprünglichen Verwendungszweck und die gewissen charakterlichen Eigenschaften der jeweiligen Rasse im Klaren sein. Und vor allem muss man seine eigenen Grenzen erkennen können und sich im Bedarfsfall fachkundige Hilfe suchen.
Dann können diese Hunde absolut tolle Begleiter werden. Und vor allem können dann Hund und Halter richtig glücklich miteinander werden.
*Teilen erlaubt, einfach Klauen ist doof*
Da es bereits einen ähnlichen Text gibt, möchte ich euch diesen der Fairness halber nicht vorenthalten, auch wenn ich nicht bewusst abgekupfert habe. Hier gibt's ihn zu lesen:
https://m.facebook.//story.php?story_fbid=1087508354626814&id=100001029792532
https://www.facebook.com/CasaCanum-162383727680620