11/12/2022
Heute möchte ich Euch über die Nebenwirkungen der Silvesterknallerei informieren und Lösungsansätze geben.
Neben den bekannten Themen wie Feinstaub, Müll oder Verletzungsgefahr, ist für mich die Angst der Tiere die wohl bedeutendste Nebenwirkung.
Nicht nur unsere Haustiere, Pferde und Nutztiere leiden, vor allem Wildtiere sind ganz besonders von diesem unnatürlichen und unvorhersehbaren Ereignis betroffen. Was für uns als das Highlight des Jahres gesehen wird, bedeutet für viele unserer Tiere Todesangst. Nicht nur, dass der Beginn des Feuerwerks für die Tiere unvorhersehbar ist und der Lärmpegel plötzlich enorm zunimmt, versetzt sie in Angst. Es kommen noch mehr instinktive und auch erlernte Trigger (=in diesem Fall angstauslösende Situationen) dazu.
Als Beispiel der Duft von Verbranntem, der sich nach einiger Zeit einstellt, bedeutet für unsere Tiere Gefahr – natürlich, denn ein herannahender Waldbrand könnte den Tod bedeuten. Aber auch der Knall eines Feuerwerks ist sehr ähnlich dem Büchsenschuss - dass dieser Gefahr und möglichen Tod bedeutet, haben unsere Tiere gelernt.
Nun geht ein jedes Individuum mit der Angst unterschiedlich um. Neben dem bewussten Einordnen von erlernten und erlebten Situationen, sieht das „Krokodilhirn“, wie ich es gerne nenne, also jener Teil des Hirns der mit sehr alten und instinktiven Mustern arbeitet, hier verschiedene Strategien vor. Alle diese Strategien haben in unterschiedlichen Situationen ihre Richtigkeit – jedoch gibt es Situationen, welche das „Krokodilhirn“ nicht so recht einordnen kann, und wählt dann vielleicht eine nicht so passende Strategie. Die großen 3 daraus sind: Flucht, Angriff und Erstarren (oder Tod stellen). Zeigt ein Tier also eine solche Verhaltensweise, ist es bereits im „ich muss jetzt sterben“-Modus und vollgepumpt mit Stresshormonen – Versuche jetzt zu erziehen, schimpfen, beruhigen, usw. wird alles vergebene Mühe sein, denn das Gehirn ist dafür nicht mehr aufnahmefähig.
Was kann man nun machen, um Tiere in unserer Obhut, vor dieser Angst zu schützen?
Der beste Weg ist, ein Training, welches den Tieren die Situation angstfrei näherbringt und alternative angstfreie Verhaltensmuster anbietet. Ein solches Training soll bereits mit dem jungen Tier absolviert werden, damit erst gar keine Angst mit dem Feuerwerk verbunden wird. Je öfter ein Individuum schlechte Erfahrungen mit einer Situation gemacht hat, umso schwieriger wird es neue Verhaltensmuster zu erlernen. Ein schönes Bild dazu habe ich von einer Mentaltrainerin gehört: Übliche Verhaltensmuster sind wie Autobahnen – breit, eben, frei von Hindernissen. Versucht man nun ein neues Verhalten einzuführen, muss man sich erst einen Pfad durch das Gebüsch schlagen, aber je öfter man diesen Weg geht umso breiter wird dieser. Nimmt man den neuen Pfad statt der Autobahn, wird der neue Pfad größer und breiter, die Autobahn wird langsam wieder zuwachsen – aber solange die Autobahn des alten Verhaltensmusters leichter zu gehen ist als der Pfad des neuen Verhaltensmusters, wird man sich aktiv gegen sein Unterbewusstsein entscheiden und den neuen Pfad gehen! Gibt es im Hirn des jungen Tier nun nur Gebüsch für die Situation „Feuerwerk“ und man beginnt den Pfad eines angstfreien Verhaltens freizuschlagen, wird es im Ernstfall auch diesen wählen und nicht das „Krokodilhirn“ eine schnelle Lösung finden lassen. Ihr werdet bereits erkennen, dass es Zeit und ein gutes Training braucht, um das zu erreichen – leider haben wir diese bis zum 31.12. nicht mehr.
Was können wir jetzt noch für unsere Tiere tun?
Abhängig davon, wie stark die Angstreaktion vom einzelnen Individuum ist, gibt es ein paar Möglichkeiten. Hier möchte ich nochmal kurz das Erstarren erwähnen, auch wenn ein Tier vermeintlich ruhig und bewegungslos herumsteht, liegt oder sitzt kann es Todesangst verspüren – achtet bitte genau darauf, ob das Tier sich in anderen Situationen, ohne Trigger, auch so verhalten würde. Für Tiere, die nur wenig Angst haben, reicht oft ein Abschotten oder Ablenken – Licht anmachen, Musik lautstellen, spielen, Futter anbieten oder vielleicht in einem Raum ohne Fenster aufhalten.
Reicht das nicht aus, um angstfrei über die Nacht zu kommen, gibt es verschiedenste Produkte die entweder mit den natürlichen, beruhigenden Pheromonen arbeiten oder auf pflanzlicher Basis für Entspannung sorgen. Bei allen diesen Produkten, ist es aber notwendig, dass bereits einige Zeit (Wochen bis Tage) vor dem Ereignis mit der Anwendung begonnen wird.
Sollte nun immer noch Angst bestehen, gibt es auch Medikamente die angstlösend wirken. Je nach Stärke des Medikamentes, nehmen Tiere angstfrei am Geschehen teil oder verschlafen es – aber die Angst ist weg! Der wichtigste Schritt in der Therapie von bereits bestehender Angst.
Gerne berate ich Euch und wir werden gemeinsam die beste Lösung für Eure Tiere finden.
Jetzt vorsorgen! – oder noch wichtiger: auch heuer wird es, in allen Pongauer Gemeinden, keine Ausnahmeregelung, zum generellen Verbot für private Feuerwerke im Ortsgebiet, geben! Bitte nehmt das Ernst und verzichtet auf ein privates Feuerwerk.