29/10/2024
Wieder mal ein super Artikel! Vielen herzlichen Dank Mit Hunden sein - Eva Windisch - Freundschaft statt Erziehung 🐾🐶❤️
Kommunikation über Geruch
Hunde haben verschiedene Möglichkeiten untereinander und auch mit uns Menschen zu kommunizieren:
- über Akkkustik (bellen, jaulen, winseln, heulen)
- über Körpersprache (vor allem die sogenannten Calming Signals)
- über Berührungen (kratzen, ablecken, anschmiegen, unter die Hand schlüpfen)
- und über Geruch, das ist die sogenannte olfaktorische Kommunikation.
Das ist ein ganz besonders wichtiger Punkt, da genau diese Art der Kommunikation von vielen Hundehaltern als lästig oder unappetitlich empfunden wird.
Das erste was ein Hund macht, wenn wir mit ihm rausgehen ist die Nase senken und schnüffeln bis er eine interessante Stelle findet. Und dann markiert er darüber und macht sein P**i. Damit kann noch fast jeder Hundehalter leben. Aber ab da wird der Hund in der Regel gnadenlos weitergezogen, sobald er weiter schnüffeln will, denn er hat sich den Spaziergangsregeln seines Menschen anzupassen. Und der will gerne zügig seine Runde drehen um diesen Teil des Tages hinter sich zu bringen.
Da treffen leider zwei völlig unterschiedliche Interessen aufeinander. Das Schnüffeln und Markieren ist ein wichtiger Bestandteil der täglichen Auslastung des eigenen Hundes. Das ist seine Nasen- und Kopfarbeit. Und zwar eine Nasen- und Kopfarbeit in seinem Sinne und nicht in unserem Sinne. Hunde schnüffeln am P**i anderer Hunde, weil sie damit eine unendliche Vielfalt an Informationen aufnehmen können. Nicht unähnlich, wie wenn wir Facebook lesen. Wir lesen auf der Startseite all das, was unsere Freunde so bewegt, was sie erlebt haben, sowie eine Anzahl von wichtigen Artikeln, Berichten und Videos. Wir klicken dann auf „Gefällt mir“ – der Hund markiert über die wichtigen Stellen darüber.
Gefällt uns ein Artikel besonders gut, so dass wir der Meinung sind, all unsere Freunde müssen diesen Text auch unbedingt lesen, dann drücken wir auf „Teilen“ – unser Hund hingegen scharrt mit den Hinterpfoten über seine Hinterlassenschaft. Nicht weil er denkt, dass er dann Chef ist. Bitte glauben Sie solche Ammenmärchen aus dem vorigen Jahrhundert nicht. Er macht es, damit auch der Dümmste seine wichtigen Informationen mitbekommt und nicht achtlos daran vorbeiläuft. Das ist Auslastung, das ist Nasen- und Kopfarbeit, das ist Kommunikation.
Beobachten Sie sich doch bitte mal, wie oft Sie Ihren Hund dabei weiterziehen, obwohl er noch gar nicht fertig ist. Das wäre als würde Ihnen jemand beim Facebook lesen den Labtop zuklappen würde oder Ihnen das Handy aus der Hand reißen würde. Oder Ihnen die Zeitung aus der Hand reißen würde, während Sie darin lesen. Ganz schon unverschämt, nicht wahr? Aber der Hund hat seine Interessen nach unseren Vorlieben zu gestalten und nicht nach seinen – so denken es viele Hundehalter. Er soll gefälligst die Nasen- und Kopfarbeit machen, die wir uns für ihn ausdenken und nicht die die für ihn in seiner Hundewelt wirklich elementar wichtig ist. So denkt und handelt fast ein jeder, wenn auch oft unbewußt. Halten wir uns als selbsternannte Krone der Schöpfung für die besseren und klügeren Hunde? Müssen wir uns wirklich über alles erheben? Wissen wir besser, was ein Hund möchte und was ihn interessiert als er selber?
Oder kommt da von uns eventuell ein bißchen Ekel dazu? Man schnüffelt doch nicht an Urin. Nun sind wir aber die einzige Spezies, die sich vor Urin ekelt.
Und es geht noch weiter: Hunde schnüffeln nicht nur am Urin ihrer Kollegen, sondern auch am Kot anderer Hunde.
PFUI! schreit spätestens jetzt fast jeder Hundehalter und reißt den Hund besonders hart weiter. Zur Strafe für sein normales Hundeverhalten. Aber auch das ist für unsere Hunde ein wichtiges Kommunikationsmittel. Mit jedem Kotabsatz setzt ein Hund ein Tröpfchen Analdrüsensekret ab, welches fast wie ein Fingerabdruck, ein Personalausweis eines Hundes ist. Gespickt mit wichtigen Infos über sich selber und seinen Zustand. Das ist auch der Grund, warum Hunde sich am Po beschnüffeln: Es geht hierbei nicht um das Popoloch sondern um die Analdrüsen.
Haben Sie bitte keine Angst: Der Hund holt sich dabei keine Würmer, sonst hätte die Natur bei dieser Art der Kommunikation einen fatalen Fehler begangen. Schauen Sie doch mal genau hin: Er berührt mit der Nase den Kothaufen des Kollegen überhaupt nicht, sondern schnüffelt natürlich mit Abstand.
Und noch am Rande, weil man es tatsächlich in unserer modernen Zeit immer noch hört: Schnüffeln, Markieren und Scharren hat nichts mit Dominanz zu tun. Abgesehen, dass es keine Dominanz oder Rangordnung bei Hunden oder Wölfen gibt, will Ihr Hund nicht in irgendeiner Weise über Ihnen stehen, lieber Leser und Hundefreund, sondern sich über andere Kollegen informieren und einfach nur mit Ihnen in Frieden und Liebe leben und dennoch dabei Hund sein dürfen.
Liebe Hundehalter, bitte führen Sie sich immer wieder vor Augen: Ihr Hund ist kein Mensch, und schon erst recht kein Mensch mit dem Blick auf die Welt wie Sie ihn haben. Ihr Hund ist ein Hund, der Sie liebt, aber dennoch in seiner Hundewelt lebt und auch das Recht haben möchte, in seiner Hundewelt leben zu dürfen, gerade mit all den Andersartigkeiten. Gestehen Sie ihm das doch bitte zu. Er wird es Ihnen durch Ausgeglichenheit danken. Machen Sie ihm keine Streß – dann wird er Ihnen auch keinen machen.
Eva Windisch
Hundetrainerin, Hundeverhaltensberaterin, Hundepsychologin, Hund-Mensch-Coach
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