02/12/2021
Diese Erfahrung durfte ich auch machen.
Weil es "mal wieder" oder immer noch (?) Thema ist und sich so schön auf das "da draußen" übertragen läßt!
Klein Uranio war erst ein paar Tage bei uns (zweijähriger Hengst, direkt aus Spanien importiert) als ich auf die Idee kam ihn auf dem schönen Stück Wiese laufen zu lassen was gut eingezäunt ist (er kannte noch keinen Strom). Tja, und innerhalb kürzester Zeit wurde mir bewußt, dass das keine so gute Idee war, denn er kannte mich noch nicht gut und war sichtlich überfordert mit der Situation, so dass ich überlegen musste wie ich schnell den „Stress“ aus der Situation bekomme, ohne das Pferd noch mehr zu überfordern. Ein Eimer mit Futter hilft in solchen Situationen, zum Glück, meistens ganz schnell. Mir war aber klar geworden: So lange er gar nicht weiß wer ich bin, was ich von ihm möchte und in welche Situation ich ihn bringe, geht diese Art der Kommunikation gar nicht. Also war mein erstes Ziel ihn an ein „Rufzeichen“ zu gewöhnen, so dass er jederzeit in jeder Situation gerne zu mir kommt. Also kleinste Einheiten „Arbeit an der Longe“ verbunden mit meinem Pfeifen was ihm sagt: langsam oder: zu mir kommen, auf jeden Fall: Ruhe, runter fahren, ja! Und verbunden mit einem Leckerlie! Positive Bestätigung! Ich hatte ganz kurz mit der Idee des „Treibens“ gearbeitet und mein Pferd war zu Recht so was von empört von mir, denn so macht man sich eben auch keine Freunde.
Ich glaube sehr viele unterschätzen mit was für Sinnen unsere Tiere ausgestattet sind, weil sie in der Regel mit Tieren arbeiten, die schon „durch unsere Hände gegangen sind“.
Heißt: Sie bedienen unsere Idee eines Verhaltens, von dem wir denken es ist Tiergerecht. Haben wir dann einmal die Gelegenheit mit einem Tier zu arbeiten, was diese Art der Kommunikation nicht kennt, erleben wir etwas ganz anderes.
Denken wir wirklich es ist gut unser Tier erst einmal von uns weg zu treiben und den Part „des dominanten“ Pferdes einzunehmen hilft Freundschaft zu schließen? Tut mir leid, es ist so weit weg von einem freundlichen Verhalten, dass ich es einfach nicht mehr mit ansehen kann.
Ich möchte ja nicht unverschämt sein, aber genau so werden wir Menschen gerade getrieben, damit wir gehorchen! UND? Fühlt sich das gut an? Richtig? Bringt es uns gemeinsam weiter?
Jeder kann diese Frage für sich selbst beantworten.
Mein Pferd, mein Uranio, hat mir noch einmal so ein riesen Stück die Augen geöffnet für „gemeinsam "Sein" auf Augenhöhe“, dass mir schon der Gedanke an dieses Pferd die Tränen in die Augen treibt vor Rührung! (Ein inzwischen dreijähriger, völlig roher Hengst).
Diese Woche hatte ich ihn kurz „frei“ auf dem Reitplatz, weil ich die Boxen gemacht habe und dachte, ach, ich schaue mal ob wir etwas gemeinsam machen können. Also frei, ohne Longe, Halfter, Kappzaum und ich fragte ihn ob er laufen möchte. Er lief, als hätte er nie etwas anderes gemacht in ca. vier Meter Abstand in dem von mir gefragten Tempo, ließ sich auf mein Pfeifen sofort wenden und hatte sichtlich Spaß daran die von mir angefragten Dinge „einfach so“ zu tun.
Meist sehen wir diese Art der Arbeit nachdem wir die Pferde auf die oben beschriebene Art untergeordnet haben und dadurch schon ein ganzes Stück Selbstbewußtsein zerstört ist.
Ich bin so gespannt wo Uranio mich noch hinführt und bin jetzt schon so unfassbar glücklich,dass dieses Pferd unsere Familie ergänzt!