07/10/2023
Ich finde es auch schade, dass es bei diesem Thema eher ein gegeneinander als ein miteinander ist. Beide Seiten, Hundehalter eines Hundes aus einer Zucht und Hundehalter eines Hundes aus dem Tierschutz haben eine Verantwortung dem Hund gegenüber. Züchter haben eine grosse Verantwortung und ja, es gibt viele die unverantwortlich handeln und züchten. Nur gibt es auch viele solcher negativen Beispiele im Tierschutz.
Wichtig ist aber, dass Hunde aus dem Tierschutz nicht über eine Website per Direktvermittlung in die Familie kommen, sondern dass die zukünftigen Hundehalter den Hund in Ruhe kennenlernen können und dass jemand mit Erfahrung einschätzt, ob der Mensch für diesen Hund geeignet ist. Denn nur mit der "Rettung" ist es nicht getan und ein Hund muss auch nicht dankbar sein, dass er gerettet wurde. Im Gegenteil, der Mensch soll dankbar für das neue Familienmitglied sein und sich bemühen, dass der Hund sich im neuen Umfeld "Pudel"wohl fühlen darf ❤️
Hunde aus dem Tierschutz vs. Hunde vom Züchter
In einer Gruppe über seriös vermittelte Auslandshunde fiel heute morgen die Aussage, dass Züchter mit schuld daran seien, dass Hunde im Tierheim landen.
Diese Aussage ist falsch und mir geht echt die Hutschnur hoch, wenn ich das lese!
Ein guter Züchter kümmert sich um Gesundheit seiner Hunde, plant sorgfältig die Verpaarung, kümmert sich um die Hündin, vermeidet Stress und sorgt für eine gute Sozialisierung seiner Welpen. Er steht für Welpenkäufer auch nach der Übernahme mit Rat und Tat zur Seite. Er nimmt einen Hund zur Not auch zurück oder kümmert sich um eine neue Bleibe.
Es gibt furchtbare Vermehrer und unseriöse Züchter. Es gibt Menschen, die produzieren absichtlich und unbedacht Welpen oder abstruse Mischlinge, die Kleinanzeigenportale sind voll davon. Das ist nicht zielführend und dem müsste Einhalt geboten werden. Aber: All diese Menschen würden keine Hunde produzieren, wenn es dafür nicht auch einen Markt gäbe.
Ich bin auch sehr wohl der Meinung, dass die Rassehundezucht sich selber hinterfragen sollte. Reine Zucht nach Aussehen, ohne Berücksichtigung von Wesen oder Gesundheit, die geschlossenen Zuchtbücher, Epilepsie, erhöhte Inzuchtrate… es gibt Themen, die angepackt werden müssen. Keine Frage. Ich kenne aber sehr viele Züchter, die hier bestrebt sind und aus diesem Grunde testen, röntgen, auswerten und das Zuchtgeschehen nachverfolgen.
Und: Jäger, Mantrailer, Rettungshundestaffeln, Therapiehunde, Assistenzhunde… für diverse „Jobs“ werden nach wie vor Rassehunde benötigt, auch der ein oder andere Hundesportler greift gerne auf „seine“ Hunderasse zurück. Grundsätzlich ist ein Hund vom Züchter in Bezug auf Größe, Gewicht und Eigenschaften deutlich vorhersehbarer, als ein Mischling mit mir unbekannter Herkunft.
Und: es ist einfach jedermanns gutes Recht, frei zu entscheiden, mit wem er die nächsten 15 Jahre seines Lebens verbringen möchte!
Die Gründe für die Situation von Hunden im Ausland, für die kann hier bei uns kaum einer etwas. Jagdhunde werden nach wie vor nach der Saison entsorgt, in Rumänien ist das Thema Hunde auch von der Politik abhängig. Die Tatsache, dass hier teilweise 7000 Hunde im Shelter sitzen, die ist in den Ländern hausgemacht und die reine Adoption von Hunden wird das nicht ändern. Hier muss die Ursache angepackt werden, ansonsten rückt für jeden adoptierten Hund ein Hund nach.
Und es gibt sie: Unkomplizierte, tolle Hunde aus dem Tierschutz, die ihren Menschen nur Freude bereiten.
Es gibt aber auch die Hunde, die dauerhaft überfordert sind, die in der Stadt nicht klarkommen, die ein Grundstück bewachen möchten oder ihr Leben lang Ängste behalten. Hunde, die auf dem Land in Rumänien oder Italien aufgewachsen sind, für die sind die Zentren von München, Berlin oder Hamburg ein Kulturschock und denen ist nicht damit geholfen, dass sie jetzt gerettet sind, wenn sie vom Regen in die Traufe kommen. Hier sind erfahrene und auch geduldige Adoptanten gefragt, die bereit sind, mit den Hunden zu arbeiten.
Mir wurde heute vorgeworfen, es sei schade, dass Menschen „wie ich“ Hunde trainieren, wenn für mich der Tierschutz an der Landesgrenze aufhört.
Das tut er mitnichten! Mein eigener Hund ist aus dem Ausland und ich liebe sie sehr! Aber ich sehe auch ihre Baustellen, die sich auf eine reizarme oder auch sehr stressige Jugend zurückführen lassen und nicht jeder Hund aus dem Ausland ist in Deutschland gut aufgehoben. Ich sehe neben alle dem Leid in den Vermittlungsanzeigen auch die potenziellen Themen, mit denen ein Adoptant später konfrontiert sein könnte. Und wenn der Mensch dann nicht bereit ist, daran zu arbeiten und sich auf den Hund mit allem Wenn und Aber einzulassen oder auch, wenn die familiären oder beruflichen Umstände das nicht zulassen, dann ist dieser Mensch mit einem Hund vom Züchter einfach besser beraten.
Ich wünsche mir, dass Vermittler aus dem Tierschutz ihre Hunde objektiv einschätzen und auch auf eine Vermittlung verzichten, wenn diese nicht optimal erscheint. Ich wünsche mir, dass Züchter ihre Rassen verantwortungsvoll behandeln und es nicht nur um Schleifen und Ausstellungserfolge geht, sondern auch um Vitalität, Gesundheit und Wesensfestigkeit ihrer Hunde.
Und ich wünsche mir, dass sich Züchter und Tierschutz nicht gegenseitig schlechtmachen. Denn beides ist wichtig und ich kenne so viele Menschen, die sowohl Hunde vom Züchter als auch Hunde aus dem Tierschutz haben. Das eine schließt das andere nicht aus.