15/11/2024
Gepfählt! Dieser Anblick bietet sich auch unseren erfahrenen Tierärzten nur sehr selten. 20 Zentimeter ragte ein dicker Stock aus Ennos Maul, als er bei uns eingeliefert wurde. Der Deutsch-Langhaar-Rüde hatte ihn sich beim Herumtollen in den Schlund gerammt, als der Hundesitter mit ihm im Englischen Garten unterwegs war. Leider kommt es beim vermeintlich so harmlosen Apportieren von Stöcken oder Stöckchen immer wieder zu schweren Rachenverletzungen. Doch nicht immer wenden sie sich zum Guten. Denn Enno hatte einen Schutzengel. Das Röntgenbild zeigte: Der Stock hatte weder Luft- noch Speiseröhre perforiert, sondern sich unter der Zunge bis zum Brustkorbeingang gebohrt. Ebenso wurden Lungen, Aorta und große Hohlvene verfehlt. „Verletzungen der Luft- und Speiseröhre hätten schwerwiegende Folge gehabt“, sagt Chirurgin Dr. Sarah Kany, die unter Endoskopiekontrolle den Stock vorsichtig Zentimeter um Zentimeter aus dem tiefen Stichkanal zog. Damit nicht genug: Um verbliebene Holzreste und Gräser zu entfernen, musste unser Team anschließend noch die Wundhöhle aufschneiden und eine Drainage legen. So schwer die Pfählung auch war, als zwei Wochen nach der OP die Fäden gezogen wurden, war Enno bereits wieder putzmunter.