06/12/2025
😎🐕Die Superhundeflüsterer und ihre Anti-Leckerli-Religion
💁♂So bewerben sich die Superhundeflüsterer, die alles gecheckt haben, auf ihrer Webseite oder in den sozialen Medien: «Wir bestechen die Hunde nicht mit Futter. Hunde belohnen sich auch nicht mit Leckerlis».
Wenn ich dieses Argument höre, fährt mein Nervensystem hoch. Der zweite Teil des Satzes lautet dann sinngemäss: «Wir machen es wie die Hunde unter sich, die korrigieren sich und belohnen sich nicht mit Leckerlis.»
🥴Wenn Welpenmütter als Beweis herhalten müssen
Darauf folgen gerne eindrückliche Videos, in denen Welpenmütter ihre vorlauten Welpen zurechtweisen, um diese Anti-Leckerli-These zu untermauern.
🧠🐕Ich stelle mir dann gerne einen Hundetrainer oder eine Hundetrainerin mit Fell und Rute vor, die bellt, den Welpen das Essen hervorwürgt und sie danach mit der Zunge sauber leckt. Sehr sarkastisch, danke für den Hinweis. Aber viel freundlicher kann ich das nicht formulieren.
🏆Agility, Dogdance und andere nicht-hündische absurde Aktivitäten
Lass uns mal ganz ehrlich hinschauen: Da werden Hunde über einen Agilityparcours geführt, in der Trainingshalle zum Dogdance aufgefordert, im Begleithundekurs motiviert, sich an das Bein des Menschen zu kleben und diesen anzuhimmeln. Sie würden sich untereinander natürlich auch Bälle oder Frisbees werfen.
❓Wieso tun wir das? Eine Mutterhündin würde so etwas Absurdes aus Hundesicht von ihren Welpen niemals verlangen. Diese Sportarten und Beschäftigungen sind meiner Meinung nach weiter vom hündischen Verhalten entfernt, als von einem Menschen ein Leckerli aus der Hand zu fressen.
👍 Verstärkung ist ein Weg, kein Dogma
Diese Anti-Futterbelohnungsmenschen nehmen einen kleinen Ausschnitt aus einem sehr komplexen verstärkungsbasierten Trainings- und Ausbildungsprozess und erklären ihn zum ganzen Bild. Ich sage hier bewusst Prozess oder vielleicht besser Weg, denn unser Hund lernt "unter-wegs" eine Vielzahl von Verstärkern kennen. Dazu gehören neben Futterverstärkern Bewegung, Geruchsspuren, Distanzvergrösserung, Annäherung, Sozialkontakte, Elemente aus der Jagdkette und viele mehr.
☝Worum es wirklich geht
Das Problem ist nicht, dass jemand keine Leckerlis geben möchte. Das Problem ist, dass daraus ein Prinzip gemacht wird, als wäre Futter der einzige Verstärker, den man ersetzen müsse, um „authentisch“ zu trainieren. Hunde lernen, weil Verhalten Konsequenzen hat, nicht, weil wir unsere Trainingsphilosophie besonders hündisch nennen.
😀Und ganz ehrlich: Wir leben nicht im Wolfsrudel und füttern keine wilden Jungtiere in der Tundra gross. Wir trainieren Familienhunde in einer Menschenwelt, die für den Hund weder logisch noch ausgesprochen hündisch ist. Wenn der Hund also bereit ist, mit uns durch diese Absurditäten zu gehen, darf er von mir aus so viele Futterbelohnungen erhalten, wie er möchte.
👉 In diesem Sinne:
"Ein Leckerli in Ehren, musst du deinem Hund nicht verwehren".