16/02/2021
Galgos, Podencos und andere Jagdhunde
Anlässlich der am 01. Februar geendeten Jagdsaison in Spanien, wurde in der am Mittwoch stattgefundenen Videokonferenz der Eurogroup for Animals des Europaparlaments über die Problematik der Galgos, Podencos und aller Jagdhunde Spaniens berichtet.
Hierzu wurde der Filmemacher Yeray López Portillo in die Konferenz eingeladen der uns seine vierjährige Arbeit, welche er in seinem Film „Yo Galgo“ (zu Deutsch: Ich Galgo) vorstellte.
Der Film ist hervorragend recherchiert, fundiert und mit unzähligen Interviews mit Jägern, Züchtern und Hundeführern gespickt. Auch das gewaltige Bildmaterial zeigt die ganze hässliche und grausame Brutalität, welche dieser „Sport“ des Hunderennens und der Hetzjagd mit Hunden mit sich bringt.
Offiziell wird die Jagd mit Hunden, vorzugsweise mit Galgos als „Sport“ bezeichnet. Es ist aber ein sadistisches und grausames Hobby, welchem j e d e s Jahr 20 Millionen (20.000.000!) Tiere zum Opfer fallen.
86% der spanischen Landesfläche werden bejagt. Besonders spannend dabei ist, dass die tatsächliche Anzahl der JägerInnen nicht konkret ermittelbar ist, da nur ca. 1,5% der Bevölkerung eine Jagdlizenz besitzen. Somit jagt ein Großteil der Bevölkerung illegal.
In manchen Regionen von Spanien werden Lizenzen an bspw. Menschen mit Behinderung, Rentner und Senioren verteilt, da somit mehr Subventionen abgegriffen werden können.
Die JägerInnen in Spanien „benutzen“ mehr als 2,5 Millionen Hunde zur Jagd, von denen allein ca. 500.000 Galgos sind.
Das Leben der Renn- und Jagdhunde ist kurz und von Entbehrungen geprägt.
Innerhalb eines Zeitraums von nur 6 Jahren (!) wird der g e s a m t e Jagdhunde-Landesbestand Spaniens (2,5 Millionen Hunde)
a u s g e t a u s c h t.
Das Töten eines Jagdhundes wird in Spanien nicht bestraft. Spanien ist das einzige europäische Land, in welchem die Hetzjagd mit Hunden auf offenem Feld erlaubt ist. Dies bedeutet, dass JägerInnen aus allen anderen europäischen Ländern zu dieser Art der Jagd als „Jagdtouristen“ nach Spanien kommen.
Die JägerInnen, selbst zu Pferd durchkämmen das Feld, bis ein Hase oder ein anderes Tier aufspringt. Dann werden die Galgos losgelassen.
Galgos dienen zur Jagd auf Niederwild, Podencos für die Jagd auf Großwild.
Während den Jagden dienen die Hunde nicht nur als Tötungsobjekt, nein, denn sie werden auch bewertet, um herauszufinden, ob der jeweilige Hund auch rennsporttauglich ist.
Somit befinden sich unter den Zuschauern PunktrichterInnen, welche die „Qualität“ der teilnehmenden Hunde bewerten.
Bis zu zwei Punkte bringt die Startgeschwindigkeit des Hundes, nachdem er von der Leine zur Hatz auf den Hasen abgeschnallt wurde. Bringt der Hund den Hasen zu einem Richtungswechsel, ergo beginnt der Hase Haken zu schlagen, werden auch hier Punkte vergeben. Weitere Punkte gibt es, wenn ein Hund einen anderen überholt und dann natürlich: Das Töten des Hasen.
Ein Galgo, welcher bei einem Wettbewerb (egal ob Rennen oder Jagd) schlecht abschneidet wird gnadenlos aussortiert. Dies gilt dann auch sowohl für seine Geschwister als seine Nachkommen.
Wenn ein Galgo bei einer Jagd lernt, dass er Strecken abkürzen muss, um den Hasen zu fangen, nennt man diese Hunde dann „schmutziger Galgo“. Diese Hunde werden dann als untaugliche Hunde für Hunderennen deklariert und im Anschluss getötet, ausgesetzt, gequält oder im Tierheim abgegeben.
Die Behörden tun n i c h t s und somit ist es für Auffangstationen, Tierheime oder private Tierschützer ein nie endender Kreislauf an Tierquälerei.
„Ehrenvolle Züchter“ töten ihre Galgos, welche „nichts taugen“ durch einen Schuss, um sich das Geld beim Tierarzt/der Tierärztin zu sparen. Zudem düngen sie mit ihren toten Tieren bspw. Ihre Olivenbäume.
Die ausgesetzten Galgos, welche in Auffangstationen oder Tierheimen enden, haben in den meisten Fällen keinen Chip und dies, obwohl es gesetzlich verpflichtend ist, dass jeder Galgo ab dem 6. Lebensmonat gechippt wird!
Auch hier werden also Gesetze und Regeln, ohne auch nur ein Minimum an Sanktion dafür erwarten zu müssen missachtet.
Diese Regellosigkeit ist der Hauptgrund für all das Elend.
Eine der grundlegendsten Bedingungen wäre, dass man das Züchten reglementiert.
Aufgrund der eigenen Suche nach Befriedigung, nämlich dem Sieg im Rennen (mit dem eigenen Hund), verhalten sich die Züchter völlig rücksichtslos und grausam, da sie, sollte ein Hund in ihren Augen „nichts taugen“, diesen mehr als leicht loswerden können und auch hierfür keinerlei Strafen zu erwarten haben. Ganz egal auf welch grausamen Art und Weise sie sich des Hundes entledigen.
Sie setzen sie aus, sie werfen sie in Gräben, sie hängen sie auf, sie erschießen sie, oder sie lassen sie gefesselt in Höhlen verhungern und verdursten.
Die Jagd mit Podencos und Galgos könnte man verbieten, aber nicht das Hunderennen. Mit diesen Rennen wird viel Geld verdient und Siege sichern zudem das Ansehen in der Gemeinschaft und bieten gesellschaftlichen Aufstieg.
Der Rennsport ist aber das was den Hunden wesentlich mehr abverlangt und die „Nutzbarkeit“ der Hunde minimiert sich drastisch.
Es ist zudem nicht ungewöhnlich, dass Züchter selbst in Tierheimen auftauchen und sich so ihrer „schlechten“ Hunde entledigen, indem sie drohen „sie umzubringen“, sollte das Tierheim den Hund/die Hunde nicht aufnehmen.
In manchen Regionen Spaniens gibt es sogenannte „killing fields“. Wenn man nur ein paar wenige Minuten dort in der Erde gräbt, findet man mit Gewissheit Überreste eines Galgos. Die Felder sind randvoll mit Skeletten. Manche der Hunde wurden vergraben, oft hat man sich diese Mühe aber erst gar nicht gemacht und den Hund einfach nur aufs Feld geworfen.
Bei der Entledigung der Hunde spielen auch Hundekämpfe eine große Rolle. Es gibt die offiziellen Hundekämpfe und die (illegalen) Straßenkämpfe. Für die Straßenkämpfe werden oft Straßenhunde (so auch Galgos) und gestohlene Hunde in den Ring geworfen.
Die Behörden unternehmen auch hier n i c h t s, da die Beamten oft selbst Jäger oder Züchter sind. Somit ein „angesehener Teil“ der Gesellschaft.
Jeden tag werden in Spanien ca. 300 Hunde ausgesetzt. D r e i h u n d e r t!
In den letzten zehn Jahren sind 23% weniger Jagdlizenzen ausgestellt worden und heute gibt es ca. 250.000 JägerInnen weniger. Gleichzeitig vergrößert sich aber die Jagdfläche.
Oft kann man in Zeitungen oder online-Anzeigen lesen, dass JägerInnen ihre Hunde gegen bspw. Werkzeug eintauschen wollen…
Dabei sollten sich die Menschen immer wieder klar machen, dass es nichts – außer dem Menschen selbst – gibt, was uns ähnlicher ist als ein Tier!
Wir, die Mitglieder der Eurogroup for Animals des EU-Parlaments setzen uns daher ein, dass in den Schulen eine Art Ethikunterricht installiert wird, wo schon im Kindesalter vermittelt wird, dass Gewinn, Spaß, Hobby und Blut auf Kosten anderer kein erstrebenswertes Ziel sein kann und schlicht nicht vertretbar ist.
Viele der städtischen Spanier wissen nicht einmal etwas vom Elend der Galgos. Das muss sich ändern!
Den Film könnt ihr unter folgendem Link entweder leihen oder kaufen.
👉👉👉https://vimeo.com/ondemand/yogalgo
Bild: sos-galgo.net