25/07/2023
Manchmal sind Behinderungen nicht sichtbar. Dann können Barrieren doppelt auftreten, so wie bei Marta, die hier ihre Geschichte erzählt:
„Ich bin 22 Jahre alt und auf den ersten Blick sieht man mir nicht an, dass ich chronisch krank bin. Ich leide unter einer komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung. Das zeigt sich in Krampfanfällen, die aussehen wie epileptische Anfälle, aber keine neurologische Ursache haben.
Alpträume, Angstzustände und Depression sind hinzugekommen. Durch meine Erkrankung bin ich stark eingeschränkt. Ich konnte lange keine Schule besuchen, um mein Abitur zu machen, nicht alleine rausgehen, öffentliche Verkehrsmittel fahren, einkaufen gehen, Freunde treffen u.v.m.
Seit ca. einem Dreivierteljahr wohnt mein Assistenzhund Finn bei mir. Er wurde als Anfallswarnhund und PTBS-Assistenzhund ausgebildet, um mir im Alltag zu helfen. Durch ihn ist vieles möglich, was vorher nicht ging. Finn warnt mich ca. 2-10 Minuten vor Krampfanfällen, sodass ich mich hinsetzen kann und nicht plötzlich zu Boden stürze und krampfe. Er hilft mir, indem er sich dazulegt oder meine Hände abschleckt. Er kann meine Notfalltasche bringen oder Schmerzen nach dem Krampfen durchs Kontaktliegen lindern.
Blindenführhunde sagen jedem etwas. Aber Assistenzhunde für andere Erkrankungen? Sie sind recht unbekannt. Dementsprechend trifft man im Alltag auf Unverständnis. "Wofür brauchen Sie denn den Hund? Sie sind doch gar nicht blind." "Sie sehen gar nicht behindert aus."
Zutrittsverbote in Supermärkten sind Alltag: "Raus mit dem Köter!" „Ist mir egal, ob Sie ihn brauchen, der ist unhygienisch." Immer wieder erleben wir Assistenzhundehalter*innen, dass wir Arzttermine nicht wahrnehmen oder Behandlungen in Kliniken nicht stattfinden können, weil wir mit unserem lebenswichtigen Hilfsmittel nicht erwünscht sind.
Dabei gelten Assistenzhunde als medizinische Hilfsmittel und dürfen überallhin, wo Menschen mit Straßenschuhen erlaubt sind. Weil das Thema vielen Menschen gänzlich unbekannt ist, stehe ich täglich vor Barrieren: Ich kann ohne meinen Assistenzhund nicht einkaufen gehen - wenn man ihm den Zutritt verbietet, dann schließt man mich aus dem gesellschaftlichen Leben und sogar aus Bereichen der täglichen Grundversorgung aus. Solche Barrieren darf es einfach nicht geben.”