22/01/2024
Romy auf der Flucht....Was für ein Drama !
Man sollte sich von Facebook fernhalten. Oder zumindest keine Videos anschauen mit Hunden, die in Rumänien auf der Tötungsliste stehen.
Und so kam es, dass Anfang Dezember Romy zu mir auf Pflegestelle kam und sich in den folgenden Wochen in Augsburg von einer sehr scheuen zu einer fröhlichen, relativ unkomplizierten Hündin entwickelte.
Am 23.12.2023 war es dann soweit, ein Ehepaar aus Freiburg hatte sie adoptiert und Romy durfte umziehen. Leider war Romy damit anscheinend nicht so ganz einverstanden, denn nur 2 Stunden nach Ankunft in ihrem neuen Zuhause sprang sie über den Gartenzaun, ohne Halsband oder Sicherheitsgeschirr. Damit begann das Drama:
Nachdem mir die Adoptanten mit 2 Tagen Verzögerung gebeichtet hatten, dass Romy weg war, stellte ich sofort den Kontakt zur Organisation „Hund entlaufen Südbaden“ auf. Kathrin ( eine hochmotivierte Mitarbeiterin der kleinen ehrenamtlichen Gruppe und meine Heldin !) veranlasste sofort, dass in der Umgebung Suchflyer aufgehängt wurden mit ihrer und meiner Telefonnummer. Die ersten Tage hielt sich Romy zuverlässig in dem Stadtviertel auf, in dem sie entlaufen war, lebte dort aber sehr gefährlich, da das Gebiet zwischen einer großen Bundesstraße/Stadtautobahn und der Zugstrecke liegt. Und so kam es, dass sie ein paar Tage später von der anfahrenden S-Bahn gestreift wurde. Der Einsatz eines Suchhundes verlief leider erfolglos, aber Romy wurde weiterhin immer mal wieder im Stadtviertel gesehen und außer einem leichten Hinken schien ihr nichts zu fehlen.
Silvester rückte näher, ich wurde immer nervöser und schließlich stieg ich am Abend vor Silvester zusammen mit Dackeline Gundel spontan in den Zug nach Freiburg. Gundel und ich grasten bis tief in die Nacht die Gegend ab, ich muss zugeben teilweise war das schon etwas unheimlich im Stockdunkeln an der Dreisam entlang zu laufen. Um 2 Uhr kam mir auf einmal mitten im Nirgendwo ein Mann entgegen und ich glaubte zu sehen, dass er ein Gewehr auf dem Rücken hatte. Mit einem beherzten „Hallo Sie da!“ sprach ich ihn an, aber zum Glück war das nur eine Gitarre !
Schließlich konnte ich Romy in der Ferne sogar ausmachen, allerdings war sie auch gleich wieder verschwunden.
Ergebnislos fuhr ich am nächsten Morgen wieder nach Augsburg, wo ich erfahren musste, dass die Adoptanten vehement darauf bestanden, dass die erst am Vortag auf einer Wiese an der Dreisam aufgestellte Lebendfalle sofort wieder abgeholt werden sollte, da sie fürchteten, eine Feuerwerkskörper könne diese beschädigen oder ein Betrunkener sich darin einsperren. Ich sag jetzt nichts dazu.
Und dann war der Silvesterabend und Romy war eine ganze Woche wie vom Erdboden verschluckt.
Wie erleichtert waren Kathrin und ich, als am 9.1. eine erste Sichtung reinkam, aber der Abend entwickelte sich zu einem ziemlichen Horrortrip: alle paar Minuten riefen Leute bei mir an, die berichteten, wie Romy kreuz und quer panisch durch Freiburg lief und schließlich sogar am Freiburger Münster landete!
Überhaupt ist Sichtungen entgegennehmen nichts für schwache Nerven, vor allem wenn Anrufer ihre Sichtung einleiten mit Sätzen wie: „Sie vermissen einen Hund ? Der liegt neben der B31“ oder „Leider habe ich schlechte Nachrichten für Sie“ oder ein Anruf von der Polizei: „Freuen Sie sich nicht zu früh !“....Nur um mir mitzuteilen, dass Romy zwar gesehen wurde, aber nicht eingefangen werden konnte. Dabei sollte sie doch gar keiner einfangen, denn so vertreibt man Hunde im Fluchtmodus nur aus der Gegend, in der man optimalerweise schon Futterstellen eingerichtet hat. Oft werden sie dann überfahren, weil sie sich erschrecken und flüchten.
Auch Sätze wie „Die lief gerade beinahe vor den Bus“ und „Der Hund läuft mit eingezogenem Schwanz panisch auf dem Standstreifen der Bundesstraße“ will man nicht hören.
Aber auch Lustiges war dabei: „Ich habe Ihren Hund gesehen, beim ZO, Sie wissen schon, in der Nähe der PH“ ( Ich: „???" ) Oder ein Anrufer, der meinte sie liefe in Weingarten herum und ich dachte: Weingarten ist bei Ravensburg. Bis ich herausfand, dass Weingarten ein Stadtviertel von Freiburg ist.
Jedenfalls musste ich die letzten 4 Wochen viel Schokolade essen, dafür kenne ich mich jetzt ( zumindest auf der Karte ) sehr gut in Freiburg und 20 Kilometer Umkreis aus, den solch große Kreise zog Romy in den folgenden Tagen. Ich kürze das Ganze jetzt ab, Romy war dann noch einmal 5 Tage spurlos verschwunden, tauchte dann urplötzlich letzten Donnerstag wieder auf, nahm die eingerichtete Futterstelle schließlich an und ging am Freitag nach 4 ganzen Wochen in die Lebendfalle! Damit hatte ich nicht mehr gerechnet, aber wann immer ich ohne Nerven und verzweifelt war, hat mich Kathrin wieder aufgebaut und neue Ideen ausgepackt, wie wir unseren Fluchthund doch noch wiederbekommen könnten.
Und jetzt ? Jetzt ist Romy wieder bei mir in Augsburg, verhält sich so, als ob nichts gewesen wäre und erholt sich von ihrem Abenteuer, Was für ein Happy End, Puh!
P.s.: Romy steht übrigens wieder zur Vermittlung, sobald sie etwas zur Ruhe gekommen ist.