07/12/2024
Der Brief eines verlassenen Hundes
Liebe Mama, lieber Papa,
Erinnert ihr euch noch, wie ich als kleiner Welpe zu euch kam und ihr euch so sehr gefreut habt, dass ich bei euch bin?
Ihr habt mich beide angesehen, und in euren Gesichtern lag ein Lächeln, eure Augen strahlten vor Glück.
Ihr hieltet mich fest in euren Armen, und ich liebte es, eure Wärme und Streicheleinheiten zu spüren.
Ich fühlte mich so geborgen.
Erinnert ihr euch noch, wie ich einmal aus Versehen auf den teuren Teppich P**i gemacht habe?
Ich war ja noch sehr jung und wusste nicht, wie man richtig auf Toilette geht.
Ihr wart nicht böse auf mich.
Ihr habt mich fest in den Arm genommen und gesagt, dass es nicht schlimm sei und wir das bald richtig hinbekommen würden.
Ihr habt mir beigebracht, wie ein richtiger großer Hund auf Toilette zu gehen.
Ihr habt mich auch in euren großen Garten gelassen, und wir spielten mit dem Ball und tobten wild umher.
Es war so schön, mit euch Fangen zu spielen, es hat mir so viel Spaß gemacht!
Und erinnert ihr euch noch, wie ich einmal einen von Papas Schuhen zum Spielen geklaut habe und darauf herumgekaut habe?
Auch darüber wart ihr beide niemals böse auf mich.
Ihr sagtet, es sei nunmal jetzt mein Schuh und ich dürfe ihn behalten.
Auch als ich einmal, Mama, dein Frühstücksei vom Teller geklaut habe, weil es mir so gut geschmeckt hatte, warst du nicht böse auf mich.
Du hast mich angelächelt und gefragt, ob ich noch eines möchte!
Ich weiß, dass ich nicht immer klein bleiben werde, und jetzt, wo ich etwas größer bin, merke ich, dass ihr immer weniger Zeit mit mir verbringt.
Ihr seid oft lange weg und kommt erst sehr spät zurück. Ich weiß nicht, warum ihr das macht.
Vielleicht seid ihr böse auf mich, weil ich etwas falsch gemacht habe?
Ihr habt mir dann mein Halsband angezogen und die Leine dran gemacht, und ich bin mit euch in euer Auto gestiegen.
Wir fuhren zusammen, wie immer, diesmal aber lange, sehr lange.
Ich kann mich nicht daran erinnern, wie lange wir gefahren sind, und es war auch nicht der Weg, den wir sonst immer gefahren sind, wenn wir in den Park zum Spielen fuhren.
Es war sehr weit, und irgendwann bin ich vor Müdigkeit eingeschlafen.
Ich wachte auf einem großen Platz auf, umgeben von vielen Autos, die schnell auf einer langen Straße hin und her fuhren.
Es war sehr laut.
Ihr habt mich mit der Leine an meinem Halsband an einer Bank festgemacht.
Vielleicht, damit ich nicht weglaufe und ihr mich nicht suchen müsst?
Ihr habt mir auch meine Kuscheldecke und meinen Napf daneben gelegt.
Bitte seid nicht böse auf mich.
Ich habe mein ganzes Futter aus meinem Napf schon aufgegessen, und weil ich hier an der Bank festgemacht bin, konnte ich auch nicht weit laufen, um P**i zu machen.
Ich habe meine Decke, die ihr mir als Welpe geschenkt habt, leider etwas dreckig gemacht.
Bitte seid nicht böse auf mich!
Es sind jetzt zwei Tage und Nächte vergangen.
Nachts ist es sehr kalt hier, dann rolle ich mich immer ganz eng in meine Decke ein. Ich weiß nicht, wo ihr beide hingegangen seid.
Vielleicht sucht ihr mich... Aber ich bin doch hier?
Ich weiß nicht, wo ihr seid, und ich bin hier festgemacht. Sonst würde ich laufen, euch suchen und zu euch zurückkehren.
Liebe Mama und lieber Papa, ich schreibe euch, um euch zu sagen, dass ich noch hier bin und auf euch warte.
Ich liebe euch beide sehr und hoffe, ihr seid nicht böse auf mich und wir gehen bald wieder nach Hause.
Macht euch bitte keine Sorgen um mich, ich warte hier auf euch, bis ihr wieder zurückkommt!
In Liebe, euer kleiner Hund ❤️
Text: © Welt der Hunde