04/07/2021
Vielleicht kennst du ja auch folgende Erziehungsvorschläge von Hundetrainern wie den martialischen Alphawurf, den man anwenden soll, wenn der Hund den Gehorsam verweigert, damit er gleich weiß wer das Sagen hat. Oder die Sprüche in die Richtung, dass das ein dominanter Rüde sei, wenn er nicht sofort auf Befehl ins „sitz“ schnellt und man doch mal seine Stellung im Rudel überdenken solle. Oder, dass man ein dominantes Tier erstmal brechen muss, um es dann später wieder aufzubauen, damit es sich einem nicht widersetzt. Tatsächlich gibt es noch immer diese Einstellung in der Hundeerziehung, dass der Hund ein triebgesteuertes zur Rudelherrschaft aufstrebendes Tier ist, dass dominiert werden muss, wenn man von ihm nicht dominiert werden möchte, und zwar mit allen Mitteln.
Zugegebenermaßen kann diese Form der schwarzen Pädagogik nicht nur einen Hund traumatisieren, sondern den Hundebesitzer gleich noch mit, und hat natürlich auch nichts mit artgerechter und einfühlsamer Hundeerziehung zu tun. Daher habe ich ein gewisses Verständnis dafür, dass man nur bei dem Wort Dominanz Hautausschlag oder Schlimmeres bekommen kann. Und ganz ehrlich, ja, auch mir gefällt dieses Wort nicht wirklich.
Aber haben die beschriebenen Erziehungsmethoden wirklich etwas mit Dominanz zu tun, oder handelt es sich hier vielmehr um eine Missinterpretation von Dominanz?
Wann ist man denn eigentlich dominant? Doch dann, wenn man souverän, ruhig und besonnen mit einer Situation umgeht, und sie daher kontrolliert und damit auch, ACHTUNG, dominiert. Man steht über den Dingen und hat alles im Griff. Dominanz hat also scheinbar nichts mit der häufig assoziierten Gewalt, Brutalität und Aggressivität zu tun. Es ist eben nicht der Alphawurf, oder das kompromisslose Durchsetzen von Befehlen. Das ist eher Machtmissbrauch. Und es ist auch nicht der Hund, der im Durcheinander der Pubertät die Ohren auf Durchzug hat, oder bei getriggertem Jagdinstinkt eben nicht auf Rückruf reagiert.
Eine dominante Persönlichkeit besitzt Souveränität. Sie übernimmt Führung und damit Verantwortung. Sie hat keine Angst vor Konflikten, da sie sich durchsetzen und für sich einstehen kann.
Und gerade diese Eigenschaft sollte ich als Ersatzelternteil meines Hundes besitzen. Um etwas beschützen, versorgen und erziehen zu können muss man es auch kontrollieren und damit, ui da ist es wieder das böse Wort, dominieren. Ja, und ich höre schon, dass nach neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen Hunde den Menschen nicht für einen Hund halten. Sie wären ja auch schön doof, wenn sie das täten. Aber meines Erachtens schließt diese Tatsache nicht aus, dass ein Hund mit einem Menschen einen sozialen Verband in Form einer Familie oder eines Rudels bilden kann. Als Mensch mit Hund hat man meines Erachtens sogar die Verantwortung dem Hund einen bestmöglichen Rudelersatz zu bieten, denn man hat ihm ja sein echtes Rudel genommen. Dominanz zu zeigen, besagt auch, dass ich Stellung beziehe und für etwas Verantwortung übernehme. Und die muss ich als Hundehalter für meinen Hund übernehmen, da ich ihm meine Welt aufgezwungen habe und eine Menge Erklärungsbedarf vorhanden ist. Dazu gehört es eben ihm Halt zu geben, ihn zu führen, anzuleiten, zu beschützen, Struktur in Form von Regeln zu geben und auch mal ganz klare und deutliche Ansagen zu machen, um für Ordnung zu sorgen, die ja letztendlich wieder für Sicherheit sorgt. Eben die Situation zu kontrollieren und damit zu dominieren.
Manchmal wünsche ich mir die Zeit als Kind zurück, in der man unbeschwert, frei von Verantwortung und Verpflichtungen den Tag genießen konnte. Es war sehr schön und hat sich sehr unbeschwert und frei angefühlt, dass meine Eltern und auch meine größeren Geschwister die meisten Situationen in meiner Kindheit und auch mich dominiert haben. Hat es doch Schutz und Geborgenheit bedeutet. Man hat ungezwungen in den Tag leben können. War das schön …
In diesem Sinne: Ein hoch auf die dominanten Rudelführer!
Deine Marion 👱♀️🐺👍
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