01/12/2024
Adventsgeschichte 1. Dezember:
Ein Adventskalender der besonderen Art – Die Geschichte von „Egal- und wie er auch zu seinem neuen Namen kam“
Liebe Leserinnen und Leser,
Liebe Follower
dieses Jahr möchten wir euch mit einer ganz besonderen Adventsgeschichte überraschen. Statt der gewohnten Erzählungen die ihr, liebe Follower uns jährlich zuschickt, erzählen wir euch die Geschichte eines Hundes, der uns in vielerlei Hinsicht berührt, herausgefordert und inspiriert .
Die kommenden 24 Tage widmen wir einem außergewöhnlichen Wesen – einem Hund, der nicht nur seine Welt, sondern auch unsere verändert hat.
Der Hund, den wir euch vorstellen möchten, kam vor etwa einem Jahr in unser Leben. Damals trug er den Namen „Teddy“. Ein angeblicher Dogo Sargo der sich jedoch schnell als sehr ursprünglicher zentralasiatischer Owtscharka vermutlich Turkmen-Linie entpuppte.
Seine Geschichte beginnt nicht mit weichen Decken und liebevollen Händen, sondern mit Schmerz, Überlebenskampf und Dunkelheit. Gefunden in Bosnien, mit einem durchschossenen Gesicht und fast bis auf die Knochen abgemagert, hätte er allen Grund gehabt, aufzugeben. Doch Teddy kämpfte. Er überlebte. Und genau dieser Überlebenswille ist es, der uns hinter den nächsten 24 Adventstürchen seiner Geschichte begleiten wird.
Eine erste Nachricht – Ein Hilferuf
Wie ihr wisst bekommen wir nahezu täglich oft mehrfach Hilferufe und Notfallanfragen von Herdenschutzhunden die sofort und akut ihren Platz verlassen müssen. Aus den unterschiedlichsten Gründen. Von Privathänden, Vereinen, Tierheimen oder Behörden.
Doch diese E-Mail, war besonders speziell, schon in den ersten Zeilen spürte man die emotionale Belastung, Hilflosigkeit und Ratlosigkeit. Die Nachricht einer Hundetrainerin, die uns von einem Hund erzählte, der aus Bosnien gerettet wurde. Dort hatte er die erste - aber bei weitem nicht vollständige Phase seiner Genesung durchlebt, bevor er an eine engagierte Pflegestelle vermittelt wurde, die ihm alles bieten wollte. Doch so stark der Wille der Familie auch war, „Teddy“ stellte sie vor eine Herausforderung, die sie letztlich nicht bewältigen konnten.
Die Trainerin schrieb, dass Teddy auf den Mann der Familie fixiert war, während alle anderen Mitglieder – Besucher – Schwiegereltern als unerwünscht wahrgenommen wurden, vor allem auf Frauen reagierte er besonders ernsthaft . Sein Verhalten war deutlich: Knurren, Schnappen, schließlich die Notwendigkeit eines Maulkorbs. Auch wenn die Familie alles tat, was in ihrer Macht stand, spitzte sich die Situation zu. Teddy schien nicht für das Leben in dieser Familie geschaffen zu sein.
Was uns aber besonders berührte und für uns "normal" war, war die Beschreibung seines Wesens. Die Trainerin schilderte ihn als Hund mit unglaublichem Potenzial – vorausgesetzt, er würde in die richtige Umgebung kommen. Ein Herdenschutzhund mit klaren Instinkten, der Loyalität und Schutz bietet, aber auch Freiheit und Rückzug braucht. Diese Kombination aus Stärke, Misstrauen und Sensibilität ist es, die Herdenschutzhunde so besonders macht – und die zugleich von ihren Menschen ein tiefes Verständnis ihrer Bedürfnisse fordert. Die Trainerin schrieb uns mit einer Bitte: Teddy war nicht mehr nur ein Fall, sondern ein Notfall. „Feuer am Dach“, wie sie es nannte. Sie sah in uns die letzte Chance, für Teddy eine Perspektive zu finden
Warum das Verhalten so komplex ist
Herdenschutzhunde wie Teddy sind keine einfachen Begleiter. Ihr Wesen ist Jahrhunderte darauf ausgerichtet, unabhängig zu agieren, Entscheidungen zu treffen und ihr Territorium zu schützen. Studien sowie unzählige Erfahrungsberichte zeigen, dass diese Hunde, wenn sie geschwächt oder in einer neuen Umgebung sind, oft scheinangepasst wirken. Doch sobald sie ankommen und beginnen, sich sicher zu fühlen, entfalten sie ihr wahres Wesen – und das kann eine unüberwindbare Herausforderung sein wenn man diese Hunde und deren Charaktere, Genetik und Handling nicht genauestens kennt und auch lesen kann.
In Teddys Fall zeigte sich genau das: Anfangs ruhig, fast devot, wurde er mit wachsendem Vertrauen reaktiver. Sein Misstrauen gegenüber fremden Menschen wuchs ebenso wie sein Bedürfnis, seine Ressourcen – seien es Raum, Menschen oder Dinge – zu verteidigen. Es ist ein Verhalten, das bei Herdenschutzhunden nicht ungewöhnlich ist und mit falschen Methoden, wie aversiven Trainingsansätzen, Fehlinterpretationen, nicht erkennen von Zeichen und Reaktionen usw. usw. dramatisch eskalieren kann.
Was euch erwartet
In den nächsten 24 Tagen nehmen wir euch mit auf Teddys Reise. Ihr werdet erfahren, wie die ersten Kontakte verliefen und welche Herausforderungen uns begegneten, als wir ihn zum ersten Mal trafen. Wir erzählen euch von seinen körperlichen und seelischen Baustellen, von Rückschlägen, die uns manchmal verzweifeln ließen, und von Fortschritten, die uns Hoffnung gaben.
Ihr werdet erleben, warum aversive Methoden nicht nur kontraproduktiv, sondern tierschutzrelevant sind. Wir werden erklären, wie wichtig Geduld, Fachwissen und Empathie sind – nicht nur für Herdenschutzhunde, sondern für jeden Hund. Wir möchten Euch vermitteln dass subjektive Verhaltensinterpretationen, ungenaues, mangelhaftes Lesen der Körpersprache fatal Enden kann und nicht nur der Mensch in Gefahr ist, sondern vor allem für Hund massive Fehlverknüpfungen nach sich ziehen kann. "Verselbständigen" ist ein Wort das euch vielen bekannt ist.
Diese Geschichte ist nicht nur ein Einblick in das Leben eines besonderen Hundes, sondern auch ein Fenster in die komplexe Welt des Herdenschutzhundes. Wir möchten euch zeigen, warum Verständnis, Vertrauen, Bindung und Beziehung sowie eine positive Herangehensweise die Schlüssel sind, um solchen Hunden eine echte Chance zu geben.
Ein Appell an die Leser
Teddys Geschichte ist nicht einfach – aber genau das macht sie so besonders. Es ist die Geschichte eines Hundes, der kämpfte, der lernte und der uns lehrte, dass wahre Stärke aus Vertrauen entsteht.
Wir laden euch ein, uns auf dieser Reise zu begleiten. Jeden Tag ein Kapitel, jeden Tag ein neues Puzzlestück, das uns näher zu dem Hund führt, der Teddy wirklich ist. Ja die Geschichten werden vom Text her manchmal lang sein, denn in der Kürze ist es nicht möglich detaillierte Beschreibungen zu geben. Nutzt die Adventszeit und nehmt die Chance wahr, sehr tiefe Einblicke und vielleicht auch AHA Erlebnisse mitnehmen zu können.
Bleibt dran – denn diese Adventsgeschichte wird euch nicht nur berühren, sondern auch inspirieren. Gemeinsam tauchen wir ein, in die Welt eines Hundes, der mehr als nur ein Schicksal ist: Er ist ein Kämpfer, ein Lehrer und ein Freund.
Euer Team von Secure Base