26/10/2021
DIE AUSWAHL DES RICHTIGEN TRAINERS
Immer wieder mal kommen Teams zu uns, die schon bei anderen Ausbildungen und mit anderen Trainern gearbeitet haben.
Was ich da oft zu sehen bekomme, erschüttert mich immer wieder. Viele Teams haben nie gelernt, wirklich Geruch zu arbeiten, geschweige denn ihren Hund zu lesen. Es werden mir Trainingsmethoden berichtet, die mich nur noch mit dem Kopf schütteln lassen.
Daher habe ich einmal ein paar Dinge zusammengestellt, was Euch die Auswahl eines geeigneten Trainers erleichtern soll.
UND NEIN - ich mache das nicht um neue Teams an zu werben. Derzeit habe ich KEINE FREIEN Trainingsplätze mehr.
Nehmt Euch die Zeit und lest Euch dieses hier einmal durch - und falls Ihr bereits trailt, schaut und hinterfragt einmal kritisch.
-> Woran erkenne ich einen guten Mantrailing-Trainer?
Erfahrungsgemäß kommen nach den Ferien wieder vermehrt Anfragen von Hundebesitzern, die mit ihrem Hund gerne trailen möchten. Gerade für Anfänger in diesem Bereich ist es aufgrund der vielen Methoden und Angebote sehr schwer, hier die Spreu vom Weizen zu trennen, um einen guten Trainer zu finden. Mantrailing boomt! Mantrailing zur artgerechten Auslastung für Familienhunde boomt. Es lässt sich Geld damit verdienen und viele möchten deshalb ihr Stück vom Kuchen abhaben. Aber wie bei allen Dienstleistungen, die man gegen einen Betrag X erbringt, sollte man auch als Trail-Trainer über das nötige Hintergrundwissen und eine fachgerechte Ausbildung verfügen. Nur bei dem Trainer, der seine Teams gut ausbilden und voranbringen kann, stimmt letzten Endes auch das Preis-/Leistungsverhältnis. Unpassend gelegte Trails und schlechtes Timing beim Führen können bei Hund und / oder Mensch für Verunsicherung und Überforderung sorgen! Unterschiedliche Methoden Es gibt viele Methoden und Trainingsphilosophien im Mantrailing-Dschungel. In den meisten Fällen kann man sich von den entsprechenden "Erfindern" oder von ihnen dazu bestellten Ausbildern zum Mantrailing-Trainer schulen lassen. Ein Trainer, der eine meist über mehrere Monate dauernde Ausbildung absolviert hat, kann in der Regel auf deutlich mehr Hintergrundwissen zurückgreifen als ein Hundeschulinhaber, der lediglich irgendwo ein oder zwei Wochenend-Seminare besucht oder sogar nur ein Buch gelesen hat. Auch konnte ein ausgebildeter Trail-Trainer bereits während seiner Ausbildung "unter Aufsicht" praktische Erfahrung sammeln und Teams anleiten. Außerdem steht am Ende der Ausbildung – hoffentlich – eine Abschlussprüfung in Theorie und Praxis mit entsprechendem Nachweis der abgelegten und bestandenen Prüfung, beispielsweise einem Zertifikat.
-> Jedes Team bekommt seinen Trail individuell gelegt!!
Wichtig ist, dass jedes Mensch/Hund-Team seinen eigenen Trail gelegt bekommt. Nur so kann ein individuelles, optimales Training gewährleistet werden. Legt ein Trainer einen Trail, den anschließend mehrere Hunde laufen, dann kann nur davon abgeraten werden, dort an den Gruppenstunden teilzunehmen. Erstens kann so keine individuelle Ausbildung des Teams stattfinden und zweitens muss man sich berechtigterweise fragen, WAS denn die Hunde, die nach dem ersten Hund starten, da genau verfolgen. Wirklich den Individualgeruch der versteckten Person? Oder doch das Spurgemisch der Menschen und Hunde die zuvor dort "getrailt" haben? Warum manche Trainer trotzdem einen Trail für mehrere Hunde legen, liegt klar auf der Hand: innerhalb kürzerer Zeit wird mehr Geld "verdient".
-> Der Trailleger geht mit der VP nicht bis ins Versteck
Auch ein Trainer, der immer bis zum Trail-Ende mitgeht, hat Mantrailing nicht verstanden. Der Hund würde hier lernen, dass ihn das Gemisch aus Trainer- und VP-Geruch zum Ziel bringt bzw. dass er den Individualgeruch der VP nicht braucht, weil ihn der des Trainers sowieso zum Ziel bringt.
-> Spurdifferenzierungen müssen eingebaut werden
Im Gegensatz zu unter dem Trail liegenden alten Spuren der VP, kommt das so wichtige Element der Spurdifferenzierung in vielen Trainings leider zu kurz bzw. wird gar nicht geübt.
Kurz für die Anfänger zur Erklärung: verfolgt ein Hund draußen die Spur eines Kaninchens und trifft dabei auf eine frischere Spur (desselben oder eines anderen Kaninchens), so wird er auf diese wechseln. Das liegt in seiner Natur, denn er wird beim Jagen keinen Erfolg haben, wenn er alte/ältere Spuren verfolgt, obwohl sich eine frischere bietet. Genau das soll er beim Trailen aber NICHT tun! Er soll, auch wenn frischere Spuren des Trainers oder anderer Gruppenmitglieder, Passanten etc. seinen Trail kreuzen, an diesem einen Individualgeruch dran bleiben. Das muss man üben. Deshalb ist es wichtig, dass der Trainer regelmäßig Spurdifferenzierungen in die Trails mit einbaut und den Trail frischer kreuzt bzw. frischer kreuzen lässt. Aber Vorsicht! Auch dabei kann viel falsch gemacht werden, so dass es beim Hund zu einer Fehlverknüpfung kommen kann. Und spätestens hier zahlt es sich dann wieder aus, wenn der Trainer durch eine gute, solide Ausbildung die nötigen Hintergrundinformationen dazu hat.
-> Jeder Hund bekommt vor jedem Trail einen frischen, unkontaminierten Geruchsartikel
Anfänger sollten nicht mit kontaminierten Geruchsartikeln arbeiten und auch für fortgeschrittene Teams können diese viele Stolpersteine bereithalten. Deshalb sollte bei der Wahl eines Trainers darauf geachtet werden, dass für jedes Team ein frischer GA hergestellt wird. Man liest und hört leider immer wieder, dass der Trainer einen Zip-Beutel mit einem GA hat, der dann jede Woche im Training genauso wieder zum Einsatz kommt. Damit hat der Hund gleich am Start einen oft unlösbaren Konflikt. Zig Gerüche am GA, aber hauptsächlich den von der Person der den GA verwaltet und mit sich herum getragen hat. Wessen Spur soll der Hund jetzt folgen? Aus diesem Konflikt wird Stress und am Ende hat man einen Hund, der nur noch verhalten oder gar nicht mehr startet. Deshalb: frischer, unkontaminierter Geruch für jedes Team, vor allem für Anfänger!
-> Der Hund darf sich den Geruch selbst nehmen
Und noch ein paar Worte zum Geruchsartikel: der Hund sollte selbst entscheiden können, wie viel und wie intensiv er sich den Geruch holt. Steckt ein Hund seine Nase dabei freiwillig ganz tief in eine Tüte, dann ist das alles fein. Leider sieht man aber viel zu oft Hunde, die mit zurückgeklappten Ohren, eingezogener Rute und mit einem komplett nach hinten verlagerten Körper ("ich will hier weg!") eingeklemmt zwischen den Beinen ihrer Hundeführer stehen und die Tüte über die Nase gestülpt bekommen. Das ist kein fairer Umgang mit dem Partner Hund und mit positiv aufgebautem, "gewaltfreiem" Training hat dies auch herzlich wenig zu tun. Darüber hinaus ist diese Prozedur ein Verstoß gegen §5 des Tierschutzgesetzes. Darüber hinaus sollte sich hier einmal bewusst gemacht werden, wie fein die Hundenase funktioniert. Möchten Sie als Hundeführer gerne Ihre Nase in eine Tüte mit Essig gesteckt bekommen und ein paar mal tief ein atmen? Der Hund riecht Dinge die wir uns nicht einmal vorstellen können. Das ist vergleichbar mit dem Geruch von Essig, den der Mensch sehr deutlich wahr nimmt!
-> Wissend laufen, Single Blind (SB), Double Blind (DB)?
Ich selbst trainiere meine Teams SB, d.h. der HF hat keine Ahnung, wo sein Trail hinführt, mir ist er aber bekannt. Der Vorteil ist, ich kann das Team entsprechend führen. Wenn es knifflig wird, der Hund irgendwo "hängt" und ich merke, dass er von seinem HF nicht die nötige Unterstützung bekommt oder vielleicht sogar geschoben wird, dann kann ich schulend eingreifen. Auch für den HF ist es oft nochmals wichtig, dass er auf dem Trail wieder Sicherheit bekommt, nachdem sein Hund eine nicht ganz so einfache Aufgabe lösen musste und im Anschluss dadurch evtl. nicht mehr ganz so deutlich in seiner Körpersprache ist. In einem solchen Fall oder bei einem Anfänger bestätige ich an der nächsten Kreuzung dann z.B. sehr früh, indem ich beispielsweise sage, dass sich der Hund (vor der Kreuzung) bereits auf der richtigen Seite einsortiert hat (der HF läuft in diesem Moment dann auch ein Stückchen "wissend") oder, dass er nach dem Abbiegen seines Hundes gleich flüssig mitgehen soll etc. Manche Teams werden auch von vornherein gleich DB (keiner der Anwesenden kennt den Trailverlauf) trainiert. Das ist keine gute Idee. Zum einen sind die Hunde noch gar nicht lesbar, zum anderen ist der Hundeführer deshalb damit komplett überfordert. Und der Trainer kann nicht unerstützend eingreifen, weil er ja auch nicht weiß, wo es lang geht. Manche Trainer verstecken sich auch selbst und teilen ihren Teams dann auf Nachfrage per Walkie-Talkie mit, wo sie mit dem Hund hin gehen sollen. Eigentlich eine sehr einfache und entspannte Art und Weise, mit dem Trail-Training Geld zu verdienen, das der HF an den Trainer für dessen "Nichtstun" zahlt.
-> Tagesform des Teams beachten
Ein guter Trainer wird auch immer die Tagesform von Hund und Mensch miteinbeziehen. War etwas? Hattet ihr Stress? Eine staureiche Anfahrt, Unstimmigkeiten mit dem Chef oder in der Familie? Hattet ihr eine Diskussion mit eurem Hund? Hatte er Stunk mit einem Artgenossen? All das sollte der Trainer seiner Trail-Planung berücksichtigen. An einem solchen Tag legt man dem Team einen Trail, der nicht noch zusätzlich stresst oder über Gebühr fordert.
-> Trainer sollte selbst trailen
Ein Trainer, der eine Hundesportart anbietet, sollte in dieser auch selbst aktiv sein. Und dies gilt auch und gerade für die Trailarbeit. Nur so kann er ein Gespür für seine Teams entwickeln und weiß, wie es sich anfühlt, gemeinsam mit seinem Hund nach der VP zu suchen und dabei zusammenzuarbeiten. Gemeinsam Aufgaben und Probleme zu lösen und zu bewältigen. Weiß, wie unangenehm es für einen selbst ist, wenn man nicht mehr mit Sicherheit sagen kann, ob man sich tatsächlich noch auf dem Trail befindet.
-> Chemie zwischen Trainer und Kunde muss stimmen
Diese Tipps sollen helfen, einen guten Trainer zu finden. Ganz wichtig ist, dass die Chemie zwischen euch und eurem Trainer stimmt! Ihr bildet auf dem Trail im Prinzip ein 3er-Team: Hund, HF und Trainer. Deshalb ist es wichtig, dass man sich versteht, dass man sozusagen „dieselbe Sprache“ spricht, dass gegenseitiges Vertrauen da ist. Trotzdem solltet ihr natürlich immer kritisch bleiben und nicht alles einfach so hinnehmen, wenn ihr kein gutes Gefühl dabei habt. Fragt in einem solchen Fall nach. Ein guter Trainer ist interessiert daran, dass sich seine Trailer möglichst viel Fachwissen aneignen (können).
-> Double Blind Trails
Euer Trainer sollte ab einem gewissen Zeitpunkt auch immer einmal einen Double Blind Trail mit Euch durchführen. Dies ist nicht nur zur Überprüfung des Leistungsstandes des jeweiligen Teams, sondern auch damit der Trainer sieht, woran es insbesondere "noch hängt"!
-> Die notwendige Technik
Euer Trainer sollte über die notwendige Technik zur Durchführung von guten, zielführenden Trainings verfügen. Kameras zum Aufzeichnen und anschließenden Analysieren der Trails, "Sprechanlagen" damit die Teams den Trainer gut verstehen usw. Auch sollte der Trainer Euch ausreichend Informationen zu der Art und Weise von App-Aufzeichnungen Eurer Trails geben können.
-> Und noch ein letzter Tipp:
schaut vielleicht erstmal ohne Hund beim Training zu und nutzt dabei die Gelegenheit, mit den anderen Teilnehmern zu sprechen und eure noch offenen Fragen an den Trainer und die anwesenden Teams zu richten.
Und wenn dann alles passt, dann wünsche ich euch und eurem Hund viel Spaß beim Trailen und eine tolle Zeit!