31/05/2024
Zuhause gesucht 🏡
Rübe wurde mit 6 Monaten über einen Verein aus Italien hergeholt und auf einer Pflegestelle in Deutschland untergebracht. Diese sollte ihn auf das Leben hier in Deutschland vorbereiten, ehe er in die Vermittlung ging. Doch schon bald zeigte sich ein sehr ausgeprägtes Terrirtorialverhalten, lebte Rübe auf seiner PS sehr ländlich und hatte Hof, Haus und Garten - die es sich zu verteidigen lohnte.
Territorialverhalten, da ist sich die Verhaltensbiologie einig, ist genetisch angelegt. Hund hat es oder eben nicht. In Rübes konkretem Fall bedeutet dies, dass er von der Veranlagung her IMMER und stets zur Stelle sein wird, wenn Fremde Haus und Hof entern wollen. Hier ist er ernst zu nehmen, ein echter Wachhund eben.
Was ihm allerdings nicht auf die DNA geschrieben ist, ist seine Idee, diese Territorialität dann auch gleich mit dem Streben nach Weltherrschaft zu verbinden und seinen Status gegenüber Familienmitgliedern, meist männlich, mit Streitaxt und Zähnen durchzusetzen.
Hier sprechen wir von einem unschönen Charakterzug den Hunde, häufig dann entwickeln, wenn sie ihr Territorailverhalten ungehindert ausleben dürfen. Denn was am Zaun klappt, klappt auch zu Hause am Tisch. Ein Irrtum, dem viele 16 Jährige Halbstarke Burschen unterlegen sind, bis es heißt: Playstation Verbot und n paar mit m Kochlöffel hinter die Ohren, weil Mutti der Endgegner ist.
Genauso is es mit Rübe. JA, sein Territorialverhalten darf er behalten, Genetik wird man nicht wegtrainieren. Er darf melden und er darf auch die wilde Wutz hinterm Zaun spielen. Sobald allerdings die Herren des Hauses oder Mutti, Notiz vom Besuch am Zaun nehmen und diesen herein bitten, ist für Rübe der Auftrag beendet. Denn man kann genetisch angelegtes Verhalten nicht abtrainieren, aber man kann es lenken.
Es gibt eben nur kaum noch Leute die verstehen, dass dies NICHT bedeutet, dass man mit dem Hund ein Deckentraining anfängt und das Tier gespannt wie einen Flitzebogen (Appetenzverhalten) dort liegen lässt, bis er explodiert oder mit einem lieblich gesäuselten „OKAY“ zum Besuch dazu kommt und völlig schwachnervig von Frust und Aushalten müssen, dem Besuch um die Ohren fliegt. Sondern dass es tatsächlich darum geht, Rübe Territorial und auf der Ebene Status klar zu machen, dass der Besuch zu den Hausherren gehört und diese alleine entscheiden, ob dieser ihnen gelegen ist oder entsorgt werden muss. Und JA, da gibt es Interessenkonflikte und JA da wird’s auch mal ernst, einfach weil Rübe ein Recht darauf hat, ernst genommen zu werden, aber ebengleich auch gewillt ist, Rücksicht auf die Bedürfnisse seiner Menschen zu nehmen. Mit seinen Leuten ist Rübe nämlich ein absolut loyaler und witziger Begleiter, wenn die Beziehung ein angenehmes Gleichgewicht hat und er nicht, mit blödsinnigen Strukturen und Methoden „Geh auf deinen Platz“ , „Schau“, „Sei lieb“, „Laaaangsam“ abgefrühstückt wird.
Rübes Story ist leider eine von vielen aus dem Tierschutzdrama welches sich derzeit in Deutschland anbahnt. Er ist schneeweiss und sah als Junghund gewiss einem Eisbären sehr ähnlich, nur halt in süß. Optisch eine gute Chance zur Vermittlung, innerlich weniger für die Reihenhaussiedlung, mit angeschlossener Spielstraße gemacht .
Er war fast ein Jahr auf unserer Seite, über die extrerne Vermittlungshilfe zu finden und beschrieben, bis wir diese eingestellt haben, weil die Leute lieber „neu und unverbraucht“ kaufen. Seine PS war damals schon sehr krank und wusste, dass sie für Rübe, der sie in der Familie vor allen anderen abschirmte, auch gegen den 9 jährigen Sohn, einen Platz finden musste, da er in der Familienstruktur sicherlich nichtmehr zurecht kommen würde, wenn sie nicht mehr da war. So kam Rübe zu uns. Nicht als Hellhound, denn außer einem Schrecken und ein paar blauen Flecken im familiären Umfeld, gab es nichts weiter zu beanstanden. Aber wir konnten so wenigstens die eine Last nehmen, wenngleich es kein Happy end für seine Bezugsperson gab. Rübe zog schon nach kurzer Zeit zu einer Mitarbeiterin, welche ihn als 6ten im Bunde aufnahm und die Arbeit seiner PS fortführte.
Rübe lebt hier in einer gemischten Gruppe mit großen, kleinen, kastrierten und unkastrierten Hunden und zeigt sich durchaus friedlich, hat eine gute Frusttoleranz und gute Kommunikation. Er ist keiner, der aktiv Konflikte sucht, kann sich aber behaupten wenn einer nach der dritten Warnung immer noch nach einem Blumenstrauß fragt.
Rübe hat nun diverse Ausflüge mit seiner neuen PS und den anderen dort lebenden Hunden unternommen und gut gemeistert. Er ist ein ruhiger Autofahrer und ein unauffälliger Begleiter. Alles natürlich unter Vorbehalt, dass die Person die ihn führt, zum einen seine Themen im Kopf hat (etwas länger auf der Grillparty und die, die zu spät kommen, dürfen nicht mehr rein) und sich nicht ängstlich vorm Leben und vor der nächsten Hundebegegnung durch die Welt bewegt.
Rübe ist nun 4 Jahre alt und mittlerweile auch kastriert. Er ist an eine Autobox gewöhnt und schläft in dieser auch problemlos, wenn man z.B. unterwegs ist (Verwandte, Hotel, Tierarzt-Quarantäne).
Für Rübe würden wir uns nach so langer Zeit und dem ganzen Geschehen ein zu Hause mit anderen Hunden, auch gerne Katzen oder anderen Hoftieren und aktiven Menschen wünschen, die Hunde erziehen, verstehen und auch gerne mitnehmen. Rübe hat, wenn man ihn führt und nicht über sich hinauswachsen lässt, das Potential ein wirklich cooler und loyaler Freund zu werden, der standhaft und klar an der Seite seiner Menschen steht.