14/09/2024
Sid - unser Rumäne - geboren etwa 2009 - gestorben am 6. September 2024
Am 2. April 2022 kam Sid zu uns. Er hatte in einer Klinik in Rumänien in Grenznähe zur Ukraine einen dringend für verletzte Hunde aus dem Ukraine-Kriegsgebiet benötigten Platz belegt seit seiner Behandlung dort.
Sid war sozusagen runderneuert worden, tierärztlich komplett versorgt und benötigte einen Platz. In einem Alter von ca 13 Jahren schwierig. Da wir uns in den Überlegungen befanden, wie wir ausnahmsweise Hunden aus der Ukraine helfen könnten, nahmen wir die Gelegenheit wahr. So konnte Sid rechtlich einwandfrei per Traces nach Deutschland reisen und wurde von mir in Hamburg abgeholt.
Die Profis des Transporteurs rollten direkt mit den Augen, als sie den Namen Sid hörten. Warum wurde schnell klar. Sid war offensichtlich traumatisiert und extrem verunsichert, schnappte beherzt um sich herum, als wir ihn aus der Box holten und bei mir ins Auto setzten.
Sid wollte auch hier zuhause erstmal nicht ins Haus. Einmal im Garten floh er trotz Hausleine erfolgreich vor mir, da er genau Distanzen schätzen konnte und immer auf der Hut war. Eine Hundehütte wurde für ihn gebaut, er fühlte sich sehr wohl darin is zum Herbst.
Bis dahin hatte er sich schon so gut eingelebt, dass ich ihn mit ein wenig List ins Haus bugsieren und überzeugen konnte, dass drinnen schlafen eine wirklich gute Idee ist.
Wichtig war uns bei Sid immer, dass er sich selbst entschließt. Sid hatte immer sehr klare Vorstellungen davon, was er wollte und was nicht. Und Sid wollte möglichst wenig angefasst werden. Manipulationen an seinem Körper wie Ohren sauber machen oder bürsten waren ihm ein Graus. Nur langsam konnte er genug Vertrauen aufbauen, um diese Handlungen entspannt zuzulassen.
Schnelle Bewegungen um ihn herum ließen ihn direkt in den Fluchtmodus kippen. Ruhe, die anderen Hunde und die Freiheit sich selbst zu entscheiden, gaben ihm Lebensqualität zurück. Und wenn ich ihn aus dem Garten hereinrief, dann kam er in einem lustigen Hoppelgalopp angelaufen und wischte fix neben mit durch die Terrassentür hinein.
Highlights für ihn waren unsere Aufenthalte im Solling, wo er das Gelände voller Enthusiasmus erforschte und sich bei unserem letzten Trip jetzt sogar bereitwillig in die Schlange zum Verladen ins Auto stellte. Meine Freude war groß, zeigte das doch, wie sehr er die Abläufe in unserem Haushalt verinnerlicht hatte.
Überhaupt waren Routinen sein Ding. Sid war zufrieden, wenn alles wie immer ablief. Er wusste, dass ich das Haus verlasse, wenn ich die klimpernden Schlüssel vom Haken nehme und die Schuhe anziehe. Er wusste, dass es Futter gibt, wenn ich die Terrassentür zumache und die Beagles in ihr Zimmer schicke. Er wusste, dass wir zu den Ponies gehen, wenn ich ihn mit einer Handbewegung Richtung Stall einlud. Sid brauchte seine Ordnung.
Im zweiten Jahr bei uns öffnete er sich gegenüber den anderen Hunden. War er vorher schnell ausgewichen und hatte immer auf Abstand geachtet, konnte er jetzt auch gut mittendrin sein. Oft lag er auf seinem Lieblingsplatz vor dem alten Buffet und beobachtete. Im Winter lag er gerne vorm Ofen.
Sid ist langsam und gleichmäßig älter geworden. Die wechselnden Temperaturen der letzten Wochen waren schon etwas schwierig für ihn und Hitze fand er nicht so prickelnd. Am Donnerstag Morgen verweigerte er das Futter und wollte lieber in der Küche als mit uns draußen sein. Er schlief und ruhte, stand für seine Geschäfte aber auf und erledigte das unauffällig.
Tagsüber trank er noch. Kurz vor Mitternacht, als wir alle ins Bett gingen, hab ich nochmal nach ihm gesehen, da schlief er tief und fest.
Und genau so, auf der Seite liegend, fand ich ihn am Freitag Morgen vor. Still und leise hatte er sich auf die Reise begeben. Er war ein lieber Hund, drängte sich nie in den Vordergrund, war dankbar für kleine Aufmerksamkeiten. Wir vermissen ihn, unseren kleinen Rumänen.
Danke, liebe Sandra, dass du für ihn und uns damals den Kontakt nach Rumänien hergestellt und ihm so die Ausreise ermöglicht hast. Es war eine schöne Zeit mit Siddi. So rief ich ihn schon seit längerer Zeit, weil er das „i“ als Laut offensichtlich schön fand.