Tierarztpraxis Akif

Tierarztpraxis Akif Tierarztpraxis Akif Bonn-Duisdorf
Gesundheitscheck
Impfungen
Sachkundenachweis
Ausstellu
(4)

21/03/2024

Tierarztpraxis Akif
Rochusstraße 151, 53123 Bonn/ Duisdorf
Zahnheilkunde( Digitales Zahnröntgen), Weiteilchirugie( Inhalationsnarkose mit Überwachung), Ultraschall, Röntgen, Labor, Orthöpädie, Dermatologie, Routine Untersuchungen.
Ratenzahlung möglich
Erstuntersuchung Kostenlos
Еxtra- Rabatt für Tierheimtiere und für Besitzern mit mehreren Tieren
Tel: 0228-626701
Handy:017677248303

20/09/2023

Die Allgemeine Untersuchung: Ein Zankapfel der Gebührenordnung

Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin

Ein Zitat: "Freitag musste ich direkt wegen Impfung zum Tierarzt. Gestern Abend hab ich mir erstmals die Rechnung angeschaut und bin irgendwie stutzig geworden: Zunächst ist dort "Allgemeine Untersuchung mit Beratung" aufgeführt. Ist ja auch okay. Ich denke, dass es üblich und auch positiv ist, dass sich der Tierarzt vor der Impfung ein Bild vom Gesundheitszustand des Hundes macht (Kontrolle der Zähne, Augen, Ohren). Weiter unten steht allerdings noch mal "Eingehende Untersuchung einzelner Organe" - was soll das bitte sein? Das Abhören des Hundes oder wie? Hätte jetzt gedacht, dass das auch zur allgemeinen Untersuchung gehört, wenn er das Hundchen mal kurz an Herz und Lunge abhört. Und damit meine ich wirklich kurz (so 10 - 20 Sekunden) und das ist für mich auch nicht "eingehend"! Und dafür berechnet der xy Euro netto extra?"

Mit diesem Zitat haben wir schon einmal einen Artikel (siehe Link ganz unten) eingeleitet, der sich mit der Bedeutung und der Komplexität der körperlichen Untersuchungstechniken in der Tiermedizin beschäftigt. Das war im Sommer vor zwei Jahren. An der Diskussion bzw. der Streiterei um Umfang und Berechnung der Gebührenordnungspositionen „Allgemeine Untersuchung“ (AU) und „Eingehende Untersuchung“ (EU) hat sich seitdem nicht viel geändert, eher im Gegenteil, denn seit Inkrafttreten der neuen Gebührenordnung im November 22 schielen ja viele Tierbesitzer:innen recht argwöhnisch auf ihre Rechnungen.

Gleich vorab: Wir räumen ein, dass diese Differenzierung verschiedener Untersuchungen für medizinische Laien durchaus schwer nachvollziehbar sein kann. Viele gucken ihre Rechnung durch und nehmen nur wahr, dass da – in ihren Augen skandalöserweise – zwei oder gar noch mehr verschiedene Untersuchungen aufgeführt sind, obwohl doch der Hund, die Katze, das Kaninchen einfach nur untersucht worden ist. Wie gesagt: Das ist erst mal verständlich. Es kann ja niemand von Ihnen verlangen, dass sie über Expertenwissen in Sachen Tiermedizin, Gebührenordnung und Abrechnung verfügen. Deshalb auch dieser Artikel, der einfach aufklären und informieren soll.

Nun ist es beileibe nicht so, dass über diese Gebührenordnungs-Ziffern nur zwischen Tiermediziner:innen und Kund:innen gestritten wird. Das ist auch berufsintern schon immer und immer wieder ein Gegenstand lebhafter Diskussionen, da die Gebührenordnung selbst an keiner Stelle auf den Umfang und die Abgrenzung von AU und EU eingeht. Schon im Sommer 2011 hat sich die Bundestierärztekammer (BTK) deshalb zur Veröffentlichung einer „Definition der Allgemeinen Untersuchung“ veranlasst gesehen, die wir für sehr brauchbar und zutreffend formuliert halten:

„Die Allgemeine Untersuchung (...) stellt eine durch überwiegend manuelle und visuelle Untersuchung erlangte Informationsgewinnung dar, um den Vorbericht zu präzisieren und den weiteren Untersuchungsgang festzulegen. Ziel der Allgemeinen Untersuchung ist die Erfassung des Allgemeinzustandes bzw. die Ermittlung von Anhaltspunkten für das Ausmaß und den Sitz der Erkrankung.“

Weiter wird ausgeführt, „dass die Art der Untersuchung stark von der Situation, dem Vorbericht und der Tierart abhängt. Grundlage für die Entscheidung über die Vorgehensweise sei die Ausbildung und die Erfahrung des Tierarztes. Dem Umfang der Allgemeinen Untersuchung seien angesichts der Gebührenhöhe und dem Umstand, dass die GOT-Leistung auch die Beratung, die Anamneseerhebung und die Feststellung der Identität umfasst, enge Grenzen gesetzt.“

Enge Grenzen gesetzt! Das ist wichtig, denn immer dann, wenn neben der AU auch noch eine oder mehrere Eingehende Untersuchungen berechnet werden, wird ja gern damit argumentiert, dass die doch wohl Teil der AU zu sein hätten. Nein, sind sie nicht!

Selbst bei reichlich strenger Auslegung gehören zu einer Allgemeinen Untersuchung maximal (maximal!): Signalement (Feststellung der Identität), Anamnese (Vorbericht), Blickbeurteilung von Pflege- und Ernährungszustand, Zustand von Haut, Haaren und Hautanhangsorganen, Haltung und Verhalten, Beurteilung der Skleren, Schleimhautfarbe und kapillare Füllungszeit, tastbare Lymphknoten, Puls- und Atemfrequenz und -qualität, die innere Körpertemperatur.

Ein genaues Durchmustern des Gebisses bzw. der Mundhöhle? Nein, nicht Teil der AU! Die Untersuchung der Gehörgänge mit dem Otoskop? Das Abhören des Herzens und der Lunge mit einem Stethoskop? Eine Augenuntersuchung mit dem Ophthalmoskop? Nein, das sind alles Eingehende Untersuchungen, die nicht zur AU gehören und dementsprechend extra zu berechnen sind, und diese Aufzählung von Beispielen war jetzt keinesfalls vollständig.

Da es keine einheitliche oder gar rechtlich verbindliche Leitlinie zum Umfang der AU gibt, diese außerdem tierart- und fallbezogen ausfallen soll und zu allem Überfluss noch (wie im obigen Zitat erwähnt) Ausbildung und Erfahrung der / des Durchführenden mit reinspielen, können Sie als Kund:innen da kein wirklich einheitliches Vorgehen erwarten, sondern müssen davon ausgehen, dass das in jeder Praxis / Klinik und dort sogar noch individuell je nach Tierärztin bzw. Tierarzt etwas anders gesehen und gehandhabt werden kann. Damit werden Sie leben müssen. Selbst wenn Sie sich bei der jeweiligen Landestierärztekammer als dafür zuständiger Stelle über die Berechnung von Untersuchungen beschweren, die nach Ihrer Interpretation nicht in ausreichendem Umfang durchgeführt worden sind, werden Sie damit in der Regel auf keinen grünen Zweig kommen.

Wie schwierig dieses Thema ist, können wir an den letzten beiden Sätzen der BTK-Definition festmachen. Dort steht: „Berechnet werden kann die Allgemeine Untersuchung aber nur, wenn sie auch durchgeführt wurde. Die Adspektion eines Tieres allein ist keine Untersuchung.“ Und das ist unserer Auffassung nach leider schlicht und ergreifend falsch! Wir stimmen durchaus zu, dass der Kundin / dem Kunden für den in Rechnung gestellten Betrag ein gewisser und für den jeweiligen Fall zweckdienlicher Umfang der AU geschuldet ist. Dabei kann es sich aber durchaus auch mal nur um eine Adspektion, also eine visuelle Untersuchung ohne Berührung des Tieres, handeln. Nehmen wir als Beispiel eine dreijährige Ratte, die mit einem golfballgroßen Tumor einer Gliedmaße vorgestellt wird. In diesem Fall reicht eine reine Adspektion sehr wohl aus, um zu den Aussagen zu kommen, dass hier nur noch mit einer Amputation geholfen werden kann, dies aber aufgrund des fortgeschrittenen Alters eigentlich nicht mehr in Frage kommen wird, so dass die Euthanasie als Handlungsoption ins Auge gefasst werden muss. Natürlich stellt dieser Vorgang dann zweifellos eine in vollem Umfang berechenbare „Allgemeine Untersuchung mit Beratung, Heimtiere“ (GOT-Nr. 17) dar.

In an Praxen bzw. Kliniken und an die Landestierärztekammern gerichteten Beschwerden über Allgemeine und Eingehende Untersuchungen wird oft auf die (subjektiv wahrgenommene) kurze Untersuchungsdauer abgehoben und auf dieser Basis die Rechtmäßigkeit der Berechnung bezweifelt. Dabei wird fast immer völlig übersehen, dass eine AU aus Sicht der Tierärztin / des Tierarztes spätestens in dem Moment beginnt, in dem Sie mit Ihrem Hund das Sprechzimmer betreten. Bevor das Tier dann letztendlich zur körperlichen Untersuchung auf dem Tisch landet, sind die zur AU gehörenden Punkte Signalement, Haltung und Verhalten, Ernährungs- und Pflegezustand und (ganz wichtig!) Anamnese bereits abgehakt, ohne dass Ihnen das wirklich bewusst geworden ist. Die Dauer des gesamten Vorganges ist zudem hochgradig abhängig von der Berufserfahrung der durchführenden Person. Junge Kolleginnen und Kollegen werden logischerweise mehr Zeit benötigen als alte Hasen. Das spielt aber gebührentechnisch nicht die geringste Rolle, denn im einen Fall zahlen Sie für die Zeit, im anderen halt für genau diese über Jahre und Jahrzehnte erworbene Erfahrung.

Ein weiterer die Sachlage verkomplizierender Faktor ist die Tatsache, dass speziell Praxen, die sich aufgrund des Nichtvorhandenseins anderer Alleinstellungsmerkmale einzig und allein über ihre Preisgestaltung am Markt zu positionieren versuchen, sehr häufig dazu neigen, die anfallenden Gebühren durch Nichtberechnen von eigentlich glasklar erbrachten Leistungen niedrig zu halten. Das nennt man Dumping durch Weglassen. Sind nun Kund:innen einer solchen Praxis durch bestimmte Umstände (Notdienst, Urlaub, etc.) gezwungen, eine Einrichtung aufzusuchen, die (völlig korrekt im Sinne der Gebührenordnung) neben der allgemeinen auch noch eine oder mehrere eingehende Untersuchungen einzelner Organsysteme berechnet, fallen sie natürlich erst mal aus allen Wolken und kommen dann oft mit der Klage, dass ihnen das ja noch nie passiert wäre.

Fazit:

1. Es ist Ihr verbrieftes Recht, eine tiermedizinische Rechnung, deren Korrektheit Sie anzweifeln, durch die dafür zuständigen Landestierärztekammern überprüfen zu lassen. Aus früheren Zeiten stammt die Gewohnheit, diesen Vorgang für die beschwerdeführenden Tierbesitzer:innen kostenfrei durchzuführen, obwohl ein beträchtlicher zeitlicher und personeller Aufwand damit verbunden ist. Das ändert sich aber gerade. Mindestens eine Landestierärztekammer hat inzwischen eine Bearbeitungsgebühr eingeführt, unseres Wissens in Höhe von 30 Euro. Angesichts der Zahl der zur Überprüfung eingeschickten Rechnungen wird dieses Beispiel nach unserem Dafürhalten schnell Schule machen. Es wird also zukünftig schon aus Eigeninteresse sinnvoll sein, sich vor einer Beschwerde bei der Kammer Gedanken über den „Streitwert“ zu machen, um den es dabei eigentlich geht. Sowieso ohne jede Aussicht auf Erfolg ist so ein Überprüfungsansuchen entsprechend unserer obigen Ausführungen, wenn es dabei nur um das Thema Allgemeine und Eingehende Untersuchung geht. Damit werden Sie garantiert nie im Leben Erfolg haben, weil da einfach jede rechtliche Grundlage fehlt. Die Mühe können Sie sich also einfach sparen.

2. Wenn die Praxis Ihres Vertrauens immer nur eine AU abrechnet, egal was da alles untersucht wird, dann können Sie das gerne werten, wie Sie wollen: Sie können sich einfach darüber freuen, weil Sie dadurch in den Genuss eines Preisvorteils kommen. Sie können sich auch berechtigte Sorgen darüber machen, weil es ein ziemlich klares Signal dafür sein könnte, dass die Praxis Ihres Vertrauens nix kann außer billig. Wie auch immer, aber werfen sie es einer anderen Praxis oder Klinik bloß nicht vor, wenn die das korrekt handhabt und jede durchgeführte Untersuchung abrechnet! Dass mal irgendwann ein Taxifahrer für Sie über die rote Ampel gefahren ist, weil Sie dringend zum Zug mussten, bedeutet nicht, dass Sie das Recht hätten, dieses Verhalten auch von anderen einzufordern!

Der Link zu dem in der Einleitung erwähnten Artikel von 2021:
https://www.tierarzt-rueckert.de/blog/details.php?Kunde=1489&Modul=3&ID=21230

Bleiben Sie uns gewogen, bis bald,
Ihr Ralph Rückert, Ihre Johanne Bernick

© Kleintierpraxis Ralph Rückert, Römerstraße 71, 89077 Ulm

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01/07/2023

Alltagserkenntnis: Das System ist kaputt und wird so schnell nicht wieder heile!

Von Ralph Rückert, Tierarzt

Seit Jahren machen wir hier im Blog die immer weiter zunehmende Krise des tiermedizinischen Systems zum Thema. Theoretisch ist das alles klar wie Kloßbrühe: Kliniksterben, Fachkräftemangel, etc. pp. In der Praxis ist das dann in seinen Auswirkungen trotzdem selbst für uns Profis manchmal echt schockierend!

Ausgangslage am Tag X: Meine Frau und ich sind im Urlaub in Südfrankreich. Meine Kollegin und designierte Nachfolgerin Johanne Bernick ist zur Hochzeit ihres Bruders unterwegs nach Berlin. Unsere Kollegin Melanie Hentschke macht aufgrund dieser Umstände eingeschränkten Dienst in der Praxis. Frau Hentschke ist eine voll qualifizierte Tierärztin, hatte aber bisher noch keine Gelegenheit, sich die erforderlichen manuellen Fähigkeiten für endoskopische Untersuchungen anzueignen.

Am Frühstückstisch im Ferienhaus erreicht uns (an einem Wochentag!) die Nachricht eines langjährigen Stammkunden der Praxis, dass seine junge Hündin wohl am Vortag beim Spaziergang etwas eingeatmet haben müsse – verdachtsweise eine Mäusegerstengranne, volkstümlich „Schliafhansel“ genannt - und sie nun Husten mit blutigem Auswurf zeigen würde. Der Kunde lebt 100 Kilometer von Ulm entfernt und hat sich vorsorglich schon in aller Frühe auf den Weg zu uns gemacht. Wir teilen ihm sofort mit, dass wir aufgrund der besonderen Umstände an diesem Tag nicht dazu in er Lage sind, eine in so einem Fall natürlich klar notwendige Bronchoskopie (endoskopische Untersuchung der Luftröhre und der Bronchien) durchzuführen, sagen ihm aber zu, uns von hier aus telefonisch um seine Unterbringung als Notfall in einer anderen Einrichtung zu bemühen und ihn dann entsprechend umzuleiten.

Das Ende vom Lied: Wir haben fast 90 Minuten (!) am Telefon (und natürlich in diversen Warteschleifen) verbracht und sind in x Praxen und Kliniken in einem Umkreis von etwa 80 km um Ulm mit unserer Bitte um Versorgung der Patientin abgeblitzt. Natürlich haben wir uns dabei auf (vermeintlich) personalstarke und leistungsfähige Einrichtungen konzentriert. Ein kurzer Abriss ohne Anspruch auf Vollständigkeit: AniCura Kleintierzentrum Neu-Ulm GmbH: Nur ein Tierarzt im Dienst, keine Kapazitäten frei. AniCura Kleintierklinik Babenhausen GmbH: Keine freien Termine. Tierklinik Gessertshausen: Keine Kapazitäten frei. AniCura Kleintierspezialisten Augsburg: Kein Durchkommen durch die Warteschleifen, sowohl unter der Telefonnummer für Tierbesitzer:innen als auch unter der speziell für überweisende Kolleg:innen. AniCura Kleintierspezialisten Kempten: Keine freien Termine. AniCura Tierklinik Stuttgart Plieningen: Keine Kapazitäten frei, usw. und so fort.

Untergebracht haben wir unseren Kunden letztendlich (mit viel Überredungskunst) bei den AniCura Kleintierspezialisten Ravensburg (nochmal 80 km mehr für unseren Kunden), wo die Bronchoskopie dann dankenswerterweise ohne großen Verzug durchgeführt wurde. Ich verwende das Wort „dankenswerterweise“ mit Bedacht, denn genau das ist der Punkt: Man muss heutzutage wirklich dankbar sein, und zwar nicht nur am Wochenende oder in der Nacht, wenn man mit so einem Notfall in einer qualifizierten Einrichtung aufschlagen darf.

Bevor jetzt das allgemeine und sattsam bekannte Wutgeheul und Geschäume losbricht: Es geht nicht darum, dass da jemand keinen Bock hat, nicht will oder sich sonst irgendwie einen schlanken Fuß macht! Vielmehr ist es so, dass es eben einfach nicht mehr geht! Ich darf bei allem Willen, einem Patienten in Not zu helfen, einen Fall nur dann annehmen, wenn ich absehen kann, dass die Kapazitäten dafür auch vorhanden sind. Es geht ja nicht an, einen Patienten ohne Zunähen vom OP-Tisch zu kippen, um dafür einen anderen Fall aufnehmen zu können. Wir alle versuchen im Moment buchstäblich die Quadratur des Kreises, nämlich die Versorgung aller Patienten mit einem Personalbestand, der dafür in seiner Gesamtheit zu wenige Arbeitsstunden leisten kann. Und darf! Ja, darf, denn wir versuchen diese faktische Unmöglichkeit, den Laden irgendwie am Laufen zu halten, auch noch unter dem strengen Auge der Aufsichtsbehörden, die jederzeit überall hereinschneien und nach Kontrolle des jeweiligen Zeiterfassungssystems mit saftigen Bußgeldern im hohen vierstelligen oder gar fünfstelligen Bereich um sich schmeißen können, wenn sie dahinter kommen, dass da mehr bzw. länger gearbeitet wird als gesetzlich vorgesehen.

Das System ist kaputt, und zwar inzwischen auch unter der Woche, von den Notdienstzeiten nachts und am Wochenende ganz zu schweigen. Ich sehe auch absolut keine Möglichkeit, dieses Problem in absehbarer Zeit irgendwie gelöst oder auch nur abgemildert zu bekommen. Natürlich wird es da immer deutliche regionale Unterschiede geben und natürlich werden Sie als Tierbesitzer:innen weiterhin wenig Probleme haben, Termine für den üblichen Alltags-Klimbim wie Impfungen etc. zu bekommen, aber wenn man selbst hier, im in Hinblick auf die Zahl tiermedizinischer Einrichtungen sehr gut gestellten Südwesten der Republik an einem Wochentag und sogar als überweisender Kollege derartige Schwierigkeiten hat, einen halbwegs dringenden Notfall irgendwo unterzubringen, dann ist das Schiff halt ganz offensichtlich am Sinken und das Wasser schon im Maschinenraum!

Wie gesagt: Daran werden wir alle, Tiermediziner:innen und Tierbesitzer:innen, noch lange zu beißen haben. Was auch immer für schlaue Gegenmaßnahmen uns da einfallen, sie können sich so oder so erst nach vielen Jahren positiv auswirken. Ich habe inzwischen auch keine guten Ratschläge mehr zu bieten. Wo nix ist, ist halt nix! Qualifizierte Arbeitskräfte kann man sich nun mal nicht schnitzen und sie wachsen auch nicht auf Bäumen. Wenn wir bundesweit x-tausend Arbeitsstunden bräuchten, um alle Patienten zu allen Uhrzeiten angemessen versorgen zu können, die aktuell vorhandenen Fachkräfte aber nur y-tausend Stunden leisten können (und dürfen!) und y deutlich kleiner ist als x, dann wird es eben irgendwas zwischen brutal eng und völlig unmöglich!

Oder doch, einen Tipp habe ich: Stampfen Sie bloß nicht mit dem Fuß auf, wenn sie im Fall der Fälle ziemlich rumtelefonieren müssen, um Ihr Tier irgendwo unterzubringen! Werden Sie bloß nicht ungeduldig oder fordernd, wenn sie dann dort stundenlang im Wartezimmer sitzen! Und veröffentlichen Sie bloß keine empörten oder anklagenden Social-Media-Postings über diese bedauerlichen, aber eben nicht zu ändernden Umstände. Sie tun sich damit nur selber weh! Keiner von uns kann was dafür! Wir tun wirklich, was wir können (und nicht zu vergessen: was wir laut unserer völlig überkandidelten Gesetzgebung dürfen!).

Bleiben Sie uns gewogen, bis bald, Ihr

Ralph Rückert

© Kleintierpraxis Ralph Rückert, Römerstraße 71, 89077 Ulm

Sie können jederzeit und ohne unsere Erlaubnis auf diesen Artikel verlinken oder ihn auf Facebook teilen. Jegliche (auch teilweise) Vervielfältigung oder Nachveröffentlichung, ob in elektronischer Form oder im Druck, ist untersagt und kann allenfalls ausnahmsweise mit unserem schriftlich eingeholten und erteilten Einverständnis erfolgen. Zuwiderhandlungen werden juristisch verfolgt.
Von uns genehmigte Nachveröffentlichungen müssen den jeweiligen Artikel völlig unverändert lassen, also ohne Weglassungen, Hinzufügungen oder Hervorhebungen. Eine Umwandlung in andere Dateiformate wie PDF ist nicht gestattet. In Printmedien sind dem Artikel die vollständigen Quellenangaben inkl. meiner Praxis-Homepage beizufügen, bei Online-Nachveröffentlichung ist zusätzlich ein anklickbarer Link auf meine Praxis-Homepage oder den Original-Artikel im Blog nötig.

18/10/2022

Liebe Student:innen der Tiermedizin, liebe junge Kolleg:innen: Was von Euch erwartet wird!

Von Ralph Rückert, Tierarzt

Normalerweise sind die Adressaten unserer Artikel die Tierbesitzer:innen, aber heute wende ich mich mal an meine jungen Kolleg:innen, ob noch im Studium oder mit frisch erworbener Approbation. Im Rahmen der Facebook-Diskussion unseres letzten Beitrags über die Neufassung der GOT und das damit eng verknüpfte Thema „Tierkrankenversicherungen“ hat eine Leserin namens Babette Ksink einen Kommentar gepostet, in dem perfekt zum Ausdruck kommt, wie Ihr Euren gewählten Beruf gefälligst zu sehen und auszuüben habt. Ich zitiere:

"Ich klinke mich hier aus!
Die hässliche Fr**ze der angeblich so tierlieben Menschen, zeigt sich hier auf brutalste Weise in Form der neu modernen Belehrungs- und Klugscheißer-Kultur.
Fazit dieser Diskussion ist, dass nur noch Menschen Tiere halten dürfen, die auch genug Geld haben, um exorbitante Tierarzt und Pharmakosten noch tragen zu können.
Im übrigen kann der Geldfluss im Laufe eines Tierlebens ungeplant gewaltig schwinden!
Was macht ihr Klugscheißer von heute in diesem Fall?
Wenn der Tierarzt eures Vertrauens dann sagt, Kohle first?
Der wahre Tierfreund agiert anders!
Tiere first!
Im Notfall esse ich halt nur trocken Brot.....!
Augen auf bei der Berufswahl!
Wird man Tierarzt um reich zu werden oder wird man Tierarzt um Tieren zu helfen.....
Vielleicht hilft es sich selber zu fragen warum man einst diesen Beruf gewählt hat!
Viele, die nicht Tierarzt sind geben ihr letztes Hemd für Tiere in Not.....“

Soweit der Kommentar. Also, meine lieben werdenden und jungen Kolleginnen und Kollegen, jetzt passt mal gut auf: Tiere first!

Kohle, also den Gedanken daran, nach Eurem harten Studium auch vernünftig zu verdienen, eine Familie ernähren zu können, vielleicht mal ein Häuschen zu bauen oder zu kaufen und über die Jahre eine tragfähige Altersversorgung aufzubauen, könnt Ihr gleich wieder vergessen. Wie sagt Frau Ksink so schön? Augen auf bei der Berufswahl! Schreibt Euch das mal hinter die Ohren!

Euer letztes Hemd müsst Ihr geben und zur Not nur trocken Brot essen! Das gilt natürlich auch für Eure zukünftigen Angestellten. Die sind ja sicher ebenfalls nicht Tiermedizinische Fachangestellte geworden, um damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen, sondern in erster Linie, um Tieren in Not zu helfen. Also bitte, Frau Ksink möchte da kein Gejammer hören, sonst klinkt sie sich aus! Für Eure Praxisräume müsst Ihr von Anfang an drauf achten, dass ihr sie umsonst anmietet. Die Pharmafirmen werden Euch sicher auch für lau beliefern, wenn Ihr ihnen mitteilt, dass es um Tiere in Not geht. Röntgen, Ultraschall, Laborgeräte, also das ganze Geraffel, das man heutzutage anschaffen muss, damit Kundinnen wie Frau Ksink zufrieden sind über den Stand der Technik, werden mit dem Argument, dass es um Tiere in Not gehen würde, sicher auch irgendwie zum Nulltarif zu bekommen sein.

Macht Euch gefälligst von vornherein klar, dass Ihr (und nur Ihr!) dafür verantwortlich seid, dass alle, die sich ein Haustier wünschen, dieses auch spontan (und ohne an ihre finanzielle Situation auch nur einen Gedanken verschwenden zu müssen) anschaffen können. Ihr (und nur Ihr!) seid dafür verantwortlich, wenn bei Tierbesitzer:innen „der Geldfluss im Laufe eines Tierlebens gewaltig schwindet“. Wenn Euch jemand an der Kasse über diese traurige Tatsache informiert, müsst Ihr selbstredend Rabatt geben, zur Not bis runter zum Nulltarif. Es geht ja schließlich um das Tier, nicht um Kohle!

Frau Ksink wird sich jetzt sicher melden und sagen, dass Tierärztinnen und Tierärzte schon irgendwie Geld für ihre Berufsausübung bekommen sollen. Aber nicht zu viel! Reich dürfen sie auf gar keinen Fall werden! Wie Frau Ksink „reich“ definiert, schreibt sie in ihrem Beitrag nicht. Müsst Ihr sie halt fragen, sie gibt sicher gerne Auskunft! Unter Umständen könnte man ja Frau Wagenknecht – die einzige Politikerin, der Frau Ksink nach eigener Aussage auf ihrer Facebook-Seite vertraut - in diese „Tarifverhandlungen“ involvieren.Vielleicht reicht es dann ja doch dafür, dass neben dem letzten Hemd auch noch ein rotes Kostüm, ein paar High Heels und zwei schöne Ohrringe in Eurem Schrank bleiben dürfen.

So, jetzt wisst Ihr Bescheid! Macht was draus! Was, ist Eure Sache, ich kann mich schließlich nicht um alles kümmern!

Nun, bis hierher war das sozusagen Realsatire, die wir mit einer aktuellen Twitter-Perle von „Vetgirl“ noch für ein paar Zeilen fortsetzen können:

„Geht ein Mann zu Edeka einkaufen. An der Kasse möchte er nicht zahlen – er hat kein Geld. Er möchte auf Raten zahlen, am besten erst in sechs Monaten, wenn alles etwas besser läuft. Edeka liebt ja Lebensmittel – wieso wollen die Geld dafür? Passiert so nicht? Beim Tierarzt regelmäßig...“

Und? Ist Euch jetzt das Herz in die Hose gerutscht? Doch am Ende den falschen Beruf gewählt? Nein, lasst Euch von sowas bloß nicht entmutigen oder runterziehen! Ignoriert solche hanebüchenen Einlassungen einfach! Allein der Versuch, solchen völlig absurden Forderungen zu entsprechen, führt – und darauf gebe ich Euch Brief und Siegel – zu Unglück, Krankheit und frühem Tod! Man muss sich immer klar machen, wer in den sozialen Medien regelmäßig am meisten sichtbar ist, nämlich die Motzbacken, die Runtermacher, die Schreihälse. Die Mehrheit der Vernünftigen, der Kooperativen, die noch nicht jede Perspektive verloren haben, schüttelt meist nur den Kopf und äußert sich unauffälliger oder gar nicht. Das gilt ja auch in unseren Praxen: 98 Prozent des negativen Stresses werden von 2 Prozent der Kund:innen verursacht!

Die überwältigende Mehrheit unserer Klientinnen und Klienten ist höflich, umgänglich und vernünftig! Als Mutmacher möchte ich (mit ihrer freundlichen Erlaubnis) hier die Nachricht einer Leserin anführen, die ich dieser Tage (eben auch im Zusammenhang mit der Diskussion der neuen Gebührenordnung) erhalten habe. Selten macht sich jemand die Mühe, seine positiven Gedanken so ausführlich und schön zu formulieren:

„Hallo lieber Herr Rückert und Team,
ich lebe seit 30 Jahren in Musterstadt. Ich halte seit vielen Jahren ein kleines Rudel Hunde. Ich bin Anfang 50, habe ein durchschnittliches Einkommen und bilde mir sogar ein, einigermaßen gebildet zu sein. Und genauso lange, wie ich selbst Hunde halte, also seit etwa 30 Jahren, wundere ich mich immer wieder über Aussagen von anderen Hundeleuten, dass der Tierarztbesuch so teuer war.
Wenn mir andere Hundehalter vom Tierarztbesuch berichten, geschieht dies meist in folgender Reihenfolge: Beschwerde Hund, Bericht vom Tierarztbesuch, Kosten des Tierarztbesuches, Diagnose.
Das höre ich ich mir seit Jahren immer wieder an, in dieser oder noch absurderer Reihenfolge.
Ich bin mit meinen Hunden und noch weiteren Haustieren bei einem kleinen, niedergelassenen Tierarzt Kunde und höchst zufrieden. In dieser Praxis gibt es ein kleines, nettes Wartezimmer, die überwiegende Kundschaft würde ich als "normale" Durchschnittstierhalter bezeichnen, die Mittelschicht eben. Ich hoffe, Sie verstehen wie ich das meine :-) Immer, wenn es dort mal etwas voller ist, beginnen natürlich irgendwann Gespräche zwischen den Tierhaltern, und dies ist seit einigen Jahren der Moment für mich, an dem ich das Wartezimmer verlasse, um eine rauchen zu gehen - und das, obwohl ich gar nicht mehr rauche.
Ich verhindere so einen Wutausbruch von mir (leider ist mir dies vor einigen Jahren passiert, das braucht keine Wiederholung). Ich habe absolut keinerlei Verständnis dafür, sich über Kosten zu beschweren, die in keinerlei Verhältnis zu anderen Kosten der Tierhalter stehen. Eine Markenjeans, ein Paar schicke Sneaker, Pulli, Jacke, Handy, Schmuck, Frisur, Makeup, Smartwatch und so fort: Der nörgelnde Tierhalter steht mit einem "Ausstattungswert" von sagen wir einfach mal zurückhaltend 500 Euro vor mir, und nölt rum wegen 36,50 fürs Ohrenversorgen beim Hund? Und dieser Tierhalter steigt nach dem Praxisbesuch in seinen SUV (ja ich neige zu Polemik), fährt heim, bucht seinen nächsten Urlaub - den zweiten in diesem Jahr, und lässt sich dann vor seinem Computer nieder, neben ihm Tablet, Laptop, vor ihm ein Fernseher in der Größe eines Fußballtores. Ich habe mal so einem Menschen vorgerechnet, was die Leckerli für seinen Hund im Kilopreis kosten (in diesem Fall waren es unglaubliche 36.50 Euro das Kilo), und wie viele Tierarztbesuche für einen Jahresvorrat dieser Hundekekse möglich gewesen wären. Von den Wahnsinnsausgaben für Körbchen, Decken, parfümierte Spielzeuge, Hundeschulen, Bernsteinhalsbänder, VooDoo-Tierheilpraktiker, aufs Auto angepasste Aluhundeboxen, Hundefutter in Lebensmittelqualität mit Fleischanteilen, die mir die Schamesröte ins Gesicht treiben (ja, ich ernähre meine Hunde seit Jahren bewusst fleischARM) wollte ich nach völlig unverständigen Blicken nicht mehr anfangen.
Und nun stellen Sie sich mal vor, der Hund hat was Ernstes. Und der niedergelassene Tierarzt überweist weiter, in die nächste Tierklinik. Was glauben Sie, an welchen Gesprächen ich in DIESEM Wartezimmer unfreiwillig teilnehmen darf? Richtig, an genau den selben, nur noch deprimierender. Ist denn diesen Menschen überhaupt nicht bewusst, was ein Tierarztbesuch kosten MUSS, was ein Besuch in einer Klinik kosten MUSS?? Ich habe noch niemals einen Menschen sagen hören: "Ich habe Bauchweh, war beim Internist, hat angemessene 450 Euro gekostet, der Ultraschall, habe nur zu viele Bohnen gefressen". Warum auch, zahlt ja die Krankenkasse.
Ich habe eine gewisse Demut entwickelt, vor Tierärzten, vor Tierkliniken besonders. Mit einem Hunderudel, nach 30 Jahren, kann ich auf sicher 40, 50, 60 Besuche in Tierkliniken zurückblicken, Nachts, Morgens, Abends, Sonntags, Feiertags...eben wann immer ich sie brauchte.
Mal abgesehen davon, dass ich - und ich bilde mir ein, einen einigermaßen erfahrenen Blick dafür zu haben - der Meinung bin, dass etwa die Hälfte aller vermeintlichen Notfälle keine sind, und mir zudem sehr oft die Frage gestellt habe, warum man mit seinem Hund, der seit Mittwochmorgen Durchfall hat, Sonntagabends in die Klinik fährt, ich persönlich wäre einfach dankbar, das ich dies überhaupt tun KANN. Also dass es diese Einrichtung Tierklinik mit Notdienst überhaupt GIBT. Und so gut ausgestattet, und auf einem technischen Stand, dass praktisch jedes gesundheitliche Problem sofort angegangen werden kann - selbst wenn dies im schlimmsten Fall bedeutet, das Tier schmerzfrei zu erlösen. Und natürlich ist klar, das dieses Angebot finanziert sein will. Jeder, der mal 20 Kilometer mit einem Hund mit Magendrehung im Kofferraum zur Klinik gebrettert ist, und dessen Hund dort gerettet werden konnte, wird eine gewisse Dankbarkeit entwickeln, dass es diese Möglichkeit überhaupt gibt. Und drauf scheis...,Verzeihung, nicht darüber klagen, was diese lebensrettende OP Donnerstagnachts um Drei gekostet hat. Ich gehe sogar soweit, dass jeder, dessen Hund mit Magendrehung, der nicht mehr gerettet werden konnte, dankbar dafür ist, dass seinem Tier unendliches Leid und stundenlange Schmerzen erspart werden konnte, weil es einen tierärztlichen Notdienst gab.
Und nun wendet sich das Blatt. Jetzt wird nicht mehr nur gemault, wegen der Kosten, jetzt wird zudem gemault, weil das Angebot schrumpft, schlechter verfügbar wird, und teils einfach eingestellt wird. Aus den Ihnen bekannten Gründen, angefangen beim Personalmangel, über Kostenexplosion bis hin zu Tierhaltern, die den Notdienst für quersteckende Pupse, eingerissene Krallen, oder eben Durchfall nutzen. Technik, die in einer Tierklinik zur Verfügung steht, muss sich tragen, Ärzte möchten angemessen bezahlt werden. CTs, MRTs, Schallgeräte, Labore, all diese Gerätschaften müssen laufen. Müssen sie aber nicht für eine eingerissene Kralle. Dann muss eben die Notdienstgebühr angehoben werden, so sehe ICH das. Und bin damit unter den Tierhaltern doch recht alleine.
Meinem Eindruck nach bleibt für viele Kliniken und Praxen, die Notdienst anbieten, irgendwann nichts mehr anderes, als den Notdienst schlicht einzustellen. Und ab hier bin ich persönlich betroffen. Ich lebe in Musterstadt. Die nächste Tierklink mit 24/7 Notdienst ist in Beispielstadt, ca. 20 km entfernt. Bzw. WAR. Also die Klinik gibt es schon noch, aber den 24/7 Notdienst nicht mehr. Es begann mit einem akuten Personalmangel, weshalb der Notdienst nur noch eingeschränkt angeboten werden konnte, und zudem mit enormen Wartezeiten. Seit nunmehr 8 Wochen kann diese Klinik keinen nächtlichen Notdienst mehr anbieten.
Für mich, und alle anderen Kunden dieser Klinik bedeutet dies nun - bleiben wir beim Hund mit Magendrehung - 65km Anfahrt in die nächste 24/7 Tierklinik. 65km durchs Rheinmaingebiet, da kann man schon mal ne gute Stunde und länger unterwegs sein. Und sollten sich in dieser Tierklinik gerade zufällig einige weitere schwere Notfälle befinden, sind enorme Wartezeiten gar nicht zu vermeiden. Ich kann für mich persönlich bzw. für meine Hunde nur hoffen, dass ernste Notfälle in Zukunft bitte nur noch in der Zeit von 8 bis 22 Uhr eintreten, damit ich nur 20 Kilometer statt 65 fahren muss, dass andere Tierhalter besser einschätzen lernen, was ein Notfall ist, und damit anderen nicht die Zeit der Tierärzte stehlen, und dass Sie, liebe Tiermediziner, endlich das Geld bekommen,was Sie benötigen - und verdienen - um eine gute, immer verfügbare Notfallversorgung, aber auch eine normale tierärztliche Versorgung UNSEREN Tieren anbieten zu können.
Und ja, es gibt sie, die Tierhalter, die Kosten für medizinische Behandlungen für ihre Tiere nur mühsam stemmen können, die nach einem teuren Klinikbesuch zwei Wochen nur noch Linseneintopf essen. Es gibt sie, ich kenne sogar welche. Aber sie sind die große Ausnahme, und sie maulen nicht. Sie klagen, aber sie maulen nicht. Diesen greife ich dann gern auch mal unter die Arme, ob das nun mit Rat und Tat ist, mit einem Sack Tierfutter, oder auch mit Geld. Oftmals genügt es auch, ihnen den Mut zu machen, mit ihrer Praxis offen zu sprechen, ohne Scham. Häufig gibt es nämlich zum Beispiel zu kostspieligen Operationen gute konservative Behandlungen, die diese Tierhalter aber oft aus Scham gar nicht erst erfragen. Aber wie gesagt, diese Menschen sind die Ausnahme. Meiner Ansicht nach können sich die meisten Tierhalter die Kosten durchaus leisten, gegebenenfalls mit einem Verzicht an einer anderen Stelle. Aber Maulen ist offensichtlich deutlich beliebter, als vielleicht zu einem preiswerteren Hundefutter zu wechseln und seinen Amazon-Warenkorb zu löschen, statt auf Bestellen zu klicken.
Ich werde die neuen, angehobenen Gebühren DANKBAR und VERSTÄNDNISVOLL zahlen, nicht darüber jammern, und bei jedem Besuch in der Klinik oder auch bei meinem niedergelassenen Tierarzt was in die Kaffeekasse werfen.
Sollte ich irgendwann nicht mehr in der Lage sein, für die Kosten für eine optimale medizinische Versorgung meiner Hunde aufkommen zu können, halte ich eben nur noch 2 Hunde. Oder einen. Oder schlimmstenfalls eben gar keinen - was hoffentlich niemals eintreten wird. Aber Goldfische als Heimtier sollen ja auch ganz nett sein. Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass ich durchaus andere Sparmöglichkeiten finden würde, auch ich trage nämlich gern mal eine Markenjeans ;-) (ja, Selbstkritik kann ich auch)
Ich wünsche Ihnen stellvertretend gute Nerven für die nächsten Wochen, wenn Sie Ihren Kunden die neuen Preise eröffnen müssen. Und meinem niedergelassenem Tierarzt nebst seiner Frau wünsche ich das ebenfalls. Halten Sie bitte bloß durch, wir brauchen Sie nämlich.
Grüße aus Musterstadt“.
Ich habe diesen Text in fast voller Länge zitiert, einfach als wohltuenden Kontrapunkt zu dem Bu****it von Frau Ksink weiter oben. Und ich hoffe inständig, dass Euch das hilft und das Bild wieder ein bisschen gerade rückt!
Bleiben Sie uns gewogen, bis bald, Ihr
Ralph Rückert

© Kleintierpraxis Ralph Rückert, Römerstraße 71, 89077 Ulm

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