14/11/2025
Wir wissen alle, was passiert ist. Aber der eigentliche Skandal ist, dass es dafür in unserem Sport kaum Konsequenzen gibt.
Und seien wir ehrlich:
Warum sollte es sie geben?
Die Grauzone im Reitsport ist so groß, dass man darin einen ganzen Turnierplatz bauen könnte.
Vieles, was moralisch völlig inakzeptabel ist, ist technisch gesehen „regelkonform“.
Und solange etwas nicht ausdrücklich verboten ist, wird es geduldet.
Oder schlimmer: ignoriert.
Das ist der Kern des Problems.
Die FN und die FEI können in solchen Fällen kaum mehr tun als das übliche Ritual:
„Wir haben mit ihm gesprochen.
Er sieht es ein.
Die Sache ist damit erledigt.“
Warum?
Ganz einfach:
Weil genau die Art des Reitens, die wir hier kritisieren, im Regelwerk an so vielen Stellen erlaubt, toleriert oder nicht sanktionierbar ist.
Wie willst du echte Konsequenzen schaffen,
wenn das System selbst nicht definiert,
wo die Grenze überhaupt ist?
Solange überzogene Hilfengebung nicht klar verboten ist,
solange Schmerzsignale im Pferd nicht automatisch Konsequenzen nach sich ziehen,
solange man „starke Momente“ relativieren kann,
solange bleibt alles, wie es ist:
– grauzonig
– unverbindlich
– folgenlos
Und genau das zerstört das Vertrauen in den Sport – nicht der einzelne Vorfall.
Sondern das Gefühl, dass man mit fast allem durchkommt,
solange es niemand filmt
und solange die Regeln schwammig genug sind.
Wenn Fehlverhalten in die Grauzone fällt, gibt es per Definition keine Konsequenzen.
Und das wissen alle.
Der Sport muss sich entscheiden:
Will er Pferdeschutz wirklich ernst nehmen – oder nur dann, wenn die Öffentlichkeit Druck macht?
Denn solange wir in einem System bleiben, in dem „offizielle Gespräche“ als Reaktion reichen,
wird sich nichts ändern.
Nicht bei der FN.
Nicht bei der FEI.
Nicht im Kopf der Menschen, die glauben, dass „regelkonform“ und „pferdegerecht“ dasselbe sei.
Das ist der Punkt, an dem wir stehen:
Kein Sanktionsproblem.
Kein Kommunikationsproblem.
Ein Systemproblem.