30/05/2025
Warum Tierschutz nur mit Ehrlichkeit funktioniert?
Ich habe ja selbst nur selten Kontakt direkt mit Tierschutzvereinen, meistens nur mit den Haltern, die die Hunde übernommen haben.
Und eins fällt mir immer wieder auf:
Fehleingeschätzte Hunde.
Von einem Verein, der viele Hunde importiert und vermittelt, erwarte ich dahingehend einfach mehr Professionalität. Oder zumindest die Ehrlichkeit, wenn die Einschätzung eine reine Laienmeinung ist.
Was für mich gar nicht geht: lügen, um den Hund zu vermitteln.
Aktuell betreue ich eine Familie, die ihren Hund nach nur einer Woche zurückgeben muss, weil man Angst um das Kind hat. (Hund Podenco Mischling, Groß. Kind glaube 5 Jahre alt)
Jetzt kommt raus, die Pflegestelle wurde bereits von diesem Hund gebissen.
Wie kann man einen solchen Hund an Hundeanfänger vermitteln?
Wie kann man in Kauf nehmen, dass das Kind der Familie verletzt wird?
Dieser Hund ist weder besonders gefährlich, noch unhändelbar. In erfahrenen Händen, ohne Kinder, kann er sicher zu einem guten Begleiter werden. Er braucht nicht nur besondere Führung, sondern einfach Wissen, Erfahrung und Klarheit.
Wäre kein Kind im Spiel, hätte man da sicher mit Training einiges erarbeiten können.
Für mich hört Training aber auf, wenn Kinder unter die Räder geraten könnten.
Ein Kind, dass in Angst lebt, wenn der Hund sich im Haus frei bewegt, ist für mich keine Option.
Ein Hund, der den ganzen Tag in einer Box sitzt oder angeleint an seinem Platz ist, ist ebenfalls keine Option.
Und wer muss darunter leiden?
Die Familie und das Kind - sicher. Solche Vorfälle (genaueres kann ich hier aktuell nicht erzählen) vergisst man nicht einfach. Der Weg, wieder Vertrauen in Hunde und sich selbst zu finden, wird sicher nicht leicht.
Vor allem aber der Hund - ein Hund, der Führung und Klarheit braucht.
(Nein, den Familienwechsel finde ich dabei tatsächlich nicht schlimm)
Dank meiner Einschätzung wurde in diesem Fall die Entscheidung schnell getroffen.
Aber stellen wir uns einfach mal vor, man hätte das ganze noch mehr versucht... bis zur tatsächlichen Eskalation.
Dann hätte man einen Hund, der gelernt hat, zu beißen. Einen Hund, der gelernt hat, Menschen zu kontrollieren. Und ohne Training mit Sicherheit auch einen Hund, der alles jagt, was sich bewegt.
Ein Hund, dessen Vermittlungschancen so drastisch gesunken wären.
Ein Hund, der dann vielleicht im Tierheim gelandet wäre.
Und warum?
Einfach weil man nicht ehrlich war.
Weil man ihn schnell vermitteln wollte. Weil er in der Pflegestelle unbequem war (meine Vermutung). Weil das Problem dann ja nicht mehr das eigene ist.
Ich finde das massiv unfair allen Beteiligten gegenüber.
Also liebe Tierschutzvereine und Vermittler:
Ehrlichkeit sorgt in der Regel dafür, dass ihr Hunde nur einmal vermitteln müsst.
Unbequem sein und sagen: "dieser Hund passt nicht zu euch", ist fair.
(Auf dem Foto mein eigener Hund. Auch aus dem Tierschutz, ehrlich als kleines Biest vermittelt)