Fachtierarztpraxis für Kleintiere Bremervörde

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Liebe Tierbesitzer, herzlich willkommen auf der Seite der Tierärztlichen Fachpraxis für Kleintiere Bremervörde! Wir bieten Ihnen eine moderne apparative Ausstattung auf 140m² Praxisfläche und eine vielfältige Spezialisierung unserer Mitarbeiter. Damit können wir Ihnen die Diagnostik und Therapie Ihrer Schützlinge auf einem hohen medizinischen Niveau anbieten und decken (fast) alle Bereiche der Kle

intiermedizin ab. Wir legen Wert auf eine angenehme Atmosphäre und eine freundliche Betreuung unserer Kunden. Eine enge Zusammenarbeit und Kooperation mit überweisenden Haustierärzten rundet unsere Betreuung ab.

09/05/2024
14/01/2024

„Mal schnell Zahnstein wegmachen“ vs. COHAT - oder: Woher kommen diese enormen Preisunterschiede?

Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Gudrun Brentgens, Tierärztin in Jülich

„Zahnstein wegmachen“, eine der meist diskutierten tiermedizinischen Leistungen! Bei diesen Diskussionen geht es natürlich weniger darum, was da genau gemacht wird, als vielmehr um den Preis. Häufig sind dabei gerade diejenigen besonders stolz, die für „Zahnstein wegmachen“ möglichst wenig bezahlt haben. Als Profi hat man mit diesen Leuten immer ein bisschen Mitleid, weil sie einem vorkommen wie jemand, die/der mit einer Fake-Rolex aus Hongkong zurück kommt und ganz begeistert dieses vermeintliche Super-Schnäppchen rumzeigt, während sich alle anderen, die sich mit dem Thema auskennen, insgeheim einen Ast lachen.

Ich denke, wir müssen uns mal damit beschäftigen und definieren, um was es eigentlich geht, und auch die Gelegenheit ergreifen, einen arg fachchinesischen Begriff ins Spiel zu bringen: COHAT, eine Abkürzung für „Comprehensive Oral Health Assessment and Treatment, (Umfassende Beurteilung und Behandlung der Mundhöhlengesundheit)“.

Man wäre jetzt versucht, so einen typischen Vergleich zu ziehen, dass sich „mal schnell Zahnstein wegmachen“ und eine COHAT so sehr unterscheiden wie ein Dacia und ein Porsche, aber das wäre nicht korrekt. Der Dacia kann nämlich die grundsätzliche Aufgabe eines Kraftfahrzeuges, den zügigen Transport von A nach B, genau so erfüllen wie der Porsche, nur weniger komfortabel und luxuriös. „Zahnstein wegmachen“ erfüllt dagegen die gestellte Aufgabe, nämlich die möglichst perfekte Wiederherstellung einer gesunden und vor allem schmerzfreien Mundhöhle, nicht mal ansatzweise, kann also mit einer COHAT eigentlich von vornherein gar nicht verglichen werden. Oder vielleicht so: Ist wie mit zwei Swatch-Uhren, eine mit und eine ohne Batterie. Schauen beide gleich aus, und erst auf den zweiten Blick wird einem klar, dass die Uhr ohne Batterie ihre Aufgabe gar nicht erfüllen kann und bestenfalls als Handgelenkverzierung dient.

Fast immer, wenn sich jemand wie Bolle über ein vermeintliches Zahnreinigungs-Schnäppchen freut, stellt sich bei näherem Nachfragen schnell raus, dass da Geld geflossen ist für eine völlig sinnlose Maßnahme, für reine Augenwischerei ohne jeden echten Nutzen für das Tier, das hinterher von den gleichen Schmerzen und Problemen geplagt wird wie zuvor. In der Regel geht es dabei um keine wirklich schrecklichen Beträge, aber dafür, dass man dieses Geld halt auch gleich im Aschenbecher hätte verbrennen können, ist allemal jeder Euro zu viel.

Was ist nun der Unterschied zwischen „Zahnstein wegmachen“ und einer COHAT? Warum ist das eine so billig und das andere so teuer? Der erste wichtige Punkt ist in der Regel die benötigte Zeit. Eine COHAT kann schnell mal zwei-, drei- oder viermal so lang dauern wie so ein einfaches Rumgeschrappe an den Zähnen. Relativ häufig ist man bei Tieren mit schwerwiegenden Problemen zur Vermeidung von zu langen Narkosen (über drei Stunden) sogar zur Anberaumung eines zweiten Termins gezwungen. Solche mehrstündigen Narkosen setzen wiederum ein den aktuellen Leitlinien entsprechendes Anästhesie-Management voraus, mit venösem Zugang, Intubation, Infusion, Narkosemonitoring, Protokollführung, Wärmemanagement, etc.

Das Management so langer Narkosen führt automatisch zu einem höheren Personalbedarf. Schnell mal Zahnstein wegmachen – das schafft eine Person alleine, vor allem dann, wenn Narkosesicherheit weniger wichtig ist als ein möglichst niedriger Preis. Bei einer COHAT sind bis zu drei Personen mit dem Patienten beschäftigt, eine davon einzig und allein für die Narkoseüberwachung.

Für eine COHAT ist entschieden mehr technische (Mindest-)Ausstattung notwendig als für eine simple Zahnreinigung: Narkosegeräte, eventuell mit künstlicher Beatmung, Narkosemonitore, Patientenwärmesysteme, dentales Röntgen, eine Zahneinheit inklusive Turbine und anderer Handstücke, Lupenbrillen und diverse chirurgische und dentale Instrumente.

Die ganze Technik bringt natürlich wenig ohne die für die Anwendung notwendige Expertise. Die beteiligten Personen, seien es nun Tierärzt:innen oder Fachangestellte, brauchen für eine COHAT natürlich deutlich mehr Fachwissen, das zuvor in vielen Stunden Fortbildung erworben werden musste, und zwar Fachwissen sowohl in Zahnheilkunde als auch im Management von mehrstündigen Risikonarkosen. Sehr häufig sind ja die Tiere, bei denen die aufwändigsten Mundhöhlensanierungen notwendig werden, schon im fortgeschrittenen Alter und leiden unter diversen Vorerkrankungen.

Es wird wohl (nicht allen, aber den meisten) einleuchten, dass der geschilderte technische und personelle Aufwand nicht mal annähernd im Sonderangebot zu haben ist. Mit der Feststellung dieser Tatsache könnte ich eigentlich an diesem Punkt zum Ende kommen. Allerdings lässt mir eines dabei keine Ruhe: Bei denen, die sich darüber freuen, wenn sie für „Zähne machen“ auffällig wenig bezahlt haben, müssen wir ja zwei Arten von Leuten unterscheiden: Da sind einerseits die, die sich letztendlich vorsätzlich selber in die Tasche lügen und eigentlich gar nichts davon wissen wollen, dass sie Geld für eine sinnlose Maßnahme ausgegeben haben. Denen ist so oder so nicht zu helfen! Andererseits sind da aber noch die, die mangels ausreichender Informationen im besten Glauben, ihrem Tier damit was Gutes zu tun, so eine Bullsh*t-Maßnahme gebucht haben. Denen kann sehr wohl geholfen werden. Ich habe mir da einen schlanken Fuß gemacht und meine Freundin und Kollegin Gudrun Brentgens, die sich im nordrhein-westfälischen Jülich höchst engagiert und sachkundig der Tierzahnheilkunde annimmt, darum gebeten, mal stichpunktartig und beispielhaft zusammenzufassen, was ihrer Meinung nach in einer COHAT enthalten sein und sich dementsprechend auch auf der Rechnung wiederfinden sollte:

**COHAT**
-> Comprehensive Oral Health Assessment and Treatment (Umfassende Beurteilung und Behandlung der Mundgesundheit).

Diese Prozedur beinhaltet dentale Prophylaxebehandlung in Intubationsnarkose durch professionelle Zahnreinigung mittels Ultraschall, Zahnhalsscaling und Feinpolitur der Zahnkronen und des Zahnhalses mit spezieller klinischer Untersuchung, inklusive vollständiger dentaler Röntgenuntersuchung von Zähnen, Zahnfächern und Knochen der Ober- und Unterkiefer (Digitales 2-D-Röntgen).

- Vorbesprechung und klinische Untersuchung, inklusive klinische Untersuchung der Mundhöhle und Beurteilung von Vorerkrankungen bei einem gesonderten Termin. Ggf. Einleitung weiterer präoperativ notwendiger Diagnostik.
- Allgemeinuntersuchung, eingehende Untersuchung auf Narkosefähigkeit (Atmung, Herz, Kreislauf) und genauer Gewichtsbestimmung zur exakten Berechnung der Medikamente.
- Prämedikation zur Beruhigung mit beginnendem Wärmemanagement und bei Bedarf Präoxigenierung von Risikopatienten.
- Legen eines Venenzugangs und Verabreichung von Medikamenten für die Einleitungsnarkose.
- Intubation zur Atemwegssicherung.
- Fortführung des Wärmemanagements über geeignete Spezialsysteme (z.B. Bair Hugger).
- Anschließen des Monitors zur umfassenden Überwachung mit Blutsauerstoffsättigung, Kohlendioxid, EKG, Atmungsmonitoren, Blutdruck und Temperatur und Führung des Narkoseprotokolls.
- Anlegen der Infusion, optimal mit Infusomat/Spritzenpumpe.
- Beginn der Intubationsnarkose mittels Zufuhr eines Inhalationsanästhetikums über einen Präzisionsverdampfer.
- Bei Bedarf Vorabreinigung der Zahnkronen.
- Wichtigste Maßnahme zur vollständigen Erfassung von Zahnerkrankungen: Digitales Dentalröntgen (Full mouth - Röntgen bei Katzen, indikationsbezogen beim Hund).
- Vollständige intraorale Untersuchung mit visueller Beurteilung, parodontaler Sondierung und Aufzeichnung.
- Erstellung eines Behandlungsplans. Abhängig vom Umfang und der Kreislaufstabilität ggf. in zwei (oder mehr) Sitzungen.
- Vollständiges Scaling und Polieren oberhalb und unterhalb des Zahnfleischsaums. DIE ZAHNSTEINENTFERNUNG UNTERHALB DES ZAHNFLEISCHSAUMS IST VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG UND KANN NICHT OHNE ANÄSTHESIE DURCHGEFÜHRT WERDEN.
- Lokalanästhetika werden – ganz vergleichbar mit der Humanzahnmedizin - verabreicht, um dem Patienten eine sehr leichte Narkose zu ermöglichen.
- Die Behandlung wird von in der Oralchirurgie erfahrenen und entsprechend qualifizierten Tierzahnärzt:innen durchgeführt, während eine entsprechend qualifizierte Person den Ablauf der Narkose überwacht. Die chirurgische Extraktion von Zähnen mittels offener Alveolartechnik und "Flap-Präparation" ist das häufigste Verfahren, bei dem das gesamte kranke Gewebe und bereits erkrankter Knochen entfernt und das Zahnfleisch über der Extraktionsstelle vernäht wird. Eine Zahnextraktion ohne "Zahnfleischlappen" nützt dem Patienten nur selten, wenn die gesamte den Zahn umgebende Erkrankung bestehen bleibt. Zur Rettung von Zähnen können andere Verfahren empfohlen werden, bei denen fortschrittliche Techniken zur gesteuerten Geweberegeneration sowie endodontische und restaurative Therapien zum Einsatz kommen. Diese machen aber nicht für alle Patienten Sinn.
- Nach Beendigung des Eingriffs wird die Mundhöhle des Patienten gründlich gespült, und der Tubus entfernt. Präanästhetische Medikamente und Analgetika in Kombination mit Nervenblockaden ermöglichen eine sehr schnelle Erholung, da der Patient während des Eingriffs weit weniger Narkosemittel benötigt.
- Die Aufwachphase wird unter weiterer Wärmezufuhr intensiv stationär überwacht.
- Ein Plan für die postoperative Schmerztherapie und Kontrolluntersuchungen wird erstellt und mit den Patientenbesitzern besprochen.
Neben der fachlichen Spezialisierung der Praxismitarbeitenden ist eine technische Mindestausstattung erforderlich, um eine COHAT auf einem für den Patienten tierschutzgerechten Niveau durchführen zu können:
- Dentales intraorales Röntgen.
- Geeignete Vergrößerungsmöglichkeit (Lupenbrille).
- Inhalationsanästhesie oder die TIVA (Total intravenöse Anästhesie über eine spezielle Medikamentenpumpe) mit Intubation, Beatmungsmöglichkeit und Sauerstoffzufuhr.
- Narkosemonitoring inklusive Kapnographie.
- Geeignetes Patientenwärmesystem.
- Ruhige Aufwachbox mit Überwachungsmöglichkeit und Wärmefunktion.
- Dentaleinheit mit Ultraschallzahnreinigung, Politurmöglichkeit, Highspeedturbine(n) und Spülmöglichkeit.
- Hochwertige, selbstauflösende Wundnahtmaterialien.
- Spezielle Zahnbearbeitungsinstrumente.

Soweit Gudruns Zusammenfassung, die hoffentlich auch für Laien gut verständlich und nachvollziehbar sein sollte. DAS ist eine COHAT, und das hat mit mal schnell „Zähne machen“ rein gar nix zu tun! Bleibt nur noch, mal wieder Olaf Schuberts berühmten Spruch zu zitieren:

"Jetzt wisst ihr Bescheid. Macht was draus, was ist eure Sache, ich kann mich ja nicht um alles kümmern."

Bleiben Sie uns gewogen, bis bald,
Ihr Ralph Rückert, Ihre Gudrun Brentgens

© Kleintierpraxis Ralph Rückert, Römerstraße 71, 89077 Ulm

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Wir wünschen all unseren Kunden und kleinen und großen Patienten frohe Weihnachten und ein paar ruhige und besinnliche T...
22/12/2023

Wir wünschen all unseren Kunden und kleinen und großen Patienten frohe Weihnachten und ein paar ruhige und besinnliche Tage!
Kommt gut ins neue Jahr 2024!

PS: Diesen wunderbaren Korb haben wir heute geschenkt bekommen 💕 vielen lieben Dank!

🍀 ❤️

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19/12/2023

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Sehr gut ausgestattete Fachtierarztpraxis für Kleintiere in Bremervörde sucht zur Erweiterung des Teams eine AUSGELERNTE...
18/12/2023

Sehr gut ausgestattete Fachtierarztpraxis für Kleintiere in Bremervörde sucht zur Erweiterung des Teams eine AUSGELERNTE TFA für mindestens 30 Std!

Es erwartet dich ein familiäres Klima, geregelte Arbeitszeiten mit minutengenaue Zeiterfassung, keine Nacht oder Notdienste, Obst, Kaffee, mindestens einen freien Nachmittag die Woche, Tankgutschein und eine rein AG finanzierte Rentenversicherung! Außerdem werden Fortbildungen großzügig bezahlt.
Bezahlung übertariflich aber leistungsorientiert!

Unsere Praxis ist modern ausgestattet mit:

•Inhouse Labor
•Digitales RX
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•Endoskopie
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•Herz US/Abdomen US
•Elektro- und bipolare Gefäßversiegelung

Und vieles mehr!

Du solltest mitbringen:

•Eine abgeschlossene Ausbildung als TFA und mindestens 3-5 Jahre Erfahrung in der Kleintiermedizin!
•Selbstständiges arbeiten
•Kenntnisse in easyvet wären schön aber kein muss
•schnelle Auffassungsgabe
•du solltest teamfähig sein
und Lust haben dich regelmäßig weiterzubilden!

Haben wir dein Interesse geweckt? Dann melde dich gerne per Mail unter [email protected]

Einen ersten Eindruck findest du auch unter www.tierarzt-seffner.de

Wir machen Urlaub!Und es muss natürlich 27.12.23-29.12.23 heißen! 😅
15/12/2023

Wir machen Urlaub!
Und es muss natürlich 27.12.23-29.12.23 heißen! 😅

14/12/2023

Die Tierhalter wollen nicht warten und vor allem wenig bezahlen: Während der Notdienste gibt es in der Tierklinik „AniCura“ jede Menge Ärger. Das hat Konsequenzen.

02/12/2023

Ein Jahr neue GOT – Teil 1: Fazit für die Kleintierpraxis

Von Ralph Rückert, Tierarzt

Die neue Gebührenordnung (nGOT) für Tierärztinnen und Tierärzte trat am 22. November 2022 in Kraft. Diese Neufassung lag mehr als ein Jahrzehnt in der Luft, wurde aber von der Politik immer wieder auf die lange Bank geschoben. Wie in der Ära Merkel leider in vielen Bereichen üblich, wurden trotz aller Warnungen vor der inzwischen eingetretenen Versorgungskatastrophe statt des eigentlich notwendigen Druckverbandes nur kleine Heftpflaster auf die arteriellen Blutungen der Tierärzteschaft geklebt, in Form von zwei rein prozentualen und angesichts der allgemeinen Lohn- und Preisentwicklung völlig unzureichenden Anpassungen und einer Erhöhung der im Notdienst berechenbaren Gebühren.

Nun haben wir seit einem Jahr die Neufassung, die endlich in einer deutlich verbesserten logischen Struktur sehr viele inzwischen übliche diagnostische und therapeutische Verfahren abdeckt, die in der alten GOT nicht mal erwähnt waren, und die überdies den realistischen Zeitaufwand der verschiedenen Tätigkeiten berücksichtigt, auf der Basis einer zwar nicht perfekt, aber doch sehr vernünftig gemachten Studie einer vom zuständigen Bundesministerium beauftragten Beratungsfirma. Zeit für ein praxisinternes Fazit, bevor wir uns (Achtung: Teaser!) im dann hoffentlich schnell folgenden zweiten Teil der aktuellen und maximal lächerlichen Petition der Trotzkinder von der Reiterlichen Vereinigung FN widmen!

Die erklärte Absicht der neuen GOT ist es, die durch jahrzehntelange politische Verschleppung zweifellos entstandene Lücke zur allgemeinen Lohn- und Preisentwicklung zu schließen und damit etwa 25 Prozent mehr Geld in das tiermedizinische System zu spülen, zuvorderst natürlich mit dem Ziel, den geradezu verheerenden und die Versorgung der Tiere akut gefährdenden Fachkräftemangel abzufedern.

Aus meiner Sicht ist das gelungen! Wir verzeichnen (sehr stabil und sich Monat für Monat wiederholend) eine Umsatzsteigerung von etwa 20 Prozent bei mehr oder weniger gleich bleibenden Konsultationszahlen, was logischerweise eine durchschnittliche Mehrbelastung unserer Kundinnen und Kunden in gleicher Höhe bedeutet. Diese Mehrbelastung ist ungleich verteilt, so dass für Tierbesitzer:innen subjektiv ein anderer Eindruck entstehen kann. Gerade der Bereich Narkosen und Chirurgie hat sich um deutlich mehr als 20 Prozent verteuert, während andere Leistungen (bekanntestes Beispiel: Röntgen) sogar billiger geworden sind. Dass eine ruckartige Preissteigerung um durchschnittlich 20 bis 25 Prozent für den Kundenkreis unangenehm ist, ist uns klar wie Kloßbrühe. In Relation zu dem, was sich in letzter Zeit auf dem Energie- und Bausektor und in noch so einigen anderen Bereichen abgespielt hat, erscheint uns das trotzdem als noch recht moderat.

Ich habe geschrieben „gleich bleibende Konsultationszahlen“. Es wurden uns also seit dem Inkrafttreten der nGOT ziemlich genau gleich viele Tiere vorgestellt wie im Jahr zuvor. Das überall zu hörende Kassandra-Geplärr von wegen „dann geht halt niemand mehr zum Tierarzt und die armen Tiere müssen es ausbaden“ hat sich also nach unseren Zahlen überhaupt nicht bewahrheitet. Dass es nach den unter rationalen Gesichtspunkten geradezu surreal anmutenden Haustier-Neuanschaffungszahlen während der Pandemie irgendwann zu einer Stagnation bzw. Korrektur kommen würde, war ja auch ohne die neue Gebührenordnung eine ausgemachte Sache und völlig vorhersehbar. Es haben sich halt leider in der Pandemie-Phase sehr viele Leute Tiere zugelegt, die das niemals hätten tun dürfen.

Natürlich, viele Kunden stöhnen beim Bezahlen der Rechnung oder beim ersten Überfliegen der Kostenschätzung für einen geplanten Eingriff, aber mal ehrlich: Das geht mir und uns allen in vielen anderen Bereichen ganz genau so. Was Preisstabilität angeht, ist das gerade ganz sicher keine gute Zeit. Das liegt aber weitgehend an Entwicklungen, die niemand von uns irgendwie ändern könnte. Nichtsdestotrotz können wir – zumindest in unserer Praxis – absolut nicht feststellen, dass die Masse der Tierbesitzer:innen wegen der neuen GOT irgendwie an ihrem Tier sparen würde. Die Qualität der für das vierbeinige Familienmitglied erbrachten Leistungen hat ganz offenbar nach wie vor einen deutlich höheren Stellenwert als der dafür fällig werdende Betrag. Diese unsere Erfahrungen decken sich weitgehend mit dem, was wir aus anderen Praxen und Kliniken mit hohem Qualitätsanspruch zu hören bekommen.

Ich habe den Gedanken ja schon mehrfach formuliert: Es ist völlig unbestreitbar, dass jegliche Verteuerung einer Leistung oder eines Produkts eine Art Exklusionseffekt auslöst, dass also im Fall der Tiermedizin Menschen, die sich das Hobby Tierhaltung vorher gerade so auf Kante genäht leisten konnten, nun in Schwierigkeiten kommen und von der Tierhaltung ausgeschlossen werden. Isso! Das allerdings einzig und allein auf die neue GOT zu schieben, ist angesichts der Verteuerungen, die wir alle aktuell in anderen Lebensbereichen erfahren müssen und die wesentlich mehr zu Buche schlagen, geradezu aberwitzig bzw. vorsätzlich böswillig.

Ebenso aberwitzig und unseriös ist der Gedanke, dass sich eine ganze Branche „aus Liebe zu den Tieren“ selber ruinieren soll, um diese Effekte in ihrer Gesamtheit abzufangen. Wir praktizierenden Tierärztinnen und Tierärzte sind NICHT dafür da, ALLEN Leuten, völlig unabhängig von ihren finanziellen Möglichkeiten, die Haltung von Haustieren durch Querfinanzierung zu ermöglichen! Wollten wir das tun, müssten wir nämlich buchstäblich für Lau arbeiten. Wenn das, also die Möglichkeit für jeden, Haustiere zu halten, gesamtgesellschaftlich gewollt wird, dann ist das auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und definitiv nicht unser brancheninternes Problem!

Wir sind auch nicht bereit, Außenstehenden, die nicht den blassesten Schimmer von Betriebswirtschaft haben und dementsprechend ständig in himmelschreiender Naivität einen tiermedizinischen Rechnungsbetrag mit einem „Stundenlohn“ gleichsetzen, die Möglichkeit einzuräumen, darüber zu beschließen, welche Gewinne für uns nach ihrer unmaßgeblichen Meinung angemessen wären.

Eine bei Diskussionen der nGOT mit am häufigsten zu lesenden Formulierungen ist „Ich habe noch keine Tierärztin / keinen Tierarzt verhungern gesehen!“. Das glaube ich unbesehen, denn ich wüsste auch von keinem derartigen Fall. Nur ist das halt in einer Gesellschaftsform, in der eh niemand aus finanziellen Gründen verhungert, maximal irrelevant und letztendlich ein Ausdruck von egozentrischem Sozialneid, weil es nämlich nur bedeutet: „Das sind doch sowieso alles Bonzen mit dicken Autos und großen Häusern, die (Unverschämtheit!) viel mehr verdienen als ich, also sollen die mal den Gürtel enger schnallen und ihre Rechnungen so billig machen, dass es MIR in den Kram passt!“. So läuft das aber nun mal nicht, sorry!

Ja, es gibt natürlich weit überdurchschnittlich erfolgreiche Kolleginnen und Kollegen, die sehr schöne Einkommen erzielen. Will man aber die wirtschaftliche Situation einer Branche korrekt einschätzen, hilft einem völlig unbestreitbar nur die Betrachtung der Durchschnittszahlen weiter, und da sah es eben vor der Einführung der neuen GOT reichlich düster aus. Dafür liegen handfeste Zahlen vor, und nach diesen Zahlen erzielten 60 Prozent (!) der deutschen Tierarztpraxen einen Umsatz von weniger als 250.000 Euro pro Jahr, was bedeutet, dass die Inhaber:innen pro Monat über ein Nettoeinkommen von gerade mal 2000 Euro (oder gar weniger) verfügen konnten, und das ist nun mal inakzeptabel und musste sich ändern.

Die erhöhten Umsätze und Gewinne werden von uns (und vielen anderen) mit einem ziemlich fixen Prozentsatz als höhere und deutlich übertarifliche Gehälter an unsere Mitarbeiterinnen durchgereicht, und genau so soll es sein! Die (durchaus schönen!) Berufe der Tiermedizinischen Fachangestellten und der angestellten Tierärztinnen und Tierärzte müssen sich für die jungen Leute auch vom Verdienst her wieder lohnen, denn sonst haben wir bezüglich des aktuellen Fachkräftemangels nicht die geringste Chance! Und das wäre dann nicht wirklich unser, sondern vielmehr Ihr Problem als Tierbesitzer:innen!

Viele von Ihnen stellen ja schon jetzt fest, wie problematisch es geworden ist, im Fall der Fälle einen schnellen Termin am gleichen Tag zu bekommen oder gar eine Einrichtung zu finden, die in der Nacht und/oder am Wochenende dienstbereit ist. Sollten wir diesen Fachkräftemangel nicht in den Griff bekommen – und die neue GOT ist da ein in seiner Wichtigkeit gar nicht zu überschätzendes Instrument – werden die deutschen Tierhalter:innen extrem düstere Zeiten erleben. Durch die nGOT werden keine Tiere sterben, zumindest nicht, wenn sie sich in den Händen von auch nur halbwegs verantwortungsvollen Tierbesitzer:innen befinden, durch den Mangel an Fachkräften und das dadurch verursachte Praxis- und Kliniksterben aber sehr wohl! Das zumindest in den Sozialen Medien weit verbreitete Genöle über die (nun endlich realistischen) Gebühren wird individuell halt genau so lange weiter gehen, bis man mal erlebt hat, wie man mit einem ernsthaft erkrankten Tier im Haus zehn Praxen durchruft und immer noch keinen Termin bekommt.

Das passiert nicht, weil wir faul sind und uns einen schlanken Fuß machen wollen! Das passiert, weil wir in der Breite inzwischen einfach nicht mehr genug Leute haben, um die pro Tag eigentlich nötigen tiermedizinischen Arbeitsstunden erbringen zu können. Das ist auch der Grund, warum diese vielfach zu lesenden subtilen Drohungen, sich in Zukunft (natürlich nur wegen der gestiegenen Gebühren, haha!) kein neues Haustier anschaffen zu wollen, uns überhaupt nicht treffen, sondern meilenweit an uns vorbei fliegen. Wir werden noch jahrelang mit diesem immer schlimmer werdenden Fachkräftemangel zu tun haben, so dass etwas sinkende Tierzahlen aus unserer Sicht durchaus begrüßenswert wären. Wir leiden nämlich tatsächlich darunter, wenn wir kranken Tieren nicht helfen können!

Neulich, beim jährlichen Treffen des Notdienstringes Ulm / Neu-Ulm, saß eine Kollegin neben mir und sagte plötzlich ganz bedrückt: „Ralph, schau dich mal um! Wir sind ja fast alle schon richtig alt. Und nur du und Kollegin X haben Nachfolgerinnen für ihre Praxen. Die anderen werden über kurz oder lang einfach zumachen müssen. Was soll das alles noch werden? Wie soll das denn weiter gehen?“. Und genau das ist der Punkt, den so schrecklich viele, die sich mit Schaum vor dem Mund über höhere Tierarztgebühren ereifern, einfach nicht kapieren (wollen). Die höheren Tierarztkosten jetzt sind für Sie als Tierhalter:innen nicht zuletzt auch eine Investition in die (nahe!) Zukunft, weil diese Zukunft sonst gut so aussehen könnte, dass Sie einfach keine Praxis oder Klinik für ihr krankes Tier mehr finden! Wir sind uns hoffentlich alle einig, dass wir es nicht so weit kommen lassen dürfen, denn das wäre dann im Gegensatz zu den nun höheren Gebühren ein echtes Tierschutzproblem!

Fazit (für die Kleintierpraxis!): Die Neufassung der GOT tut genau das, was sie soll! Sie bringt der Branche im Gesamten irgendwas zwischen 20 und 25 Prozent mehr Umsatz und entsprechend höhere Gewinne, die zu einem guten Teil als höhere Gehälter an die Angestellten (seien es Tiermedizinische Angestellte oder Tierärzt:innen) weiter gegeben werden, und zwar zwangsläufig, weil man auf dem leergefegten Personalmarkt sonst sowieso niemand mehr findet. Frühestens in fünf bis zehn Jahren werden wir wissen, ob sich das dann positiv auf die Versorgungskrise ausgewirkt hat.

In diesem Sinne: Halten Sie die Ohren steif und und bleiben Sie uns gewogen, auch wenn wir Ihnen häufig mal sehr bittere Wahrheiten erzählen, Ihr

Ralph Rückert

© Kleintierpraxis Ralph Rückert, Römerstraße 71, 89077 Ulm

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Von uns genehmigte Nachveröffentlichungen müssen den jeweiligen Artikel völlig unverändert lassen, also ohne Weglassungen, Hinzufügungen oder Hervorhebungen. Eine Umwandlung in andere Dateiformate wie PDF ist nicht gestattet. In Printmedien sind dem Artikel die vollständigen Quellenangaben inkl. meiner Praxis-Homepage beizufügen, bei Online-Nachveröffentlichung ist zusätzlich ein anklickbarer Link auf meine Praxis-Homepage oder den Original-Artikel im Blog nötig.

Ab sofort werdet ihr bei uns in der Praxis zwei neue Gesichter sehen. Johanna Röbbecke, rechts im Bild, startet heute ih...
07/08/2023

Ab sofort werdet ihr bei uns in der Praxis zwei neue Gesichter sehen.
Johanna Röbbecke, rechts im Bild, startet heute ihre Ausbildung zur Tiermedizinischen Fachangestellten bei uns.
Lena Hoffmann, links im Bild, ist schon länger im Beruf der TFA und wird uns auch ab sofort tatkräftig unterstützen!

Wir freuen uns sehr, das ihr beide bei uns seid ♥️

Adresse

Neue Straße 32a
Bremervörde
27432

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Montag 10:00 - 12:00
15:00 - 18:00
Dienstag 10:00 - 12:00
15:00 - 18:00
Mittwoch 10:00 - 12:00
15:00 - 18:00
Donnerstag 10:00 - 12:00
15:00 - 18:00
Freitag 10:00 - 12:00
15:00 - 18:00

Telefon

+4947619708312

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