03/09/2024
Seminar Petershagen - es war wie Urlaub!
Weniger ist mehr – gemütlich; persönlich; bekannt.
Seminare sind für mich besonders; sie bleiben besonders; daher halte ich die Anzahl im Jahr sehr gering. Hasenberg, Oldenburg, Thüringen, Petershagen; 4 Beine machen stabil.
Das Beste kommt immer zum Schluss!
Die anderen Seminare sind nicht weniger schön, sie sind nur größer. Petershagen steht für gemütlich, persönlich und bekannt sein - Heimspiel. Anika und Carsten halten die Anzahl der Teilnehmer klein; die Praxis steht im Vordergrund. Schön, wenn man die Teilnehmer kennt – ich sehe bei allen Entwicklungen; und zwar enorme.
Wie immer wurde sich um alles gekümmert! Top Organisation! Herzlich, persönlich, familiär – Carsten und Anika eben! Ich sagte gestern noch zu Anika: „Mache ich bei euch ein Seminar, habe ich das Gefühl, man kommt nach Hause – Seminarraum Wohnzimmerflair.
Was haben wir gelernt?
Weniger ist mehr! Den Zugang zum Hund finden wir auf viele Weise; tiefe Verbundenheit und Nachhaltigkeit nur dann, wenn wir uns mit dem Hund direkt verbinden. Aus meiner Sicht geht das nur ohne Futter! Wer die Aufmerksamkeit über Futter herstellt, verliert sie dann, wenn es um etwas geht!
Im Seminar haben wir keine großen Techniksprünge gemacht; der Mensch erwartet zu oft das Große, das Spektakuläre; dabei ist die größte Herausforderung im Training die Verbindung zum Hund mental herzustellen und vor allem zu halten! Noch viel schwerer ist es, Blockaden zu lösen – die eigenen und die im Hund. Wir kochen alle nur mit Wasser, aber selbst das lassen manche anbrennen.
Fühlen; Verstehen; lösen – und zwar den sozialen Konflikt; das haben wir gelernt; das habt ihr gefühlt; das habt ihr mitgenommen. Konflikte sind wichtig; sie sind zum Lösen da! Man kann sie schönfüttern, am Ende sind sie nicht gelöst.
Der Weg zur Balance zwischen Aktivität und Ruhe im Hund; darum geht es mir persönlich!
Bindung ist alles; Beziehung ist mehr; wer Bewegen will, braucht Gefühl, um Vertrauen zu schaffen und Akzeptanz zu erhalten. Wo wir mit unserem Hund stehen, wissen wir dann, wenn wir unsere Komfortzone verlassen – Erregung deckt die Lücken auf!
Seminare leben vom Austausch; von anderen Sichtweisen; auch das haben wir gelernt. Es gibt nicht den Weg der Wege, nur den eigenen, der von allen Möglichkeiten des Umgangs mit dem Hund bewusst oder unbewusst geprägt ist. Lerntheorien sind und bleiben Lerntheorien.
Ich sage dazu: Die Basis des Kochens ist immer die gleiche; es sind die Gewürze, das richtige Zusammenstellen der Produkte, welche den unvergleichlichen Geschmack bilden. Die unnachahmlichen Nuancen bilden sich allein durch die Persönlichkeit des Kochs.
Vorführung Hummel - Der Hundesportler fühlt sich angesprochen, der Laie versteht nur Bahnhof – was haben wir gesehen?
Hummel hat am Ende gezeigt, wie wertvoll eine Verbindung zwischen sozialer Ebene und formaler Ebene ist. Genetik will bedient sein; Technik allein wird nicht reichen! Den Hund in hohen Erregungsbereichen ohne Technik, ohne Übungen, ohne einstudierte Abläufe zu bewegen, ist selten; es ist nicht leicht, die beiden Schlüssel Glaubwürdigkeit und Vertrauen im Schlüsselloch zu drehen, wenn hier und da ein Zacken fehlt.
Ich treibe kein Hundesport und doch liebe ich die Elemente, weil sie in Hummel Talente weckt, die ihr im Mark sitzen. Würde das Kind tanzen wollen, ließe ich es tanzen.
Der Hundesportler nennt es lange Flucht; Hummel macht aus absoluter Überzeugung kurz vor dem Anbiss Platz aus der Bewegung; schnell, kein Zögern, kein Sicherheitsseil und Vorrichtung. Sie liegt, sie schaut, ich komme. Sie lässt sich mitnehmen, frei, kein nach hinten spannen, als hätte sie gerade nichts anders vor – sozialer Bereich; Akzeptanz und Vertrauen.
Dafür brauchen wir keine Übungen, kein Fuß, kein Ran, keine Leine – eine Kunst? Nö, das kann jeder, der frei im Kopf ist. Hört, hört: Zu viel Übung und Verbissenheit macht dicht, steif und langsam.
• Hummel reagiert auf den Rückruf kurz vor dem Anbiss ohne Zögern – einige Sportler lassen es besser bleiben, weil sie wissen, dass die Chance, den Hund aus seiner Begierde abzurufen, gering ist; am Ende ist es doch wieder die soziale Ebene, die Akzeptanz, die überzeugt – nicht der Gehorsam!
• Hummel longiert um den Helfer herum – ein Element aus dem sozialen Bereich – Distanz und Nähe. Der Helfer provoziert; sie bleibt im Laufen mental komplett bei sich – Ruhe, Vertrauen, Reizabgabe, das sind die Elemente der sozialen Ebene!
• Hummel lässt sich nach dem Anbiss in Distanzen schicken – 30 Meter mit einem Fingerschnipsen; mein Raum, dein Raum – ohne Diskussion, ohne sich am Helfer festzuglotzen – spektakulär? Natürlich nicht! Steht die Beziehung, bewegst du den Hund – soziale Ebene!
Die Ampel auf Distanz – soziale Ebene, denn es geht um Stimmungswechsel.
• Grün: Ruhiger Blick aus der Distanz – beobachtend, nie fordernd – egal was passiert.
• Gelb: Ein Handzeichen von mir verändert ihre Stimmung, das Auge wird durchdringend, sie schreibt auf und fixiert abwartend; bleibt an Ort und Stelle.
• Rot: Ein Schritt nach vorn, Kampfstellung, ihre Muskeln spannen sich an – sie steht wie ein Läufer am Startblock und wartet auf den Schuss.
Drei Stimmungen, bevor es losgeht – Kommando „Pack“: Der Hund überzeugt mit seiner Handlung; zielstrebig, ohne Bremse! Macht der Helfer die Augen zu, spürt er einen 40 kg Mali – Hummel wiegt 22 kg - ihre Zielstrebigkeit hat Gewicht!
Anja, Diensthundeführer, kennt die Entwicklung dieses Hundes wie kein anderer. Sie sagt dazu: „Hier sieht man wunderschön, wie lange es braucht, bis sich ein Hund mental entwickelt!“. Zeit und Substanz in der Beziehung schaffen Selbstbewusstsein! Sie sagt weiter: „Beeindruckend ist, wie Hummel in ihrem Tun nie unsicher wirkt, total von sich überzeugt ist. Sie ist nicht flatterhaft in ihrem Tun und das bei diesem Typ Hund – die besten Nerven hat sie nicht!“. Bindung und Beziehung ist alles – Bindung zum Halter schafft Sicherheit.
Hummel ist schnell! Die Frage: Warum? Wer im Lernen bei Arbeit und Dienst Druck einsetzt, versperrt die Leichtigkeit im Tun! Nicht die Technik macht schnell; es ist die Leichtigkeit und das von sich überzeugt sein, welche die Geschwindigkeit nach vorn treibt; daraus entwickelt sich der ungetrübte Wille! Wer das Muss im Nacken hat, hat unnötiges Gewicht – Hummel überholt!
Anja sagt: „Dieser junge Hund knallt mit einer Überzeugung ohne ein Zögern in das Kissen, obgleich sie das überhaupt nicht trainiert“.
Wir haben Hummel vor 8 Wochen das erste Mal in ein Kissen steigen lassen; diese Vorführung war das 2. Mal – Hummel ist jetzt 2 Jahre!
Beeindruckend, mit welcher Präzision und Klarheit sie abliefert! Kein Druck, kein Bestechen, kein Betteln; Hummel lässt sich in jeder Erregung abholen, sortieren, mitnehmen und vor allem in eine andere Stimmung versetzen – und das nur über Widerstände!
Hier zeigt sich, wie lohnend es ist, die soziale Ebene im Vorfeld zu fördern!
Wen interessiert denn so eine Vorstellung? Keine Ahnung! Ob Laie oder nicht; ob Hundesportler oder nicht; ob Tierschützer oder nicht; ob Hundesport-Gegner oder nicht! Fakt und klar ist: Es geht einzig und allein, den Hund in seinen Erregungen aufzufangen, anzunehmen, mitzunehmen - ob Alltag oder Sport.
Wir haben gelernt: Alles beginnt mit Stufe 1 – der Aufbau von Verbundenheit! Jede kleine Technik, die wir das Wochenende besprochen haben, findet sich in der Arbeit mit Hummel wieder! Sie sind die Ausgangslage, den Hund in hohen Erregungen anzusprechen. Der Alltag hat viele Überraschungen parat; gut, wenn man im Vorfeld gelernt hat, Stimmungen zu bedienen und zu verändern.
Am Ende haben wir gesehen, dass wir Ruhe und Sicherheit über den Halti und die Triebangel arbeiten können! Für mich zwei wichtige Werkzeuge!
Danke für das Bomben Seminar!