19/03/2025
Ein wertvoller und nachdenklich stimmender Beitrag meiner geschätzten Kollegin, Birgit Rödder von Katzenkundig
Tust du dir auch manchmal schwer zu verstehen, wie sich deine Katze aktuell fühlt? 🤔
Zuckersüß oder bedenklich? Freude oder Angst?
Menschen haben einen „blinden Fleck“ für die Emotionen eines Tieres, sie interpretieren oft die Situation statt das Ausdrucksverhalten, so eine aktuelle Studie. Gut, sie bezieht sich auf Hunde, aber nach meinen Erfahrungen, v.a. mit social media, trifft das auch auf Katzen zu.
In der Studie schauten sich Menschen Videos von Hunden an, die auf positive und negative Reize reagierten, z.B. eine Leine, eine Belohnung, einen Staubsauger und Schimpfe. Auf die Frage nach den Emotionen des Hundes schienen die Menschen sich mehr auf den Kontext zu konzentrieren als auf das tatsächliche Verhalten oder die Körpersprache des Hundes.
Wurde der Hintergrund entfernt, sodass nur der Hund zu sehen war, schätzten die TeilnehmerInnen ihn in negativen Situationen genauso positiv ein wie in positivem Kontext. Ähnlich falsch lagen die Menschen, wenn durch die Bearbeitung des Videos die Situation – nicht der Hund – grundlegend geändert worden war, also statt (Spaziergang versprechender) Leine ein (gefürchteter) Staubsauger erschien. Dann wurde der vorher als freudig beurteilte Hund zu einem ängstlichen, obwohl der Hund exakt dasselbe Verhalten zeigte.
„Wenn wir die Emotionen von Hunden wahrnehmen, denken wir, was passiert, aber tatsächlich verlassen wir uns unbewusst auf eine Menge anderer Faktoren“, sagt Holly Molinaro, eine der Autorinnen.
Auch in die Äußerungen von Katzen interpretieren wir viel hinein, statt uns ihre Körpersprache genau anzuschauen. Bei den Samtpfoten kommt dazu, dass unbedarfte Menschen sie per se als süß einstufen, wenn sie sich nicht gerade wie eine Furie aufführen. Das trifft besonders auf Katzen mit geweiteten Pupillen zu, die zwar auch ihre große Freude ausdrücken können, zusammen mit Ohrstellung und Körperhaltung aber auch das genaue Gegenteil, nämlich Verunsicherung bis panische Angst – meistens irgendwo dazwischen.
Also: Wenn Ihr denkt, Ihr versteht Euer Tier, schaut noch einmal gut hin und denkt noch einmal gründlich nach. Oder fragt einen katzenkundigen Menschen. :)
Molinaro, H.G. & C.D.L. Wynne (2025): Barking up the wrong tree: human perception of dog emotions is influenced by extraneous factors. – Anthrozöos, https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/08927936.2025.2469400