27/12/2024
𝗨𝗺𝗳𝗿𝗮𝗴𝗲 𝗱𝗲𝗿 𝗘𝗨-𝗞𝗼𝗺𝗺𝗶𝘀𝘀𝗶𝗼𝗻 𝘇𝘂𝗺 𝗧𝗵𝗲𝗺𝗮 „𝗣𝗼𝘀𝗶𝘁𝗶𝘃𝗹𝗶𝘀𝘁𝗲“
Wir kennen die verschiedenen Petitionen und „Entwürfe“, die einfach Vorurteile gegenüber den Haltern und Züchtern von Tieren im eigenen Haushalt verbreiten und fordern, dass man die Haltung (fast) aller Tiere verbietet, weil die Halter ja nicht imstande seien, ihre Tiere sicher und artgerecht zu halten und weil deren Zucht nicht möglich sei. Derartige Schriftstücke werden auch immer wieder bei der EU-Kommission eingereicht. Im Jahr 2022 stimmte der Petitionsausschuss deshalb im Europäischen Parlament dafür, die Kommission aufzufordern, den Handel mit exotischen Haustieren durch eine EU-weite Positivliste zu regulieren. Im November desselben Jahres verabschiedete das Parlament eine Entschließung zur Verbesserung der EU-Vorschriften für Wild- und exotische Tiere, die in der Europäischen Union als Haustiere gehalten werden, durch eine EU-Positivliste.
Die EU-Kommission möchte sich nicht einfach den lautstark geäußerten Meinungen anschließen, sondern wird statt-dessen einen eigenen Entwurf erarbeiten, der die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Thema und die Erfahrungen aus den Mitgliedsstaaten berücksichtigt, und der dann auch klar und verständlich begründet ist, damit die entsprechenden Regelungen akzeptiert und befolgt werden.
Dafür hat sich eine kompetent besetzte Arbeitsgruppe in der EU-Kommission zusammengefunden, die jetzt eine Befragung in Auftrag gegeben hat, bei der Organisationen und auch gerne einzelne Personen ihre Informationen zum Thema zur Verfügung stellen, ihre Erfahrungen schildern und ihre eigene Meinung äußern können. Diese Befragung soll ermitteln (Zitat, aus dem Englischen übersetzt): „… ob es im Zusammenhang mit der derzeitigen Regelung für Haustiere in der EU ein Problem gibt, wobei der Schwerpunkt auf der Behandlung miteinander verflochtener politischer Ziele im Zusammenhang mit der Integrität des EU-Binnenmarktes, dem Tierschutz, dem Schutz der biologischen Vielfalt, dem Handel mit Wildtieren, invasiven gebietsfremden Arten und der öffentlichen Gesundheit (einschließlich des Risikos von Zoonosen) liegt.
Die Studie untersucht den Wert koordinierter Maßnahmen auf EU-Ebene, um festzustellen, ob die Einführung einer Positivliste für Haustiere das geeignete Instrument ist, um den Handel mit Haustieren zu regulieren und diese politischen Ziele zu erreichen, und untersucht gegebenenfalls mögliche nichtlegislative Alternativen (wie Sensibilisierungs- oder Verhaltensänderungskampagnen).“ Die Umfrage ist erreichbar unter https://survey.alchemer.eu/s3/90758880/Positive-list-of-pets – da es zügig voran gehen soll, ist sie nur in englischer Sprache gehalten, und auch die Antworten im Freitext sollten möglichst bereits in englischer Sprache verfasst sein.
Es sind insgesamt 38 Fragen, die Umfrage läuft bis 24. Januar 2025. Man kann komplett anonym bleiben oder angeben, welcher Organisation man angehört – und man kann auch ankreuzen, ob man für ein Folgeinterview zur Verfügung steht. Beim Zwischenspeichern der Ergebnisse muss man eine Mailadresse angeben, damit man seinen Arbeitsstand beim nächsten Mal wieder aufrufen kann, aber diese wird aus dem Datensatz entfernt, sobald das Ergebnis eingereicht wird. Manche Fragen sind nicht ganz einfach formuliert, so wird zum Beispiel einmal nach allen Haustierarten gefragt, in einer anderen Frage nach nichtheimischen („exotischen“) Haustieren und an anderer Stelle sogar nach Wildfangtieren im Handel. Es empfiehlt sich also, schon die Frage mit einem Übersetzungsprogramm zu lesen, um sicher zu sein, dass man die Fragestellung genau verstanden hat. Man muss nicht alle Fragen bearbeiten, und es gibt auch die Möglichkeit, an bestimmten Stellen eigene Dokumente hochzuladen und sie so der EU-Kommission zur Verfügung zu stellen.
Für uns in der DGHT ist es wichtig, dass wir an entsprechender Stelle auf unsere lange Tradition der Nachzuchtstatistiken mit sehr vielen verschiedenen Arten hinweisen, und dass wir uns auf den interdisziplinären Informationsaustausch innerhalb und außerhalb unserer Gesellschaft beziehen; dass wir unsere Weiterbildungsangebote und Arterhaltungsprojekte vorstellen und dass wir klarstellen, dass dieses für den Artenschutz so wichtige Schwarmwissen durch einfache Haltungs- oder Zuchtverbote für die meisten „unserer“ Arten ganz schnell verloren gehen würde.
Es ist wichtig, dass wir uns in dieser Umfrage bei der Beantwortung der Fragen nicht auf „die da oben“ verlassen – auch wenn diese natürlich das Ihre dazu tun –, sondern dass wir Mitglieder alle dazu beitragen, dass die Arbeitsgruppe unseren herpetologischen und terrarienkundlichen Wissensschatz kennenlernt und nutzt. Also bitte „ran an die Umfrage“, und bitte auch weitersagen!
Dr. Bᴇᴀᴛᴇ Pғᴀᴜ
DGHT-Fachbeirätin „Internationales Projektmanagement“
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