23/02/2024
Die Kolik – hiervor graut es wirklich jedem Pferdebesitzer, da sie im schlimmsten Fall leider tödlich verlaufen kann. Dabei ist Kolik selbst garkeine eigene Krankheit, sondern nur ein Krankheitssymptom, dessen Auftreten sehr viele verschiedene Ursachen haben kann. Unter Kolik versteht man grundsätzlich eine Schmerzhaftigkeit im Abdomen (Bauchbereich) des Pferdes. Krampfkolik – Gaskolik – Verstopfung – Darmverlagerungen… Als Symptome zeigen Koliker meist eine zunehmende Unruhe, aber auch Lethargie, scharren, flehmen, schauen und schlagen zum Bauch, legen sich hin und stehen wieder auf, schiebt Vorder- und Hinterbeine nach vorne - wodurch das Pferd Entlastung für den Bauchraum sucht. Aber nicht alle Symptome müssen zusammen auftreten!
Charakteristisch für eine Krampfkolik (häufigste Kolikform) sind „plötzlich“ einsetzende, minutenlange Schmerzattacken. Diese wechseln mir Phasen in dem das Pferd „Anfall frei“ ist. Wird nichts unternommen steigern sich die Schmerzen für das Pferd bis dahin, dass es sich „rücksichtslos“ zu Boden schmeißt und wälzt. Bei Magenüberladungen ist zu beobachten, dass Pferde sich wälzen und zur Entlastung, wie Hunde sitzen bleiben. Typisch für eine Verstopfung kann längeres untypisches liegen sein. Dies sind aber keine Garantien, um eine Kolik einzuordnen, sondern eher klare Anzeichen für einen lebensbedrohlichen Zustand, den nur ein erfahrener TA behandeln kann.
Da das Verdauungssystem unserer Pferde sehr lang und äußerst komplex ist, reagiert es sehr sensibel auf verschiedene äußere Einflüsse. Hinzu kommen potentielle Schwachstellen in der Anatomie z.B. fasst der Magen beim Großpferd nur 15-18l oder der pferdespezifische, charakteristische Sphinkter (Schließmuskel) am Mageneingang, der ein Erbrechen des Pferdes unmöglich macht. Aber auch der Pylorus (Schließmuskel Magenausgang, welcher klein und gekrümmt in den 12fingerdarm übergeht) kann Probleme bereiten. Hinzu kommt, dass von den ca. 40m Darm beim erwachsenen Pferd, nur 1,20m fest im oberen Bauchraum aufgehängt sind. Der Rest liegt aufgefädelt in Schlingen und bringt so die Gefahr einer Verlagerung mit sich.
Dies hier noch genauer, mit entsprechenden Zusammenhängen, zu erklären, würde allerdings den Beitrag sprengen – gibt aber schon viele Rückschlüsse, warum Koliken entstehen können. Es reicht bei einigen Pferden schon eine Änderung des Umfelds, denn der Magen-Darm-Trakt wird vom vegetativen Nervensystem (Prasympathikus und Sympathikus) gesteuert, so dass Faktoren wie Stress, Aufregung, Wetterwechsel, Hitze, Kälte, Schmerzen, Unterzuckerung, Wasser, „schlechte“ Fütterung, Toxine, falsche Haltung, etc. diesen negativ beeinflussen können - die Darmperistaltik wird lahmgelegt, Fehlgährungen oder Störungen der Resorptionsvorgänge können die Folge sein. Auch zu wenig Bewegung spielt eine Rolle beim Lauftier Pferd. Denn auch dies hat Einfluss auf die Darmperistaltik! Einen weiteren Faktor spielen ggf. auch Endoparasiten oder eine Sandaufnahme. Man darf aber auch nicht vergessen, dass Erkrankungen des Harn- und Geschlechtsapparates (z. B. Uterus- oder Hodentorsion) oder eine Bauchfellentzündung (Peritonitis) Koliken auslösen können. In den meisten Fällen treten aber leichte Verdauungsprobleme, sogenannte Krampfkoliken, auf. Diese können vom TA mit gezielten Medikamenten gelöst werden. Als weitere Maßnahme wird das Pferd rektal untersucht. Anhand dieser Untersuchung kann der Tierarzt ggf. feststellen, ob der Patient aufgegast oder verstopft ist oder ob schon eine Verlagerung des Dickdarms vorliegt. Treten aber solche Krampfkoliken in rezidivierenden Abständen auf, könnten chronische Probleme ein Grund dafür sein. Vor allem Magengeschwüre, Endoparasiten und insbesondere Stress sind hier mögliche Auslöser und es ist handeln gefragt. Fütterung, Haltung und vor allem mögliche Stressfaktoren sollten unter die Lupe genommen werden! Eine schwere Kolik lässt sich allerdings nicht wirklich an der Anzahl oder Intensität der Symptome ableiten, auch gibt es nicht immer einen sicheren Rückschluss auf die Kolikart.
Fakt ist jede Art von Verlagerung, Drehung oder Einklemmung beeinträchtigt die Blutversorgung (Nekrosengefahr) des betroffenen Abschnittes vehement. Doch wie konmmt es eigentlich zu dieser gravierenden Kolikform? Meist geht hier schon eine nicht gelöste Krampf- oder auch Verstopfungskolik voraus. Oder eine Fehlgärung liegt vor. Der Darm wird träge und der Nahrungsbrei verweilt zu lange im Darmabschnitt. Es entsteht ein Luftballoneffekt. Die im Darm entstandenen Gase lassen den mit Gas gefüllten Abschnitt „aufsteigen“, den mit Nahrung gefüllten, schwereren Abschnitt jedoch absinken. Der Darm „kippt ab“ und löst sich aus seiner ursprünglichen Schlinge.
Wie man sieht, ist das Feld der Kolik enorm groß und ich kann beileibe, in diesem Beitrag nur am Rand dieser „Erkrankung“ kratzen. Jede einzelne Kolik ist anders und hat in manchen Fällen auch mit Detektivarbeit rund um den „Auslöser“ zu tun. Vorbeugend kann hier aber definitiv die passende Haltung eine große Rolle spielen. Ebenso hat die Fütterung, die „gute“ Fütterung einen entscheidenden Einfluss auf den „Dauerfresser Pferd“. Fresspausen dürfen niemals länger als 4Std. sein, bei vielen Pferden liegt diese Karenz sogar eher darunter. Man beachte, dass Pferde auch nachts fressen… Wasser muss IMMER zur Verfügung stehen und bei älteren Tieren sogar gesondert angeboten werden. Und der Stressfaktor bei unseren Pferden darf hier auch nicht außer Acht gelassen werden. Sei es Trainingsstress oder Haltungsstress (Herde, Offenstall, Alleinhaltung), den viele Pferdebesitzer so nicht werten wollen.