16/10/2024
„Der sitzt da ja nur, weil Sie den füttern. Das hat doch mit Hundeerziehung nichts zu tun.“ Haben Sie das auch schon erlebt? Sie werden aus heiterem Himmel ungefragt von völlig Fremden belehrt? Ich verlasse solche Szenen immer kommentarlos, denn auf solche Menschen möchte ich mich nicht einlassen. Man stelle sich vor: Ich gehe beim Shoppen zu einem Pärchen und sage zu ihr: „Ihr Mann trägt Ihnen nur die Einkaufstüten, weil er entweder keinen Streit mit Ihnen will oder sich einen romantischen Abend verspricht. Sie sollten mal überlegen, ob der Umgang mit Ihrem Ehemann emanzipatorisch in Ordnung ist.“ Das wäre das Gleiche in Grün – macht aber keiner. Die Dame würde zurecht echauffiert dreinschauen, so wie mancher Hundehalter, dem ungefragt Tipps gegeben werden. Nicht, dass wir uns missverstehen: Es spricht überhaupt nichts dagegen, jemandem Hilfe anzubieten oder zu fragen, ob das Gegenüber an Austausch interessiert ist. Dem anderen aber die Wahl zu lassen, dieses Angebot anzunehmen oder dankend abzulehnen, finde ich selbstverständlich. In meiner Hundeschule bin ich inzwischen dazu übergegangen, die Aussage: „Seien Sie bitte konsequent“, mit einigen weiteren Sätzen zu erläutern. Das tue ich nicht, weil ich meine Mitmenschen für begriffsstutzig halte, sondern weil ich im Laufe der Jahre feststellen musste, dass das Wort „konsequent“ von jedem anders interpretiert wird.
Im Duden steht geschrieben:
Konsequent:
folgerichtig, logisch, natürlich, schlüssig; stringent;
•beharrlich, eisern, [fest] entschlossen, geradlinig, hartnäckig, standhaft;
•unbeirrbar, unbeirrt, unerschütterlich, verbissen, zäh, zielstrebig;
In diesen Synonymen, also Worten mit gleicher oder ähnlicher Bedeutung für „konsequent“, findet sich nichts von „hierarchisch, dominierend, strafend oder Ich-Chef-du-nix“. Dennoch interpretieren viele Menschen dieses Wort im Sinne von: „Dem anderen nichts durchgehen lassen, im Kasernenhofton Gehorsam durchsetzen.“ Das eine hat aber mit dem anderen gar nichts zu tun. Konsequent zu sein heißt, eine schlüssige und logische Linie in der Erziehung eines Hundes zu haben – einen roten Faden oder auch klare Grenzen, wenn Sie so wollen. Geradlinig und standhaft zu sein, heißt nicht, man müsse Grenzen durch körperliche Maßregelung durchsetzen. Eigentlich geht es nur darum, „sein Ende festzuhalten“, sprich, im täglichen Umgang beharrlich bei der aufgestellten Regel zu bleiben. Auch oder eben dann, wenn es manchmal unbequem ist.
Meinen gesamten Artikel aus dem Bookazin SSitzPlatzFuss(Ausgabe 36) zu diesem Thema findet ihr hier:
https://www.canipedia.de/blog/verwoehnen-oder-konsequent-sein/
!
Gibt es die Grenze zwischen dem verwöhnten Hund und dem stets folgsamen Hund überhaupt?