29/05/2017
Der bekannte Verhaltens- und Hundetrainingsexperte Ian Dunbar warnt "das Bestrafen eines Hundes für knurren ist gleichzusetzen mit dem Entfernen des Zeitzünders einer Bombe".
Knurren ist Kommunikation - Hunde benutzen es als eine Möglichkeit, ihr Gegenüber wissen zu lassen, dass sie sich bedroht fühlen, gestresst und aufgebracht sind. Knurren ist kein reines Zeichen für Aggression, das bestraft werden sollte!
Knurren ist eine gelbe Karte, die dir Zeit verschafft zu reagieren und die Situation zu verändern. Doch wenn du einen Hund für sein Knurren bestrafst, wird es sehr wahrscheinlich dazu kommen, dass er das frühe Warnen vermeiden wird und das nächste Mal, wenn er in einer solchen Situation ist, direkt nach vorne gehen, schnappen und vielleicht sogar beissen kann. Wenn man also darüber nachdenkt, dann ist es von Vorteil die gelbe Karte eines Hundes zu erhalten und ihn eben nicht in die Lage zu bringen direkt die rote Karte einzusetzen.
Das Wichtigste dabei ist zu bedenken, dass ein riesiger Unterschied zwischen der vorübergehenden Unterdrückung eines Verhaltens und der grundlegenden Veränderung der Einstellung / Erwartungshaltung eines Hundes liegt, um eine langfristige Verhaltensveränderung bei ihm zu bewirken.
Wenn dein Hund sich also unwohl und bedroht fühlt, gestresst ist und knurrt, bestrafe ihn nicht dafür und weise ihn nicht als "Rudelchef" zurecht. Du änderst dadurch nämlich NICHTS daran, wie dein Hund sich das nächste Mal in einer solchen Situation fühlen wird - im Gegenteil. Durch das hohe Erregungsniveau trifft dein Hund keine rationalen Entscheidungen mehr, er reagiert nur noch. Diese Reaktionsmuster sind genetisch festgelegt und durch Erfahrungen aus anderen Situationen vielleicht sogar noch zu einer gut befahrbaren Autobahn ausgebaut. In einer solchen Situation erlebt dein Hund, dass DU auch noch GEFÄHRLICH für ihn bist.
Mit leicht hemmbaren Hunden ist dieser Umgang erstmal erfolgreich, es scheint zumindest so. Aber du hast nichts daran geändert, dass dein Hund künftig eine solche Situation anders empfinden wird, noch hat er gelernt wie er sich stattdessen verhalten kann, um die Situation besser zu bewältigen.
Überdenke immer dein Handeln, deinen Umgang und dein Training mit deinem Hund – hinter frage Tipps und Ratschläge, die du bekommst und liest. Was lernt mein Hund eigentlich dabei? Wie ist die Situation aus seiner Sicht und was hat dazu geführt? Ist das eine schnelle, kurzfristige Lösung, die nur den Deckel auf den kochenden Topf drückt und das Überkochen verhindert oder wird das meinem Hund auf lange Sicht nutzen und lösche ich damit das Feuer unter dem Topf, das ihn zum Kochen bringt?
Wenn dein Hund in bestimmten Situationen dich oder sein Gegenüber anknurrt, empfehlen wir dir einen professionellen, mit positiver Verstärkung arbeitenden Trainer zu Rate zu ziehen. Es gibt so viele Variablen, die zu beachten sind und so viele mögliche Missverständnisse für deinen Hund. Ein guter Trainer ist in der Lage, dich und deinen Hund durch den Trainingsprozess zu begleiten und euch die besten Erfolgschancen zu ermöglichen.
Dieser Beitrag darf gerne geteilt werden, damit deine Hundefreunde mehr über dieses Thema und den richtigen Umgang mit ihrem Hund erfahren. Hilf uns dabei!
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