12/04/2023
Ein gestörtes Dickdarm-Mikrobiom kann Frühlingshufrehe verursachen 🫣
Grund dafür sind die Pektine im jungen Weidegras.
Aber warum sind Pektine in der Pferdefütterung so ein Problem?
Viele Mikroorganismen, die Pektin abbauen, produzieren dabei erhebliche Mengen an Säuren, denn sie fühlen sich am wohlsten bei pH-Werten um 5 herum. Die Cellulose-abbauende Fraktion hingegen schätzt pH-Werte um den Bereich von 7, lebt also lieber im neutralen Bereich und schätzt Säuren überhaupt nicht. 🙅
Durch die Fütterung von pektinhaltigem Gras können sich die pektinabbauenden Mikroorganismen im Dickdarm vermehren und senken dadurch den pH-Wert im Dickdarm ab, es wird sauer. Das führt zu einer Verdrängung der Cellulose-abbauenden Fraktion. 😩
Trifft ein hoher Gehalt an Pektin im Futter auf eine ohnehin schon gut etablierte Fraktion der Pektin-abbauenden Mikroorganismen (weil man beispielsweise im Winter fleißig Karotten, Rübenschnitzel oder andere pektinhaltige Futtermittel gefüttert hat), wird es gefährlich. Denn jetzt können sich diese säurebildenden Kandidaten explosionsartig vermehren, da sie haufenweise Futter bekommen.
👉Wenn das passiert, sinkt der pH-Wert zu schnell ab, und es droht eine Hufrehe durch Endotoxinvergiftung. 😱
💡 Heute weiß man: Frühlingsrehe hat nichts zu tun mit hohen Eiweißgehalten, sondern ist in den meisten Fällen verursacht durch zu schnellen Anstieg des Pektingehalts und damit rapide pH Absenkung im Dickdarm oder die hohen Zuckergehalte im jungen Gras bei Pferden mit nicht erkannter Insulinresistenz oder eine Kombination der beiden Faktoren.
Pferde, die im Frühjahr zu Hufrehe neigen, sollte man daher unbedingt rechtzeitig auf Insulinresistenz testen lassen („EMS-Profil“) und über den Winter pektinhaltige Futtermittel wie Äpfel, Möhren, Rübenschnitzel (auch entmelassiert) auf jeden Fall vermeiden. 🚫