10/02/2022
Was sieht man?
Auf den Bildern sind zwei Vorderhufe eines Warmblutes mit ca. 4 Wochen alten Duplo-Beschlägen zu sehen.
Was ist das Problem?
Die nach hinten gebrochene Zehenachse ist leicht zu erkennen. Ebenfalls sieht man, dass mit dem Beschlag "was nicht passt". Im einzelnen ist der Beschlag insgesamt zu klein gewählt worden. Viel wichtiger jedoch ist, dass der Huf durch die Positionierung des Beschlags (und vermutlich fehlerhaftes Ausschneiden) stark aus der Balance gebracht wurde. Die Zehe ist lang und - was häufig nicht so erkannt wird - der Abrollpunkt befindet sich fatal weit vorne.
Was will ich erreichen?
Neben einer gestreckten Zehenachse soll der Huf insgesamt in den Trachten aufgerichtet werden. Die Balance soll durch die Positionierung des Beschlags verbessert werden und idealerweise ein Längenverhältnis von 50% vor und 50% hinter dem Rotationszentrum des Hufgelenks ergeben.
Hierzu wird im vorliegenden Fall nur im Zehenbereich der Tragrand gekürzt.
Das COR (Centre of Rotation) des Hufgelenks lässt sich ohne Röntgenbild durch Abschätzung folgendermassen ermitteln: Eine gedachte Linie am Kronsaum entlang wird im Verhältnis 66:33 (1/3 zu 2/3), geteilt. Das Lot durch den Teilungspunkt beschreibt grob die Projektion der Position des Rotationszentrums auf die Sohlenfläche (Ferrie 2007).
Das Ergebnis
Durch das korrekte Ausschneiden konnte der Huf insgesamt aufgerichtet werden, die Trachten sind nicht mehr so stark untergeschoben. Da die Besitzerin weiterhin einen DUPLO-Beschlag wünschte, wurde ein Modell mit gerader Zehe (STS) gewählt, um den Abrollpunkt möglichst weit nach hinten zu verlagern. Somit wurde fast ein 50/50-Verhältnis vor und hinter dem COR (Centre of Rotation) des Hufgelenks erreicht.