22/02/2021
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Wir alle können nicht mehr!
Wir haben es schon oft genug erwähnt, können aber nicht mehr leise sein und müssen es regelmäßig in die Welt hinaus schreien, in der Hoffnung, dass sich irgendetwas ändert. Denn die Tendenz, wie es derzeit läuft, die ist erschreckend.
Aktuell beherbergen wir 20 Hunde im Tierheim. Von diesen 20 Hunden trägt die Hälfte einen Maulkorb beim Spaziergang. Einige dieser Hunde wären tot, hätten wir sie nicht aufgenommen, einiger dieser Hunde haben große Probleme unser Tierheim nochmal lebend zu verlassen. Kommen Abgabeanfragen heißt es nur noch „hat gebissen, wir kommen net mehr klar“.
In unserem Umfeld wissen wir aktuell wieder von zwei Hunden, die bissig sind und die kaum ein Tierheim aufnehmen wird. Und nein, Tierheime sind nicht dazu da, das kostenlos aufzunehmen, was über Jahre von Leuten versaut wurde. Und unterbezahlte Tierpfleger sind auch nicht dazu da, Leib und Leben täglich hinzuhalten, weil andere das loswerden wollen, für was sie einst die Verantwortung übernommen haben.
Ja, wir sind ganz ehrlich. Wir sind mittlerweile um jeden gut vermittelbaren Hund, den wir aufnehmen können, froh. Endlich mal was Nettes, endlich mal einer, den man gedankenlos anleinen kann, ohne Angst zu haben, dass er einem gleich um die Ohren fliegt.
Der Otto-Normal-Bürger kriegt nicht mit, was heutzutage in dem Bereich so los ist. Die Meinungen in Gesprächen sind vielfältig. Nicht selten kommen Aussagen wie „der gehört eingeschläfert“. Wo fängt man an, wo hört man auf? Soll es Listen geben mit Stichtagen wann eingeschläfert wird, weil zu lange da? Soll eingeschläfert werden wenn zu heftig gebissen? Zu dies? Zu das?
Aber ja, wir werden in Deutschland über kurz oder lang an diesen Punkt kommen. Immer mehr Hunde werden eingeschläfert werden müssen, weil keiner sie aufnehmen kann. Wo wir noch vor einer Weile gesagt haben „aus unserem Gebiet nehmen wir jeden Hund auf“, sind wir an dem Punkt wo wir sagen „es geht nix mehr“. Die Reihen von Hunden, die schwierig sind, werden immer dichter. Die Zeit für jeden Einzelnen, mit dem gearbeitet werden müsste, wird immer knapper. Man kann ja nicht jeden Zwinger mit einem Unvermittelbaren füllen.
Wir fordern ganz klar, dass die Anschaffung von Hunden geregelt wird. Dass nicht jeder Hinz und Kunz sich einen Herdenschutzhund, den triebigen Mali oder Rotti anschaffen kann und Vermehrer für ihre produzierten Hunde und Eigentümer in die Verantwortung gezogen werden. Auslandsvereine gefälligst ihre Hunde zurücknehmen müssen, die sie hierher geholt haben und die Politik sich endlich mit dieser Thematik befasst.
Es kann nicht sein, dass Tierheime dies alles ausbaden müssen. Wir haben aktuell zwei Hunde ausgelagert im Training, für die wir bereits viel Geld bezahlt haben bzw. noch zahlen werden, da sie vom Menschen zu dem gemacht wurden was sie heute sind. Vorbesitzer sind auch aus dieser Nummer fein raus. Muss halt wieder das blöde Tierheim gucken wie es klar kommt.
Die Politik „da oben“ muss endlich einsehen, dass ihre Hundeverordnungen Müll sind. Seit vielen Jahren sind es nämlich definitiv nicht die „sogenannten Kampfhunde“, die uns das Leben schwer machen, sondern Rassen querbeet. Wenn man hier allerdings auch sehen kann, dass der Herdenschutzhund vorne mit dabei ist, wenn es um Langzeitsitzer in den Tierheimen geht. Aber nein, es wird auch nicht besser, wenn wir jetzt den Kangal noch mit auf die Liste packen… Hundeverordnungen sollten mit den Leuten beschlossen werden, die die Problematik im Hundebereich täglich erleben, die seit vielen Jahren den Wandel der Zeit im Tierschutz miterleben und aus erster Hand mitreden können.
Ergänzung:
Oh, ihr seid klasse. Danke an alle fürs Teilen und Kommentieren. Wir kommen gar nicht nach alles zu lesen, drauf einzugehen etc. Aber es freut uns, dass uns viele verstehen können. Wichtig ist auch, dass der Gedanke "es liegt immer am anderen Ende der Leine" aus den Köpfen verschwindet. Die Entwicklung eines Hundes setzt sich aus vielen Dingen zusammen. Eine nicht minder kleine Rolle spielt auch Genetik. Auch wenn manche das nicht wahrhaben wollen. So bringt der Herdenschutzhund, Dobermann, Rottweiler oder Pit Bull beispielsweise einfach andere Dinge mit sich wie der Zwerspitz, Pudel oder andere aus der Mode gekommene Rassen. Man sollte sich bei der Anschaffung durchaus mit Rasseportraits auseinander setzen und nur weil der Nachbar einen Border problemlos als Familienhund hält, muss ich mir mit 3 Kleinkindern nicht den Border aus Leistungszucht holen. Hunde haben eine Genetik und die gilt es nicht wegzureden. Aufzucht und Erfahrung spielt ebenso eine Rolle, aber ich kann aus dem eigenständigen Zentralasiaten kein dressiertes Zirkuspony machen. Auch die Aussage "kein Hund wie böse geboren" impliziert, dass JEDER Hund mit nur genug Liebe zum braven Familienhund wird. Auch das stimmt nicht. "Böse" ist ohnehin ein falscher Begriff hierfür, aber es gibt eben auch Rassen, die trotz Sozialisierung meist nicht gut mit gleichgeschlechtlichen Artgenossen verträglich sind. Pauschal Hundeführerschein klingt erst mal gut, aber bei genauerer Betrachtung stellt sich auch die Frage ob die Oma mit 70, die den Pudel hält, die gleichen Anforderungen erfüllen muss, wie der 20jährige, der den Rottweiler im Hinterhof kauft.
Nadine Bender für das Tierheim Zweibrücken,
im Namen von sicherlich vielen Tierheimen, denen es ganz ähnlich wie uns geht.
Wer uns und unsere Arbeit unterstützen möchte. Wir freuen uns, da wir ein altes Tierheim haben und die nächste Priorität die Verbesserung der Hundeanlage sein soll.
IBAN: DE75 5425 0010 0034 0654 82
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