26/08/2024
„Meinem Hund geht’s doch gut!“
Echt? Am Halsband durch die Gegend geschleift, sein Name ist „NEIN!“, Blocken ohne Ende, Drohen und Strafen bis zum Abwinken.
Halt, ich vergaß, das heißt ja heute artgerechter Umgang, hündische Kommunikation, Korrekturhilfen geben und was weiß ich für Ausreden und Deckmäntel für nix anderes als strafbasierter Umgang und Einschränkungen.
„Der hat viel mehr als er sich wünschen kann!“
Na, das schauen wir uns mal genauer an:
Was sind die Grundbedürfnisse von Lebewesen?
• Nahrung
• Wasser
• Fortpflanzung und
• Entscheidungsfreiheit
Was sind die Grundbedürfnisse von Pflanzen?
• Nahrung
• Wasser
• Fortpflanzung
Der Unterschied ist Entscheidungsfreiheit.
Die Wahlmöglichkeit über das eigene Verhalten und damit die Fähigkeit zur direkten Anpassung an verschiedenste Situation hat unmittelbaren Einfluss auf das Überleben.
Was hat das mit unseren Hunden zu tun?
Das mindeste, was wir unseren in Gefangenschaft lebenden Wegbegleitern geben sollten, sind eigentlich ihre Grundbedürfnisse.
Bekommen sie tatsächlich Nahrung arttypisch?
Eher nicht! Arttypisch bedeutet nicht etwa Fleisch und Jagen, denn das haben wir längst durch die lange Domestikation massiv verändert. Sondern es geht beispielsweise um die Art der Fütterung, denn aus dem Napf ist halt nicht artgerecht.
Bekommen sie frei zugänglich Wasser?
Selbst hier gibt es seltsame „Stilblüten“ wie etwa die Empfehlung ab 17.00 kein Wasser mehr, damit wir Menschen nicht nachts mit ihnen „raus“ müssen.
Bekommen sie entsprechende Fortpflanzungsmöglichkeiten?
Nunje, nicht im Ansatz, denn unsere Form der Zucht entspricht dem wirklich garnicht.
Am Ende suchen wir nach Zielvorgaben aus und „Vergewaltigung“ steht an der Tagesordnung, egal was Züchter so erzählen.
Und was ist mit Entscheidungsfreiheit?
Wer „entscheiden“ kann, der muss dafür auch die dazugehörigen Wahlmöglichkeiten haben.
Die Möglichkeit für
• sichere Plätze,
• zu passender Umwelterkundung mit
• genügend sensorischer Stimulation.
Die Möglichkeit zu
• Selbstwirksamkeit (eine Aufgabe aus eigenem positivem Antrieb heraus zu schaffen),
• genügend Bewältigungsstrategien (viele verschiedene Alternativverhalten, denn etwas nicht tun, ist nun mal kein Verhalten) und
• Erwartungssicherheit (bspw. ein umfassendes Medical Training).
Und nicht zuletzt,
• ausreichend Kontrollmöglichkeiten über sich selbst, das eigene Wohlbefinden.
Es ist wirklich an der Zeit, dass wir unseren Hunden, die sich ihr Leben in unserer Menschenwelt nicht ausgesucht haben, wenigstens halbwegs ihre Grundbedürfnisse zu erfüllen versuchen.
Denn bei genauerer Betrachtung leben sie häufig nicht besser, ja ähnlich emotional negativ wie Tiere in der Massentierhaltung. Und nein, ich übertreibe nicht. Nur weil ein Hund ein weiches Schlafkörbchen hat oder sich ab und an streicheln lässt, bedeutet das nicht, dass es in seinem Leben eine optimistische Grundeinstellung innehat.
Also gehen wir es an, es ist nicht schwierig, kein Hexenwerk.
• Markertraining,
• Körpersprache,
• Ankündigungs- und Konsenssignale,
• Alternativverhalten
• Bedürfnisorientierter Umgang und Training.
CaniSpeciale-Heike Schuh/2024