01/10/2021
Sehr schöner Bericht!
Großartiger Beitrag unseres HTS-Trainers David zu unserer HTS-Teamaktion. Danke David!
*Spiegeln, Spiegeln an der Wand...*oder wie war das noch gleich?
Ich bin großer Fan von Zitaten. Einer meiner Lieblingssprüche lautet:
*Du kannst nicht alles verändern.
Nur dich selbst!
Aber meistens verändert sich dann alles!*
Leider kann ich euch den Verfasser nicht nennen, aber ich werde euch
erzählen, warum diese Sätze so wahr sind und sie deinen Blickwinkel auf
dich, deinen Hund und euch als Team verändern können.
Dafür möchte ich euch ein wenig aus meinem Leben erzählen.
Jeder der mich kennt weiß, dass ich immer etwas um die Ohren habe,
meine Tage ziemlich durchgetaktet sind und oft ein Termin den nächsten
jagt.
Umso mehr achte ich darauf, dass wenn ich mit meinen Hunden unterwegs
bin, ich in dieser Zeit durchatme und etwas zur Ruhe komme.
Coby, mein Herder-Mix hatte schon früher die Angewohnheit, einfach mal
seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen und Richtung Horizont zu laufen. Er
ist nicht abgehauen oder jagen gegangen. Er ist einfach in einem kleinen Radius, wie von der Tarantel gestochen, um mich herumgeflitzt.
Als das angefangen hat, habe ich versucht dagegen zu wirken. Erfolglos!
Ich konnte mir dieses Verhalten nicht erklären. Coby war jederzeit abrufbar,
aber nach wenigen Metern startete er erneut durch.
Das ging eine ganze Zeit lang so, bis Tag X.
Wir waren zusammen unterwegs, mein Tag war sehr anstrengend und
wieder kam ein neuer Energieschub. Ich war verärgert. Ich fluchte und
dachte mir, das kann doch echt nicht wahr sein, für so einen Mist hab ich
nun wirklich keine Zeit!
Plötzlich wurde mir klar, dass Coby sich meinen ihm übertragenen Stress
ablief. Meinen, nicht seinen. Die ganze Zeit. Das Einzige, was ich machen musste, um sein „Fehlverhalten“ abzustellen, war durchzuatmen!
Nehmt es als Beispiel beim Laufen, joggen oder Fahrrad fahren mit eurem Hund.
Reagiert und läuft er immer gleich oder überträgt sich eure Stimmung vom
Arbeitsstress? Gibt es mit dem Ort verbundene positive so wie negative
Erlebnisse, welche sich in Emotionen oder auch nur unbewusste
Bewegungen umsetzen, auf ihn?
Wenn euer Hund einen für EUCH nicht so positiven Lauf hat, macht den Perspektivwechsel. In welcher Situationen ist es passiert, wie habe ich oder eben habe ich nicht reagiert.
*Mein Hund spiegelt mich, zeigt mir an, wenn ich emotional oder aufgeregt
bin und hilft mir andererseits zur Ruhe zu kommen, mich zu endschleunigen.*
Widerspiegelung fällt mir am häufigsten bei Hunden auf, die mir als
komplett unruhig vorgestellt werden.
Während ich dem Besitzer dabei
zuhöre und seine Gestik beobachte, werde ich schon vom Zuschauen ganz
nervös, weil der Hundehalter genau so ruhelos und aufgedreht ist, wie er
gerade seinen Hund beschreibt.
*Alleine durch diese beiden Beispiele, stellt sich mir die Frage: Ist es fair,
von unseren Hunden etwas zu verlangen, was wir selbst nicht leisten
können oder sollten wir in erster Linie anfangen an uns und unserem
Verhalten zu arbeiten?*
Unsere Hunde reflektieren uns. Oft zeigen sie uns, was in unserem Inneren
vor sich geht und darauf reagieren sie. Vielleicht gehörst genau du zu den
Menschen, die jetzt denken: Nein, mein Hund spiegelt mich nicht. Das mag
sein, aber nimm dir einfach mal die Zeit und reflektiere das Verhalten
deines Hundes und dich. In jeder Lebenssituation wird die Formel von
Aktion und darauffolgende Reaktion greifen.
Unsere Hunde sind großartig mit all ihren Ecken und Kanten.
Bacon, mein Cattle lehrt mich nämlich genau das, was ich nicht bin, aber
was ich brauche um mein inneres Gleichgewicht zu finden.
Ich möchte es immer allen recht machen, auch mal „Nein“ zu sagen, fällt
mir verdammt schwer. Ich mache gerne Probleme von anderen zu meinen,
ein Kopfmensch durch und durch. Das Helfersyndrom in mir hat das „ja"
ausgesprochen, bevor mein Verstand „nein" sagen kann.
Ja, es sind alles keine negativen Eigenschaften, aber man kann sich selbst schnell verlieren.
Da kommt der Cattle ins Spiel, denn er ist genau das Gegenteil von mir.
Er sagt sich: DU hast ein Problem damit, das ich Pöbel, schön für dich,
behalt es! Mir doch egal, was die anderen denken, ich habe meinen Spaß
und Nein, dafür habe ich jetzt keine Zeit, ich bin beschäftigt.
Jedesmal, wenn ich diesen inneren Widerstand ablege, akzeptiere wie es
gerade ist und ich meinen Kopf mal abstelle, dann ist „der Schinken“ voll und ganz da und ich bilde mir ein, er lächelt mich an und denkt sich:
Endlich hast du mich verstanden und du fühlst was ich fühle!
Ich bin ein absoluter Freund, von „Beobachtungstagen“, einfach mal nichts mit seinem Hund zu machen und ihn beobachten. Ihr werdet staunen, was
er euch alles zu sagen hat.
*Ich wünsche mir, das ihr wenigstens für einen Moment, meinen Blickwinkel
annehmt und die Dinge aus meiner Sicht seht, dann werdet ihr erkennen,
dass das unerwünschte Verhalten eures Hundes ein riesiges Geschenk
sein kann.*
Ein Geschenk für deinen Hund, ein Geschenk für dich selbst, deinen inneren Frieden und dein ganzes Umfeld.
Ein Perspektivwechsel für das gesamte „Rudel“.