04/07/2018
Interessant und es lässt mich meine Strategie überdenken, streitende Hunde sofort nach dem Streit wieder zusammenzuführen.
HUNDE SIND NACHTRAGEND
Auch im Tierreich wird gestritten und wenn Tiere miteinander streiten, verraten sie auch etwas über ihr ererbtes Verhalten. Nachgewiesen wurde das jetzt bei einem Vergleich von Wölfen und Hunden: Letztere sind nicht auf ein Rudel angewiesen - und daher viel nachtragender.
Caniden sind aber nicht die einzigen "Streithanseln" im Tierreich, bei Affen wurden bereits früher Test durchgeführt um zu beantworten wie das "Konfliktmanagement" bei den haarigen Zweibeinern abläuft. Versöhnung nach dem Streit haben Verhaltensforscher zunächst bei Schimpansen nachgewiesen. Später gelang das auch bei verschiedenen anderen Tierarten, nebst Affen bei Wildziegen, Delfinen, Fleckenhyänen, Saatkrähen und Raben. Bei all diesen Tierarten suchen die Beteiligten nach einem Konflikt die gegenseitige Nähe, um wieder Frieden zu schließen.
Ein Team um Simona Cafazzo (Wolf Science Center in Ernstbrunn) und Friederike Range (Messerli Forschungsinstitut, VetMed-Uni Wien) hat nun untersucht, wie oft Haushunde und Wölfe streiten.
Wer streitet mehr - Hund oder Wolf?
Dazu beobachteten sie jeweils vier Rudel von Wölfen und Hunden, die in Gehegen im Wolfsforschungszentrum in Ernstbrunn leben. In 500 Stunden gab es bei den Wölfen 419 Aggressionen untereinander, bei den Hunden lediglich 55. Während bei den Wölfen aber sechs von zehn Konflikten ohne Körperkontakt etwa durch reines Drohen, Nachlaufen und Hinschnappen gelöst wurden, kam es bei Hunden im Regelfall (in neun von zehn Fällen) zu tätlichen Angriffen wie Beißen und Niederstoßen.
Die Hunde zeigten in der Studie auch keine Anzeichen von Versöhnung, sondern gingen einander nach einem Streit stets aus dem Weg, berichten die Forscherinnen. Wölfe verbrachten nach einem Konflikt mehr Zeit miteinander, wobei die Versöhnung meist vom unterlegenen, rangniedrigeren Tier ausging.
Das zeigt, Wölfe streiten mehr aber es geht weniger "zur Sache" als beim Hund. Sie verfügen über ein größeres Repertoire einen Konflikt ohne körperliche Auseinandersetzung abzuwickeln. Hunde "hauen" schneller hin. Auch bei der Versöhnung sind Wölfe kreativer als Hunde, die halten eher wenig davon, sie meiden einander. Aber warum ist das so?
Es ist vermutlich eine Folge der Domestizierung
In der Natur sind Wölfe viel mehr auf einander und eine funktionierende soziale Gruppe angewiesen, als Hunde, erklären die Forscherinnen in dem Fachartikel. Wölfe jagen im Rudel, verteidigen ihr Gebiet als Gruppe und ziehen gemeinsam ihre Jungen auf. Hunde müssen sich hingegen eher mit den Menschen gutstellen, als mit Artgenossen. Selbst freilebende Hunde handeln nur im Bedarfsfall gemeinsam. Die Forscherinnen nennen dies „unverbindlich sozial“. Deshalb ist die Fähigkeit, sich flott wieder auszusöhnen, für Wölfe viel wichtiger, als für ihre domestizierten Verwandten.
In früheren Studien eines belgischen Teams zeigten aber auch Hunde die Fähigkeit, einander zu versöhnen, so die Forscherinnen. Sie wollen nun herausfinden, unter welchen Umständen die Tiere dazu gewillt sind.
Eine weitere spannende Frage
Der Mensch ist unbestritten ein wichtiger Faktor im hundlichen Verhalten. Spannend ist daher die Frage wie sehr der Mensch den Hund beeinflusst, wenn es um Konflikt und Versöhnung geht.
Ein weiterer Faktor ist die Haltung, denn vermutlich ist ein "Einzelhund" anders geprägt als Hunde die in einem Rudel oder einer Meute miteinander leben. Zweitere müssten ein relativ gut ausgeprägtes Konfliktmanagement aufweisen.
Auch da kann die Forschung Antworten geben und es steht zu hoffen, dass entsprechende Studien stattfinden werden.
Link zur Studie: http://rsos.royalsocietypublishing.org/content/5/7/171553
RED/APA
Foto: DOGnews - Die Seite