27/03/2024
Tierärztin aus Leidenschaft – ein gelebter Traum mit Schattenseiten 💙
Trittau Online war zu Besuch und wir hatten ein tolles Gepspräch. Warum ihr euch für den Weg des Tierarztes entscheiden solltet und wo es auch für uns einfach Grenzen gibt, lest ihr aktuellen Beitrag 😎
Tierärztin aus Leidenschaft – ein gelebter Traum mit Schattenseiten
Im Gespräch mit der mobilen Tierärztin Caterina Hammer
Trittau – Gemeinsam mit Ihrer Praxis-Managerin Simone Lembke ist Caterina Hammer Tag für Tag in unserer Region unterwegs, um kranken Tieren zu helfen (wir berichteten). Seitdem die mobile Tierarztpraxis im vergangenen Sommer angerollt ist, haben die beiden viele schöne, aber auch so manch traurige Begegnungen gehabt.
Trittau Online:
Der Beruf des Veterinärs ist ein Traum vieler junger Menschen, die vor wichtigen Entscheidungen hinsichtlich ihrer beruflichen Zukunft stehen. Was macht den Beruf so interessant und erstrebenswert?
Cati Hammer:
Tiere sind ehrliche und aufrichtige Geschöpfe. Durch ihre Zuneigung geben Haustiere ihren Besitzern viele schöne Momente, die über so manch schwere Situation hinweghelfen können. Als absolute Tierfreundin steht für mich das Wohlergehen aller Tiere im Vordergrund. Wenn es ihnen selbst einmal schlecht geht, dann haben sie es verdient, die bestmögliche Hilfe zu bekommen. Kein Geld der Welt kann diesen schönen Augenblick aufwiegen, in dem es einem Tier nach schmerzender Krankheit wieder gut geht.
Trittau Online:
Bereits bei unserer ersten Begegnung sprachst du von Schattenseiten eures Berufs. Wie schauen diese aus?
Cati Hammer:
Wie bei allem sind auch in den Möglichkeiten der tierärztlichen Versorgung Momente erreicht, in denen eine natürliche Grenze gesetzt ist. Bei schwer erkrankten Tieren besteht leider nicht immer die Möglichkeit zu einem Happyend, sodass manchmal nur noch eine schmerzfreie Erlösung als letztes Mittel greift.
Trittau Online:
Wie fühlt sich dieser letzte Schritt für dich als Tierärztin an?
Cati Hammer:
Das Einschläfern eines Tieres wird für mich/uns niemals zur Routine. Wir leben in unserem Beruf eine ganz besondere Herzlichkeit. Mit jedem Tier, welches wir gehen lassen müssen, erleben wir selbst eine Traurigkeit, die wir anschließend im gemeinsamen Gespräch aufarbeiten.
Trittau Online:
Wie begegnet ihr Frauchen und Herrchen in solchen Momenten?
Cati Hammer:
Dies gestaltet sich immer wieder unterschiedlich. Während viele unsere Empathie zulassen und annehmen, mögen so manche lieber emotional für sich sein.
Trittau Online:
Bezüglich des Einschläferns von Haustieren sprachst du von einem noch deutlich dunkleren Kapitel in eurem Berufsstand. Magst du davon erzählen?
Cati Hammer:
Dabei handelt es sich um Begegnungen, bei denen Unverständnis, Wut und Enttäuschung gleichermaßen in uns aufsteigt. Während die meisten Tierbesitzer hart mit dem letzten Gang ihres geliebten Wegbegleiters zu kämpfen haben, so gibt es leider nicht wenige, die einfach nur ein „lästiges Übel“ loswerden möchten. Wir sind keine „Auftragskiller“, die mal eben im Vorbeigehen den Tod auf Bestellung herbeiführen, nur weil das Tier für Herrchen oder Frauchen eine Belastung darstellt. Selbst dem Leben kerngesunder Lebewesen sollten wir schon ein Ende bereiten, was wir selbstverständlich entschieden ablehnen. Als Besitzer eines Tieres hat man Verantwortung übernommen. Diese gilt es im Sinne des Tierschutzes zu leben. Für uns ist es keine leichtfertige Entscheidung, einem Tier den Atem zu nehmen. An solch einem Punkt sollten Besitzer und Arzt gedanklich ganz eng beieinanderstehen, um nach Abwägung von Diagnose, Therapiemöglichkeiten und Prognosen, eine dem Tier gerecht werdende Entscheidung zu treffen.
Trittau Online:
Was wünscht Ihr Euch diesbezüglich?
Cati Hammer:
Als mobile Tierarztpraxis wünschen wir uns, dass sich ein jeder Tierhalter rechtzeitig mit dem leider unvermeidlichen auseinandersetzt. Oft bekommen wir in letzter Minute zu hören „Sie sind doch mobil, kommen Sie mal eben vorbei“. Die Einschläferung eines geliebten Tieres wird für uns niemals ein „Vorgang im Vorbeigehen“ sein, schon gar nicht, wenn wir Tier und Mensch das erste Mal begegnen.
Ein Haustier bei sich aufzunehmen bedeutet, wie bereits gesagt, Verantwortung zu übernehmen. Verantwortung für ein Lebewesen, welches vom ersten bis zum letzten Atemzug mit Liebe, Zuwendung und Respekt zu behandeln ist. Mal eben aus einer Laune heraus einen kleinen plüschigen „Ach wie ist er/sie doch niedlich“ Mitbewohner bei sich einziehen zu lassen, war noch nie eine gute Idee. Sich vorher mit Art, Rasse, Geschlecht und Pflegeaufwand zu beschäftigen, dies ist der richtige Weg. Tiere möchten es, genauso wie wir Menschen, so richtig schön in ihrem Leben haben. Mit der richtigen Herangehensweise ist dies auch ohne weiteres möglich.
(BB)