Warum eine Mobile Tierarztpraxis...
Mobile Tierarztpraxis für Hund, Katze und Heimtier, Hundeschule für Welpen, Junghunde Erwachsene und Problemhunde. Seminare für Tierärzte, Hundetrainer und Tierhalter. Mehr bei Tierarztpraxis Grath (Facebook) oder www.kynologe.de
Mehr: Hausbesuchspraxis – kann man davon leben?
In den letzten Jahren ist es ein Trend, sich als Hausbesuchspraxis niederzulassen, möglicherweise in der Hoffnung sich damit vom örtlich bestehenden Angebot an tierärztlichen Dienstleistungen abzuheben. Von vielen Kollegen als „Hobbypraxis“ abgetan, die den niedergelassenen Praxen Kunden wegnimmt, hatte ich mir schon lange die Frage gestellt, ob eine solche Praxis ihre Inhaberin (denn meist sind es Tierärztinnen, die sie betreiben) ernähren kann. Vor einiger Zeit hatte ich die Gelegenheit eine seit etwa 5 Jahren bestehende Vollerwerbs-Hausbesuchspraxis einer Kollegin zu besuchen und mir ein Bild davon zu machen.
Die Kollegin hat sich schon sehr früh auf Verhaltenstherapie spezialisiert, betreibt seit 10 Jahren eine Praxis für Verhaltenstherapie mit Hundeschule und Hundepension. Im Tierschutz ist sie ehrenamtlich tätig, vor allem im Bereich der Vorkontrollen, d.h. bevor Tiere in einen neuen Haushalt vermittelt werden (das macht sie aus Idealismus, damit ist kein Geld zu verdienen). Da das zum Leben nicht reichte, war sie mehrere Jahre als Vertretungstierärztin in verschiedenen Praxen tätig. Immer wieder wurden in dieser Zeit Anfragen nach Hausbesuchen an sie herangetragen, insbesondere von Besitzern verhaltensauffälliger Hunde, die sie verhaltenstherapeutisch betreute. Deshalb beschloss sie vor 5 Jahren einen tierärztlichen Hausbesuchsservice zu gründen. Dieser wird häufig von Haltern ängstlicher oder aggressiver Tiere in Anspruch genommen, aber auch von Mehrtierhaltern, Senioren und Behinderten, die wenig mobil sind und sonst nur in Ausnahmefällen eine Tierarztpraxis aufsuchen.
Erst diese beiden Standbeine – Praxis für Verhaltenstherapie mit Hundeschule und Hausbesuchspraxis – ermöglichen den Vollerwerb, mit einem alleine könnte sie nicht auskommen. Da Hausbesuche zeitaufwendig sind, liegt sie mit ihren Preisen über denen der niedergelassenen Praxen in ihrer Gegend und berechnet zusätzlich die Anfahrt nach GOT. Um auf ihren Touren nicht durch Telefonate gestört zu werden, nimmt sie die Dienste von professionellen Sekretärinnen in Anspruch, die für sie Termine vereinbaren, Informationsmaterial wie z.B. Flyer oder Fragebögen zur Verhaltenstherapie versenden und Bestellungen von Futter oder Medikamenten entgegennehmen.
Trotz mobiler Praxis braucht sie einen Büroraum und einen nach den Vorschriften der Tierärztlichen Hausapothekenverordnung eingerichteten Lagerraum für Medikamente mit Kühlschrank für Impfstoffe. Da sie auch für die Hundeschule Räumlichkeiten braucht für Theorieunterricht und Seminare, hat sie einen Praxisshop eingerichtet mit einem Übungs- und Seminarraum. Dort bietet sie zusätzlich Hunde- und Katzenbedarf – von Halsbändern über Leckerli bis hin zu Spielzeugen an. Der Praxisshop ist von Montag bis Freitag am Vormittag mit einer Bürokraft besetzt. Dort können Tierhalter dann vorbestellte Diätfuttermittel und von der Kollegin verordnete Medikamente abholen, denn für ihre Hausbesuche führt sie nur die dafür notwendigen Utensilien mit.
Für ihre Tätigkeit muss die Kollegin sehr flexibel sein, sie hat zwar einen gewissen Zeitrahmen – sie bietet Hausbesuche in den Zeiten zwischen 7.00 Uhr in der Frühe und 20.00 Uhr am Abend an – aber dieser ist fast jeden Tag anders ausgefüllt. Dank moderner Navigationstechnik ist das Auffinden der Tierhalter heute kein Problem mehr, was einen in Häusern und Wohnungen erwartet, das ist nicht kalkulierbar. Oft genug wird man mit menschlichen Schicksalen konfrontiert, die einen nicht kalt lassen. Und nicht immer kann man helfen.
Extrem wichtig für sie ist es ein gutes Netzwerk zu haben, mit den örtlichen Praxen und mit Spezialisten in anderen Gebieten vertrauensvoll zusammen zu arbeiten – sowohl, dass sie Patienten weiter überweisen kann wie auch dass sie Patienten wieder zurück überwiesen bekommt. Denn ambulante Eingriffe oder weitergehende Untersuchungen wie Röntgen oder Ultraschall führt die Kollegin nicht durch, alle operativen Tätigkeiten werden grundsätzlich an dafür ausgestattete Praxen oder Kliniken überwiesen. Sie selbst versteht sich als Zusatzangebot zu den örtlichen Tierarztpraxen. Ihr Angebot erreicht auch Tierhalter, die mit ihren Tieren keine Praxis aufsuchen würden, so beispielsweise die Besitzer scheuer Wohnungskatzen, die durch einen Transport in die Tierarztpraxis extrem gestresst wären. Die finden den Weg zum Tierarzt oft erst, wenn die Tiere schwer krank sind und nehmen auch keine Prophylaxemaßnahmen in Anspruch. Das Angebot des Hausbesuchsservices verhilft so manchem Tier zu besserer Gesundheitspflege.
Was Praxismarketing angeht, so setzt sie auf das Internet – Homepage und Facebook-Präsenz sind für sie selbstverständlich. Die übliche Werbung mit Zeitungsanzeigen bringt ihrer Meinung nach nichts, da investiert sie kein Geld. Nicht zu unterschätzen ist auch die Mund-zu-Mund-Propaganda zufriedener Tierhalter.
Als ich sie zum Schluss frage, ob sie es wieder so machen würde mit Spezialpraxis, Hundeschule und Hausbesuchspraxis, da bestätigt sie mir, dass sie sich damit wohl fühlt und sie es jeden Tag aufs neue spannend findet, was sie erwartet, denn sie kann in ihrer Tätigkeit ihre Leidenschaften leben. Zum Ausgleich hat sie auch noch Hobbies – aber das wäre wohl einen weiteren Artikel wert.
Geschrieben von : Dr.med.vet. Heidi Kübler