Hundeschule 4Pfoten+2Füße=1Weg

Hundeschule 4Pfoten+2Füße=1Weg Ich helfe Menschen, ihre Hunde zu verstehen. Denn Kommunikation ist keine Einbahnstraße.

Vielleicht hilft es dem einen oder anderen
31/12/2024

Vielleicht hilft es dem einen oder anderen

𝗗𝗶𝗲𝘀𝗲𝗿 𝗲𝗶𝗻𝗳𝗮𝗰𝗵𝗲 𝗧𝗶𝗽𝗽 𝗳𝘂̈𝗿 𝗲𝗶𝗻 𝘀𝘁𝗿𝗲𝘀𝘀𝗳𝗿𝗲𝗶𝗲𝗿𝗲𝘀 𝗦𝗶𝗹𝘃𝗲𝘀𝘁𝗲𝗿 𝗶𝘀𝘁 𝗻𝗼𝗰𝗵 𝗸𝗮𝘂𝗺 𝗯𝗲𝗸𝗮𝗻𝗻𝘁:
Nutze "𝗦𝗼𝘂𝗻𝗱 𝗺𝗮𝘀𝗸𝗶𝗻𝗴", 𝗱𝗮𝗺𝗶𝘁 𝗱𝗲𝗶𝗻 𝗛𝘂𝗻𝗱 𝗙𝗲𝘂𝗲𝗿𝘄𝗲𝗿𝗸𝘀𝗴𝗲𝗿𝗮̈𝘂𝘀𝗰𝗵𝗲 𝗻𝗶𝗰𝗵𝘁 𝘀𝗼 𝘀𝘁𝗮𝗿𝗸 𝘄𝗮𝗵𝗿𝗻𝗶𝗺𝗺𝘁.
„Sound masking“ bedeutet, dass 𝗚𝗲𝗿ä𝘂𝘀𝗰𝗵𝗲 𝘄𝗲𝗻𝗶𝗴𝗲𝗿 𝘄𝗮𝗵𝗿𝗻𝗲𝗵𝗺𝗯𝗮𝗿 sind, wenn gleichzeitig 𝗚𝗲𝗿ä𝘂𝘀𝗰𝗵𝗲 𝗮̈𝗵𝗻𝗹𝗶𝗰𝗵𝗲𝗿 𝗙𝗿𝗲𝗾𝘂𝗲𝗻𝘇 𝗶𝗺 𝗛𝗶𝗻𝘁𝗲𝗿𝗴𝗿𝘂𝗻𝗱 ablaufen - dies kann durch die Physik der Schallwellen erklärt werden - siehe den Artikel von Eileen Anderson (unten).

𝗗𝗶𝗲 𝗯𝗲𝘀𝘁𝗲𝗻 𝗚𝗲𝗿ä𝘂𝘀𝗰𝗵𝗲 𝗳𝘂̈𝗿 𝗠𝗮𝘀𝗸𝗶𝗻𝗴 sind demnach
🖲 Staubsauger oder andere 𝗚𝗲𝗿ä𝘁𝗲 𝗺𝗶𝘁 𝗠𝗼𝘁𝗼𝗿𝗲𝗻𝗴𝗲𝗿ä𝘂𝘀𝗰𝗵𝗲𝗻 (natürlich nur für Hunde, die den Staubsauger nicht fürchten)
🥁 𝗛𝗲𝗮𝘃𝘆 𝗠𝗲𝘁𝗮𝗹 oder 𝗧𝗮𝗶𝗸𝗼 𝗧𝗿𝗼𝗺𝗺𝗲𝗹-𝗠𝘂𝘀𝗶𝗸 – hier ein Beispiel von Taiko Trommeln www.youtube.com/watch?v=OIWFsVI9ilg
🟫„𝗕𝗿𝗼𝘄𝗻 𝗻𝗼𝗶𝘀𝗲“ oder „white noise” (wobei ich persönlich dabei vorsichtig bin, da Hunde mit Stress auf „white noise" reagieren können - am besten geeignet ist brown noise) https://www.youtube.com/watch?v=-teK_6JX9gc
✇ 𝗩𝗲𝗻𝘁𝗶𝗹𝗮𝘁𝗼𝗿𝗲𝗻 falls laut genug

𝗦𝘁𝗮𝘁𝘁 "𝗻𝗼𝗿𝗺𝗮𝗹𝗲" 𝗠𝘂𝘀𝗶𝗸 𝗮𝗯𝘇𝘂𝘀𝗽𝗶𝗲𝗹𝗲𝗻, 𝗻𝘂̈𝘁𝘇𝗲 𝗮𝗹𝘀𝗼 𝗹𝗶𝗲𝗯𝗲𝗿 𝗦𝗼𝘂𝗻𝗱 𝗺𝗮𝘀𝗸𝗶𝗻𝗴, 𝘂𝗺 𝗱𝗲𝗶𝗻𝗲𝗻 𝗛𝘂𝗻𝗱 𝗲𝘁𝘄𝗮𝘀 𝘃𝗼𝗻 𝗱𝗲𝗻 𝗔𝘂ß𝗲𝗻𝗴𝗲𝗿𝗮̈𝘂𝘀𝗰𝗵𝗲𝗻 "𝗮𝗯𝘇𝘂𝘀𝗰𝗵𝗶𝗿𝗺𝗲𝗻".
Das Geräusch sollte konstant und mit gleichbleibender Lautstärke abgespielt werden. W𝗶𝗰𝗵𝘁𝗶𝗴 𝘀𝗶𝗻𝗱 die 𝘁𝗶𝗲𝗳𝗲𝗻 𝗙𝗿𝗲𝗾𝘂𝗲𝗻𝘇𝗲𝗻 - am besten über einen hochwertigen Lautsprecher abgespielt.

Wie immer rate ich natürlich auch dazu, 𝗯𝗲𝗶 𝗹𝗮𝘂𝘁𝗲𝗻 𝗚𝗲𝗿ä𝘂𝘀𝗰𝗵𝗲𝗻 𝗴𝗲𝗴𝗲𝗻𝗸𝗼𝗻𝗱𝗶𝘁𝗶𝗼𝗻𝗶𝗲𝗿𝗲𝗻 und Dinge zu tun, die bei deinem Hund 𝗽𝗼𝘀𝗶𝘁𝗶𝘃𝗲 𝗘𝗺𝗼𝘁𝗶𝗼𝗻𝗲𝗻 𝗲𝗿𝘇𝗲𝘂𝗴𝗲𝗻 - eine meiner Studien konnte zeigen, dass sich dadurch die Geräuschangst verbessert 🍪🥎🐶
𝗪𝗲𝗶𝘁𝗲𝗿𝗲 𝗜𝗻𝗳𝗼𝘀 𝗿𝘂𝗻𝗱 𝘂𝗺 (𝗚𝗲𝗿ä𝘂𝘀𝗰𝗵-)𝗔𝗻𝗴𝘀𝘁 𝗳𝗶𝗻𝗱𝗲𝘀𝘁 𝗱𝘂 𝘂𝗻𝘁𝗲𝗿
www.hundeuni.info/angst

PS: Auf alle Vortragsaufzeichnung gibt es noch bis 31.1.2025 25% Rabatt mit dem Code PROFI.

Quellen:
Sound masking www.whole-dog-journal.com/behavior/noise-canceling-for-dogs/
Gegenkonditionierung: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S155878782030037X

Diese tolle Artikel von einer tollen Kollegin ist mir heute mal wieder in meine Timeline gespült worden. Soo wahr. Und m...
15/12/2024

Diese tolle Artikel von einer tollen Kollegin ist mir heute mal wieder in meine Timeline gespült worden. Soo wahr. Und momentan irgendwie wieder hochaktuell.

Hundeerziehung – ein lukrativer Irrtum?

Hundeerziehung ist ein so allgegenwärtiges Wort geworden, dass kaum jemand mehr über dessen eigentliche Bedeutung nachdenkt.
Über Hundeerziehung wird heftig diskutiert und oft bis aufs Blut gestritten. Die Fronten sind verhärtet und Einigung ist nicht in Sicht, denn mittlerweile ist das Thema viel zu komplex, als dass man dabei auf einen wirklich grünen Zweig kommen könnte.
Als Grundlage dient allen Beteiligten die vielstrapazierte Lerntheorie.

Positive Verstärkung (etwas Angenehmes wird hinzugefügt)
Negative Verstärkung (etwas Unangenehmes wird entfernt)
Positive Strafe (etwas Unangenehmes wird hinzugefügt)
Negative Strafe (etwas Angenehmes wird entfernt/vorenthalten)

Ja, Lernen funktioniert so. Zumindest wenn man die emotionale Komponente kurz ausklammert.

Etwas, das angenehme Reaktionen hervorruft, wird öfter gezeigt.
Etwas, das unangenehme Folgen hat, wird weniger oft oder nicht mehr gezeigt.

Das wissen alle, die sich mit (Hunde)erziehung beschäftigen. Nur bedenkt kaum jemand, dass Lernen IMMER stattfindet – nicht nur, wenn wir bewusste Aktionen setzen.

Während uns die eine Seite erklärt, dass es moralisch wertvoller ist und auch nachhaltiger funktioniert, wenn erwünschtes Verhalten belohnt und unerwünschtes ignoriert oder durch erwünschte Alternativen ersetzt wird,
will uns die andere Seite weismachen, dass es für den Hund leichter verständlich ist, wenn unerwünschtes Verhalten durch körperliche Angriffe und/oder verbale Zurechtweisungen nachdrücklich verboten und erwünschtes als Normalzustand hingenommen und bestenfalls durch Futter oder Lob belohnt wird.

Überraschung: Beides funktioniert! Denn all das besagt die Lerntheorie.

Beide Seiten werden nicht müde, immer neue wissenschaftliche Beweise für die Bestätigung ihrer Vorgehensweise zu erbringen. Beide Seiten können spektakuläre Erfolge vorweisen. Beide Seiten bringen neue Methoden mit neuen Namen und neuen Protagonisten hervor. Und all diese Methoden finden ihre Anhängerschaft, weil Hundeerziehung eben ausschließlich vom Menschen, der sie praktiziert, abhängt.
Wo sich der Mensch verstanden fühlt, zieht es ihn hin.
Hundeerziehung ist immer das Outing eines Menschen.

Die Diskussion ist weltweit mittlerweile völlig festgefahren und jeder hat seine persönlichen Intimfeinde in der jeweils anderen Glaubensgruppe. Sogar innerhalb der beiden großen Gruppen gibt es Strömungen, die einander spinnefeind sind und sich gegenseitig jegliches Wissen absprechen.

Ich selbst war an unzähligen dieser Diskussionen beteiligt und obwohl ich eindeutig der einen Seite, nämlich der der positiv verstärkenden Menschheit zuzuordnen wäre, konnte ich nie für mich greifbar und schlüssig benennen, was genau mich dennoch an vielen Aussagen dazu so massiv gestört hat.

Mittlerweile weiß ich es. Ich glaube, dass all diese Hundeerzieher, egal aus welcher Ecke sie kommen mögen, einfach zu früh abgebogen sind.
So, als wenn man zu einem bestimmten Ort reisen möchte, die erste Abzweigung nimmt und denkt, man sei angekommen, während die eigentliche Straße noch viel weiter führt und an einem wirklich paradiesischen Ort endet.

Oder so als wenn man sich in allen Details mit einem Samenkorn beschäftigt, dessen Aufbau studiert und dann Jahrzehnte lang drüber diskutiert, welche Moleküle daran beteiligt sein könnten. Währenddessen wächst daraus unbemerkt die schönste Blume und keiner sieht sie, weil alle am Boden herumkriechen und darüber streiten ob das Samenkorn links oder rechts des Weges besser aufgehoben wäre.

Hunde sind dafür leider die geborenen Opfer, weil sie sich ohne, dass wir es mitkriegen, an ihr von uns gewähltes Leben anpassen. Und wir meinen dann, unsere Erziehungsmethode wäre die Ursache dafür.

Ich denke ja, dass die meisten Hunde eher trotz unserer vielfältigen Erziehungsversuche ganz angenehme Hausgenossen werden und nicht wegen derselben.

Warum assoziiert man unweigerlich Hunde mit „Erziehung“, „Unterordnung“ und „Gehorsam“?

Bei keinem anderen Tier kommen uns diese Worte ähnlich präsent in den Sinn. Katzenerziehung? Kuh-Erziehung? Esel-Erziehung?
Was ist „Erziehung“ überhaupt in diesem Zusammenhang und warum denken wir, wir müssten Hunde erziehen, unterordnen oder sie Gehorsam lehren?
Warum plagt uns der Chefwahn ausgerechnet bei unseren angeblich besten Freunden? Oder bezeichnen wir sie nur so, weil wir uns oft darüber definieren, wie sehr uns unser Hund „folgt“?
Müssen unsere Hunde immer noch etwas ausbaden, das ein Wolfsforscher einmal irrtümlich als „Rangordnung“ bezeichnet und mittlerweile längst widerrufen hat?

Ich möchte ein wenig provokant in den Raum stellen, dass wir durch planmäßiges Vorgehen bei Weitem weniger beeinflussen, als durch unser unbewusstes Handeln.

Es dreht sich immer im Kreis, weil alles, was wir für Erziehung halten („ich möchte, dass Du Dich auf eine bestimmte Weise benimmst“), das ist, was wir selbst gern wären und das, was nebenbei ohne drüber nachzudenken passiert, die eigentliche Einflussnahme auf das Verhalten anderer ist.

Weiter gesteckte Grenzen (also generelle Lockerheit) sind sehr viel leichter einzuhalten als enge Grenzen, die als Herausforderung zur Übertretung angesehen werden – bei Hunden und bei Kindern.

Die größte Hürde scheint aber zu sein, dass sich Menschen sehr schwer damit tun, Andersartigkeit zu akzeptieren ohne sie ändern zu wollen.

Was erwarten wir von Hunden?

Je nachdem, wie wir Hunde betrachten und aus welchen Gründen wir sie in unser Leben geholt haben, erwarten wir bestimmte Fertigkeiten und Verhaltensweisen von ihnen.
Diese Erwartungen sind bei genauer Betrachtung derart hoch gesteckt, dass es wirklich erstaunlich ist, wie viele Hunde diese tatsächlich erfüllen können.
Sie sollen sich flugs an unsere Lebensumstände anpassen (und das möglichst unauffällig),
auf unser Hab und Gut aufpassen (dabei aber bitte nicht bellen),
an jeder Art von Hundesport teilnehmen (und das gefälligst konzentriert),
danach still unter dem Tisch liegen, während wir uns selbst auf die Schultern klopfen,
daheim allzeit bereit (aber unauffällig) darauf warten, dass wir Lust haben spazieren zu gehen, nur um währenddessen ignoriert zu werden,
das eigene Futter klaglos akzeptieren und niemals das Unsere fordern (betteln, igitt!),
auf abstruseste Kommandos hören und gefälligst unterscheiden ob wir es gerade „ernst“ meinen oder nicht,
sich Dinge, die sie brennend interessieren, verbieten lassen und stattdessen brav „bei Fuß“ weiter trotten,
an viel zu kurzer Leine gehen und sich die Schuld daran geben lassen, dass diese ständig gespannt ist,
menschliche Unhöflichkeiten unkommentiert ertragen,
Artgenossen wahlweise ignorieren (auch wenn sie sich wie Arschlöcher benehmen) oder mit ihnen spielen (obwohl sie dazu nicht die geringste Lust haben),
immer gut gelaunt sein und sämtliche menschlichen Stimmungen ausgleichen.

Was wird gemeinhin als Hundeerziehung angesehen?

Zusammengefasst könnte man sagen, dass „Erziehung“ dazu dienen soll, unsere Erwartungen zu erfüllen. Oder die, anderer Menschen.

Ist es tatsächlich so schwer, Hunde als andersartige, aber gleichwertige Lebewesen zu akzeptieren und dementsprechend auf sie einzugehen, wenn wir schon große Teile unseres Lebens (und ihr gesamtes!) mit ihnen verbringen möchten?

Ich finde es geradezu absurd, was wir mit Hunden im Namen der Erziehung veranstalten.
Wir holen uns Lebewesen ins Haus, die über die exakt gleichen Gefühle verfügen wie wir, die uns an sozialer Kompetenz überlegen und uns vollkommen ausgeliefert sind.
Wieso möchten wir solche Geschöpfe beherrschen, anstatt ihre Freundschaft zu suchen?
Wieso ersinnen wir komplizierte Pläne und Methoden, um sie an unser Leben anzupassen anstatt zu versuchen mit ihnen zu kommunizieren?
Wieso glauben wir, aus erhöhter Position agieren zu müssen?
Warum glauben wir lehren zu müssen, anstatt von ihrer Andersartigkeit zu lernen? Hunde können das – warum wir nicht?

Ich glaube, dass wir durch all unsere Erziehungsmethoden, egal ob freundlich oder nicht, mehr Abstand erzeugen als Nähe, weil wir es nicht schaffen, unseren Machtanspruch abzuschütteln und ständig versuchen, Hunde zu ändern anstatt zu lernen, mit ihrer Andersartigkeit umzugehen.
Sollte uns eigentlich leicht fallen, wenn man bedenkt, dass wir uns für die Krone der Schöpfung halten.

Was ist „Erziehung“ und was „Training“?

Erziehung hat unsere Definition von „brav“ als Ziel.
Training ist die Übung dazu.

Wer von Euch würde, wenn er nach Plänen, Hoffnungen und Zielen für sein Leben gefragt würde mit „brav sein“ antworten?
Niemand? Hmm....

Von unseren angeblich besten Freunden erwarten wir aber genau das!

18/11/2024

Social walks, immer wieder schön

22/10/2024
So sieht's aus
14/10/2024

So sieht's aus

der schäfer hat gesprochen☝️

Wolken, Wind und Regen-das beste Wetter für die Huskydame.😬 Mich fragt ja keiner🙄
26/09/2024

Wolken, Wind und Regen-das beste Wetter für die Huskydame.😬 Mich fragt ja keiner🙄

19/09/2024

Partner Hund oder funktionierender Roboter?

Es ist klar, dass wir Hunden einige Dinge beibringen müssen, damit wir ein möglichst angenehmes Leben mit ihnen in der Menschenwelt führen können. Ich habe aber inzwischen den Eindruck, dass es bei uns ausschließlich um das „Funktionieren“ des Hundes geht. Der Hund immer, überall und widerspruchslos auf Knopfdruck das machen muss, was Menschen in den Sinn kommt. Und das über „‚Philosopiegrenzen“ hinaus. Ob man jetzt zur „positiven Szene“ gehört oder als „Ausredenclown“ für strafbasiertes Training daherkommt. Sehr oft geht es am Ende darum, dass Hunde „funktionieren“. So positiv ich auch positives Training sehe, insgesamt geht es mir überall zu sehr um den funktionierenden Hund.

Wir Menschen möchten in erster Linie, dass Hunde das machen, was wir wollen. In meinen Augen wird viel zu sehr außer acht gelassen, was der Hund möchte. Der Hund ist ein empfindungsfähiges, denkendes Lebewesen, das durch angeborene Faktoren aber auch Umwelteinflüsse seine eigenen, individuellen Bedürfnisse hat.

Die Kunst der Hundehaltung, aber vor allem auch guter Hundetrainer*innen ist es, nur so viel zu trainieren, dass der Alltag erleichtert wird, die individuellen Bedürfnisse des Hundes aber erfüllt werden. Wir müssen Partner unserer Hunde sein, sie verstehen. Wir dürfen nicht ausschließlich Befehls- oder Signalgeber sein.

Gegenseitige Anpassung ist der eigentliche Schlüssel zu einer entspannten Partnerschaft. Lassen wir, neben wenigen notwendigen Trainings, der Partnerschaft zwischen Menschen und Hunden genügend Raum zur gegenseitigen Anpassung. Ich bin überzeugt, dass dadurch viele Probleme erst gar nicht entstehen würden…

19/09/2024

Gina

Gina öffnete müde ihre Augen. Irgendwie steckte ihr die Ruhe der Nacht noch in den Gliedern, aber wie es für Hunde überhaupt und ihre Rasse im Besonderen üblich ist, hielt sie sich nicht lange mit dem Wachwerden auf, sondern war direkt für die Abenteuer des Tages bereit. Wie immer ließ Frauchen sie nach dem Aufstehen direkt in den Garten, wo sie sich lösen konnte und danach im Haus ihr Frühstück genießen. Schon während des Frühstücks kam in ihr die Vorfreude auf den üblichen, anschließenden Spaziergang auf. Raus, bewegen, Energie abbauen, die Welt sehen und erkunden, über fremde Markierungen pi***ln und der Nachbarkatze wieder mal erklären, wem dieses Revier gehört. Nämlich ihr und ihrem Frauchen. Diesem supertollen Frauchen, das immer für sie da war.

Wenn sie vor lauten Geräuschen Angst hatte, wenn ihr irgendwelche Menschen bedrohlich vorkamen. Frauchen war immer dieser Fels in der Brandung, auf den sie sich verlassen konnte. Hinter der sie sich in diesen Angstmomenten verstecken konnte, die immer ein beruhigendes Wort oder eine streichelnde Hand für sie hatte. Sie und Frauchen, sie waren in Ginas Augen einfach ein unschlagbares Team.

Die Vorfreude auf den spannenden Morgenspaziergang stieg. Klar, es war etwas ärgerlich, dass Frauchen ihr immer beim Spaziergang dieses Geschirr anzog und sie dann an der kurzen Leine hielt, sodass sie kaum vorankam und auch kaum schnell genug die wichtigen Markierungen erreichen konnte, die in der Nacht überall am Wegesrand neu gesetzt wurden. Aber egal, sie musste nur etwas mehr an dieser wirklich kurzen Leine ziehen, wobei sie auch gut die Energien einsetzen konnte, die sie so am Morgen hatte, um die Markierungen zu erreichen, um in die Richtung der Nachbarskatze zu springen oder andere unbekannte, aber in ihren Augen wichtige Reize zu untersuchen. Manchmal rief Frauchen zwar etwas Komisches, wenn Gina gezwungen war, etwas mehr an der Leine zu ziehen, um die Reize oder Gerüche zu erreichen oder einfach das für ihre Rasse typische Energielevel etwas abzubauen. Manchmal blieb Frauchen auch stehen oder versuchte, sie in eine andere Richtung zu ziehen. Aber letztlich funktionierte es für Gina immer, den erkannten Geruch oder Reiz zu erreichen oder zumindest zu verfolgen, was auch schon ein gutes Gefühl brachte.

Klar, manchmal fragte sie sich irgendwie, warum sie denn an der kurzen Leine in der Nähe von Frauchen gehalten wurde. Eine etwas längere Leine, sodass sie leicht die Markierungen rechts und links vom Wegesrand erreichen konnte, hätte ja schon gereicht, damit sie nicht so oft und stark ziehen müsste. Aber gut, wie immer nahm sie Frauchens Entscheidung in Sachen Leine, Geschirr etc. einfach so hin. Frauchen war ja das tollste Lebewesen, das sie kannte. Sie vertraute ihr einfach. Es hatte alles seine Richtigkeit, was Frauchen so machte.

Der Napf leerte sich inzwischen zusehends. Noch einmal mit der Schnauze richtig hineinlangen, einmal schlucken, das war es. Jetzt schnell zur Tür und mit Frauchen zum geliebten Gassigang. Mit all den Abenteuern, die auf die beiden warten würden. Gina war so voll mit Hormonen der Vorfreude, dass sie aufgeregt vor der Tür stand und sprichwörtlich „mit den Hufen scharrte“. Dann kam Frauchen. Seltsamerweise legte sie ihr an dem Tag kein Geschirr an, sondern ein Halsband. Gina wunderte sich zwar, nahm es aber so hin, obwohl sie dieses Halsband gar nicht mochte. Wenn sie das umgelegt hatte und ziehen wollte, war das sehr unangenehm. Ihr wurde dann immer schwindelig, so, als ob ihr jemand die Luft zum Atmen nehmen würde. Aber komischerweise hörte sie deshalb nicht mit dem Ziehen auf, sondern so etwas wie ein innerer Drang sagte ihr, dass sie weiterziehen müsse. Jetzt nicht mehr, um die Geruchsmarke zu erreichen, sondern eher, um irgendwie von diesem unangenehmen, ja bedrohlichen Gefühl durch das Halsband wegzukommen. Sie wusste selbst nicht, warum sie das tat, was sie in diesen Situationen tat. Da waren die Vorfreudehormone, die Außenreize, die es zu erreichen gab, und mit dem Halsband noch diese Angst, zu ersticken. Alles zusammen veranlasste sie zu einem noch stärkeren Ziehen als sonst schon mit Geschirr.

Naja, Hauptsache raus, das Halsband überstehe ich auch noch. So, oder so ähnlich könnte man sicher übersetzen bzw. in menschliche Worte fassen, was sie kurz vor dem Gassigang empfand.
Und nun, nachdem Halsband und die kurze Leine angezogen waren, ging es los. Raus aus der Tür, schnell um die Ecke. Auf den üblichen Weg, den sie immer morgens gehen. Als sie um die Ecke gingen, stand da aber ein Mann, bei dem Frauchen mit ihr anhielt. Gina mochte Menschen und freute sich immer, mit ihnen in Interaktion zu treten. Aber warum gerade jetzt? Wo sie so von Hormonen und Energie geflutet war? Gina wollte an dem Mann vorbei und rein ins tägliche Abenteuer. Doch Frauchen blieb stehen und hielt sie ganz kurz an der Leine.

Gina musste warten, als Frauchen sich mit dem Mann unterhielt. Das gefiel ihr verständlicherweise nicht. So voller Vorfreude und Tatendrang hatte sie sich so auf den Gassigang gefreut. Aber wieder einmal akzeptierte sie, was Frauchen machte. Sie setzte sich zu Frauchen und dem fremden Mann, während diese miteinander sprachen. Zwar schaute sie Frauchen währenddessen mit ihren treuen, dunklen Augen an, wartete aber geduldig, bis es endlich losgehen konnte. Sie kannte das ja schon. Frauchen blieb nicht selten bei Menschen stehen und redete mit diesen dann immer etwas für Gina Unverständliches. Gina hatte dabei ihre Impulse und ihren inneren Drang nach Bewegung unter Kontrolle. Nur wenn es dann endlich weiterging, wurde ihr Verlangen danach, zu den interessanten Dingen auf ihrem Weg zu ziehen, immer größer.

Nur war heute alles anders. Frauchen beendete nicht einfach das Gespräch mit dem Fremden. Sie gab ihm Ginas Leine. Das verwunderte Gina sehr, noch mehr allerdings die Tatsache, dass Frauchen einige Meter von Gina und dem Fremden wegging. Gina schaute ihr verwundert hinterher und wollte ihr folgen. Der Fremde hielt die Leine, die jetzt auf Zug war, weil Gina leicht in Richtung Frauchen zog. Dann sprach er Gina freundlich an. Er lockte sie, in seine Richtung zu kommen. Gina warf noch einen fragenden Blick zu Frauchen, entschloss sich dann aber, zum Fremden zu gehen. Schließlich waren Menschen ja immer nett zu ihr gewesen und sicher wollte der nette Fremde ihr ein paar Leckerchen geben. Sie drehte sich also um und trottete langsam zum Fremden. Der drehte sich aber dann um und ging los, Gina an der Leine. Die verwunderte und etwas verunsicherte Gina ging mit. Sie folgte ihm vorsichtig, ging nicht zu schnell, weil sie nicht wusste, was das Ganze sollte. Der Mann ging sehr langsam, und trotz Vorsicht und auch von ihrer Seite langsamen Tempos, schloss sie zum Mann auf, hatte ungefähr sein Bein erreicht, ohne es zu überholen. Plötzlich drehte sich der Mann um und stellte sich vor Gina. Diese konnte nicht schnell genug reagieren und knallte mit ihrem Kopf direkt vor das Knie des Mannes.

Verdutzt blieb sie stehen. Es war sicher nur ein Versehen des Mannes. Menschen können ja manchmal so ungeschickt sein… Der Mann sagte nichts weiter, teilte ihr mit einem freundlichen Streicheln o. Ä. auch nicht mit, dass es unbeabsichtigt war und er „entschuldigte“ sich nicht. Er ging einfach weiter in die vorher eingeschlagene Richtung. Wieder recht langsam. Und er forderte Gina auf, ihm zu folgen. Was sie auch tat. Sicher würde der Mann ihr doch irgendwann ein Leckerchen geben und nett zu ihr sein.

Doch was passierte? Als sie zu ihm aufschloss, passierte wieder das Gleiche. Sie war gerade beim Bein des Mannes angekommen, ohne ihn zu überholen. Schon drehte er sich wieder blitzschnell um, verstellte ihr den Weg und starrte sie dabei bedrohlich an. Langsam kam in Gina ein Gefühl des Unwohlseins auf. Und es ging weiter so. Immer wieder forderte der Mann sie auf, mit ihm in eine Richtung zu gehen, und immer wieder stellte er sich abrupt in ihren Weg, wenn sie nur zu ihm aufgeschlossen hatte. Gina war nun völlig verunsichert und wollte dem Mann nicht mehr folgen, weil er für sie nun eine Bedrohung darstellte, der sie lieber aus dem Weg gehen wollte. Sie folgte also nicht mehr der Aufforderung des Mannes, ihm zu folgen, sondern blieb dort stehen, wo sie war, und versuchte dann sogar vorsichtig, sich in eine andere Richtung zu bewegen. Plötzlich spürte sie dabei aber einen stechenden Schmerz im Halsbereich, der sich bis in den Rücken ausbreitete. Der Mann hatte sehr kräftig an der Leine geruckt. Sie wusste wieder nicht, warum. Sie wollte sich doch nur von ihm wegbewegen, weil er inzwischen sehr bedrohlich auf sie wirkte. Aber egal was sie machte – ihm folgen, wenn er in eine Richtung ging, oder von ihm weggehen. Auf alles folgte etwas, das unangenehm bis schmerzhaft war. Sie war insgesamt nun stark verunsichert und folgte dem Mann jetzt und blieb immer etwas hinter ihm, um zu verhindern, dass er sich wieder ruckartig umdrehte und eventuell sein Knie an ihrem Kopf landete. Sie war jetzt sehr angespannt und erschrak immer sehr stark, wenn der Mann irgendeine Bewegung machte oder stehen blieb. Sie fürchtete immer eine Reaktion. Der Mann schien sich darüber zu freuen, dass sie so verunsichert hinter ihm herlief.

Gina verstand das alles nicht. Und sie wunderte sich auch, dass Frauchen das alles mit ansah. Ihr Frauchen, dieses wundervolle Frauchen, das sie so liebt und die immer für sie da ist. Oder ist sie das gar nicht, kann man Frauchen am Ende gar nicht vertrauen? Ginas Verunsicherung schien sich immer mehr auszubreiten...

Als der Mann endlich weg war, verbrachte Gina einen merkwürdigen Tag. Zwar ging Frauchen noch wie gewohnt mit ihr Gassi, und der Tag verlief eigentlich wie immer. Gina war aber sehr zurückhaltend und ruhig, auch die Gassigänge an sich und die lebhafte Erkundung der Umwelt waren ihr an dem Tag nicht mehr wichtig. Sie schlich eher neben Frauchen her, ohne große Freude. Sie konnte auch in den Ruhephasen des Tages nicht wie sonst immer entspannen und viel schlafen. Sie lag bis tief in die Nacht wach und konnte ihr aufgewühltes Inneres irgendwie nicht richtig beruhigen, bis sie dann vor Erschöpfung einschlief.

Gina öffnete müde ihre Augen. Irgendwie steckte ihr der kurze Schlaf noch in den Gliedern, und wie es für Hunde überhaupt und ihre Rasse im Besonderen überhaupt nicht üblich ist, hielt sie sich sehr lange mit dem Wachwerden auf. Sie wollte nicht in den Tag starten. In ihr stieg ein schlechtes Gefühl auf. Ein Gefühl, dass beim Gassigang wieder dieser Mann wartet...

19/09/2024

Als ich vor 4 Tagen meinen Beitrag zum POSITIVEN TRAINING veröffentlicht habe, wusste ich von dieser "Studie" noch nichts. 😬

Wer es auch nicht mitbekommen hat: Laut dieser "Studie" ist es effektiver einen Hund mit Stromschlägen davon abzuhalten einem bewegten Objekt zu folgen, als mit einem Leckerchen.
Den Link zur "Studie" stelle ich euch in die Komentare. 🙄

Mir fehlen da echt die Worte und es bestätigt genau das, was ich in dem Posting vor 4 Tagen geschrieben habe: Schlechtes positives Training ist Wasser auf die Mühlen, die aversive Einwirkungen im Umgang und Training mit Hunden ok finden.

Einen Hund mit einem Leckerchen an Jagdverhalten hindern zu wollen ist kein positives Training, sondern so lächerlich und absurd, dass ich wirklich glauben möchte, dass das alles nur ein unfassbar dummer Scherz ist. Ist es aber nicht. Die meinen das ernst!!! 😫

Dazu ein paar meiner Gedanken und es sind noch viel mehr, es regt mich wirklich auf, ich weiß eigentlich gar nicht womit ich anfangen soll:
1️⃣ Stromhalsbänder zu nutzen ist in D verboten. Punkt.
2️⃣ Ich hoffe sehr, dass ich mit meiner Einschätzung richtig liege und diese "Studie" in D von keiner Ethikkommission genehmigt worden wäre. Ein Nutzen für die Menschheit ist durch diese "Studie" definitiv NICHT gegeben, dafür aber viel sinnfreies Tierleid.
3️⃣ Dass ausgerechnet Clive Wynne, der das Buch "Und wenn es doch Liebe ist?" geqchrieben hat, bei so einer Sache mitmacht, lässt mich sprachlos zurück.
4️⃣ Der Zweck heiligt nicht die Mittel. Wir haben unseren Mitgeschöpfen gegenüber eine ethisch-moralische Verpflichtung.
5️⃣ Wenn es im Leben mit dem Hund nur darum geht Verhalten, noch dazu genetisch FIXIERTES Verhalten, zu unterdrücken, dann ist das für.mich ein Armutszeugnis sondergleichen.
6️⃣ Eine sichere Bindung KANN PER SE NICHT durch aversive Einwirkungen hergestellt werden. Dass aversive Einwirkungen, ein grober, gefühlloser Umgang FOLGEN haben, die bis hin zu Verhaltensstörungen führen können, ist wissenschaftlicher Konsens.

Und jetzt nochmal zur Effizienz: Es ist auch effizienter ein Kind mit Stromschlägen dran zu hindern vor ein Auto zu rennen, als ihm Bonbons dafür zu geben, das nicht zu tun. Das eine mit dem anderen vergleichen zu wollen ist an Absurdität nicht zu überbieten.
Weil aber genau das aber immer wieder getan wird in der Hundewelt MACHE ICH seit diesem Jahr und heute Abend zum zweiten Mal mein Webinar POSITIVES TRAINING: Wenn der Schuss nach hinten los geht. Ich erkläre, warum wir nicht einfach Strafen weglassen können und hoffen, dass Leckerchen es richten. Und auch wenn Verstärker passend gewählt werden reicht das nicht aus, denn wir haben bisher versucht neue Methoden auf ein altes System aufzuspielen. Und das funktioniert so nicht! Im positiven Training gelten andere Voraussetzungen, als im strafbasierten Training.☝️🤓

Wer also wissen möchte, warum das Ergebnis dieser Studie einfach grober Blödsinn ist, der kann gern heute Abend noch dabei sein oder sich die Aufzeichnung sichern. Alle, die sich nach 12:30 Uhr anmelden bekommen die Zugangsinfos heute Abend gesammelt um 18:00 Uhr. Danach ist keine Live-Teilnahme mehr möglich, sondern es kann nur noch die Aufzeichnung gekauft werden.

Ich stelle den Link zum Shop in die Kommentare und in die Story.
Und jetzt versuch ich nochmal zu schlafen. 😆🙈

16/08/2024

Der „ausgepowerte“ Hund! Sinnvolle Zielsetzung oder eher ein Missverständnis?

Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin

Die sozialen Medien fließen über von Postings, in denen Hundebesitzer:innen höchst befriedigt Fotos ihrer von irgendeiner stundenlangen oder hochintensiven Aktivität völlig erschlagenen – eben „ausgepowerten“ - Vierbeiner präsentieren, als ob sie damit eine persönliche Heldentat vollbracht hätten. Das färbt natürlich ab, so dass andere, die es nicht so richtig schaffen, ihre Tiere „auszupowern“, sich fragen, ob sie am Ende vielleicht keine guten Hundehalter:innen sind, so im Sinne dieses Zitats:

„Ich hab zwei Mischlinge, die draußen am liebsten nur rennen möchten und nicht müde zu bekommen sind. Ich geh viermal am Tag Gassi und wir gehen regelmäßig in den Dog Park, damit sie ihre Energie los werden können. Manchmal frage ich mich aber, ob sie es bei aktiveren Hundeeltern besser hätten. Leute, die lange Wanderungen machen und mit ihnen joggen gehen.“

Um es gleich vorweg zu nehmen: Wir halten das für einen Fehlschluss! Man ist keine „schlechte Hundehalterin“, wenn man seinen Vierbeiner nicht jeden Tag an den Rand der Erschöpfung bringt! Ganz im Gegenteil sind wir der Überzeugung, dass die heutzutage auf breiter Front praktizierte Überauslastung, das „Auspowern“, das Fördern eigentlich nicht artgerechter Hyperaktivität von Hunden mehr Probleme verursacht, als man meinen würde.

Aus unseren Erfahrungen in der täglichen Praxis schätzen wir die Lage so ein, dass heutzutage zahlreiche Hundehalter:innen extrem darum bemüht sind, sehr viel mit ihrem Hund / ihren Hunden zu unternehmen, eben wie oben in dem Zitat: Viermal am Tag Spazierengehen, und zwar nicht nur einmal um den Block, und zusätzlich (!) noch diverse Bespaßungs- oder Erziehungsaktivitäten wie Spielwiese, Mantrailing, Longieren, Agilitiy, usw. und so fort. Gleichzeitig sehe ich mit meiner über 30jährigen Erfahrung immer mehr Hunde, die wenig stressresistent, nervös, überängstlich und irgendwas zwischen gereizt und aggressiv, also alles andere als ausgeglichen rüberkommen.

Ein Hund ist ein hauptberuflicher Beutegreifer und ein nebenberuflicher Abstauber von allem Essbaren, was sich auftreiben lässt. Wir wissen, dass Raubtiere einerseits zwar zu explosiver und sehr anstrengender Aktivität in der Lage sind bzw. in der Lage sein müssen, dass sie aber andererseits keine Kralle krumm machen, wenn das für den Lebensunterhalt oder die Fortpflanzung nicht nötig ist. Bei Straßenhunden, die ihren Tag selbst einteilen können, wurde beobachtet, dass erwachsene Tiere bis zu 18 Stunden ruhen bzw. schlafen, dass sie territoriale Kontrollgänge und Nahrungssuche mit so wenig Aufwand wie möglich betreiben und dass sie – einmal dem Jugendalter entwachsen – so gut wie nie spielen.

Wir alle – sowohl Hunde als auch Menschen – sind von der Natur eigentlich dafür konstruiert, unter den Bedingungen eines knappen Nahrungsangebots klar zu kommen. Da ist tägliches „Auspowern“ natürlich keine sinnvolle Sache, wenn nicht gar gefährlich, weil schlicht zu kalorienraubend. Man könnte sogar sagen, dass einmal tägliches Belasten bis zur Erschöpfungsgrenze oder gar darüber hinaus ganz sicher nichts mehr mit artgerechter Haltung zu tun hat.

Ja, man kann mit einem Hund auch zu wenig machen, ihm zu wenig Auslauf und Betätigung anbieten, definitiv. Natürlich hat der Hund als geborener Hetzjäger ein gewisses Bewegungsbedürfnis, schon allein, um in Form zu bleiben. Aber das wird heutzutage allgemein weit überschätzt, mit der Folge, dass der Hund nicht mehr genug Ruhe bzw. Schlaf bekommt und sich entsprechend aufführt. Die Eltern unter uns wissen das ja von den Kindern: Nach müde kommt blöd!

Fazit: Wenn Sie einen Hund haben, der Ihnen zu hibbelig, zu schnell gestresst, zu ängstlich oder zu aggressiv vorkommt, dann eskalieren Sie entgegen des aktuellen Trends nicht in Richtung noch mehr „Auspowern“, sondern bringen mal versuchsweise deutlich mehr Ruhe rein. Könnte eventuell Wunder wirken!

Denken Sie dran: 18 Stunden Chillen und Schlafen pro Tag! Das gilt von Anfang an, also auch für naturgemäß noch überaktive Jungtiere, die man zur Ruhe fast zwingen muss. Wenn Sie aber einen Welpen oder Junghund buchstäblich in die Hyperaktivität reinerziehen, müssen Sie sich später nicht wundern, wenn es zu sehr unangenehmen und schwer therapierbaren Verhaltensauffälligkeiten kommt.

Bleiben Sie uns gewogen, bis bald,

Ihr Ralph Rückert, Ihre Johanne Bernick

© Kleintierpraxis Ralph Rückert, Römerstraße 71, 89077 Ulm

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