28/01/2023
Chancen und Grenzen eines Pettrailers
Zuerst sollte man sich darüber klar werden, was diese Hunde überhaupt leisten.
Bei der Suche heißt es 30 mal einatmen und erst dann 1 mal ausatmen. Die Hunde hyperventilieren also ständig und bewegen sich damit immer am Rande einer Sauerstoffunterversorgung.
Die Körpertemperatur liegt normalerweise bei ca. 38,5 Grad. Bei der Arbeit steigt sie um bis zu 2 auf 40,5 Grad. Banal ausgedrückt hat der Trailer bei der Suche also durchgehend hohes Fieber.
Bei 41, 8 Grad flockt das Eiweiß im Blut und der Hund kollabiert.
Wenn man das weiss, versteht man, warum seriöse Hundeführer im Sommer Suchen ablehnen ( zumal die Bodentemperatur, also der "Arbeitsbereich" des Hundes, noch einmal deutlich höher liegt als die Lufttemperatur) oder Aufträge nur in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden annehmen.
Darüber hinaus muss der Hund in der Lage sein, den gefragten Referenzgeruch aus allen vorkommenden Umgebungsgerüchen auszufiltern und zu verfolgen!
Hunde sind in der Lage, einen Fremdgeruch in der Größe eines Moleküls in einem Behälter von einem qm3 zu erkennen und zu lokalisieren.
Das ganze über mehrere Kilometer und noch nach mehreren Tagen und unabhängig von Spurüberlagerungen anderer Menschen und / oder Tieren.
Das solche Leistungen nicht angeboren sind , sondern lange trainiert und gefördert werden müssen, dürfte jedem klar sein.
Die Ausbildung zum Pettrailer dauert 2 Jahre und länger und ich rate eindringlich davon ab, sich auf andere Zahlen und Ausbildungszeiten zu verlassen. Tiersuche ist viel zu komplex, um in ein paar Monaten Einsatzreife zu erlangen
Es gibt keine autodidakten Suchhunde und die innigste Bindung zum Hund ersetzt kein konsequentes Training.
Ich will nicht auf die Leistungsfähigkeit einzelner Rassen eingehen und sicherlich ist die nasale Kompetenz bei allen Rassen ausreichend, um zufriedenstellende Ergebnisse zu erzielen.
Dennoch käme niemand auf die Idee, mit einem Mops oder einem Basset Schutzdienst zu betreiben. Für mich persönlich kommt deshalb nur ein Nasenjäger in Frage, alleine schon weil er von Natur aus viel einfacher für die Sache zu begeistern ist.
Wie alt eine Spur sein darf, hängt von vielen Komponenten ab.
Untergrund, Temperatur, Umgebung, Thermik usw. und soll nicht Gegenstand des Artikels sein. Es sei aber die Frage erlaubt, welchen Sinn eine Suche nach mehreren Wochen oder sogar Monaten im Pettrailing machen soll.
Vielmehr sollte erklärt werden, was man suchen kann und was man nicht suchen sollte.
Gesucht werden kann prinzipiell alles , was Geruch hinterlässt. Hund, Katze,Pferd, Schaf ... völlig egal.
Es sollte nur ein sauberer Referenzgeruch des zu suchenden Tieres vorhanden sein.
Bürste, Halsband, aber auch Kot oder Blut.
Suchen sollte man alte, kranke oder verletzte Tiere, und auch solche, die mit Leine entlaufen sind und evtl. festhängen können.
Abzuraten ist von einer Suche nach mobilen Angsthunden. Man darf nie vergessen, dass der zu suchende Hund viel früher merkt, dass wir kommen, als das wir ihn zu Gesicht bekommen. Schliesslich hat auch er Nase, Ohren und Augen, die unseren weit überlegen sind. Das heisst schlicht und ergreifend, dass der Suchhund sein Opfer gegebenenfalls vor sich hertreibt und ihn nicht nur erneut in Panik versetzen kann , sondern ihn evtl. auch aus dem Gebiet vertreibt, in dem er sich gerade niedergelassen hat und ihm Energie abfordert, die er in seiner derzeitigen Lage an anderer Stelle besser brauchen kann.
Auch das allseits gefragte bestimmen der Fluchtrichtung ist nur sehr bedingt möglich.
Entlaufene Hunde laufen in der Regel Spiralen und selbst wenn wir den Hund über eine gewisse Distanz in eine Richtung verfolgen können, kann dieser danach jederzeit "abgebogen" sein.
Ausnahmen sind für mich Tiere, die vier Tage oder länger ohne jegliche Sichtung verschwunden sind und man einen Unfall oder sonstiges ausschließen will. Diese alten Spuren sind aber lange nicht für jeden Hund geeignet. Hier sollte man ganz besonders auf den Ausbildungsstand achten
Ein gutes Ergebnis hängt aber nicht nur vom Hund, sondern in gleichen Teilen vom anderen Ende der Leine ab.
Der Hundeführer sollte in der Lage sein, seinen Hund lesen zu können und ihm zu vertrauen.
Er sollte auch erklären können, was sein Hund gerade macht und Fragen beantworten.
Suchen mit mehreren Hunden hintereinander sind natürlich möglich, kommen für mich persönlich aber nicht in Frage, da meine Hunde in den letzten Jahren alle erfolgreichen Suche innerhalb von max. 2 Stunden erledigt haben.
Dafür reicht mir ein Hund, weil Bloodhounds ohne Probleme über diesen Zeitraum konzentriert arbeiten.
Ausserdem ist mir das Risiko, den Folgehund an einer Stelle anzusetzen, an der der erste Hund keine Spur mehr hatte, viel zu gross.
Aussagen wie "kein Problem" und Suchen ohne mitlaufende Bezugsperson des entlaufenen Tieres sollten Ausschlusskriterien sein.
Fragen über Ausbildung und Erfahrung sollten gerne und ausführlich beantwortet werden und was man keinesfalls ausser acht lassen sollte, sind Kenntnisse über das Opferverhalten!
Nicht jeder Hund ist froh, gefunden zu werden und eine saubere Eingrenzung des Aufenthaltsgebiebietes ist immer besser als das sinnfreie vertreiben durch Hetzjagden.
Leider ist Pettrailing zur modernen Freizeitbeschäftigung mutiert und die Quantität liegt deutlich über der Qualität.
Die wenigsten sind bereit sich objektiven Prüfungen zu unterziehen und eine Kooperation ist nur mit wenigen möglich.
Wir sind aber dabei, einen runden Tisch mit prüfungsbereiten Teams aufzubauen und ich bin sicher, dass sich Qualität durchsetzen wird!
Letztendlich muss man sich auf den beauftragten Trailer verlassen und ihm vertrauen können.