24/11/2024
Wie wahr... 👍😕
MEINUNGS-MITTWOCH
Wohin mit den Abgabetieren?
Die Zeiten sind in den Tierheimen dramatischer denn je. Während viele Einrichtungen noch vor fünf Jahren während der Corona-Pandemie richtig leergefegt waren, sind Zimmer, Gehege und Volieren heute voll bis unters Dach. Die Pandemie ist in den Tierheim angekommen. Die Hundehäuser sind landauf landab zum bersten gefüllt mit schlecht sozialisierten, verängstigten oder verzogenen Hunden. Die meisten von ihnen sind nicht älter als 5 Jahre und sind damit in den besten Hundejahren in denen sie eigentlich ein schönes Leben mit ihren Menschen genießen sollten.
Stattdessen wurden sie abgeschoben ins Tierheim. In den meisten Fällen gab es brenzlige Situationen oder sogar Beißvorfälle bevor sie hinter Gittern landeten, denn die meisten netten Familienhunde werden so lange über Kleinanzeigenportale verhökert, bis sie nicht mehr wissen wer und wo sie sind und dann unerwünschte Verhaltensweisen an den Tag legen.
Vergessen sind die Pandemie-Pläne, in denen Menschen im Homeoffice sich einen Hund zugelegt haben. Die Katastrophe war abzusehen, denn tausende Hunde wurden damals aus dubiosen osteuropäischen Vermehrungsstätten auf den Markt geworfen. "Bestellt" wurde der Welpe nach Aussehen und Verfügbarkeit, Ahnung über Rassen und ihre Bedürfnisse haben sich die wenigsten gemacht. Und auch nur die wenigsten haben sich darüber Gedanken gemacht, was nach dem Homeoffice mit dem Hund passiert. Kein Chef dieser Welt hat damals darüber nachgedacht, dass er irgendwann nicht nur 20 Mitarbeiter, sondern auch 15 Hunde im Großraumbüro sitzen hat. Das kann nicht klappen und unterm Strich ist der Hund der Dumme, der werktags 9 bis 10 Stunden alleine Zuhause sitzen muss. Das der irgendwann auf dumme Gedanken kommt, kann man ihm wohl kaum verübeln.
Aber bei Katzen, Kleintieren und vor allem den sogenannten Ziervögeln sieht es nicht anders aus. Noch nie saßen in deutschen Tierheimen so viele "Rassekatzen" und warteten auf ein neues Zuhause. Das viele von ihnen sogenannte "Qualzuchten" sind, darüber hat wieder keiner nachgedacht, als das Katzenbaby über ein Internetportal geshoppt wurde. Aber auch die eilig vermehrten, sehr beliebten Widderkaninchen leiden zu tausenden ein tristes Dasein in kleinen Käfigen, bei Familien für die sie nur noch lästiger Ballast geworden sind. Da brauchen wir von den speziellen (tiermedizinischen) Bedürfnissen der Widderkaninchen gar nicht anfangen zu sprechen.
Aber sowieso hat sich gut zwei Jahre nach dem Beginn der Pandemie für die Tierheime eine weitere Hürde aufgetan, die die meist gemeinnützigen Einrichtungen doppelt hart trifft. Im November 2022 gönnte sich die Tierärzteschaft einen großen Schluck aus der Pulle und erhöhte die für alle niedergelassenen Veterinäre verbindliche Gebührenordnung. Mehr oder weniger über Nacht wurde der Tierarztbesuch zum Luxus. Und wer hat darunter zu leiden, wenn sich Menschen diesen Luxus nicht leisten können? Die Tiere.
Aber natürlich müssen auch die Tierheime viel tiefer in die Kasse greifen um ihren Schützlingen die notwendigen Behandlungen zukommen zu lassen.
ABER WER IST EIGENTLICH FÜR DIE TIERE ZUSTÄNDIG, DIE KEIN MENSCH MEHR HABEN MÖCHTE?
Die Antwort ist einfach: DER HALTER!
Weder die Kommunen noch der Handel, der mit dem Verkauf von Jungtieren gutes Geld verdient, sind für die Rücknahme ungewollter, kranker oder verhaltensauffälligeren Tieren zuständig.
Für den Konsumenten ist aber irgendwie klar, dass er "ein Recht" hat sein Tier einfach beim örtlichen Tierheim abzuladen. So als würde er Altpapier und das alte Kinderbett zum Wertstoffhof fahren. Im Gegenteil, es wird auch noch Dankbarkeit und Anerkennung erwartet, schließlich hat man sich des Hundes oder der Katze ja nicht dadurch entledigt, sie einfach im Wald auszusetzen...
Diese Sache muss unbedingt geregelt werden. Die Spender der Tierschutzvereine geben ihr gutes Geld nicht dafür, den beißenden Möchtegern-Malteser mit dem polnischen Mikrochip über Jahre durchzufüttern. Züchter wie Zoohandel müssen einen Teil ihrer Gewinne abgeben - im System "Grüner Punkt" klappt das seltsamerweise seit mehr als drei Jahrzehnten. Die Tierheime müssen finanziell besser ausgestattet werden, es kann nicht sein, dass Tierheime von der Hand in den Mund leben, ihr Personal mehr schlecht als recht bezahlen, und für jede größere Reparatur, Neuanschaffung oder Baumaßnahme den lieben Gott um den Tod einer Tierfreundin bitten, die ihr Vermächtnis dem Tierheim hinterlässt.
Kommunen sind nur für die Unterbringung gefundener und sichergestellter Haustiere zuständig. Wenn ein Tierheim im Namen einer Vertragsstadt diese Leistungen erbringt, dann wird es auch nur dafür bezahlt. Und in 99% der Fälle erfolgt diese Bezahlung auch nur nach zähen Verhandlungen und im besten Fall gerade so für den Tierschutzverein kostendeckend. Das darf so nicht weitergehen. An die Vernunft der Menschen zu appellieren ist nahezu aussichtslos. Die Generation Zalando verlangt schnelle Verfügbarkeit des Wunschprodukt, und unkomplizierten Umtausch/Entsorgung wenn das Interesse verflogen ist oder Probleme auftauchen.
Aber was tun wenn ich aus irgendwelchen Gründen mein Tier nicht mehr halten kann?
Grundsätzlich ist das Tierheim vor Ort der erste Ansprechpartner. Bitte vergessen Sie nicht, die Aufnahme durch das Tierheim ist freiwillig. Bitte bleiben Sie im Gespräch mit dem Tierheim höflich, auch wenn man Ihnen nicht sofort weiterhelfen kann. In Düsseldorf können Sie auf der Homepage des Tierheims private Vermittlungsannoncen einstellen. Damit könnte man dem Tier das Tierheim ersparen und hätte im Nachgang vielleicht auch noch die Möglichkeit ab und zu etwas über den Werdegang des Tiers zu erfahren. Allerdings braucht es natürlich Zeit für eine erfolgreiche Vermittlung. Bitte verzichten Sie nie auf einen Besuch im neuen Zuhause und den Abschluss eines Schutzvertrags für die Übernahme des Tiers.
Im weiteren können spezielle Nothilfevereine vielleicht helfen ein neues Zuhause zu finden. Manchmal haben diese Vereine auch Pflegestellen in die Tiere abgegeben werden können.
Aber auch die Anfrage in den Nachbartierheimen sollten Sie in Betracht ziehen. Wir versuchen aber in jedem Fall so schnell wie möglich zu helfen.
Bitte melden Sie sich in jedem Fall so früh wie möglich. Übrigens haben wir im Tierheim Düsseldorf keine Möglichkeit Tiere für eine bestimmte Zeit (Krankenhaus, Reha,...) in Pflege zu nehmen. Dafür fehlen uns leider die Kapazitäten. Bitte wenden Sie sich frühzeitig an die örtlichen Tierpensionen und fragen Sie auch unbedingt nach den zu erwartenden Kosten.
Wenn Sie in einer Notlage sind und z.B. vom Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht werden, wird die Aufnahme Ihres Haustiers durch die Feuerwehr, Polizei oder das Veterinäramt ins Tierheim angeordnet. In diesen Fällen kümmern wir uns natürlich um Ihr Tier und versorgen es bestmöglich. Bitte melden Sie sich aber schnellstmöglich telefonisch bei uns, damit wir Informationen zu Ihrem vierbeinigen Gefährten bekommen und ggf. Medikamente und Spezialfutter geben können. Außerdem ist es auch für uns immer wichtig wenn Sie uns auf dem Laufenden halten wann Sie z.B. entlassen werden. Ihr Tier wird in jedem Fall in dieser Zeit von unseren Tierärztinnen untersucht und falls notwendig betreut. Diese Kosten müssen Sie als Tierhalter im Anschluss tragen, die Versorgung ist nicht kostenlos. Wenn abzusehen ist, dass Sie sich nicht mehr um Ihren Hund oder Ihre Katze kümmern können, bitten wir Sie zügig eine Entscheidung zu treffen wie es weitergehen soll. Wenn Sie niemanden im Verwandten- oder Freundeskreis haben, der Ihr Tier übernehmen kann, geben Sie uns bitte das Einverständnis zur Weitervermittlung. Hierfür müssen Sie auf Ihre Eigentumsrechte am Tier verzichten und es dem Tierheim übereignen. Wir kümmern uns dann schnellstmöglich um eine gute Vermittlung in ein geeignetes Zuhause.
Und wer nun meint: "Ganz schön übertrieben was die da schreiben!" - Sie sind herzlich eingeladen sich mal ein paar Tage zu unseren Kollegen ans Tierheim-Telefon zu setzen. Sie werden staunen!
💚 Übrigens: Wir sind mehr denn je auf Deine Unterstützung und Spenden angewiesen! Am einfachsten kannst Du uns per www.paypal.me/tierheimd eine Spende zukommen lassen. Vielen Dank!