15/02/2022
Danke liebe Ivana für den guten und wichtigen Beitrag! …denn einige Menschen wissen nicht, was die den Hunden antun.
Ein Therapiehund um jeden Preis?...-(
"Ich möchte so gerne meinen Hund zum Therapiehund ausbilden lassen" sagte eine sympathische Frauenstimme am Telefon zu mir, als sie mich anrief und mir von ihrem ganz großen Wunsch erzählte und "wie gerne sie doch auch Gutes mit ihrem geliebten Vierbeiner tun würde".
'Ach, das ist ja toll' dachte ich im ersten Moment noch und fragte sie, "ob sie denn schon einen Hund hat, der sich für diese Aufgabe eignen würde"?
"Ja, mein Hund ist die treuste Seele und er liebt es, wenn er Menschen um sich hat, die ihn streicheln" erklärte sie mir und in den nächsten 20 Minuten erfuhr ich, "dass es sich hierbei um einen 7 Jahre alten Mischlingshund handelt, der die ersten 4 Jahre mehrere Besitzer hatte".
"Ich war mit ihm schon in 2 Altenheimen, doch irgendwie hat er sich dort nicht so wohl gefühlt, er hat immer gehechelt und ständig gegähnt, doch das lag wahrscheinlich am Geruch in der Einrichtung" sagte sie weiter und obwohl ich den Hund bis zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht gesehen habe, wußte ich, dass er ihr wahrscheinlich einfach nur Stresszeichen zeigte.
"Würdest Du uns einmal begleiten" fragte sie mich dann ganz spontan und genau in diesem Moment war ich so sprachlos, denn es wurde mir klar, dass die beiden schon eine Einrichtung betreuen, obwohl keiner der beiden eine qualifizierte Ausbildung durchlaufen hatte.
"Seit wann gehst Du denn schon in diese Einrichtung"? wollte ich von ihr wissen und war mehr als nur perplex, als ich erfuhr, dass sie schon seit Monaten immer mal wieder dort hingehen würden.
"Wenn wir da sind, geht er von alleine in die Zimmer und sagt jedem Bewohner Hallo und es dauert manchmal ganz schön lange, bis ich ihn wieder gefunden habe" sagte sie lachend und ich fragte mich spätestens in diesem Moment und sehr ernsthaft, ob sie eigentlich wüßte, mit wem sie da gerade telefonierte?
Denn einen Hund um jeden Preis zum Therapiehund auszubilden, ist meiner Meinung nach einfach nicht professionell und ein absolutes Unding dem Hund gegenüber.
Denn egal, wie gerne manche Einrichtungen auch einen Hund bei sich haben würden, wenn der Hund selber keinen Spaß an dieser Aufgabe hat und auch nicht im geringsten auf diese vorbereitet worden ist, dann ist das kein gutes Fundament für eine tiergestütte Therapie.
Ich weiß, ich bin in dieser Hinsicht unglaublich gewissenhaft und absolut kein Maßstab, denn alleine die Zeit, die ich mir nehme, um einen geeigneten Welpen zu finden, ist so Zeitaufwendig und hat eine sehr lange Beobachtungsphase zu tun.
Man sollte die Welpen "lesen lernen", um einen geeigneten Hund zu finden und wenn man dies nicht kann, sich ganz klar mit dem Züchter absprechen und diesem dann vertrauen.
"Warum hechelt mein Hund denn immer, wenn wir dort sind"? wollte sie auf einmal von mir wissen und war mehr als nur sauer, als ich ihr nochmals sagte, "dass er vielleicht Streß haben könnte".
"Macht er denn sonst etwas, was er normalerweise nicht tut" fragte ich weiter und als ich hörte, "dass er immer wieder gähnen würde, obwohl er doch zu Hause so viel geschlafen hätte und auch keine Leckerlis nehmen würde, obwohl er doch so verfressen sei" schillerten bei mir die Alarmglocken.
"Ich glaube wirklich, dass dein Hund Stress mit dieser Situation hat".
"Mein Hund hat keinen Streß mit Menschen, im Gegenteil, er liebt es, wenn er gestreichelt wird" sagte sie daraufhin mit einem nicht mehr so schönen Ton auf einmal zu mir und ich überlegte krampfhaft, wie ich ihr beibringen kann, dass nur, weil der Besitzer etwas Gutes tun wollte, es noch lange nicht der Hund tun möchte.
"Hast Du denn an eine Ausbildung zum Therapiebegleithundeteam nachgedacht"? fragte ich sie und als sie mir sagte, "dass sie dachte, dass ich sie einfach mal begleiten könnte, um ihr dann ein Zertifikat auszuhändigen", war ich sprachlos.
"Ich verdiene mir doch mit dieser Arbeit ein paar Euros dazu und brauche das Geld auch" sagte sie und am liebsten hätte ich in diesem Moment den Hörer aufgelegt, so sauer war ich!
Doch das brauchte ich nicht, denn als ich ihr sagte, "dass ich es absolut verantwortungslos dem Hund und auch den Bewohnern gegenüber von ihr finden würde", legte sie einfach auf.
Nicht jeder Mensch möchte und kann in einem Pflegeberuf arbeiten und das gilt auch für Hunde!
Einen geeigneten Welpen zu finden, der an so einer Arbeit auch richtig Spaß hat, ist eine große Herausforderung und benötigt ein hohes Maß an Verantwortungsbewußtsein vom angehenden Hundebesitzer.
Und meiner Meinung nach, kann auch nur das Team, welches eine professionelle Therapiehundeausbildung durchlaufen hat, auch verstehen, was wir da eigentlich von unseren Hunden verlangen und erwarten und sollte seinen Hund nach der Ausbildung in Perfektion lesen können.
Denn unsere Hunde vertrauen uns blind und müssen IMMER das Gefühl haben, dass wir Situationen, die bei dem Hund Stress verursachen, für sie auflösen.
Nur so und wirklich nur so, kann aus einem Besitzer und seinem Hund ein professionelles Therapiebegleithundeteam werden, die sich gegenseitig vertrauen und immer aufeinander verlassen können.
Und um mit der tiergestützten Therapie Geld zu verdienen, ist meiner Meinung nach die schlechteste Herangehensweise für diese Aufgabe.
Um die Frage zu beantworten:
Ein Therapiehund um jeden Preis? Ganz klar, nein!
