13/06/2025
🔬 Kastration beim Hund – keine Routine, sondern eine Einzelfallentscheidung 🧠🐾
Die Kastration stellt einen tiefgreifenden Eingriff in den Hormonhaushalt und Stoffwechsel des Hundes dar. Entgegen verbreiteter Annahmen ist sie kein verhaltenstherapeutisches Allheilmittel – und birgt sowohl verhaltensbezogene als auch gesundheitliche Risiken, insbesondere bei Frühkastration.
📌 Kastration wirkt ausschließlich im hormonell-sexuellen Funktionskreis
Sexuell motiviertes Verhalten wie:
Deckverhalten
gesundheitliche Problematiken während und nach der Läufigkeit
hormonell bedingte Aggression (z. B. zwischen Rüden)
kann ggf. reduziert werden.
Nicht-hormonell motivierte Verhaltensweisen (z. B. Angst, Unsicherheit, Aggressionsverhalten durch schlechte Sozialisation) bleiben unverändert oder verschlechtern sich unter Umständen sogar.
🧠 Studien (Farhoody et al., McGreevy et al.) zeigen:
Bei unsicheren Hunden kann die Kastration das Risiko verstärkter Angstreaktionen oder sozialer Unsicherheit erhöhen – insbesondere bei Frühkastrationen vor der hormonellen Reifung.
📌 Mögliche Nachteile und Risiken der Kastration – insbesondere bei Hündinnen:
➡️ Harninkontinenz: V. a. bei großrahmigen Hündinnen erhöht sich das Risiko signifikant (oft erst Jahre später bemerkbar).
➡️ Erhöhtes Tumorrisiko: Z. B. Osteosarkome, Milztumore oder Lymphome (insbesondere bei Frühkastration, vgl. Hart et al., 2014).
➡️ Abnorme Knochenentwicklung & Skelettprobleme: Frühkastrierte Hunde zeigen häufiger Kreuzbandrisse, HD/ED oder andere orthopädische Erkrankungen (Howe, 2015).
➡️ Fellveränderungen: Zunehmend plüschiges oder stumpfes Fell durch Umstellung des Stoffwechsels.
➡️ Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose): Das Risiko steigt durch hormonelle Dysregulation.
➡️ Verändertes Sozialverhalten: Besonders bei sozial unsicheren Hunden kann sich das Verhalten gegenüber Artgenossen oder Menschen negativ verändern.
📌 Rechtlicher Rahmen (§ 6 TierSchG): Kastrationen dürfen nur erfolgen, wenn sie medizinisch oder ethologisch gerechtfertigt sind. Eine routinemäßige oder präventive Kastration ohne Indikation ist tierschutzrechtlich unzulässig.
📚 Quellen (Auswahl): Farhoody, P. et al. (2018), PLoS ONE McGreevy, P.D. et al. (2018), PLOS ONE Hart, B.L. et al. (2014): Long-Term Health Effects of Neutering Dogs. Front Vet Sci Howe, L.M. (2015): Surgical sterilization in dogs and cats. Vet Clin North Am Small Anim Pract TVT-Merkblatt 123 "Verhalten und Kastration" Tierschutzgesetz § 6
🔍 Fazit: Die Kastration kann unter bestimmten Voraussetzungen sinnvoll sein – doch sie ist weder harmlos noch universell empfehlenswert. Jeder Eingriff sollte durch eine differenzierte, individuelle Risiko-Nutzen-Abwägung und eine fundierte Verhaltensanalyse begleitet werden.