16/05/2018
Tierschutzheim Konstanz
Ninschis‘ tierische Glücksmomente
Malerische Tiergeschichten
Kapitel 1.2
Ninschi im Katzenhaus
März 2018
Jaaa! Es ist endlich soweit: Das Warten hat ein Ende und mein Schnuppernachmittag kann beginnen. Wie ihr aus der Geschichte davor wisst, hab ich endlich darauf gehört, was meine innerste Stimme zu mir geflüstert hat.
Nach einer kurzen Tasse Kaffee schwing ich mich auf’s Fahrrad und düse los. Eisiger Bodenseewind schlägt mir entgegen, aber ich bin viel zu nervös, um das wunderbare Winterwetter in Konstanz mitzubekommen.
Eingepackt habe ich nicht viel…eigentlich gar nichts! Was würdet ihr wohl so in ein Tierschutzheim mitnehmen?
Bewerbungsmappe? -> viel zu übertrieben!
Leckerlis? -> was machen, wenn wildgewordenen Hunde auf mich losgehen!
Navi? -> oh ja, das wäre eine gute Idee gewesen.
Mein Händchen für Orientierungslosigkeit legt sich schon merklich um meinen Hals und ich fühle mich wie ein Maulwurf, der einen Sehtest machen muss!
Nach einigen Malen umkehren, unterstützt von Fluchen, erreiche ich endlich das Tierschutzheim…ganz am Ende von Konstanz…und kleiner, als ich es mir vorgestellt habe.
Auf dem Weg zum Eingangstor höre ich es: lautes Bellen! Es kommt von Weitem, aber bringt mich trotzdem ins Schwitzen. „Nur Mut!“, ermuntert mich wieder die kleine Stimme in meinem Kopf, während ich eintrete.
Am Empfang steht auch schon Frau Schätzle, die Leiterin des Tierschutzheimes und nach kurzem Gespräch und Vorstellen, führt mich auch schon ein junger Mann, der Tierpfleger-Azubi Hagen über den Tierschutzheim-Hof direkt zum Katzenhaus. Ich fühle mich sofort wohl.
Geduldig und offen für alle Fragen, gibt er mir über viele Dinge Bescheid: die Arbeit mit Tieren, verschiedene Arten des Tierpflegens, notwendige Haltungsmaßnahmen und außerdem werde ich über alle Tiere und ihre Charaktere informiert.
Im Katzenhaus angekommen, bin ich über zwei Dinge sehr erstaunt:
1. Wieso werde ich eingesperrt? und …
2. Wo sind alle Katzen?
Ersteres ist schnell erklärt: der Tierpfleger schließt die Tür im Katzenhaus ab, damit die Katzen nicht weglaufen! Aber mein zweites Bedenken?
Ich blicke mich um…Sofas, Decken, Katzenkörbchen, Kratzbäume...ich bin etwas verstimmt…schließlich ist man nicht jeden Tag in einem Raum eingeschlossen und versucht darin auch noch Katzen zu finden.
Plötzlich springt eine kleine braune Katze aus dem Nichts und reißt mich aus meinen Gedanken. Sie maunzt und schnuppert an mir…ohne zu überlegen verteile ich Streicheleinheiten und nach kurzer Zeit springt sie auch schon wieder davon und ich gewöhne mich langsam an die Situation.
Erst jetzt fällt mir das kleine Radio auf, wovon sich die Katzen jedoch nicht stören lassen. Ja ihr habt richtig gehört: Die Katzen. Jetzt werden es immer mehr Vierbeiner, die aus ihren Verstecken tapsen und sie akzeptieren mich…selbst auf ihrem Kuschel-Sofa sitzend.
Die Tatsache, dass ich so schnell ihr Vertrauen gewinne, macht mich glücklich. Ich beobachte die unterschiedlichen Charaktere der Katzen: die schon von Anfang an, sehr verspielte Katze Lucy hüpft an meinen Knien hoch und danach sofort wieder nach draußen…durch ein Fenster, das zu einem Außenbereich für die Katzen führt. Es schafft ein wenig Abwechslung und frische Luft und da sie unentwegt maunzt kann man nur vermuten dass sie Freude an diesem Auslauf hat.
Hinter mir höre ich auf einmal leises schnurren und eine schüchterne Katze mit weiß-schwarzem Fell macht es sich auf der Sofalehne bequem. Beim Umdrehen nach ihr, bemerke ich in der Ecke des Raumes eine schlafende hellbraune Katze in ihrem Körbchen…sie öffnet kurz ihre Augen und obwohl gerade, in diesem Moment, Helene Fischer im Radio läuft, schließt sie wieder die Augen, bleibt in ihrer Schlafposition liegen und döst weiter. „Atemlos durch die Nacht“ ermuntert sie wohl nicht wirklich, aktiv zu werden,…was ich ihr aber keines Falls verdenken kann
Ein kurzes Klopfen unterbricht die Melodie und Hagen der Tierpfleger kommt zurück, um mich abzuholen. Die Katzen bleiben wie sie sind: verspielt, schüchtern und verschlafen. Die Zeit ist schnell vergangen, wundere ich mich und bin ein wenig enttäuscht, dass der Nachmittag schon vorbei ist. Der Tierpfleger ist überrascht von der vertrauten Art der weiß-schwarzen Katze und seine Worte erfüllen mich ein wenig mit Stolz: Die Tiere geben einem immer das zurück, was man ihnen gibt. Bei diesen Worten fällt mir zugleich spontan ein Zitat des britischen Dichters
Erasmus Darwin ein: Respekt vor Katzen ist der Anfang jeglichen Sinnes für Ästhetik. Hierbei merkt ihr wieder: Ich bin eben doch eine Literaturstudentin…, aber das mit einem großen Herz für Tiere.
Fortsetzung folgt…