13/11/2025
Der Natur auf der Spur - du wunderschöner Herbst
Wenn Wolf und Hund sich auf den Winter vorbereiten
Fast magische Fotos konnten wir in den letzten Tagen von Augustin machen - Fotos, die uns nicht nur dankbar ob dieser besonderen Freundschaft zurücklassen, sondern auch aufzeigen, wie großartig die Natur ist.
Denn, schauen wir uns Augustins Mantel an, wird deutlich, welch wichtige Aufgabe das Fell - und auch die Fellfarbe - innehat.
Augustins Fellfarbe folgt dabei keinem Rassestandard, sondern dem Gesetz der Natur – sie verändert sich mit Licht, Jahreszeit und Klima, genau wie beim wilden Wolf - und deshalb können wir auch mehrfach im Jahr einen optisch veränderten Augustin sehen.
Aktuell passt sich sein Fell an den Herbst und kommenden Winter an und wie das funktioniert, wollen wir euch mal erzählen.
Der Fellwechsel ist, wenn wir ihn einmal genau betrachten, ein faszinierendes Zusammenspiel von Tageslicht, Hormonen, Stoffwechsel und evolutionärer Anpassung.
Und hat gar nicht hauptsächlich mit den sinkenden Temperaturen zu tun.
Sondern mit dem Tageslicht.
Die Tageslichtlänge steuert nämlich den Fellwechsel. Über die Augen wird die Lichtmenge ans Gehirn (Epiphyse) weitergegeben.
Und wenn die Tage kürzer werden, produziert der Körper mehr Melatonin, was wiederum den Hormonhaushalt (hier besonders Schilddrüsenhormone und Sexualhormone) beeinflusst. Diese Hormone wirken dann auf die Haarfollikel und -
leiten den Fellwechsel ein.
Im Frühjahr:
Die steigende Lichtmenge hemmt die Melatoninproduktion, altes Winterfell wird daraufhin abgestoßen, Wachstum feinerer, luftiger Sommerhaare beginnt.
Ihr könnt euch bestimmt erinnern, wie Augustin im Sommer aussah, fast so hell wie trockenes Gras.
Im Herbst:
Mehr Dunkelheit heißt mehr Melatonin, dadurch die Aktivierung der Haarfollikel, dichte Unterwolle wächst, Pigmentverteilung verändert sich und das Fell erscheint dunkler oder wärmer getönt - wie jetzt hier auf den Herbstbildern.
Das bedeutet: die Fellfarbe ändert sich nicht durch neues Pigment auf alten Haaren, sondern durch neues Haar mit anderer Pigmentzusammensetzung.
Das ist hormonell gesteuert – aber auch temperatur- und ernährungsabhängig!
Augustins Fell besteht aus zwei Schichten: der weichen, isolierenden Unterwolle und dem längeren, wetterabweisenden Deckhaar. Im Frühjahr wird die dichte Unterwolle abgestoßen, das Sommerfell erscheint dann kürzer, heller und insgesamt feiner. Im Herbst dagegen wächst die Unterwolle erneut nach – das Winterfell ist deutlich dichter, wärmer und wirkt durch die längeren Grannenhaare oft dunkler oder goldbraun.
Auch unsere Haushunde spüren noch diese Veränderungen – selbst, wenn sie schon so viele Jahre im warmen Wohnzimmer leben.
Sie haaren stärker, haben mehr Hunger, schlafen länger oder suchen Nähe.
Je nach Rasse entwickeln auch sie ein dichteres, isolierendes Fell.
Bei Wölfen ist das Fell aber nicht nur für die Thermoregulierung relevant, sondern auch für die Tarnung: schaut mal, wie stark Augustins Fellfarbe sich an den Herbst angepasst hat - im Winter schaut das Fell dann noch mal wieder etwas anders aus.
Diese Farbveränderung hilft beim Jagen, aber auch beim Schutz vor Feinden – wie ein natürlicher Tarnumhang, Jahr für Jahr neu „produziert“.
Ein Wunder der Natur!
Tatsächlich ist der Fellwechsel für den Körper aber eine absolute Schwerstarbeit.
Die Neubildung tausender Haare erfordert große Mengen Eiweiß, Mineralien (insbesondere Zink, Kupfer, Biotin) und Energie.
Wildtiere, aber auch unsere Hunde haben in dieser Zeit mehr Hunger oder wirken müder, weil der Stoffwechsel auf Hochtouren läuft.
Das erklärt auch, warum Tiere im Herbst mehr fressen: Sie legen nicht einfach „Winterspeck“ an, sondern versorgen ihren Organismus mit den Rohstoffen, die er für Fell, Haut und Wärmeerhalt braucht.
Leider wird unserem Hund heutzutage auch dieser Instinkt verwehrt - statt auf Pulli und Mäntel und aufs Gramm genau abgewogenes Futter zu setzen, könnten wir doch einfach wieder etwas mehr auf unsere Hunde hören. Sie haben uns so viel zu erzählen … und wissen oft genau was sie brauchen.
Denn, unterdrücken wir diese biologischen Instinkte, dann fördern wir Frust und Konflikte.
So könnt ihr euren Hund im Fellwechsel unterstützen:
Eiweißreiche Ernährung: z. B. Fleisch, Innereien, Eier oder hochwertiges Nassfutter. „Sattsein“ hilft übrigens manchmal Wunder, wenn euer Hund unzufrieden, müde, und frustriert wirkt.
Zusätze mit Biotin, Zink und Omega-3-Fettsäuren fördern Haarwachstum und Hautgesundheit.
Regelmäßiges Bürsten entfernt lose Haare und regt die Durchblutung an.
Wärme und trockene Liegeplätze helfen, Energie zu sparen und das Immunsystem zu entlasten.
Frieren kostet unheimlich viel Energie!
Unsere Haushunde spüren diese Prozesse noch, denn die biologische Grundlage ist geblieben, auch wenn wir den Hund im Laufe der Domestikation und der Rassehund-Zucht so stark verändert haben.
Wenn dein Hund also im Herbst mehr haart, öfter ruht oder größeren Appetit hat – dann unterstütz ihn in dieser Phase.
Aber wie ist das bei Augustin? Er braucht ja weder die Tarnung, noch muss er sich vor der Kälte schützen, wo doch sein Lieblingsplatz das Schlafzimmer ist 😅
Warum er trotzdem sein Fell verändert, ist eigentlich ganz einfach, denn, wie oben beschrieben, wird der Fellwechsel nicht primär durch Temperatur, sondern durch Tageslicht beeinflusst beziehungsweise gesteuert.
Selbst, wenn Augustin im warmen Haus lebt, sieht und spürt sein Körper, dass die Tage kürzer werden, der Herbst ist da, der Winter kommt …
Also produziert er dichteres, isolierendes Fell – auch wenn er’s im Bett nicht braucht.
Ob sich das in den nächsten Jahren vielleicht doch ändert? Wir werden sehen, und euch berichten!
Genießt die wunderschöne Natur mit euren Hunden ❤️