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Der Natur auf der Spur - du wunderschöner Herbst Wenn Wolf und Hund sich auf den Winter vorbereitenFast magische Fotos k...
13/11/2025

Der Natur auf der Spur - du wunderschöner Herbst

Wenn Wolf und Hund sich auf den Winter vorbereiten

Fast magische Fotos konnten wir in den letzten Tagen von Augustin machen - Fotos, die uns nicht nur dankbar ob dieser besonderen Freundschaft zurücklassen, sondern auch aufzeigen, wie großartig die Natur ist.
Denn, schauen wir uns Augustins Mantel an, wird deutlich, welch wichtige Aufgabe das Fell - und auch die Fellfarbe - innehat.

Augustins Fellfarbe folgt dabei keinem Rassestandard, sondern dem Gesetz der Natur – sie verändert sich mit Licht, Jahreszeit und Klima, genau wie beim wilden Wolf - und deshalb können wir auch mehrfach im Jahr einen optisch veränderten Augustin sehen.

Aktuell passt sich sein Fell an den Herbst und kommenden Winter an und wie das funktioniert, wollen wir euch mal erzählen.

Der Fellwechsel ist, wenn wir ihn einmal genau betrachten, ein faszinierendes Zusammenspiel von Tageslicht, Hormonen, Stoffwechsel und evolutionärer Anpassung.
Und hat gar nicht hauptsächlich mit den sinkenden Temperaturen zu tun.
Sondern mit dem Tageslicht.

Die Tageslichtlänge steuert nämlich den Fellwechsel. Über die Augen wird die Lichtmenge ans Gehirn (Epiphyse) weitergegeben.
Und wenn die Tage kürzer werden, produziert der Körper mehr Melatonin, was wiederum den Hormonhaushalt (hier besonders Schilddrüsenhormone und Sexualhormone) beeinflusst. Diese Hormone wirken dann auf die Haarfollikel und -
leiten den Fellwechsel ein.

Im Frühjahr:
Die steigende Lichtmenge hemmt die Melatoninproduktion, altes Winterfell wird daraufhin abgestoßen, Wachstum feinerer, luftiger Sommerhaare beginnt.
Ihr könnt euch bestimmt erinnern, wie Augustin im Sommer aussah, fast so hell wie trockenes Gras.

Im Herbst:
Mehr Dunkelheit heißt mehr Melatonin, dadurch die Aktivierung der Haarfollikel, dichte Unterwolle wächst, Pigmentverteilung verändert sich und das Fell erscheint dunkler oder wärmer getönt - wie jetzt hier auf den Herbstbildern.

Das bedeutet: die Fellfarbe ändert sich nicht durch neues Pigment auf alten Haaren, sondern durch neues Haar mit anderer Pigmentzusammensetzung.
Das ist hormonell gesteuert – aber auch temperatur- und ernährungsabhängig!

Augustins Fell besteht aus zwei Schichten: der weichen, isolierenden Unterwolle und dem längeren, wetterabweisenden Deckhaar. Im Frühjahr wird die dichte Unterwolle abgestoßen, das Sommerfell erscheint dann kürzer, heller und insgesamt feiner. Im Herbst dagegen wächst die Unterwolle erneut nach – das Winterfell ist deutlich dichter, wärmer und wirkt durch die längeren Grannenhaare oft dunkler oder goldbraun.

Auch unsere Haushunde spüren noch diese Veränderungen – selbst, wenn sie schon so viele Jahre im warmen Wohnzimmer leben.
Sie haaren stärker, haben mehr Hunger, schlafen länger oder suchen Nähe.
Je nach Rasse entwickeln auch sie ein dichteres, isolierendes Fell.

Bei Wölfen ist das Fell aber nicht nur für die Thermoregulierung relevant, sondern auch für die Tarnung: schaut mal, wie stark Augustins Fellfarbe sich an den Herbst angepasst hat - im Winter schaut das Fell dann noch mal wieder etwas anders aus.
Diese Farbveränderung hilft beim Jagen, aber auch beim Schutz vor Feinden – wie ein natürlicher Tarnumhang, Jahr für Jahr neu „produziert“.
Ein Wunder der Natur!

Tatsächlich ist der Fellwechsel für den Körper aber eine absolute Schwerstarbeit.
Die Neubildung tausender Haare erfordert große Mengen Eiweiß, Mineralien (insbesondere Zink, Kupfer, Biotin) und Energie.

Wildtiere, aber auch unsere Hunde haben in dieser Zeit mehr Hunger oder wirken müder, weil der Stoffwechsel auf Hochtouren läuft.
Das erklärt auch, warum Tiere im Herbst mehr fressen: Sie legen nicht einfach „Winterspeck“ an, sondern versorgen ihren Organismus mit den Rohstoffen, die er für Fell, Haut und Wärmeerhalt braucht.

Leider wird unserem Hund heutzutage auch dieser Instinkt verwehrt - statt auf Pulli und Mäntel und aufs Gramm genau abgewogenes Futter zu setzen, könnten wir doch einfach wieder etwas mehr auf unsere Hunde hören. Sie haben uns so viel zu erzählen … und wissen oft genau was sie brauchen.

Denn, unterdrücken wir diese biologischen Instinkte, dann fördern wir Frust und Konflikte.

So könnt ihr euren Hund im Fellwechsel unterstützen:

Eiweißreiche Ernährung: z. B. Fleisch, Innereien, Eier oder hochwertiges Nassfutter. „Sattsein“ hilft übrigens manchmal Wunder, wenn euer Hund unzufrieden, müde, und frustriert wirkt.

Zusätze mit Biotin, Zink und Omega-3-Fettsäuren fördern Haarwachstum und Hautgesundheit.
Regelmäßiges Bürsten entfernt lose Haare und regt die Durchblutung an.
Wärme und trockene Liegeplätze helfen, Energie zu sparen und das Immunsystem zu entlasten.
Frieren kostet unheimlich viel Energie!

Unsere Haushunde spüren diese Prozesse noch, denn die biologische Grundlage ist geblieben, auch wenn wir den Hund im Laufe der Domestikation und der Rassehund-Zucht so stark verändert haben.
Wenn dein Hund also im Herbst mehr haart, öfter ruht oder größeren Appetit hat – dann unterstütz ihn in dieser Phase.

Aber wie ist das bei Augustin? Er braucht ja weder die Tarnung, noch muss er sich vor der Kälte schützen, wo doch sein Lieblingsplatz das Schlafzimmer ist 😅

Warum er trotzdem sein Fell verändert, ist eigentlich ganz einfach, denn, wie oben beschrieben, wird der Fellwechsel nicht primär durch Temperatur, sondern durch Tageslicht beeinflusst beziehungsweise gesteuert.

Selbst, wenn Augustin im warmen Haus lebt, sieht und spürt sein Körper, dass die Tage kürzer werden, der Herbst ist da, der Winter kommt …
Also produziert er dichteres, isolierendes Fell – auch wenn er’s im Bett nicht braucht.

Ob sich das in den nächsten Jahren vielleicht doch ändert? Wir werden sehen, und euch berichten!

Genießt die wunderschöne Natur mit euren Hunden ❤️




11/11/2025

August und seine Babys ❤️
Der Spitz wiegt nicht mal 2kg!

Wir haben selten eine so begeisterte Nanny gesehen - er liebt es einfach die Kleinsten anzuleiten … kein Wunder, dass die Traumata bei uns sofort verfliegen … ❤️
Ach hätte doch nur jeder einen Augustin …

Wisst ihr, was wir bei solchen Clips denken? Hat die Verhaltensanpassung (auch in der Mensch-Hund-Beziehung) doch mehr Macht als gedacht?!


Die letzten Tage … … waren so voll … unglaublich. Wir wissen gar nicht, wovon wir zuerst berichten sollen. Daher werden ...
11/11/2025

Die letzten Tage …

… waren so voll … unglaublich.

Wir wissen gar nicht, wovon wir zuerst berichten sollen. Daher werden wir nach und nach einzelne Themen-Post machen, manche Dinge können wir nämlich nicht in zwei drei Sätzen erzählen.

Erstmal wollen wir uns hier aber ganz doll bei Mo bedanken, die uns gemeinsam mit tollen Tierschutzhelfern einen riesengroßen Berg an Spenden gebracht hat - Spenden, die gerade jetzt im Herbst/Winter so dringend gebraucht werden, nämlich Bettwäsche, Handtücher, Decken, Körbchen, Kissen, Hundebetten, Liegematten, Spielzeug, Hundezubehör, medizinische Produkte (Verband, Zusätze etc. ), Näpfe, spezielles Nassfutter und vieles mehr!
Vielen Dank, an alle die gespendet haben!

Auch einige Pakete erreichten uns, für die wir uns natürlich auch immer persönlich bedanken, die hier aber nicht unerwähnt bleiben sollten. Lieben Dank, vor allem an Steffi, die uns sehr regelmäßig Pakete schickt!

Gerade im Herbst können wir den Hunden eigentlich 5x täglich neue Decken oder Bettwäsche hineinlegen; daher hat sich unser Konzept, nicht ständig freien Zugang zum matschigen Gehege schon sehr bewährt. Die Zimmer bleiben sauberer, die Hunde haben Struktur und individuelle Qualitätszeiten mit uns.
Leider haben wir aber Hunde, beziehungsweise Kleingruppen, die nicht mit uns frei auf dem Gelände laufen können, weil sie zu scheu, und/oder sogar zu gefährlich sind. Diese Hunde haben natürlich gemäß der TierSchHuV freien Zugang zum Außenbereich. Und hier waren wir die letzten Tage auch so beschäftigt, denn die Zäune mussten erneuert beziehungsweise umgesetzt werden. Das Problem: der mindestens 11 Jahre alte Holunder, der genau im Weg war.

Zumindest wenn man jeden Baum oder Strauch retten will, wie wir. Und so versuchten wir die letzten Tage diesen kleinen Baum auszugraben und umzusetzen. Der hat jetzt 10 Meter weiter einen neuen Platz gefunden.

Wir hoffen, dass der Zaun hält und der Baum überlebt.

Letzte Woche kam ein Hilferuf von unserer befreundeten Kollegin. Wegen Fussel. Oder Rosalie. Jetzt Fussel Rosa.

Der Vizsla Welpe wurde von ihr vom Vermehrer (Jäger) gerettet, mit den Geschwistern, doch Rosa war sehr traumatisiert, und hat so die letzten Wochen in Deutschland keine Chance auf eine Familie gehabt.
„Die einzigen, die ihr helfen können, seid ihr, und Augustin!“, sagte die Kollegin unter Tränen.
Und da konnten wir natürlich nicht nein sagen, denn, wir ahnten schon, dass Fussel Rosa nach nur wenigen Minuten bei uns aufblühen wird. Naja, das Ergebnis seht ihr hier auf den Bildern.

Und noch etwas passierte am Wochenende, es gab nämlich schon wieder ein Direktvermittlungs-Opfer. Ein Lebewesen, das aus einem Shelter „vermittelt“ und in seine Familie transportiert wurde, ohne das Lebewesen, seinen Charakter, seine Traumata, seinen mehr oder weniger gefüllten Rucksack (psychisch und physisch) vorher zu kennen. Müsste dies in Deutschland angesicht der mehr und mehr überforderten Halter und überfüllten Tierheime nicht dringend überdacht werden!?

Louis neue Menschen wollen zwar einen günstigen Pomeranian, doch gesund und perfekt sollte der Tierschutzhund schon sein. Und da Loui (vermutlich
trapobedingt) seine Augen kaum öffnen konnte, wollten sie ihn nicht mehr. Nichtmal temporär als Pflegestelle. Und so bekamen wir den zweiten Hilferuf, denn Louis Endstelle war ganz in der Nähe.
Da unsere Tierärztin auf Augenheilkunde spezialisiert ist, haben wir den Kollegen unsere Hilfe zugesagt. Er wird also in den nächsten Tagen untersucht, und dann darf er nochmal, und diesmal richtig, auf Familiensuche gehen.
Mit Louis Hilfe wollen wir gleich mal das Thema „Kleine Hunde/Zwerghunde und ihre Bedürfnisse“ besprechen.

Denn: auch ein 1,5kg Hund ist ein Canis Lupus familiaris. 😅

Und über Zucht, Vermehrung, Defektzucht haben wir auch einiges zu berichten. Angefangen mit Rassehunden, weiter zu Loui (beziehungsweise seine Pfoten) bis hin zu Qualzucht-Merkmalen beim Pitti und Co.

August hier hat uns aber erstmal noch ein ganz spannendes Thema vorgeschlagen, nämlich das Thema Winterfell und den jahreszeitlichen Nährstoffbedarf - also wie Wolf und Hund sich auf den Winter vorbereiten.

So und nun noch die Fotos von den letzten Tagen!


08/11/2025

Mythos Kiefersperre - wenn der Pitbull nicht loslassen KANN

Gerade beim Thema Pitbull, Staff und Co ist noch viel Aufklärung nötig - denn, wer über die Genetik Bescheid weiß, und diese nicht verleugnet, der schützt damit nicht nur seine und andere Tiere, sondern auch die Bevölkerung, vor allem Kinder.
Wie viel Wahrheit in Sätzen wie „Alle Hunde sind gleich“ oder „Nur der Besitzer macht aus seinem Hund einen Kampfhund“ steckt, wollen wir heute mal kurz aufdröseln :
Also Wissen statt Vorurteile und Mythen!

Um dieses gewaltige Thema aber etwas übersichtlicher zu gestalten, haben wir eine kleine „Mini-Reihe“ zusammengestellt:

1. Mythos Kiefersperre und die eine Tonne Beißkraft
2. Die Rolle von Hormonen beim Zergeln und Spielen - Vorsichtig Sucht !
3. Trance beim Kauen - wie wichtig Kaubeschäftigung ist
4. Warum Beißkraft nichts mit Aggression zu tun hat und
spezifisches Hundetraining für Pitbull, Staff und Co (das goldene Abbruchsignal)

1. Mythos Kiefersperre:

Wenn wir hier sehen wie Matti und Franz in den Strick beißen, dann können wir uns leicht vorstellen, wie dieser Mythos mit der Kiefersperre entstanden ist.

Habt ihr von diesem Mythos denn auch schon mal gehört? Also, dass Staffs und andere „Kampfhund-Rassen“ eine Art „Kiefersperre“ haben, die sie dazu befähigt, ihre Beute oder ihr Gegenüber nicht mehr loszulassen?
Das klingt schön dramatisch – ist aber natürlich Unsinn. Denn kein Hund besitzt einen anatomischen Mechanismus, der ein „Festbeißen ohne Loslassen“ erzwingen beziehungsweise ermöglichen würde.

Was hier beim Zergeln passiert, ist ein ganz normaler sogenannter „Beute-Halte-Reflex“: Der Hund hält fest, weil Muskeln, Nerven und Hormone gerade auf Hochspannung stehen. Sobald sich diese Spannung löst, kann er den Kiefer selbstverständlich öffnen. Das macht Franz ja auch hier.

Aber, so einfach können wir diesen Mythos nicht begraben, denn, und das seht ihr im Reel ja auch: tatsächlich KÖNNEN Hunde bestimmter Rassen nicht einfach so wieder loslassen.
Das liegt aber nicht an einer „Kiefersperre“, sondern am (Pitbull-)Gehirn und ganz bestimmten Muskeln.

Bevor wir darauf genauer eingehen, wollen wir hier aber noch eine Art Triggerwarnung aussprechen, denn, die Sache mit dem Kampfhund ist ein sehr sensibles Thema, jeder Mensch hat hier seine eigene Meinung und Ansicht.
Wir versuchen daher auch rein faktenbasiert auf das Thema einzugehen. Zusätzlich hilft uns natürlich unsere eigene Erfahrung mit vielen tausend Listenhunden in den letzten Jahrzehnten.
Wenn dich diese Bilder beziehungsweise unsere Worte so sehr triggern (und du vielleicht das Gefühl hast, dein bestes Stück würde schrumpfen), dann besuch lieber andere Seiten.

Was wir hier im Reel sehen ist ein Zusammenspiel von selektiver Zucht auf ein festgelegtes Verhalten und bestimmten körperlichen Merkmalen.
Wir sprechen hier jetzt aber nicht von mehr Zähnen oder einem „besonderen“ Maul, sondern vor allem WIE diese körperlichen Merkmale eingesetzt werden. Konkret sind hier Kau- und Schläfenmuskeln gemeint.
Und wie diese Muskeln eingesetzt werden, hängt wiederum ausschließlich mit dem Zuchtziel der jeweiligen Hunderassen zusammen. Und darum ist für uns ein Kampfhund auch ein Kampfhund und der Begriff keine Diffamierung. Sondern die Wahrheit. Das Zuchtziel.

Bei den sogenannten Bull- und Terrier-Rassen wurde über viele Generationen ein ganz bestimmtes Verhalten gezielt gefördert, zum Beispiel Beharrlichkeit, geringe Reizschwelle, starker Beutetrieb, Fokus auf Beute etc.
Andere Arbeitshunde, wie beispielsweise der Malinois oder Foxterrier zeigen das ebenso – sie sind „heiß auf Arbeit“, das heißt aber nicht grundsätzlich „aggressiv“.
Beim Retriever oder Galgo beispielsweise wurde genau das Gegenteil gezüchtet:
sofortige Reaktionshemmung, Sanftheit, weiches Maul (Retriever), Lösungs/Mitarbeitsbereitschaft - ein Abbruchverhalten, nicht ein Festhalteverhalten.

Das Festbeißen ist bei bestimmten Rassen also ein intrinsisch motiviertes Verhalten, es ist tief verankerte Selbstbelohnung. Daher sind solche Phrasen auch falsch, es kann eben NICHT jeder Hund (jede Rasse/Mix) vom Besitzer zum Kampfhund gemacht werden!
Es kann aber natürlich JEDER Hund von seinem Besitzer aggressiv gemacht werden (das klappt übrigens sogar ganz rein positiv).
Das ist nämlich der entscheidende Unterschied (Aggression - Zuchtziel).
Wir können es auch so erklären:
der Jagdhund sucht, weil das Suchen an sich ihn befriedigt, ein Hütehund fixiert, weil die Bewegung beziehungsweise das Steuern dieser ihn stimuliert und der Kampfhund beißt, zergelt, und hält fest – weil genau das Verhalten sich für ihn gut anfühlt.

Und das seht ihr hier bei Matti und Franz, es fühlt sich richtig richtig gut an!

Wenn wir uns Franz nun mal genauer anschauen, können wir den biologischen Hintergrund beim Zergeln gut erkennen. Bei ihm sehen wir nämlich einige der fürs (Beute) Festhalten relevanten Muskeln sehr gut, sie sind besonders stark ausgebildet - und zwar durch das erwünschte Zuchtziel (und ganz sicher nicht von uns gefördert).
Zwar haben alle Hunde eine selbe Anatomie, also auch ein Yorki hat die selben Kaumuskeln, aber durch das gewünschte Zuchtziel haben manche Hunde andere Veranlagungen, konkret heißt das hier: die Muskeln bestimmter Rassen sind kräftiger ausgeprägt und auch deutlich kompakter.

Und von diesen reden wir, also von den Kau - und Schläfen - und Nackenmuskeln - natürlich haben Hunde im Kopfbereich noch viele weitere Muskeln, auch im Maulbereich - für die Zerschlagung unseres Mythos sind aber vor allem der M. Masseter und M. Temporalis relevant.

Im Reel könnt ihr sehen, wo die erwähnten Muskeln sitzen. Schaut mal den Franz an (bei Matti auch gut sichtbar), könnt ihr die stark ausgeprägten Muskeln im Kopf - Nacken - und Kieferbereich sehen?
Beim Zergeln beziehungsweise „Festbeißen“ arbeiten sie auf Hochleistung und eine reflexartige Muskelkontraktion wird aktiviert. Der Kiefer arbeitet nun wie ein Presswerk, oder auch wie ein Schraubstock. Kein Wunder, dass Franz da erstmal nicht loslässt. Es fühlt sich nicht nur guuuut an, auch die Muskeln lassen es nicht zu!

Dies haben wir (Menschen!) so einprogrammiert: Franz Körper ist nun auf „Beute festhalten“ geschaltet, das ist ein von uns gewünschtes Zuchtziel. Wir haben diesen Fokus (auf Beute) so gewollt.

Hier im Clip können wir gut sehen, dass Franz irgendwann schon loslassen möchte, aber nicht sofort kann; er hat hier sogar die Schale mit dem Wasser umgetreten und ist total nass geworden - das mag der feine Franz eigentlich überhaupt nicht.

Warum er nicht einfach loslassen kann, hat mit den verkrampften, reflexartig arbeitenden Muskeln zu tun. Ganz kurz arbeitet der Körper also gegen ihn, und er muss sich etwas „konzentrieren“.
Hier (Konditionierung) setzen wir in unserem speziellen Hundetraining für „starke Rassen“ an, mehr dazu im nächsten Teil.

Damit der Hund das Maul öffnet, muss das Nervensystem nämlich erstmal vom „Haltemodus“ in den „Entspannungsmodus“ wechseln.
Das bedeutet, die Kaumuskeln müssen ihre Spannung kontrolliert abbauen, das kostet Kraft und das Gehirn muss den Reflex „Beute halten“ unterdrücken. Dieser Übergang braucht eine Sekunde – besonders, wenn der Hund in hormoneller Hochlage ist.
Deshalb sieht es hier auch so aus, als müsse er sich konzentrieren oder innerlich kämpfen, obwohl es in Wirklichkeit die Muskeln und Reflexe sind, die kurz gegeneinander arbeiten.

Der Kick:
Durch die selektive Zucht haben wir einigen Rassen nicht nur besondere (oder besser gesagt ausgeprägtere) körperliche Merkmale mitgegeben, sondern wie schon erwähnt, auch einen Kopf, der auf „Beute“, „Beißen“ und Arbeitswille gepolt ist.
Wenn wir uns anschauen, wofür die Bull- und Terrier-Rassen gezüchtet sind, wird offensichtlich, warum die Hunde auch gar nicht sofort loslassen können sollen, und warum für sie „normales“ Ausdrucks - und Demutsverhalten beziehungsweise die Eskalationsstufen nicht per se „zählen“. Hier gehts allerdings wieder etwas zu tief in die Verhaltensbiologie.

Was für unseren Mythos aber noch wichtig ist, sind die Hormone. Denn, auch die sorgen dafür, dass Franz hier nicht direkt loslassen kann und auch will!
Über Hormone und Suchtverhalten, zum Beispiel beim Balljunkie, haben wir ja schon einiges gepostet, also über das Adrenalin, das unfassbar pusht und das Dopamin, das hier so stark belohnt. Der Hund ist wie im Rausch - das seht ihr hier ganz gut!
Das Adrenalin sorgt aber nicht nur für einen Push im Kopf, sondern auch für ein Feuern von Nervenimpulsen, die die Muskulatur in „Dauer-Kontraktion“ hält, und den Muskeltonus und die Herzfrequenz steigert.
Diese Kombination erzeugt dann auch den „Zergel-Tunnelblick“, also eine totale Fokussierung auf das Objekt, Außenreize sind gedämpft, Franz merkt weder das Wasser, noch ist für ihn gerade relevant, dass Augustin ihn „rammelt“.
Solche Situationen können sehr gefährlich werden, denn du hast keinen (oder nur noch wenig) Einfluss auf deinen Hund.
Das schrecklichste und traurigste Beispiel ist hier der Tod des kleinen Volkan im Jahr 2000, der von den beiden Staff-Mixen Zeus und Gipsy in solch einem Tunnel-Rausch grausam getötet wurde.

Das „Nicht-Loslassen“ entsteht also durch das Zusammenspiel aus starker Kaumuskulatur, diesen reflexartigen Muskelkontraktionen UND dem Hormon-Rausch.
Dieser Rausch sagt dem Hund förmlich „Nicht loslassen!“.

Wenn der Hund dann aber loslassen möchte, weil er zum Beispiel auf seinen Besitzer hören will, oder sogar mit Schmerzreizen traktiert wird (tut das bitte nie!), arbeitet sein Körper für einen kleinen Moment dagegen.
Es ist keine Sperre im Kiefer.
Nur Muskelkraft, Fokus auf die Beute und Biologie. Alles menschengemacht. Aber nicht automatisch vom Besitzer!

Achtung -
nicht zu verwechseln ist hier eine medizinische Kiefersperre, da kann der Hund, meist entzündungsbedingt, sein Maul kaum öffnen, zum Beispiel durch eine Myositis, oder auch eine Kiefergelenksarthrose oder Luxation (leider nicht selten!). Dabei handelt es sich um akute Notfälle, die dringend tierärztlich behandelt werden müssen.
Hunde, die zum Beispiel eine Muskelentzündung haben, zergeln nicht, sie haben große Schmerzen.

So, und nun haben wir den Mythos Kiefersperre wirklich begraben können - bleibt nur noch die Frage:
hat der Pitbull wirklich eine Tonne Beißkraft?! 😅
Das ist nämlich schon eine richtige Legende.
Und NEIN. Natürlich hat kein Hund, auch kein Pitbull eine Tonne Beißkraft. Auch wenn es sich so anfühlt, wenn der Pitti richtig festhält oder schüttelt.
Wie die Beißkraft gemessen wird, also der Druck den die Kiefer ausüben, könnt ihr gerne mal googeln.
Der Rotti hat im Vergleich übrigens sogar eine höhere Beißkraft als der American Pitbull Terrier!

Nächstes Mal sprechen wir dann noch über Suchtverhalten, Kaubeschäftigung und Hundetraining speziell für Pitbull, Staff und Co.
Vor allem müssen wir auch an das sehr ernste Thema gehen, was ist zu tun, wenn ein Kampfhund deinen Hund beißt und nicht loslässt?
Und die Frage klären:
soll ich meinen Pitti zergeln lassen oder auf gar keinen Fall?!

Franz hat in seinem Blog übrigens schon mal über die Rassen aufgeklärt:


Sagt ihr noch immer, dass alle Hunde gleich sind?
Wir werden gerne noch mal über das Sozialverhalten von Kampfhund-Rassen eingehen. Das wirft nämlich die Frage auf, ob Pitti und Co Qualzuchtmerkmale aufweisen und aktuell mal generell über deren Zucht nachgedacht werden sollte …
Immerhin leben wir ja mittlerweile im Jahr 2025…
Wichtig ist: Aufklären hilft, nicht Verdrängen!

Übers Beißen haben wir hier auch schon mal gesprochen:



05/11/2025

Mythos Kiefersperre und das Ding mit der Pitbull-Genetik

„Hund ist Hund, ob Pitbull oder Dackel!“ - solche Sätze hören und lesen wir sicher täglich. Dabei ist das natürlich vollkommen Quatsch, Hund ist eben (nicht mehr) gleich Hund. Wir haben ihn ja für verschiedene Funktionen und Anlagen gezüchtet/selektiert. Und der Kampfhund sollte eben … (unter anderm) … ?
Mit diesem Clip wollen wir aber mal auf einen Mythos näher eingehen, der quasi zur anderen Seite gehört, also die Seite, die erzählt wieviel Tonnen Beißkraft der Pitbull doch hat. Und zwar auf den Mythos Kiefersperre.

Und ja, es stimmt. Franz hier, oder auch Faxe, Amy, Nala, und Matti, also all unsere Listis (nicht nur die Terrier!), die „können“ oft nicht mehr einfach loslassen, ab einem bestimmten Moment. ABER, das hat natürlich nicht mit einer Kiefersperre zu tun, sondern unter anderem mit bestimmten Muskeln, die ähnlich einem Schraubstock arbeiten.
Und von denen erzählen wir euch im nächsten Post etwas ausführlicher. Und wir klären die Frage „Dürfen Pitbull, Staff und Co denn überhaupt zergeln?“

Schaut hier mal genauer hin, Augustin weiß ganz genau, dass Franz nicht „einfach loslassen“ kann, um ihn abzuschnappen. Ihr seht richtig, wie er gegen seine Muskeln arbeiten muss.

Aber, apropos Augustin. Was tut der denn hier? Denkt der etwa nur noch an das „eine“? Ne, der testet den Franz, also eine Art soziales Austesten in (und aufgrund) der hohen Erregung. Rammeln ist eben nicht gleich Rammeln😅

Was das Zergeln mit dem Gehirn macht, wieso das bei Rassen wie Franz ein intrinsisch motiviertes Verhalten, und ob Franz überhaupt ein Pitbull ist, das alles haben wir schon mal angesprochen, hier:

Und auch übers haben wir schon gesprochen


Noch ein paar Fotos vom Wochenende und Vollmond ist Wolfszeit  das verlängerte Wochenende war so vollgestopft, leider ha...
05/11/2025

Noch ein paar Fotos vom Wochenende

und Vollmond ist Wolfszeit

das verlängerte Wochenende war so vollgestopft, leider hat aber kein Besuch zum Vermittlungserfolg geführt. Etwas verhext war das Halloween-Wochenende also.

Zeus hatte tatsächlich schon Besuch und ein Probewohnen, kein Wunder, bei diesem unglaublich gut erzogenen Hund - hier haben Trainer sowie Besitzer und Hund tolle Arbeit geleistet. ABER, am Wochenende konnten wir auch wieder sehen, dass Formalismus beim Hund eben nicht alles ist. Der Hauptteil besteht aus der Beziehung, also auf Bindungsebene. Denn dein Hund wird nicht „sicher“ indem er perfekt „Fuß“, „Hier“, und „Bleib“ kann, also innerlich. Da das so ein großes Thema ist und uns sehr am Herzen liegt, wollen wir darauf noch genauer eingehen.
Leider mussten wir das Probewohnen abbrechen, da Zeus zwar Kommandos kann, aber nicht weiß, dass es einige Grundregeln im Zusammenleben mit Menschen (vor allem Kids) gibt, und das Wort Resilienz sollten wir auch nochmal besprechen.

Auch Foxi Kasi hatte Pech, und das sogar gleich doppelt. „Das kanns echt nicht sein. Ihr wollt ihn doch einfach nur selber behalten!“, schrieb uns unsere Kollegin, Kasis Retterin.
Wir können das auch langsam nicht mehr glauben. Dem ersten zu groß, dem zweiten zu klein, der dritte bringt einen Mobberhund mit, und der vierte kam gar nicht erst, das Auto war kaputt.
Unfassbar. Und dabei gehts um so einen tollen Kerl, der so bemüht ist uns Menschen zu gefallen, die nur über seine Größe nachdenken (er ist 38cm groß, zur Info). Naja, irgendwann wird schon der richtige kommen, haben wir Kasi und Kollegin getröstet.

Für Matti und auch den kleinen Sky war das Wochenende aber toll. Denn Sky durfte schon das erste Mal mit ins Gelände, am Pferd, aber natürlich nur ein kurzes Stück. Dagegen durfte Matti, trotz Kreuzband-Problematik, mit zum Ausreiten in den Wald, denn er hat unglaublich viel Muskulatur verloren, aufgrund der Schonhaltung, so sehr, dass seine Schiene nicht mehr passt. Für Pony Fina steht ja auch erstmal Muskelaufbau auf dem Programm, und da kann doch gleich noch der ein oder andere Hund mittrainieren. Und zwar auch Zeus, denn wir haben gedacht, dass er für Reiter einfach absolut perfekt wäre, da er ja so gut erzogen ist, und so wollten wir mal ausprobieren, ob am Pferd mitlaufen und Kommandos befolgen gleichzeitig klappen. Klar! Wir haben ihn auch abgeleint, er hört wirklich sehr gut. Video posten wir noch! Also, Reiter aufgepasst 😜 hier ist der Traum

August ist ja am Aufblühen wegen Sky. Er spielt und strahlt und ist so glücklich. Sky hat sich, abgesehen von etwas wolfsähnlichem Verhalten, auch schon ganz toll entwickelt, und wird immer feiner in der Kommunikation. Wir sind echt sehr gespannt wohin seine Reise geht! Was er uns aber wieder zeigt: wie schnell ein Hundewelpe problematisch werden kann, auch ganz unbeabsichtigt vom Halter, zum Beispiel weil der Mensch so viel vom Welpen verlangt oder eben die Beziehung absolut unterschätzt: Stubenrein, Kommandos, Sozialisierung, Ruhe lernen, Stadttraining usw usw. Ständig wird am Zwerg geübt und gemahnt. Was wir den Zwergen damit antun, wollen wir euch in der nächsten Zeit mal verdeutlichen.
Übrigens, wenn der ganze Kram wegfällt, muss Welpi auch nicht 20 Stunden schlafen 😉

Jetzt aber erstmal die Fotos von den letzten Tagen …

Achso, sind eure Hunde auch immer so munter zum Vollmond? Augustin möchte dann einfach so gerne draußen rumstromern - ein kleines Erbe der Natur - und spielen und jagen (Mäuse).
So konnten wir euch ein paar tolle Vollmond-Fotos machen.

02/11/2025

Mal ein etwas längeres Video, weil das hier so ein wichtiger Lernprozess bei Welpen ist: Frust aushalten, lernen sich zu regulieren, Grenzen zu akzeptieren … die Charakterbildung ist zwar noch im vollen Gange (abhängig von Veranlagung UND Umwelt!), aber der Charakter wird „sichtbarer“. Wenn wir uns jetzt vorstellen, dass solch ein Welpe zu hundeunerfahrenen Menschen zieht, als Einzelhund, dann verstehen wir auch, warum es immer mehr Aussies mit „Verhaltensprobleme“ gibt.
Wie Mensch ohne vierbeinige Miterzieher eine solche oder ähnliche Situation meistert, das versuchen wir mal für euch zu filmen. Es geht nämlich NICHT um Macht oder Unterdrückung in unserer Beziehung, das läuft unter Hunden natürlich etwas anders ab. Jedoch muss klar sein, auch für Welpi, dass wir an seine Beute dran dürfen. Und nicht, indem wir „tauschen“.
Augustin hat genau das in ähnlicher Form mit ihm üben wollen, bevor Sky ihm das Ohr weggenommen hat. Hier sehen wir schon sehr deutliche Unterschiede zwischen Wolf und Hund im alloparentalen Verhalten, zugegebenermaßen ist der Augustin aber auch unfassbar sozial. Das gilt natürlich nicht für jeden Wolf und Wolfhund. Er übt einfach so gerne mit den Welpen Sozial- und Jagdspiele. Und hat sogar den Sky am Nacken frühmorgens zum Üben rausgeholt (der frühe Vogel …). Zu schade, dass wir da mit dem Handy nicht schnell genug waren!

Was wir hier sehen, können wir als „natürliches Frustrationstoleranz-Training“ bezeichnen - etwas, das praktisch überhaupt nicht in der Welpenerziehung durch den Menschen vorkommt, und das muss sich ändern, denn es macht frustig-aggressive Hunde, die gern auch umrichten, also ihren Menschen gegenüber „aggressiv“ sind. Sehr häufig beim Hütehund zu sehen.
Wie wichtig die Arbeit auf Beziehungsebene (Mensch-Hund-Bindung) ist, statt der Einübung von Kommandos, können wir euch an Zeus und Sky gerade ganz gut aufzeigen - wie werden Hunde abhängig von extrinsischer Motivation? Das klären wir noch!

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