20/02/2024
Wir adoptieren eine Wundertüte Part IV
Abholung, Heimfahrt, Ankunft... die ersten Stunden
Nun lassen wir die "Bombe" platzen, daaaa sind sie. Nein, wir haben keinen Hund adoptiert, sondern gleich 3🥰 (v.l. Zoe, Frenny, jetzt Dörte,Maggy)
Zunächst muss ich jedoch was loswerden. Mich, nach über 40 Jahren Hundeerfahrung, zu beeindrucken, ist schwer. Dennoch:
ich ziehe vor dem " Tierheim Mainz" meinen Hut. Ein Kangal-Rüde war in seinem Gehege, als wir ankamen.Ich bekam für Max kein Foto, denn, als wir ausstiegen, war er weg. Eine lange Schlange von "Gassigehern" stand bereit, um Hunde abzuholen. "Gassigeher" =Menschen, die aus beruflichen, privaten oder gesundheitlichen Gründen keinen eigen Hund halten können. (Wichtig: Wenn Ihr zu diesem Personenkreis dazu gehört, Euch nicht für eine Rasse entscheiden könnt, probieren wollt: Euer örtliches Tierheim bietet, i.d.R. Wochenendschulungen an. Gassigeher entlasten das Personal, um z.BSp. sich um Neuzugänge/Notfälle u.a. zu kümmern!) Das 2., eine Gruppe von Kindern (unter Aufsicht) bastelte etwas, ich denke, für einen Basar. Aber, was mich besonders beeindruckt hat: Der Kangalrüde. 2 Männer, jeder bekam eine Leine, beide Leinen wurden am Kangal befestigt, zum Gassigehen. IHR SEID DER WAHNSINN! Ich finde es unsagbar toll, dass Ihr auch solchen Hunden eine solche Möglichkeit gebt. Gelebter Tierschutz!
Auch unsere Mäuse waren von Ihren Pflegerinnen total beeindruckt. Sie kuschelten mit Ihnen und vermissten sie (an der Tür Ausschau haltend) . Alle Papiere waren komplett, Arztberichte/Befunde kopiert. Super!
In der Transportbox angekommen, haben wir sie ins Auto gepackt (wir werden sie lieben, ich schwöre!) und sind Heim gefahren. Sie haben die Heimfahrt, weitestgehends, verschlafen.
Zu Hause angekommen, haben wir die Box in die Küche geschafft und uns mit den Herren des Hauses, erstmal Kaffee gemacht und geschwatzt, immer die Kleinen im Blick.
Dann kam er, dieser Moment, vorsichtig und langsam, öffneten wir die Tür, die Schleppleinen lagen bereit. Neugierig kamen sie heraus, nachdem sie sich vor Aufregung noch schnell in der Box erleichtert haben. An Maggy (die Dunklere) die Leine zu befestigen,war relativ entspannt, Zoe (braun weiß) war schon schwieriger und dauerte ca.2 Stunden. Nochmal: ruhig, langsam, kein Zwang, auch nicht über das Tier beugen. Einfach auf den Boden/Stuhl😊 setzen und warten. Schließlich war auch Zoe an der Schleppleine, nur die Kleinste , Dörte (Frenny) noch nicht. Wir gingen vor die Tür (berufsbedingt ein großer Hundeauslauf mit Wiese, hoch/fest eingezäunt) Es muss den beiden vorgekommen sein, wie uns ein Ausflug zum Amazonas! Wir beließen es bei einigen Schritten, sie verrichteten ihr Geschäft, wurden gelobt und wieder in die Küche. Nochmal, GANZ WICHTIG: Nein, wir zeigen ihnen nicht das Haus, den Garten, das Viertel, Sie überfordern Ihr Tier damit! Viele der Hunde kennen weder Leine noch Halsband oder gar Geschirr! Übersetzung für Menschen: Ab Morgen tragen die Ladys wieder Korsett und die Herren Knickebocker und Schnabelschuhe! Wir würden ständig daran herum zupfen, das machen Hunde auch. Sie kratzen, beißen rein (Immer Ersatz da haben), schubbeln an der Wand lang, alles, wirklich alles, um das Zeug loszuwerden. "Ach du armer, komm, wir machen das ab" NEIN, Halsband und Geschirr (später auch Maulkorb), müssen für den Hund so normal werden, wie für uns die Unterwäsche (wenn man denn welche trägt😮) Und noch ganz wichtig: Hunde lernen umgebungsbezogen (Contex Spezifisch heißt das heute) nutzen Sie das aus! Denken Sie sich von Anfang an, Signale (ich hasse Kommandos, ich gebe einem Freund ein Signal, keinem Roboter einen Befehl/Kommando) aus und, nur mal anmerk, einem Hund ist es egal ob Banane Sitz oder Platz heißt,er muss es nur wissen.
Zurück in die Küche:Endlich bekamen wir auch Dörte zu fassen, konnten Ihr Geschirr richten und die Schleppleine befestigen. Die letzte Runde gegen 22 Uhr (ändern Sie Ihren Tagesablauf nicht, der Hund folgt Ihnen, er passt sich Ihnen an, so haben wir sie vor langer Zeit gemacht, wenn Sie sich verbiegen, halten SIE das nicht lange durch!) Gute Nacht, schlaft gut Babys, bis Morgen(Ein Signal, das heißt : Jetzt ist Feierabend, es wird geschlafen, bis morgen.) Am nächsten Morgen: Land unter! Die Küche schwamm vor Urin. Aufditschen (wie heißt das hochdeutsch?) Egal "Guten Morgen" Startsignal für den Tag. Ab auf die Wiese. Füttern, ausruhen in der Box (Verdauen, wichtig besonders bei großen Hunden) Küche wischen, sauber machen, desinfizieren. Dann kommt der Moment, alle Familienmitglieder (die zusammen wohnen) kennenzulernen. Auch die anderen Tiere. Bei uns: Unsere alten, großen Hunde. Damien (Königspudel, wird nächsten Monat 10J. ,Therapiehund für Mensch und Hund) leistete wieder ganze Arbeit. Schnell war das Eis gebrochen (Achtung: Zusammenführung von 2 fremden Hunden NIE!!! im eigenen Revier!) und alle liefen auf der Wiese herum, er machte sich auch ganz klein, damit die Kleinen keine Angst vor ihm haben. So vergingen die ersten 48 Stunden. Pendel zwischen Küche und Wiese. Wichtig: geben Sie von Anfang an die richtigen Signale, kein "Ach lass ihn erstmal ankommen" kein "er muss erst zur Ruhe kommen" Nein, ein Hund braucht klare, für ihn erkennbare Strukturen und Signale, VON ANFANG AN! Die meisten Tierschutz-Hunde kennen nichtmal ihre Namen. Sprechen sie diesen immer aus. Es heißt nicht "Süße, komm" sondern Zoe komm. Unsere 1.Signale: Kiste (heißt, in die Transportbox gehen, ausruhen, die Neuankömmlinge sind sehr aufgeregt, sie müssen einen Platz zum ausruhen haben) Pullern (wir gehen auf die Wiese, wird eines Tages zu "Gassi" wir gehen eine Runde) Essen (es gibt Futter) Gute Nacht (schlafen) Guten Morgen (es geht los) Bei Dörte (Frenny) kommt noch "Hand" dazu (Ich nehm dich hoch) sie ist zu klein, um Treppen zu steigen.
Natürlich: verhedderrn sie sich in den Leinen, natürlich, wickeln sie uns die Leinen um die Beine, selbstverständlich weichen sie zurück, wenn wir sie streicheln möchten, selbstverständlich wollen sie nicht dahin, wo wir hinwollen, aber klar, machen sie nicht das, was wir gerade wollen und nein, stubenrein sind sie auch nicht.
Dennoch: mit klaren Signalen, einer deutlichen Struktur (raus Leinen links, rein Leinen rechts, Mutti muss sich am Geländer festhalten) und Geduld, wird alles eines Tages gut. Sie lernen verdammt schnell und sind immer gut drauf. Geben Sie nicht auf! Sie und ihr Liebling schaffen das, es ist wie ein Radieschen, man muss es erst ausäen, dann behutsam gießen, zuviele verziehen,damit kann es wachsen und eines Tages, werden wir es ernten.... Viele zauberhafte Momente mit Ihrem Lieblingshund... bis zum nächsten Part
Eure Simone