Tierpsychologie Dober

Tierpsychologie Dober Der artgerechte Austausch zwischen Mensch und Hund. Ein entspanntes Verhältnis & klare Kommunikation.
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Kleiner HundEs war einmal ein kleiner Hund, der das ganze Leben noch vor sich hatte.Mit viel zu wenig Wochen kam er zu e...
14/10/2024

Kleiner Hund

Es war einmal ein kleiner Hund, der das ganze Leben noch vor sich hatte.
Mit viel zu wenig Wochen kam er zu einem noch weniger interessierten Menschen, dessen Haushaltshilfe am wenigsten für ihn übrig hatte.

Der kleine Hund wurde viel zu wenig geliebt und lediglich zur eigenen Bespaßung verwahrt.
Mit nem Rollstuhl übergemüllert, mit Haushaltsgegenständen diszipliniert und immer wieder an der Heizung fest gemacht und dort vergessen.
Oder mit Gegenständen darauf hingewiesen, daß er den Platz an der Heizung verdient hat. Das macht was, mit einem kleinen Welpen.
Das würde es mit jedem von uns.
Aber: nichts Gutes.

Irgendwann hat der kleine Hund festgestellt, ich bin gar nicht mehr so klein.
Oder so hilflos.
Ui, ich bin ein Tibet Mastiff….!

Der wehrfähige Hund stellte fest, daß es in seinem Leben eine Option gab.
Als er Selbiges zu verteidigen begann, wurde es noch schlimmer für ihn. Danach wurde er konfisziert. Ein verantwortungsvoller Mensch meldete die desasteröse Haltung.

Nun sollte es hoffentlich… endlich… besser werden, vom schrecklichen Halter weg.
Der gequälte Hund war nun zwei Jahre alt.
Aber es wurde nicht besser, nur anders. Die Gewalt fiel weg, dafür kam nun die Einsamkeit.
Der heimatlose Hund kam ins Tierheim.
Dort musste er nicht um sein Leben bangen und eine Art von Routine gab ihm etwas Struktur.

Ein Jahr Einzelhaft später sahen zwei Menschen den riesigen, unsozialisierten Hund mit Beißvorfällen in der Historie.
Sie verliebten sich in ihn.

Nach einigen Besuchen war schnell klar: der sicherungsverwahrte Hund sollte ein Familienmitglied werden. Sie ließen sich nicht davon abschrecken, daß er wie ein Staatsfeind behandelt wurde. Sobald er seinen Zwinger verlassen sollte, waren die Gänge leer, kein Hund oder Pfleger war zu sehen, wer eine Tür versehentlich aufmachte und den Hund sah, zog sich sofort panisch zurück.

Es war, als ob ein aussätziger Killer über den Flur kam.
Das Paar ließ sich nicht davon abschrecken. Sie wussten nur, daß er ein Beisser war, der ein Zuhause braucht.

Der vereinsamte Hund zog bei der Familie ein und machte sich recht gut mit den anderen Hunden. Vorsichtig begann ein neues Leben. Aber, in einem emotionalen Kriegsgebiet aufgewachsen, schleppt man Altlasten mit sich rum. Wenn man gelernt hat, daß nur die eigenen Zähne einen retten, …am Leben halten, dann vergisst man das nicht so schnell.

Die neuen Halter wussten das und kalkulierten Pflaster ein. Viel Pflaster. Und Mullbinden. Und Desinfektionsmittel. Und Pflaster.
Es schreckte sie nicht ab und sie nahmen ihm die Flashbacks nicht übel, gaben ihm Raum, Verständnis und Liebe. Und Essen… und all die anderen Dinge, die verrückterweise selbstverständlich sein sollten, es bis dahin in seinem Leben jedoch nicht waren.

Da kam der Tag, an dem ein Mitglied des Bestandsrudels verstarb.
Ab diesem Tag wollte der gehandicapte Hund keine Pfote mehr in das Haus setzen.

Und nu?
Die Halter bauten ihm einen 65qm Gehege mit allem Schnickschnack inklusive Überwachung, Heizung, Hütte, Badezimmer und Barfußpark. Von nun an spielte sich das Leben der Menschen überwiegend draußen ab, damit das Problemfell Familienanschluss hat. Man konnte mit dem nervlichen Wrack zwar gut spazieren gehen (wenn es erstmal angeleint war), doch sobald man auf dem heimischen Gelände wieder ankam, wollte der Kummerhund in seinen Zwinger. Das riesige Grundstück… kann man sich auch von innen nach außen angucken.
Dann ist die Überforderung auch nicht so groß.

Es war schwierig an seinen Körper zu kommen, auch was die Pflege betraf…ein Do Khyi hat echt vieeeel Fell. Dazu hatte der Beisser Augenprobleme, Skelettprobleme, muskuläre Defizite und allerlei andere Malessen… und gelernt, den Tierarzt mit dem Maulkorb bis zur Platzwunde zu vermöbeln.

Es kamen Hundefachmenschen, die gerufen wurden, um den gefährlichen Hund ins Haus zurück zu holen. Am Ende war der professionelle Konsens: wenn´s die Halter nicht stören würde, kann er im Zwinger bleiben.

Aber, ist das ein Leben?

Neuer Versuch.

So fuhr ich eines Tages bei dem gefährlichen Exilhund auf den Hof.

Der aufgeregte Mann nahm mich in Empfang. Auf dem Weg zum Haus kamen wir am Zwinger vorbei.

Der skeptische Hund kam zum Gitter, guckte mich an und setzte sich hin. Observierte. Ich war einige Meter entfernt und sprach ihn leise an. Während der Halter den Blinker schon links hatte, weil man ja weiß, was alles geschieht. Ich konzentrierte ich mich auf den Gefährlichen.

Den musste ich ich allerdings suchen.

Ich sah einen kleinen Hasen in Angst.
Einen traurigen, unsicheren Hund, mit der Stabilität einer Pusteblume.
Ein neugieriges Wehrkaninchen.

Wir hielten beide die Position und die Stimmung.
Dann lehnte ich mich nur mit dem Oberkörper ein wenig in seine Richtung und Hundis Fi-Schalter kippte zuverlässig.
Im Bruchteil einer Sekunde auf den Hinterläufen brüllte er mich von oben mit blitzenden Zähnen an.
Das war keine Finte, das war bitterer Ernst. Zumindest für ihn, denn er wusste offensichtlich nicht, daß ich nicht durch die Armierungsmatten flutschen kann.
Speichel blubberte um seinen Fang. Er zitterte vor Adrenalin.
Ich lehnte mich wieder raus, er plumpste auf alle Viere und ich lobte ihn.

Jetzt kann man sagen, was soll der Mist?
Muss ich den Hund so stressen?

Wenn ich nicht weiß, was der Stand der Dinge ist, kann ich damit auch nicht arbeiten.
Und einmal mehr abdrehen und alles abspulen, was nur irgendwie geht… spielt nach vier Jahren auch keine Rolle mehr.
Ohne status quo, keine Therapie.

Nach einem zeit- und emotionsintensivem Gespräch ging es wieder raus an den Zwinger.
Die Halter waren in etwas Entfernung als Zuschauer geparkt, damit ich mich dem kleinen Hund in seiner Eigenschutz-Rüstung nähren konnte.

Nach einer guten halben Stunde war ich von 15m auf 1m an das Gitter rangekörperspracht, ohne, daß der Angsthase seine Waffe zücken musste.
Er zeigte Unmut, ich nahm diesen wahr und reagierte. Sein Unmut simmerte wieder, statt zu lodern, ich lobte ihn dafür und kam wieder ein paar Zentimeter näher.
Die ganze Zeit bekamen die Halter erklärt, was geschieht, was ich mache, was der Hase macht…

Ich belohnte jede Äußerung seinerseits, denn das ist, was ihm brutal als Welpe abtrainiert worden ist.

Bei mir darf man sich nicht nur mitteilen, ich wünsche es mir sogar.
Und, wenn ein Hund mich zum Kotzen findet, dann will ich das genauso erfahren.
Egal welche Emotion, hauptsache ehrlich. Ehrlich können Hunde am besten.
Nur mit Dingen, die ich weiß, kann ich arbeiten.
Mit Glaskugeln habe ich keinen Vertrag.

Beim zweiten Termin haben wir die Körpersprache der Halter aufpoliert, beim Dritten ging es an die Futteraggression. Seine Mahlzeiten wurden bis dato über Schieber geregelt, weil die Halter evolutionsbedingt auch an ihrem Leben hängen.

Dann kam das Anleinen und Zwinger verlassen.

Beim letzten Mal ging dann emotional für die Halter der Punk ab… der kleine Hund lernt nun einen Abruf.
Das ließt sich nicht so wild, ist es aber.
Eine Handlungsempfehlung der Halter kann von ihm beantwortet und umgesetzt werden, muss aber nicht.

Er hat endlich eine Wahl und merkt, daß er Einfluss nehmen kann.
Das Einflussnehmen gab es zwar vorher auch schon… „wenn du kommst, verpasse ich dir Belüftungsschlitze…“, aber hier geht es nicht mehr täglich ums Überleben.
Ab hier beginnt Leben.

Wenn er kommt, is gut. Wenn nicht, dann nicht. In beiden Fällen hat seine Handlung eine Konsequenz, die er beeinflussen kann. Es geht nicht mehr um Selbstverteidigung, sondern um Selbstwirksamkeit.

Und, wenn ich nicht so will, wie der Halter, werde ich trotzdem nicht geschlagen.

Für verantwortungsvolle Menschen eine ethische Selbstverständlichkeit, für ein Opfer eine Offenbarung.

Der ängstliche Hund ist ein mutigerer Hund geworden, der immer noch vor Defiziten strotzt.

Der gefährliche Hund wird diese Eigenschaft nie ablegen, denn er musste es immer sein, um sein Leben zu verteidigen. Das vergisst er nicht. Würden wir auch nicht.

Der bewusste Hund stellt jedoch langsam fest, daß er von diesen Grenzerfahrungen kaum mehr welche machen muss. Zumindest vorsätzliche nicht.
Vor kurzem hat ihn ein Igel in seinem Zuhause überfallen und er ist durchgedreht. Dürfte klar sein, das es der Igel nicht gepackt hat. Nun ist an seiner Finca eine Igelbremse installiert.
Das Wehrkaninchen erschreckt sich nicht zu Tode und Eindringling isses am Ende nicht.

Der reaktive Hund bekommt einen Ahnung davon, wie es sein wird, wenn er seine Waffen endlich einmotten kann.

Zufällige Grenzerfahrungen bleiben, denn das ist das Leben.
Und, wenn es schlimm wird, sind die neuen Halter an seiner Seite.
Durch seine Menschen bekommt er zu gefährlich, böse, einsam, gequält, traurig …auch neue Attribute.
Jetzt wird es ein geknuddelter (wenn auch noch seeeehr vorsichtig), umsorgter, neugierigererererer, satter, kooperierender… ein lächelnder Hund.

Sie lassen ihn nicht allein. Sie zeigen ihm, daß Schlimmes passiert, er da aber nicht allein durch muss und jemand an seiner Seite ist, der ihm seine Schlachten abnimmt.

Der kleine Hund gewöhnt sich an Liebe, Aufmerksamkeit, Futter, Respekt und Fürsorge.
Die Angst wird weniger. Die Wahrnehmung nimmt zu.

Man hat ein Leben, wenn man sich selbst bemerkt.
Aus dem ehemaligen Unterhaltungsartikel wächst ein ICH.

Der kleine Hund merkt jetzt, daß aus ihm ein großer Hund werden kann.

Sein Herz ist kein verängstigter Einzelkämpfer mehr und pumpt sich tapfer seinem neuen Leben entgegen.

Von nun an gibt es für ihn ein ICH in einem WIR.

So wird aus „lebenslänglich“ keine Haftstrafe, sondern ein ersehntes Versprechen.

Silvia Dober

Sucht da nicht jemand einen Gelbbrust-Ara? Fliegt in Lemgo Laubke am Biesterberg an der Stadtbus-Haltestelle!
13/10/2024

Sucht da nicht jemand einen Gelbbrust-Ara? Fliegt in Lemgo Laubke am Biesterberg an der Stadtbus-Haltestelle!

Nein, fein, mein, kein…hä?Ich verstehe nur Bahnhof. Haste Flöhe, oder warum fuchtelst du so rum?Altaaaa, wat willste den...
15/09/2024

Nein, fein, mein, kein…hä?

Ich verstehe nur Bahnhof. Haste Flöhe, oder warum fuchtelst du so rum?
Altaaaa, wat willste denn?

Menschen reden mit Menschen, wie Menschen. Mehr oder weniger deutlich, plus oder minus Dialekt.
Respekt kann sein, ist aber nicht unbedingt eine Voraussetzung.
Bei der innerartlichen Kommunikation kann es gravierende Verständigungsschwierigkeiten geben, obwohl das Thema meist nicht so kompliziert ist.
Das wäre ein Bereich von Kommunikation.
Ein anderer Bereich ist der interartliche Austausch von Nachrichten, Wünschen und was das Herz so begehrt.
Interartlich heiß nicht zwischen Männlein und Weiblein, auch, wenn es einem manchmal durchaus so vorkommt. Bekanntlich ticken die Geschlechter unterschiedlich, wenn es um die Verarbeitung und Weitergabe von Daten geht.

Der Austausch zwischen Mensch und Tier, hier sei der Hund gewählt, ist mitnichten einfacher.
Warum versteht mich der Hund nicht? Will er nicht, ist er zu faul, warum macht der sich keine Mühe, ich habe schließlich etwas zu sagen!
Wenn das die eigene Einstellung ist, dann sollte man doch vielleicht lieber den Rand halten.

Wenn ich etwas zu sagen habe, bin ich in der Pflicht, daß ich mich meinem Dialogpartner verständlich machen kann. Das geht nur leider etwas schlecht von einem hohen Ross, wenn der Empfänger der Nachricht auf dem Boden der Tatsachen verweilt und beim Blick nach oben vom gleißenden Schein der Halter-Ignoranz geblendet wird.

Die hündische Kompetenz, mit Menschen in einen Austausch zu gelangen, hängt von vielen Faktoren ab. Da spielt das Wesen und die Veranlagung des Hundes eine Rolle. Ebenso die Kinderschuhe. Durfte der Hund in welpigen Zeiten Lernerfahrungen sammeln und was waren das für welche? Druck und Eintopf, oder faire Unterstützung auf dem Weg zu einem ausgewogenen Miteinander. Da gibt es leider Unterschiede.

Laber ich dem Hundeli die Ohren blutig, oder wurden Signale zur Unterstützung eingebunden (Handzeichen, Körpersprache), die es dem Vierbeiner einfacher machen? Sind meine Informationen klar präsentiert, oder gelangen sie in einem Schwall aus Kauderwelsch in die Hundebirne? Bin ich ein dahergelaufener Fremder und maße mir an, daß mich jedes Tier verstehen muss, oder bin ich eine Bezugsperson?

Habe etwas zu sagen, wenn ich rede?

Der durchschnittliche Hund versteht ungefähr soviel, wie ein 14 Monate altes Baby, wenn man ihm die Worte in lernbarer Form angedeihen lässt. Lernbar bedeutet, immer das gleiche Wort für den gleichen Vorgang oder die entsprechende Situation mit der dazugehörigen Tonlage. Wenn Schnuffi solch ein Vokabular besitzt, dann kann er das auch bei Fremden anwenden. Ober er das will, steht auf einem anderen Blatt, zumindest wäre es möglich. Im Zweifelsfall ist die Trennung nach bekannten und neuen Worten möglich. Klingt es jedoch zu ähnlich und akustisch ist auch kein wirklicher Unterschied auszumachen, dann sind Verwechslungen an der Tagesordnung.

In der linken Hirnhälfte wird die Bedeutung verarbeitet, in der rechten die Tonfolge. Nach der bilateralen Analyse wird das Ergebnis zusammengesetzt und verwertet. So kann ein Hund deutlich erkennen, ob das Lob als Lob gemeint und gegeben wird, oder ob das Lob kommt, weil man es so machen soll, aber die Freude und positive Bestätigung ist zwischen knutsch mir den Steiß und egaler kann es mir nicht sein.

Und da kommt das Lieblingswort des unbedachten Halters: NEIN
Es gibt sogar arme Hunde, die denken, daß sie so heißen.
Oder der Halter kloppt energisch ein FEIN raus, wovon das Hundehirn ein NEIN hervorbringt.

NEIN wird dazu verwendet, wenn man jemandem sagt, was er nicht machen soll, was man selber nicht will, oder was man nicht gut findet. Das Universalwort des Menschen, um seinen Unmut kund zu tun.
Aber mehr als nur zu sagen, daß etwas falsch ist, ist es leider nicht.
Natürlich sollte ich als Legislative die Option haben, den Hund im Zweifelsfall zu stoppen, dann muss ich jedoch auch das Stoppen nach dessen Umsetzung mit einem Lob honorieren. Ich sage NEIN, Schnuffi hört auf, ich sage nichts, Schnuffi macht weiter. Das ist für beide Seiten weder produktiv, noch befriedigend.

Der eine motzt den anderen an und das war es auch schon mit der Interaktion.
Warum machen wir Menschen nicht unser Gehirn an und sagen dem Kumpan stattdessen, was er machen soll? Das ist zielführend, man spart sich den Frust einen angepampten Abbruchs und der Hund wird in die nächste Situation geführt.
Weg von dem, was zuvor nicht erwünscht gewesen ist.

Jetzt ist die Senderseite optimiert… was machen wir denn nun mit dem Empfänger?

Ich will was vom Hund. Dieser ist jedoch anderer Meinung, zeigt mir die Stinkekralle und verfatzt sich. Der ungehorsame Rotzlöffel, weiss der nicht, wer ich bin?
Meist wissen die Lütten das durchaus.
Gehorchen setzt sich aus mehrere Komponenten zusammen.
Der Hund hat das Signal gelernt (Wort= Sitz, Zeigefinger erhoben, entspannter Körper, freundliches Gesicht-> das ist das mit den Mundwinkeln nach oben), im besten Fall sogar generalisiert. Dieses Signal wird in einem bestimmten Kontext gegeben. Wenn dann das Signal auch noch wahrnehmbar und für den Hund sinnvoll ist, steht einer Umsetzung meist nichts im Weg. Meist.

Das Fellkäul wird abgerufen, klappt zuhause immer super, nur draußen …wenn er mich wenigstens anguckt, habe ich schon Glück gehabt. Der Hund folgt immer dem stärkeren Reiz. Soll heißen, ich rufe, Hund kommt. Karnickel kreuzt den Weg, Hund hat eine neue Route entdeckt… hinter dem Hoppler her. Der Mensch schreit meist auch zuverlässig den Flitzern hinterher. So findet der Hund einfach den Weg zurück…immer dem Gebölkese nach, auf den mit dem roten Kopp zu.
Auch der Abruf mit dem Keks in der Hand degradiert den Rufenden. Hund guckt nur nach dem Keks, selten nach dem Kekshaltenden. Da ist es schwierig körpersprachlich zu agieren, wenn der Hund im Backwahn schwelgt.

Und, wenn ich rufe, was rufe ich eigentlich?
Die Fellnase wird abgerufen. Hundeli setzt sich in Bewegung. Der Halter sieht das, grüßt nen Nachbarn und guckt kurz zu diesem hin. Für den Heranstrebenden ist der Kontakt und somit der Arbeitsauftrag abgebrochen. Hunde erkennen sogar, ob ich die Augen auf oder zu habe.
Oder Spatz kriegt eine Ablage, knallt sich kann artig auf den Boden und hält den Kontakt zum Halter. Dieser lobt nickend. Ist das Nicken energisch (weil man sich freut, daß es so gut geklappt hat), versteht der Hund das als Einladung aufzustehen. Zack, wieder bei Menschi in die Nesseln gesetzt.
Der Hund darf nicht aufs Sofa, so will es der Mensch. Hund weiß das ganz genau, denn es wurde immer antrainiert und korrigiert, durch den Menschen in dessen Anwesenheit. Nun läuft das mit dem Sofa noch nicht so lange und der Olle ist endlich aus dem Haus.

Geil, mein Sofa!

Dann kommen Geräusche aus dem Treppenhaus, die Wohnungstür geht auf. Der Hund springt, so wie er es gelernt hat, brav vom Sofa. Für den Hund ist die Welt in Ordnung und er hat alles nach den Wünschen der Regierung erledigt. Regierung da = Sofa gehört der Regierung.

Der Halter ist jedoch nicht froh, weil der Hund den ersten Schritt zwischen Sofa und Korb gerafft hat. Meist ist er erst enttäuscht, weil die Trainingserfolge nicht so schnell kommen, wie man sich das vorstellt oder in Büchern präsentiert bekommen hat. Und dann wird man sauer und nimmt es dem Hund übel. Am Ende wir der Hund für Verhalten gestraft, was aus der Perspektive des Menschen falsch ist. Aus der Perspektive des Hundes ist es ungerecht, denn er hat umgesetzt, was er beigebracht bekommen hat.

Wenn mein Mensch da ist, muss ich vom Sofa runter.
An dieser Stelle kann man auch sehr gut erkennen, wie sinnvoll ein Trainingsplan ist.
Erst denken, dann handeln.
Erst denken, dann trainieren.
Erst denken und reflektieren wer es vergeigt hat, dann motzen.

Nicht selten ist jedoch das Denken schon ein nicht unerhebliches Problem im Versuchsaufbau.
Der Alltag ist eben komplexer als die Theorie.

So, nun zum Schluß:

Wie mache ich es mir und dem Hund nicht unnötig schwer?

Fairness spielt eine große Rolle. Wir müssen das meinen, was wir sagen. Dann ist ein Lob auch ein Lob. Im Umgang mit dem Hund sind Zeigegesten eine wertvolle Unterstützung zu unserem Blabla-Schwall. Da kommt gleich der nächste Punkt: weniger reden bei Handlungsempfehlungen. Quatscht Eurem Hund nen Knopf an die Backe, aber seit transparent, wenn in dieser Wortflut ein Kommando für Schnuffi ist.
Der Wunsch und das entsprechende Signal.
Der Hund sieht das Signal und verbindet damit ein anderes Bild.

Passt das, was ich vom Hund möchte, in den aktuellen Kontext. Kann der kleine Rabauke meine Körpersprache verstehen? Wieso gebe ich eine NEIN, wenn ich danach den Hund sowieso zu mir rufe? Dann kann ich ihn auch gleich rufen, spare wertvolle Sekunden, spare eine negatives Feedback und gewinne eine aktive Interaktion mit meinem geliebten Zeckenspender.

Zweimal denken, einmal handeln = doppelte Freude.

Für beide.

Silvia Dober

Dem springt nen Draht aus der MützeMein Hund kratzt sich, obwohl er frisch geduscht ist. Tja, er kann sich auch kratzen,...
19/07/2024

Dem springt nen Draht aus der Mütze

Mein Hund kratzt sich, obwohl er frisch geduscht ist.
Tja, er kann sich auch kratzen, weil er geduscht worden ist und eine Reaktion auf das Mittel zeigt. Kann sein, muss aber nicht.
Kratzen hat auch eine kommunikative Komponente.

Es geht um Übersprungsverhalten.
Übba ne Hürde, odda was?
Irgendwie schon, obwohl es eher eine innere Hürde ist.
Wann werden nun Übersprungshandlungen gezeigt?
Wozu dienen sie und wie kann ich sie für mich, als Legislative, nutzen?

Ein klassischer Hinweis für den Extrahopser im Verhalten ist, daß die Handlung nicht zur Situation passend ist. Man feiert eine runden Geburtstag, das Haus ist voll. Überall sind kleine Bistrotische zum Sektempfang aufgebaut. Der Jubilar hat geladen und Sippe, Kollegen und Sozialschmarotzer treffen sich im sonst so ruhigem Haus. Alles ist anders, besonders für Schnuffi. Der kriegt die Situation nicht zwangsläufig gewechselt, nur weil er die meisten Gäste kennt. Wieso kommen die alle auf einen Schlag… haben die kein Zuhause?

Da will man sich am Halter orientieren, aber der ist die ganze Zeit am Labern. Warum guckt der mich nicht mal an? Ich weiß garnicht, was los ist. So steht er vor der Person seines Vertrauens, adressiert sie wiederholt und bekommt keine Antwort. Die Aufregung steigt, ebenso wie ein wenig Unsicherheit und Unwohlsein. Da wird erstmal fett gegähnt. Eine 1a-Stressreaktion in diesem Fall. In dem Moment guckt der Halter und vermutet jedoch, daß der Hund müde ist.
Die gesteigerte Erregungslage des Hundes kollidiert mit der eher drückenden Handlungsbereitschaft. Wie soll man in diesem unüberschaubaren Haufen alle beobachten, dann dudelt im Hintergrund die ganze Zeit Musik, die Menschen haben sich künstlich und derbe eingemöfkert, die Weibchen laufen auf laut schallenden Stangenschuhen, alle essen mit der Hand und laufen dabei rum…

Der Hund ist definitiv im Stress, denn sein bisher erlebtes Zuhause ist zum Wanderzirkus mutiert. Er ist verunsichert, denn alles ist anders als sonst. Schon wieder ein Luftballon geplatzt. Auf der einen Seite ist das alles total aufregend und spannend, auf noch einer anderen Seite…wäre es schön, wenn das Remmidemmi vorbei wäre und alles wieder in normalen Bahnen laufen würde.

Wuffi befindet sich in einem Konflikt, den er selber nicht lösen kann. Gut, er könnte durchdrehen, alle Gäste in eine Ecke treiben und die Meute zum Schweigen bringen. Dann wäre zumindest der Geräuschpegel ein anderer. Der Chef findet das bestimmt nicht toll.
So findet es der Hund nicht toll und kommt aus der Situation auch nicht allein raus.

Das kann nicht nur bei Anlässen geschehen, die außergewöhnlich sind. Auch im Alltag ist schnell eine Situation kreiert, die den Hund überfordert. Er ist dann zwischen zwei widersprüchlichen Handlungen hin und her gerissen. Versucht die Handlungen unter einen Hut zu kriegen, was nicht funktioniert. Dann rettet er sich in eine Übersprungshandlung, die von ihrer Erscheinung nicht zum Kontext zu passen scheint.
Man hat einen Tag gehabt, der vor der zweiten Tasse Kaffee schon fürs Klo war. Und nun auch noch mit dem Hund raus, weil keiner von der familiären Bagage bereit war bei Regen das Tier zu entleeren. Hundi ist keine Schönwettermieze und freut sich jenseits klimatischer Variationen auf draußen. Alles erledigt, der Abruf kommt. Mal ein wenig gegen den Wind gerufen, die Schallwellen erreiche das Hundeohr nicht. Jetzt hab ich die Faxen dicke. Brülle wie ein Gehirnamputierter das KOMM. Und was macht der Undankbare? Schnüffelt noch eine Runde und schüttelt sich ausgiebig! Ich glaub, es hackt!!

Der Hund interpretiert den abgelieferten Abruf anders als der jähzornige Berufstätige. Auf der einen Seite wird er über das Signalwort KOMM gerufen. Auf der anderen Seite steht das laute, böse Gebrüll des Halters. Das suggeriert, wenn ich da hingehe, kommt der Kopf ab. Und so tanzt die Wahrnehmung auf zwei Hochzeiten. Selbstschutz, denn Brüllen ist eher drohend denn einladend. Mangelnde Umsetzung der Handlungsempfehlung des direkten Vorgesetzten, weil das KOMM vom Hund nicht ausgeführt wird.
Da Übersprungshandlungen verdammig kurz und reflexartig sind, muss man als Mensch ein Auge dafür haben, um sie erkennen zu können. Sonst sieht es eben nur aus, als ob der Köter was anderes macht und nur nicht gehorcht. Es macht Sinn, das ganze Display zu erfassen und dann sich selbst zu Fragen, warum er was macht…oder auch nicht. Übersprungshandlungen passen nie zur aktuellen Situation und reflektieren das Hadern zwischen zwei Instinkten. Es muss nicht immer der Biss sein, wenn man in die Ecke gedrängt wird. Manche fressen Gras, andere zerstören oder zeigen Verhalten aus dem Bereich Fortpflanzung (rammeln einen dann den Mariannengraben aufs Schienenbein) oder Körperpflege (herzlich willkommen zum übersteuerten Lecken).
Die Reizschwelle solch einer Handlung ist limbomäßig niedrig und ist direkt mit der emotionalen und sozialen Kompetenz des Hundes verbunden. Das Zeigen solcher Signale dient aktiv der Kommunikation.
Was soll der Hund auch machen, ´nen Schild schreiben?

Wenn ich solche Signale als Übersprungshandlung erkenne, muss ich als verantwortungsvoller Halter eruieren, warum diese gezeigt werden.
Und das eigene Handeln oder die gegeben Situation auswerten.
Zeigt der Hund Sachen wie zum Beispiel: über die Schnauze lecken, gähnen, kratzen und lecken an vorher unauffälligen Stellen, Kopfschütteln, kreisen, schnappen, weggucken, die Rute jagen…sind das Handlungen, die immer einen zweiten bis dritten Blick erfordern.

Wenn man die Anzeichen erkennt und auswertet, kann man so den kleinen Kumpel vor weiterem Ungemach bewahren.
Und unnötige Ausreißer ersparen, wenn man demnächst vorausschauend auf genau die Dinge achtet, die vorher den Untertan in den Wahnsinn getrieben haben.

Silvia Dober

Lilo sucht einen neuen Wirkungskreis. Die kleine Maus war eine Weile bei mir im Training. Bei Fragen gerne eine Nachrich...
21/06/2024

Lilo sucht einen neuen Wirkungskreis. Die kleine Maus war eine Weile bei mir im Training. Bei Fragen gerne eine Nachricht an mich.
Sie ist ein Schatz mit Hirn!

Steckbrief Lilo:

Hündin, geboren am 19.12.2019
nicht kastriert

Lilo ist eine süße und fröhliche Zuckerschnute.
Sie liebt es, frei zu laufen und der Rückruf funktioniert sehr gut.
Sie rennt gerne Bällen hinterher und macht gerne Suchspiele, bei der Nasenarbeit gefordert ist.

Es ist kein Problem, Lilo 4 Stunden alleine zu lassen. Sie fährt gerne Auto und verreist auch gerne. Hauptsache, sie ist dabei.

Mit Artgenossen ist sie verträglich.

Vor Kindern und Handwerkern hat sie Angst und verbellt sie.

Lilo sucht ein neues Zuhause mit liebevollen und konsequenten Besitzern. Da sie einerseits unsicher ist, andererseits aber auch genau weiß, was sie will, braucht sie ruhige und souveräne Besitzer, die ihr Sicherheit bieten. Sie braucht eine klare Stellung in ihrem Rudel, bei der sie keine Verantwortung übernommen muss und man ihr Entscheidungen abnimmt. Wenn der unsichere Hund in die Rudelführerrolle gedrängt wird, schlägt es um in Frustration und sie hat gelernt, dass sie mit Beißen Erfolg hat.
Auch bei Arzt- und Friseurbesuchen und allem, wovor Lilo Angst hat, sollte man ihr einen Maulkorb aufsetzen.
Ansonsten lernt sie alles sehr gerne, wenn man geduldig ist und sie nicht überfordert.

Wer Spaß daran hat, mit Lilo durch die Natur zu streifen, sie mit Such- und Denksportaufgaben zu beschäftigen (vielleicht sogar Mantrailing zu machen) und ihr auch die nötige Ruhe als Ausgleich zukommen zu lassen, wird mit einem ausgeglichenen und fröhlichen Hund belohnt, an dem man viel Freude hat.

In der LZ von heute…
11/04/2024

In der LZ von heute…

Vernunft,  Engagement… oder doch einfach nur verstrahlt?Eines schönen Tages, über 30 Jahre ist es her, stand ein schwarz...
11/04/2024

Vernunft, Engagement… oder doch einfach nur verstrahlt?

Eines schönen Tages, über 30 Jahre ist es her, stand ein schwarzer Hund bei uns im Flur. Hier und da ein paar weiße Fleckchen, wie das Gegenteil von Stracciatella. Ein Kaiser-Wilhelm-Bart und eine abstrus fix wedelnde Antenne, der Schlagstock der Freude.

Ein Deutsch Drahthaar war eingezogen. Chico, 2 Jahre alt, jagdlich ausgebildet, stand nun in seinem neuen Zuhause, wo er noch garnicht wissen konnte, daß es das auch werden wird.
Er war erstmal nur total aufgeregt.

Wir Kinder auch, wegen Yippiieh!!!!

Tja, und nun? Ansage vom Vadda: der kommt mit zur Jagd.
Tolle Info, die wir Kinder nicht weiter verwertet haben.
Für uns war es ein Hund und somit einfach maximal super.

In der ersten Nacht lief Chico nur durch die Gegend. Er kam von einem Bauernhof, wo er unter den Fittichen eines Züchters sein geplant professionelles Leben erblickt hat.
Ein knuddeliger C-Wurf Schwarzschimmel.

Als wir morgens in die Küche kamen, am Korb des neuen Familienmitglieds vorbei, war Schnuffi zum Soul-Shopping gewesen. Von jedem aus der Familie lag etwas in seinem Korb. Nen Schuh, ne Jacke usw. Wir fanden das rührend.
Wenn es ihm hilft einzuschlafen, warum nicht?

Chico kam bei seinen Menschen an, wie Bombe… wobei wir uns bei manchen Sachen wunderten, denn da war er nicht wie bisher bekannte Hunde. Da war er anders. So ungebremst. So resistent. So… geh besser in Deckung.

Das krasse Gegenteil zu seiner familiären Präsenz. Da legte er den Schalter um…. man hörte ein leises Fiepen. Schon etwas kläglich, als ob er dabei nicht auffallen wolle. Natürlich guckt man, wenn der Vierbeiner fiept. Das lag am jüngsten Zweibeiner, der das Hundeohr zwischen seinen sprießenden Beißerchen testete.
Und Chico blieb liegen, damit dem Menschenwelpen nichts passiert.

Auf der Jagd allerdings, war wieder der Berserker da. Schuss. Freigabe aus Ablage und hinter der Beute her. Mit einem abstrusen Geläut, als ob einer inne Gießkanne hustete, knallte er durchs Unterholz.
Und war weg.
Ne ganze Weile. Echt lang. Besorgniserregend lang.

Er kam wieder in Sicht. Mit einem Wildschwein. Mit ohne Puls, auf der Seite des Wildschweins. Fassungsloser Blick auf den Apportierer. Den leckgeschlagenen Hund ratzfatz eingesammelt und ab zum Tierarzt.

Das Borstenvieh hat sich vehement gewehrt, verständlicherweise, und hat so unserem kleinen Hundi wirklich arg mitgespielt. Auch hier, kein Vorwurf an die Sau. Tiefer Riss an der Brust, tieferer Riss am linken Oberschenkel, am Schnipi tropfte das Blut raus und wir konnten von Glück reden, daß die Hauer nicht die Bauchdecke aufgerissen haben.
Bevor nun irgendwelche Diskussionen zum Thema Jagd kommen, darum geht es hier nicht.
Es geht darum zu zeigen, was ein Hund kann, was ein Hund macht.

Was einem Hund alles geschehen kann, wenn er auf die Weisung des Menschen handelt.

Wir waren nicht dabei, als er sich die Sau gekrallt hat. Wir wissen nicht, ob er das nächste Schwein in den A***h gebissen hat, was er sah, oder ob es vielleicht gegen ihn ging.
Die nächsten Tage hing der kleine Spatz ein wenig in der Uhr, lief aber zeitnah unauffällig mit.

Mit anderen Hunden, konnte er nicht wirklich. Mit der Hündin des Nachbarn, umso besser, wie sich herausstellte. Vor allem, wenn die Gnädigste ihre hormonelle Anzeige geschaltet hat. Da klingelte sein Gehänge und der Hund war weg. Wir waren in Sorge, denn ein kopulationsbereiter Rüde denkt nicht oder logisch, bevor er über Straßen rennt.
Es rief auch schon mal der Nachbar an, daß unser Hund durch seinen Garten tigert.
Dagegen dürften wir gern etwas unternehmen. Also hin und den klötenlastigen Casanova wieder eingesammelt.

Das klappte nicht immer. Einmal holten wir Chico ab, als er bei der Hündin in der Kemenate saß. Mit einem Hopser war er über den 2m hohen Zwinger. Dann kann man sich vorstellen, wenn man sein entspanntes Gesicht und die leicht erledigte Präsentation seiner selbst sah, wie er die Nacht verbracht hat.
Und…die Welpen waren ein Abbild von ihm.

Chico fuhr liebend gern mit am Rad. Sportlich agil, eine gute Höhe und athletisch federnd ging es durch die Felder. Mal schneller, mal zockelten wir den Feldweg lang, mal lernte ich fliegen. Dann ließ er mich, wie einen Drachen, vom Fahrrad aus, die Lüfte erklimmen. Meine Güte, hab ich mit dem Hund schon auf die Nase gelegt. Aber so war er, wenn irgendwo etwas opferiges (Kaninchen, Wild, Katze) den Horizont erklomm.
Hat nen Puls, gehört nicht zur Familie, kann ich nicht knattern…kann weg. Logischer Schluss.

Und zuhause war er wieder das Schaf im Drahthaarpelz. Der Jüngste sitzt semiaufrecht im Garten und freut sich seines Lebens…der Hund asselte daneben ab. Und wehe es kam einer näher, der nicht zum elitären Kreis des Familie gehörte, als es unser Türsteher für vertretbar befand. Dann gab es ein Knurren, quasi Instant-Gewitter, und der Eindringling konnte sich überlegen, ob er den Blitzeinschlag verkraften konnte. Wie gesagt, Bellen war eher nix. Knurren und sich wie der letzte Tag seines Gegenübers präsentieren…als ob er es erfunden hätte.

Sein Lieblingsspielzeug war ein Hüpfball, den er im Akkord apportiert hat. Er trieb den Ball vor sich her, flog drüber, sprang drauf, motzte bei nicht sofortigem Erfolg. Dann freute er sich wie ein Schneekönig, wenn er endlich einen Griff des Balles in seinem Fang hatte und zu uns zurück kommen konnte.
Nicht atypisch für einen Jagdhund apportierte er leidenschaftlich. Und dann musste man auch aufpassen, was man warf, falls er auf die Idee kam, es sei für ihn gewesen.

Sein Freund, das Buchenvierkantstück. Er hatte eins als Zahnbürste. Das schlürte er rum und war selig damit. Macht man nun ein wenig Feuer und schmeißt Holz auf, muss man gucken, was man schmeißt. Denn Chico sprang ins Feuer, um sein Buchenholz zu holen. Für ihn war es nicht Feuerholz. Für ihn war es ein Apport, den er umsetzte, egal zu welchem Preis.
Man tobt mit Hundi im Garten, der Ball prallt von der Hauswand ab und fällt in die Regentonne.
Der Pflichtbewusste rennt zur Tonne, kommt so nicht dran und springt kopfüber rein. Auch da hätte er sterben können, denn er blieb mit den Oberschenkeln am Rand der Tonne hängen und war gefangen. Es ging nicht vor oder zurück, den Ball kann man wegen sowas auch nicht loslassen. Und irgendwelche Hirnis wollen den offensichtlich auch noch haben, denn die ziehen an mir rum. Wir bekamen den verdammten Hund nicht zu fassen und stießen vereint die schwere Tonne um. Chico wurde mit Ball auf den Rasen gespült, schüttelte sich und legte uns das Ding vor die Füße.
War was? Wat hasse denn? Schmeiß endlich wech!

Im Gegenzug hatte er alle Geduld der Welt, wenn man den ganzen Hund mit bunten Wäscheklammern spickte. Einfach, weil man als kleines Kind sowas toll finden. Hundi war nicht so begeistert, aber machte seinen Job als großer Bruder perfekt.
Bei Oma setze er die kleine Küche unter Wasser, während er mit Speichelsturz drauf wartete, daß sie das Leberwurstbrot fertig geschmiert hatte. Dann gab sie ihm die Scheibe in Häppchen und sagte bei jedem Haps: Nun schling doch nicht so, du musst das kauen! Dem Hund stand ins Gesicht geschrieben: Nun quatsch doch nicht so und lass den Nachschub nicht abreissen. Was auch mit ein Grund war, daß er bei Oma durch die Küchentür drängte, als ob er einen SEK-Einsatz fuhr.
Nach der Stulle rollte er sich auf dem Boden zusammen und war zufrieden eingeschnorchelt.

Mit dem Alter kamen, was auch sonst, die Wehwehchen. Die Verletzungen bei der Jagden zeigten auch nach Jahren des jeweiligen Ereignisses, was alles malat war. Damals wurde keine Physio gemacht, damals wurde man wieder, oder eben auch nicht. Damals gab es keine Nahrungsergänzung oder Immunstärkung. Damals gab es keine langen, oder geplanten, Ruhephasen und Phasen des Muskelaufbaus, denn ein Hund hatte zu funktionieren.
Die Grenze von Gebrauchshund und Gebrauchsgegenstand war fließend.

Irgendwann war er plötzlich über 15. Für einen großen Hund unter optimalen Bedingungen schon ein hohes Alter.
Ich schreibe von plötzlich, denn es kommt einem auch heute noch so vor, wenn man Hundehalter ist.
Es ist immer zu früh, es ist immer plötzlich.

Es ging ihm nicht mehr gut. Die körperlichen Probleme nahmen zu, er fiel um. Mehrfach. Konnte allein kaum noch aufstehen.
Und auch, wenn man es nie wahrhaben will, man muss gucken, ab wann man es für sich macht.
Wie lange ist es für den Hund noch gut?
Oder lebt er nur noch, weil ich feige bin?

So kam sein letzter Tag. Er benahm sich wie ein Jungspund, lief nahezu unauffällig, zerfräßte sein Buchenkantholz.
Aber war das so, weil es so war? Oder haben wir es nur so wahrgenommen, weil wir vor allem anderen Angst hatten und ihn nicht verlieren wollten.

Als er nachher im Garten lag, heulten wir.

Wir hatten einen Bruder verloren.

Ein Freund, der bar jeder Vernunft seine (gefühlte) Pflicht erfüllt hat. Der, komme was da wolle, auf uns achtete.
Der auf uns nen großen Haufen schiss, wenn er auf Amors Pfaden wandelte.
Ein Kämpfer, der auch im Traum auf Nachsuche ging.
Ein Freund, mit dem man sich im Garten in die Sonne legte und Schmetterlinge beobachtete.
Ich hab sie angeguckt. Er hat sie gepackt.

So viele Dinge werden in der heutigen Zeit mit Hunden anders gemacht, als es damals der Standard war.
Ich wollte nie einen Hund haben, wenn der damalige Weg der einzige war, einen Hund zu halten.

Hunde waren Besitz.
Hunde waren Arbeitsmaterial.
Hunde waren kaum Haustiere.

Und heute? Gilt für viele Halter obiges leider immer noch.
Doch die Entwicklung geht zum Glück auch weiter.

Hunde sind fühlende Lebewesen.
Hunde sind Kooperationspartner.
Hunde sind Sozialpartner.

Ich lebe und arbeite mit Hunden.
Für Hunde.

Chico, mein großes Löwenherz, verzeih mir, was ich damals nicht wusste.
Man bereut heute das, was gestern hätte sein können.
Ist Reue richtig, wenn man es zu diesem Zeitpunkt nicht besser wusste?
Oder es die Optionen nicht in gleichem Maß gab?

Mein Guter, ich denke oft an Dich.
Du beeinflusst mich immer noch.

Wir sehen uns wieder.

Silvia Dober

Adresse

Am Steinbruch 21a
Lemgo
32657

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Über mich...

Mein Name ist Silvia Dober und ich komme aus Lemgo.

2018 habe ich die Prüfung zur Hundetrainerin beim Veterinäramt Detmold (§11 Ab.8 Nr.8f TierSchG) abgelegt und war bis Juni diesen Jahres in einer Hundeschule in Bad Salzuflen als Trainierin tätig.

Um mein Leistungssprektrum zu erweitern, habe ich Tierpsychologie- Tierhaltung, Tierbetreuung, Tierverhaltenstherapie gewählt.

Ich habe die Ernährungsberaterin für Hunde abgeschlossen und kann nun ein Konzept rund um den Hund anbieten, daß Erziehung, Verhaltensänderung und den Einfluss von Ernährung auf selbige abdeckt.


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